Читать книгу Wer ermordet den Killer? Krimi Quartett 4 Romane Sammelband - Pete Hackett - Страница 20

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Die Nachricht von Tessas Ermordung löste allgemeines Entsetzen aus.

Strother Lynch konnte sich nicht die Bemerkung verkneifen: „Meines Wissens sind Sie als Erster von uns aufgestanden, Reiniger. Wenn mich einer fragt, ich traue Ihnen den Mord glatt zu.“

Bount behielt die Ruhe.

„Okay! Jetzt sind Sie Ihre Meinung los. Jeder von uns hat sich zweifellos längst Gedanken über den Mörder gemacht. Auch ich, Lynch. Die Sache hat nur einen Haken. Weder Sie noch ich, noch einer der anderen kann seine Theorie beweisen. Jeder von uns dürfte inzwischen begriffen haben, dass der Killer nicht lange fackelt. Er hat uns eindeutige Anweisungen hinterlassen. Ich sehe keine andere Möglichkeit, als sie buchstabengetreu zu befolgen, auch wenn mir das noch so sehr gegen den Strich geht.“

„Sind Sie noch zu retten? Sie wollen sich dazu hergeben, diese Galgenvögel zu befreien? Das ist ein Verbrechen. Aber ich habe ja noch nie viel von Ihnen gehalten.“

„Das dürfte inzwischen jedem bekannt sein, Lynch. Wenn Sie eine Möglichkeit sehen zu verhindern, dass der Killer seine Freunde von uns herausholen lässt, dann sagen Sie es. Ich muss leider passen. Wir haben innerhalb kürzester Zeit hier drei Tote. Von den verbliebenen sieben Menschen, die sich noch auf der Ranch befinden, dürften fünf oder sechs unschuldig sein. Ich weigere mich, auch deren Leben noch aufs Spiel zu setzen. Sogar Ihr Leben, Lynch, werde ich nicht opfern, solange es einen anderen Weg gibt.“

Strother Lynch sah den Detektiv missmutig an, sagte aber nichts.

Die Anweisung sah vor, dass Bount zusammen mit Lynch und dem Doc die Gefangenen in Alliance befreite. Alle übrigen sollten als Geiseln zurückbleiben. Es war zweifelhaft, wem der gefährlichere Part zugedacht worden war. Auf jeden Fall wollte Bount nichts tun, was die Geiseln gefährdete. Er fragte sich schon jetzt, wie es weitergehen würde, falls es ihnen tatsächlich gelang, die sechs Gangster freizubekommen. Hatten sie dann ihre Schuldigkeit getan und mussten sterben? Oder hatte sich der geheimnisvolle Boss noch etwas anderes ausgedacht?

Das Frühstück bereiteten Gladys und Mabel Taylor, nachdem Jim und Lynch Tessas Leiche fortgeschafft hatten.

Bei keinem stellte sich der richtige Appetit ein. Sogar Reverend Pool hatte seinen Hunger vergessen.

Nach dem Essen teilten sich die Anwesenden in zwei Gruppen. Der Reverend blieb mit den Frauen und Jim zurück. Die anderen begannen ihren Marsch.

Der Brief enthielt eine Wegskizze. Bount warnte ausdrücklich davor, von diesem Weg abzuweichen. Er dachte an die Sprengsätze, die überall in der Nähe der Farm angebracht sein konnten. Er selbst ging voraus, obwohl es ihm nicht angenehm war, Strother Lynch hinter seinem Rücken zu wissen.

Doc Caan marschierte zwischen ihnen. Er hielt sich eng hinter dem Detektiv und redete pausenlos.

Nach etwas mehr als einer halben Stunde entdeckten sie tatsächlich den angekündigten Wagen. Es war ein dunkelbrauner Chrysler, der im Schatten einer Ulme stand. Die Sonne spiegelte sich in seinen Fenstern und warf ihre Strahlen zu ihnen herüber.

„Jetzt nichts wie weg von der verdammten Ranch“, schrie Strother Lynch. Er rannte an den beiden vor ihm Gehenden vorbei und wollte den Chrysler in seinen Besitz bringen.

„Sie verdammter Idiot!“, schimpfte Bount und setzte hinterher. Er holte ihn auf halber Strecke ein und packte ihn am Kragen. Aber Lynch wollte nicht aufgeben. Seine Faust schnellte vor.

Er war ein kräftiger Bursche. Doch er hatte es zu eilig. Deshalb vernachlässigte er seine Deckung, und Bount Reiniger sah jede kleinste Lücke.

Als der Doc sie schnaufend einholte, gab sich Lynch bereits geschlagen.

