Читать книгу Erbarmungslose Männer auf dem Höllentrail: Wichita Western Sammelband 7 Romane - Pete Hackett - Страница 12

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Es waren sechs Mädchen, die nacheinander aus dem Wagen kletterten, wo sie eng zusammengepfercht zwischen den Vorräten gesessen hatten.

Saltillo schnitt als erstes die Handfesseln durch, während sich Buck um das Einsammeln der Banditen kümmerte.

Die Mädchen stellten sich vor. Verschüchtert und ängstlich sahen sie aus. Bis auf eines, obwohl es ebenfalls noch keine Zwanzig sein konnte. Doch Maria Leto war unschwer anzumerken, dass sie längst zur Frau gereift war. Ihre Stimme klang rau und genau in jenem Grad sinnlich, wie viele Männer das bei Frauen schätzten.

»Endlich kommen wir aus diesem Mief raus«, seufzte sie. »Es war kaum mehr auszuhalten dort drinnen.« Sie fuhr sich mit den Fingern ordnend durch das pechschwarze Haar. Von einem Ohr baumelte ein tellergroßer Zigeunerring. Ihre Lippen leuchteten in einem natürlichen Rot. Glutäugig schaute sie Saltillo an.

»Du bist also der großartige Haziendero«, meinte sie, »jener Mann, von dem es bei uns in Mexiko schon Legenden und Lieder gibt. Wie schön, ausgerechnet von dir gerettet zu werden. Ich werde mich natürlich erkenntlich zeigen …«

Der Blick, den sie Saltillo dabei zuwarf, ließ keinen Zweifel darüber offen, wie sie sich diese »Dankabstattung« vorstellte. Sie wollte selbst auf ihre Kosten kommen.

Saltillo verzichtete gern darauf. Aufdringliche Frauen waren ihm von jeher ein Gräuel, auch wenn sie so blendend aussahen wie dieses frühreife Gör aus Mexiko, das wohl nur versehentlich in diesen Transport geraten sein konnte. Bestimmt hatte Maria keine Erinnerung mehr, vor wie vielen Jahren ihre Jungfräulichkeit noch intakt gewesen war. Sie hatte die einschlägigen Erfahrungen gewiss lange hinter sich.

Ganz im Gegensatz zu den anderen Mädchen aus dem Wagen. Rot übergossen und ihre Blößen schamhaft bedeckend standen sie vor den Männern. Sie wirkten eingeschüchtert, zitterten am ganzen Körper. Sie waren zwischen vierzehn und fünfzehn Jahren alt.

Saltillo sorgte dafür, dass ihnen Decken um die bebenden Schultern gelegt wurden, und als diese restlichen fünf Mädchen ihn dann anblickten, waren ihre Blicke von einer anderen Dankbarkeit geprägt als jene von Maria Leto.

Saltillo begann zu ahnen, dass er sich mit ihrer Rettung nichts als Schwierigkeiten eingehandelt hatte. Frauen wie Maria Leto zogen das Unglück an wie ein Magnet. Der Haziendero wich ihr und ihrem lasziven Geplapper aus, nachdem er sie einem beiläufigen Verhör unterzogen hatte.

Viel war dabei nicht herausgekommen. Er erfuhr lediglich die vollen Namen der Banditen und dazu noch einige schmutzige Details vom Verlauf ihrer einwöchigen Reise von Hermansillo herauf, die seinen Abscheu vor den drei Desperados nur noch bestärkte. Alle drei hatten sich nicht gescheut, sich die Mädchen unterwegs zu unterwerfen.

Keine der jugendlichen Mexikanerinnen war freiwillig mitgekommen. Sie wurden aus Kaschemmen geholt und aus Tabernas, zuerst gelockt, danach geschlagen. In vielen Fällen hatte ein Handgeld den Besitzer gewechselt.

»Das ist so üblich«, erklärte Maria Leto gleichmütig. »Fünfhundert Pesos haben sie für mich hingeblättert, weil ich auch singen und tanzen kann. Und dann lebt man bei den Gringos natürlich besser als in meinem dreckigen Kaff. In Santa Fé oder Frisco kann ich noch Karriere machen.«

»Und du bist nicht böse, dass wir dich nun befreit haben?«

»Wieso das? Ich hätte sonst gewiss einige Zeit für eine fremde Tasche arbeiten müssen. So aber kann ich meinen Lohn von der ersten Stunde selbst einstreichen.«

Saltillo hatte ob solcher Offenheit kopfschüttelnd auf weitere Fragen verzichtet.

