Читать книгу Erbarmungslose Männer auf dem Höllentrail: Wichita Western Sammelband 7 Romane - Pete Hackett - Страница 11

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Sie stießen auf die Fährte der Desperados.

Der Hund, ein breitbrüstiger starker Dobermann, bog hechelnd ab nach Norden. Ein Blick in den Sternenhimmel sagte Saltillo, dass es ungefähr zwei Uhr sein musste. Das Gelände stieg an.

Auf ihren Pferden kamen sie weit schneller voran als der Wagen, der jeden Hügel umfahren musste.

Im Osten kroch ein grauer Schleier über den Horizont. Die Banditen hatten keine Pause eingelegt und den direkten Weg in Richtung nach El Paso eingeschlagen.

Der Dobermann verbellte frischen Pferdedung.

Buck Mercer rutschte aus dem Sattel und bohrte den Finger in einen der Äpfel.

»Noch warm«, brummte er und säuberte sich mit etwas Sand.

»Wie weit sind sie noch vor uns?«, fragte Saltillo eher beiläufig.

»In einer halben Stunde spätestens können wir sie uns schnappen«, antwortete Tortilla-Buck und schielte zum Himmel, der immer heller wurde. »Dann haben wir auch genau das richtige Büchsenlicht.«

»Können sie den Hund gehört haben?«

»Möglich. Wir sollten ihn jetzt zurücklassen. Er bringt mich sonst noch um das Vergnügen, diesen Kerlen die Hutkrempen zu verbeulen. Lassen wir einen der Männer bei ihm?«

»Wird wohl das beste sein. Du hast recht.« Saltillo rief einen der Vaqueros zu sich. Es war Lonzo. Seine acht Kinder würden ohne Vater aufwachsen, wenn dem Mann etwas zustieß. Saltillo gab ihm den Befehl zurückzureiten. »Wir kommen bald nach«, meinte er. »Gib Paco Bescheid, dass er ein kräftiges Frühstück bereithält.«

Tortilla-Buck verzog die Miene zu einem säuerlichen Grinsen, denn seinen ungeliebten Spitznamen verdankte er dem pfiffigen Paco Perez, dem Koch der Hazienda. Paco hatte damit Bucks erstaunlicher Verfressenheit ein Denkmal gesetzt.

Lonzo fügte sich widerwillig in diesen Befehl. Genau wie alle anderen Vaqueros und Peones der Hazienda hätte er für den Jefe seine Hand in jedes erreichbare Feuer gelegt. Fast beleidigt zog er ab, den Hund an einer langen Leine.

In das Grau des Horizonts mischte sich nun ein blasses Rosa. Bis zu einem farbenprächtigen Sonnenaufgang würde es nicht mehr lange dauern. Die Männer ritten wieder an. Saltillo übernahm mit Buck Mercer die Spitze.

Saltillos Haar und sein knallrotes Halstuch flatterten im plötzlich aufkommenden Wind. Er brachte etwas Linderung in die dumpfe Wärme der zu Ende gehenden Nacht. In spätestens einer halben Stunde würde es glockenhell sein.

Die Männer legten jetzt eine schnellere Gangart vor, denn der Canyon war nicht sehr lang. Saltillo wollte die Mädchenhändler noch in diesem Arroyo stellen. Hier gab es kein Entrinnen – schon gar nicht mit einem Planwagen.

Doch tückisch war das Gelände trotzdem. Ab und zu mündeten Seitentäler in den Canyon, einzigartige Gelegenheiten für einen Hinterhalt. Saltillo lockerte den Paterson im Gurt. Buck zog die Rifle aus dem Scabbard und lenkte sein Pferd nur mit einer Hand. Die Vaqueros taten es ihnen nach.

Die Gefahr war fast körperlich spürbar. Der Wind fegte Tumbleweeds über den Sandboden, ausgedörrte und entwurzelte Dornensträucher. Die Sonne meldete sich mit einem Gemisch aus roten und gelben Strahlenbündeln, mit denen sie den Himmel und einige schmale Wolkenbänke verzauberte. Monoton klang das Getrappel der Pferde.

Die Radspuren waren deutlich zu erkennen, ebenso die Hufabdrücke.