Sie legten das letzte Stück bis zum Chrysler zurück. Der Wagen war offen. Der Zündschlüssel steckte. Auf dem Fahrersitz lag wieder ein Brief. Er enthielt die knappe Anweisung:

„Schalten Sie den Recorder ein, und fahren Sie los!“

In dem Abspielgerät unter dem Armaturenbrett war eine Kassette eingelegt. Als Bount die Taste drückte, erklang eine asthmatische Stimme, die deutlich verstellt war. Bount glaubte trotzdem, sie zu erkennen. Er behielt seine Meinung aber für sich. Man würde ihn für verrückt halten.

Die Stimme hechelte eine Fahranweisung herunter. Bount befolgte sie exakt.

Strother Lynch saß neben ihm und starrte finster geradeaus. Doc Caan murmelte hinter ihnen, dass es ganz ausgeschlossen sei, einfach in ein Gefängnis zu spazieren und sechs Schwerverbrecher herauszuholen.

Sie umfuhren Rapid City und gelangten auf Umwegen zur Staatsstraße 79. In der Nähe von Hot Springs wechselten sie auf den Highway 385, den sie bis Alliance nicht mehr verließen.

Wie es nun weitergehen sollte, sagte ihnen der Kerl auf dem Tonband. Er dirigierte sie an der Stadt vorbei bis zu einem Außenbezirk. Das Gefängnis war ein massiver Bau, von einer hohen Mauer umgeben. Das eiserne Tor war verschlossen.

„Im Handschuhfach finden Sie alles Nötige“, klang die Stimme.

Bount Reiniger sah nach. Er zog eine Plastikhülle heraus. In ihr befand sich ein Pass mit seinem Foto. Der Name lautete allerdings auf einen gewissen Dave Carlson.

Die Herkunft des Fotos bereitete Bount kein Kopfzerbrechen. Das hatte jemand mit einem Teleobjektiv geschossen, sobald er als Teilnehmer dieses Coups feststand. Warum man ausgerechnet auf ihn verfallen war, schien ihm auch klar zu sein. Zweifellos hatte sich herumgesprochen, dass er niemals einen Unschuldigen gefährdete. Man war also sicher, dass er alles tun würde, um die Gangster zu befreien.

Außer dem Pass enthielt die Plastiktasche noch ein versiegeltes Schreiben. Schließlich lag noch ein offener Brief dabei. Wie sich herausstellte, handelte es sich um die Kopie des mit amtlichem Siegel versehenen Schreibens. Darin forderte der Gouverneur von Nebraska den Gefängnisdirektor Palmer auf, dem Überbringer dieses Briefes, Rechtsanwalt Doktor Dave Carlson, ein Gespräch mit seinen Klienten Hurt, Bommerfield, Shatson, Munk, Geliert und Rushling zu ermöglichen. Der Gouverneur gab der Hoffnung Ausdruck, dass die Gangster bei der Aufklärung eines anderen Verbrechens behilflich sein könnten.

Keine Frage, dass das Dokument gefälscht war. Doch was passierte, wenn sich Palmer durch ein Telefonat rückversicherte? Auch für diesen Fall hatte der Mann auf dem Tonband seine Anweisungen.

„Sie werden jede Panne verhindern, Reiniger“, sagte er teilnahmslos. „Ich verlasse mich da ganz auf Ihre Geschicklichkeit. Und meine Geiseln tun das auch. Der Brief dient lediglich als Mittel, dass Palmer Sie überhaupt empfängt. Sie werden ihn dann zwingen, einen Wagen für die sechs Männer zur Verfügung zu stellen. Sie können ihm getrost die ganze Wahrheit verraten. Vergessen Sie aber nicht, ihm zu erklären, was passiert, wenn einer seiner Männer hinterher Alarm schlägt. Palmer wird mit Ihnen und den Gefangenen das Gefängnis unangefochten verlassen. Das ist alles. Fangen Sie an, Mister Dave Carlson!“

Auf diese Eröffnung hin zündete sich Bount erst einmal eine Pall Mall an. Er überlegte. Es war zum Verrücktwerden. Ein Unsichtbarer hatte sie völlig in der Hand. Das Leben von vier Geiseln stand auf dem Spiel. Das war der springende Punkt.

Die Gangster wurden früher oder später sicher wieder eingefangen. Sie würden sich hüten, in nächster Zeit ein Verbrechen zu begehen.

„Und was haben wir zu tun?“, wollte Strother Lynch wissen.

„Vermutlich sollen Sie gegenseitig aufeinander aufpassen, dass keiner mit dem Wagen abhaut“, meinte Bount Reiniger. Er fragte sich allerdings, ob der schmächtige Doc dazu in der Lage war.