Buck Mercer hatte es inzwischen nicht für notwendig gehalten, die drei Desperados zu fesseln. Fagueras war immer noch betäubt, Rico Arragon schwebte zwischen Bewusstsein und Ohnmacht. Jeff Clomstock war von den Vaqueros so verprügelt worden, dass er kaum mehr aus den Augen sehen konnte.

»Kann ich mit ihm reden?«, erkundigte sich der Haziendero.

»Aber ja doch«, meinte Tortilla-Buck gemütlich und stieß den Banditen mit der Stiefelspitze sanft gegen die Rippen.

Jeff Clomstock brüllte auf. Vermutlich hatte er auch hier einige Quetschungen davongetragen.

»Siehst du? Er bringt den Mund schon wieder auf.«

»Hat er schon was gesagt?«

Tortilla-Buck schüttelte unzufrieden den Kopf.

»Er ist uneinsichtig«, salbaderte er im Tonfall eines Sonntagspredigers. »Vielleicht sollten wir ihm das Gebiss stückweise aus dem Kiefer nehmen, damit es etwas Platz für die richtigen Wörter gibt.« Der blonde Hüne schaute Saltillo hoffnungsvoll an, aber der ging nicht darauf ein.

»Auf eigene Rechnung haben diese Galgenvögel bestimmt nicht gearbeitet«, sagte er schließlich nachdenklich und rubbelte das glattrasierte Kinn. Im Gegensatz zu Tortilla-Buck legte Saltillo Wert auf ein gepflegtes Äußeres. Zu einer schwarzen Hose mit der roten Mexikanerschärpe trug er ein blütenweißes Hemd. »Ich möchte zu gern wissen, wer der Auftraggeber ist. Meist stecken ganze Syndikate hinter dem Mädchenhandel. In letzter Zeit wird sehr viel von derartigen Transporten geredet – zu viel, möchte ich meinen.«

»Du willst dich in diese Sache einkaufen?« Tortilla-Buck strahlte über das ganze verwegene Gesicht. »Soll das heißen, dass wir wieder mal ein Fass aufmachen?«

Saltillo konnte sich das Schmunzeln nicht verkneifen. Tortilla-Buck war unverbesserlich. Seine Sucht nach Abenteuern blieb ungebrochen. Die harte Arbeit auf der Hazienda war ihm nicht genug. Er brauchte die Abwechslung so notwendig wie die Luft zum Atmen.

»Nimm es nur nicht leicht«, mahnte er wieder ernst. »Wir wissen nicht, worauf wir uns einlassen. Deshalb behalte ich meine Finger auch lieber bei mir. Wir werden nur dann etwas unternehmen, wenn die Bande es nochmals wagen sollte, auch nur einen Fuß auf meinen Grund und Boden zu setzen.«

Tortilla-Buck schaute enttäuscht drein. »Und was geschieht mit den Mädchen?«

»Die meisten sind Waisen. Keine will dorthin zurück, wo sie hergekommen ist. Vorerst bringen wir sie auf die Hazienda. Dort werden wir weitersehen. Vorerst sind die Mädchen meine Gäste. Wenn sie anstellig sind, lässt sich sicher für die eine oder andere auch eine vernünftige Beschäftigung finden.«

»Und was ist mit den Banditen? Du willst diese Mistkerle doch nicht etwa laufen lassen?«

»Wo denkst du hin? Natürlich nicht. Sobald sie sich etwas erholt haben, wirst du sie auf den Wagen laden und zum Sheriff von El Paso bringen. Bestell ihm Grüße von mir und richte ihm aus, dass ich in ein oder zwei Tagen nachkommen werde, um Anzeige zu erstatten und ein ausführliches Protokoll abzuliefern. Bis dahin soll er sie einlochen.«

»Und du willst wirklich nicht wissen, wer der Auftraggeber ist?«, bohrte Buck Mercer ungläubig nach.

Saltillo schüttelte den Kopf. »Das ist allein Sache des Sheriffs.«

Erbarmungslose Männer auf dem Höllentrail: Wichita Western Sammelband 7 Romane

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