»Noch ein paar Minuten«, rief Buck Mercer, »dann haben wir sie.«

»Oder sie uns. Sie können hinter jeder Biegung lauern. Sie müssen uns längst gehört haben.«

»Mal den Satan nicht an die Wand. Das vertrag ich nicht auf nüchternen Magen. O Lord, hab ich einen Hunger!«

»Schieß schneller, wenn‘s soweit ist. Dann kommst du zeitiger an den heißgeliebten Futternapf«, gab Saltillo zurück. Er hielt die Nase in den Wind, als würde er die Banditen wittern.

Vielleicht konnte er das sogar. Buck Mercer war nie zuvor einem Mann mit derart vielseitigen Fähigkeiten begegnet. Und bei ihm bedurfte es einiger Qualitäten, wenn ein Mann ihm imponieren sollte. Saltillo war so ein Mann. Ihn seinen Freund nennen zu dürfen, darauf war Buck nicht wenig stolz.

Sie holten rasch auf. Bald zeigte eine Staubfahne vor ihnen, dass sie sich dem Transport näherten. Saltillo wunderte sich lediglich, dass die Desperados nicht die geringsten Anstrengungen unternahmen, sich vor ihnen zu verbergen. Nach dem, was sie mit Antonio angestellt hatten, mussten sie sich doch ausrechnen, dass er sie nicht ungeschoren ziehen lassen würde.

»Nerven haben diese Bastarde«, rief Tortilla-Buck durch das Trommeln der Hufe. Mit seinem vollen Bass übertönte er noch ein Donnergrollen mühelos. Sein zotteliges Blondhaar, in dem bereits die ersten Silberfäden schimmerten, wehte wie eine Flagge im Reitwind.

In seinen Augen wetterleuchtete es.

Nur noch knapp dreihundert Yard trennten die heranstürmende Kavalkade von den Desperados, die nicht einmal ihr Tempo nennenswert erhöht hatten. Im Gegenteil, jetzt hielten sie sogar an.

»Bande, saufreche!«, knurrte Buck aufgebracht. Mit einem Fluch verhielt er sein Pferd, während Saltillo weitersprengte.

Tortilla-Buck riss den Schaft, seiner »Betsy« an die Wange. Erst dann ließ er sich Zeit. Die Entfernung zu den Banditen war selbst für einen guten Schützen gewaltig.

Sorgfältig zielte er. Die nachfolgenden Vaqueros jagten an ihm vorbei, blieben jedoch wohlweislich aus dem Schussfeld der großkalibrigen Waffe. Buck war bekannt dafür, dass er seine »Betsy« mit Spezialgeschossen fütterte und eine Pulvermischung benutzte, deren Zusammensetzung er nicht einmal Saltillo preisgab.

Das Pferd tänzelte nicht mehr, als Tortilla-Buck ihm die massigen Schenkel gegen den Bauch presste.

Und dann stach eine ellenlange Feuerlanze aus dem klobigen Lauf. Ein Donnern wie von einem Wintergewitter brach sich Bahn im engen Tal, rollte die Felswände entlang, um als grollendes Echo wiederzukommen. Die blaue Qualmwolke verzog sich. Buck Mercers Gesicht war von Rauchpartikeln geschwärzt. Er fletschte die kräftigen Zähne, als er sah, wie einer der Banditen eben aus dem Sattel gehoben wurde, sich einige Yards über dem Boden überschlug, hart aufprallte und reglos liegenblieb.

Er wollte eben auf einen zweiten Desperado anlegen, als ein scharfer Ruf ihn zurückhielt.

»Stopp, ihr verdammten Hunde! Oder es gibt ein Unglück.«

Einer der Mädchenhändler hatte das gebrüllt. Mit seinen Falkenaugen konnte Tortilla-Buck ihn taxieren.

Ein wuchtiger, untersetzter, breitschultriger Mann, der die untere Gesichtshälfte unter einem wild wuchernden schwarzen Bartgestrüpp versteckte. Beine wie zwei Säulen, so dick. Er hatte sie leicht gegrätscht, glich damit einem Bollwerk, gegen das eine halbe Kompanie Soldaten vergeblich anrennen konnte. Ein schwarzer Schlapphut fiel ihm in die Stirn. Um den massigen Körper flatterte ein offener Präriemantel.