Es wäre ihm lieber gewesen, wenn sie zu dritt zu dem Direktor hätten gehen können. Aber das wäre natürlich aufgefallen.

Bount verließ den Wagen und läutete an dem riesigen Tor. Nach einer Weile schnarrte eine Sprechanlage. Er wurde nach seinem Anliegen gefragt. Er konnte nur noch hoffen, dass nichts schiefging. Er nannte seinen falschen Namen und erklärte, dass er einen Brief für den Direktor habe.

Eine Klappe öffnete sich. Er musste sich ausweisen und den Brief zeigen. Dann dauerte es wieder eine Weile, bis er zum Leiter des Gefängnisses geführt wurde.

Palmer war ein hochaufgeschossener Mann, der kurz vor seiner Pensionierung stand. Er studierte den Brief und musterte Bount Reiniger mit wachsamen Augen. Dann griff er zum Telefonhörer.

„Was haben Sie vor?“, fragte Bount.

Palmer lächelte verbindlich.

„Ihr Besuch wurde mir nicht angekündigt, Mister Carlson. Wir müssen vorsichtig sein. Bei den sechs Gefangenen handelt es sich schließlich um keine Taschendiebe.“

Bount Reiniger legte die Karten auf den Tisch. Er erklärte Palmer, in welcher Zwangslage er sich befand. Er verschwieg vor allem nicht, dass es bereits drei Tote gegeben hatte und dass er für das Leben der vier Geiseln fürchtete, falls die Forderungen des Killers nicht exakt erfüllt wurden. Lediglich den Standort der Ranch verschwieg er. Er wusste noch nicht, wie sich der Direktor entscheiden würde.

Palmer sagte einige Zeit nichts. Dann seufzte er.

„Hätten Sie damit nicht noch ein halbes Jahr warten können, Mister Reiniger? Dann hätte sich mein Nachfolger daran die Zähne ausbeißen können. Aber dem Burschen werden wir die Suppe versalzen. Meine Männer boxen uns wieder heraus. Ich gebe sofort entsprechende Anweisungen.“

„Nichts werden Sie tun“, widersprach Bount Reiniger. „Nicht nur, dass die ganze Gegend wahrscheinlich vermint ist, ein Fremder wäre schon von weitem zu sehen. Wollen Sie schuld am Tode unschuldiger Menschen sein? Solange wir den Drahtzieher nicht mit absoluter Sicherheit kennen, sind uns die Hände gebunden. Der Killer meint, was er sagt.“

„Und was tun Sie, wenn ich mich trotzdem weigere?“

„Dann zwinge ich Sie. Die Gerichte sollen später entscheiden, ob ich anders hätte handeln können.“

„Sie sind ein erstaunlicher Mann, Mister Reiniger. Ich hoffe nur, dass wir beide einen einsichtigen Richter finden.“

Er ließ einen Wachhabenden kommen und erklärte diesem: „Der Gouverneur schickt mir ein Begnadigungsschreiben für sechs unserer Inhaftierten. Sie haben sich bereiterklärt, uns bei der Aufklärung eines brutalen Verbrechens zu helfen. Ich werde sie persönlich zum Gouverneur begleiten. Sorgen Sie für einen Wagen!“

„Um wen handelt es sich, Sir?“

Der Direktor las die Namen vor. Der Uniformierte rümpfte die Nase.

„Ausgerechnet die? Mit denen hatten wir die meisten Scherereien.“

„Dann wollen wir froh sein, dass wir sie los sind.“

„Wieviel Mann Begleitung, Sir?“

Palmer winkte lässig ab.

„Keinen, Crobb. Die Männer sind begnadigt. Wir müssen nicht mehr auf sie aufpassen.“

„Wie Sie meinen. Ich veranlasse alles Nötige.“

„Ich erwarte den Wagen unten im Hof. Ich brauche wohl nicht extra zu betonen, dass wir den Fall nicht an die große Glocke hängen sollen. Sich dazu zu äußern, ist allein Sache des Gouverneurs. Verstanden?“

„Verstanden, Sir!“

Der Mann stand stramm und zog sich zurück. Der Direktor wandte sich an Bount.

„Zufrieden, Mister Reiniger?“

Der Detektiv schüttelte den Kopf.

„Zufrieden bin ich ganz und gar nicht. Aber ich bin Ihnen dankbar, dass Sie mir nicht noch mehr Schwierigkeiten bereiten.“

Wer ermordet den Killer? Krimi Quartett 4 Romane Sammelband

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