»Noch mal so ‘nen Unsinn«, kreischte er, »und es gibt nur noch ein paar Weiberleichen, die ihr abtransportieren könnt.« Das Gewehr hatte er auf die Plane des Wagens gerichtet. »Compadres, überlegt euch gut, was ihr macht, verdammt nochmal.«

Tortilla-Buck hörte Saltillos Stimme. Die Kavalkade der Vaqueros war zum Stehen gekommen.

»Die Fehler habt ihr alle schon selbst begangen. Ihr solltet schon von mir gehört haben.«

Ein hässliches Lachen war die Antwort.

»Haben wir. Du bist doch dieses Großmaul Saltillo, nicht wahr? Ein Halbblut, das den weißen Siedlern in Texas das beste Land zwischen dem Pecos und dem Rio Bravo vorenthält. Du bist ein gehasster Mann, Saltillo. Jetzt willst du dir wohl auch noch das Blut von ein paar blutjungen Mädchen an die schmutzigen Finger schmieren?«

»Lasst die Kanonen fallen!«, fuhr Saltillo ungerührt fort. »Ich garantiere euch ‘ne ordentliche Gerichtsverhandlung, wenn ihr euch ergebt.«

»Sehen wir wirklich so blöd aus, Co manche? Wir wissen genau, auf was wir uns eingelassen haben. Du kannst uns nicht bluffen mit deiner Gerichtsverhandlung. Wir kennen das Urteil jetzt schon.«

Auf dieses Argument hatte auch Saltillo nichts zu entgegnen. Der Bärtige hatte ja recht. Der Haziendero musterte den zweiten Mann, der noch verblieben war, einen älteren, abgerissenen Burschen mit groben Zügen und gelblichem Teint. Ein Hängebart verunstaltete ihn mehr, als er ihn zierte. Speisereste klebten in den Enden.

Auch er hatte ein großkalibriges Gewehr auf die Plane gerichtet, hinter der es auf einmal still geworden war.

»Hört auf sie! Bitte!«, klang dann dumpf eine Stimme unter der staubigen Plane hervor. »Clomstock, Arragon und Fagueras tun, was sie sagen. Sie töten uns!«

Von den Mädchen selbst sah Saltillo auch weiterhin nichts. Sie hatten die Plane hinten zugezurrt.

»Wie viele sind es?«, fragte er, mehr um Zeit zu gewinnen.

Clomstock griente verzerrt.

»Endlich zurück auf dem Boden, Mann? Hast du eingesehen, dass wir unterm Strich die besseren Trümpfe in der Hand haben? Sechs, um genau zu sein, Compadre. Besser, ihr kehrt jetzt um und lasst euch hier nicht mehr sehen. Du hast ohnehin hier nichts zu suchen, Halbblut. Das ist nicht mehr dein Land. Außerdem hast du schon Schaden genug angerichtet.«

Vom Boden kam ein leises Wimmern. Rico Arragon hatte das Bewusstsein wiedererlangt. Er fluchte lästerlich.

»Wo steckt die verdammte Laus, die mir das Ding verpasst hat? Lasst sie mich zerquetschen.«

»Na, dann komm Schon, Freundchen«, meldete sich Tortilla-Buck, der inzwischen ebenfalls herangestapft war. »Mit halben Portionen wie dir nehm ich‘s noch mit geschlossenen Augen auf.«

Rico Arragon versuchte sich zu erheben, sank jedoch stöhnend zurück. Buck Mercer grinste. »Wie kämpft es sich mit ‘nem Streifschuss an den Rippen, hä?«

»Oh, du Misthund hast mich an der Seite erwischt.«

»Natürlich. Genau dorthin hab ich schließlich gezielt. Du kannst mir gelegentlich die Zehen dafür abschlecken, dass ich nicht auf deinen dummen Schädel angelegt hab.«

»Lasst das!«, fuhr Jeff Clomstock rau dazwischen. »Das bringt doch nichts. Die Verhandlungen laufen zwischen Saltillo und mir. Ihr anderen schweigt! Das gilt auch für dich, Rico. Um dich kümmere ich mich später. Wird schon nicht so schlimm sein mit der Verletzung. – Und jetzt wieder zu dir, Comanche.«

Saltillo stand breitbeinig und beherrscht da. Keine Geste, kein Blick verrieten, dass er sich wegen der Drohung des Banditen, die Mädchen niederzuschießen, Sorgen machte. Immerhin, Clomstock sah ganz so aus, als würde er seine Drohung wahrmachen.

Wenn die Desperados erst einmal gefasst wurden, war ihr Leben keinen Pfifferling mehr wert. Die Entführung von jungen Mädchen und Frauen galt gerade in diesem rauen Land als todeswürdige Schandtat.

»Du hast hier nichts verloren, Halbblut«, wiederholte Jeff Clomstock, »das ist dir inzwischen hoffentlich klar geworden.«

»Nichts ist klar«, antwortete Saltillo eisig, »außer einem: Wir hätten gar nicht erst mit euch verhandeln, sondern gleich schießen sollen.«

Tortilla-Buck schnaubte zufrieden. Er münzte Saltillos Einwand als dickes Lob auf sich um.

»Ganz meine Meinung«, brummte er. »Aber ist es denn wirklich schon zu spät dafür? Was wollen diese drei lächerlichen Figuren eigentlich gegen uns ausrichten?«

Der massige Mann setzte sich in Positur. Ein beeindruckender Brustkorb spannte sich unter dem Hemd.

»Du warst nicht gefragt!«, herrschte Clomstock ihn an.

Darauf hatte Saltillo nur gewartet. Der bärtige Desperado nahm die Mündung seines Gewehrs herum und legte auf Tortilla-Buck an, um seinen Unmut über die andauernden Unterbrechungen noch zu unterstreichen. Das war abzusehen gewesen, denn Buck Mercer hatte sein loses Mundwerk noch nie im Zaum halten können.

Und damit war endlich Saltillos Chance gekommen. Zwischen ihm und dem zweiten unverletzten Banditen befanden sich die Vaqueros. Der dritte Bandit war genug mit sich und seinen Schmerzen beschäftigt. Er wimmerte und stöhnte wie ein verlassenes Hündchen.

Der Griff zum Colt kam so blitzartig, dass die Bewegung nicht mehr mit bloßen Augen zu verfolgen war. Genauso blitzschnell hatte er auch gezielt. Der Colt und Saltillos Hand verschmolzen zu einer Einheit.

Schon fiel der Hammer auf die Patronenkammer. Der Colt krachte.

Clomstock bemerkte erst nach einer Schrecksekunde, dass sein Gewehr plötzlich kein Schloss mehr besaß. Die Kugel aus Saltillos Revolver hatte es zerfetzt und die Waffe damit unbrauchbar gemacht. Und seinen eigenen Colt zu ziehen, dazu kam Jeff Clomstock nicht mehr. Einige Vaqueros schalteten und warfen sich auf den Banditen, deckten ihn zu mit ihren Leibern und hieben auf ihn ein.

Der alte Fagueras kam da nicht mehr mit. Er sah nur, dass alles schief lief. Und weil er selten selbständig nachdachte, wollte er wenigstens tun, was ihm aufgetragen war. Den Lauf, mit einer tödlichen Schrotladung gefüllt, legte er auf den Aufbau des Planwagens an. Sein Finger krümmte sich um die beiden Abzüge.

Buck Mercer sah das Unheil voraus. Fagueras würde ein Blutbad anrichten, wenn er zum Schuss kam.

Da schoss Tortilla-Buck los wie eine chinesische Feuerwerksrakete. Er jaulte dabei auch so ähnlich und lenkte die Aufmerksamkeit des alten Desperados damit für den entscheidenden Sekundenbruchteil auf sich.

Dann hatte er die doppelläufige Flinte schon in den Pranken, entriss sie dem völlig verdatterten Fagueras und hieb ihm den Schaft um die Ohren.

Der Alte taumelte, presste die Hände seitlich gegen den Kopf, verdrehte die Augen und verlor das Gleichgewicht. Nach ein paar Drehungen stürzte er wie ein gefällter Baum zu Boden.

Buck Mercer sah sich um, ob seine Hilfe noch gebraucht wurde. Doch Saltillo und die Vaqueros hatten die Lage nun im Griff.

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