Читать книгу Erbarmungslose Männer auf dem Höllentrail: Wichita Western Sammelband 7 Romane - Pete Hackett - Страница 21

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Maria Leto wurde in einen kahlen, aber warmen Kellerraum geführt. Er war fensterlos. Wovon die Mexikanerin jedoch nichts ahnte, waren die schalldicht isolierten Wände. Kein Laut drang in die oberen Räume, geschweige denn auf die Straße hinaus.

Ihr erging es nicht anders als den meisten anderen Besuchern auch, die Dr. Miguel Gomez zum ersten Mal zu Gesicht bekamen – sie erschrak bis ins Mark. Sie war schon einer Vielzahl hässlicher Menschen begegnet, aber der Advokat mit seiner Fettleibigkeit übertraf sie in dieser Hinsicht alle bei Weitem. Sein Anblick flößte unwillkürlich Furcht ein. Sie kam sich erdrückt und winzig vor, jetzt, wo sie sich allein mit ihm in dem kleinen Raum aufhielt.

Gomez zog die winzigen Augenbrauen für einen Augenblick unwirsch zusammen. Er war an solche Reaktionen gewöhnt, aber sie gefielen ihm nicht, auch wenn er sehr gut wusste, dass er alles andere als eine Schönheit war. Damit hatte er sich längst abgefunden.

Seine Befriedigung holte er sich auf anderen Gebieten. Er war bereits wohlhabend und wollte noch reicher werden. Er besaß bereits Macht, aber sie reichte ihm noch nicht. Er wollte der Mächtigste sein.

Und dieses Mädchen sollte ihm einen Schritt zu diesem Ziel weiterhelfen. Freilich nur als Leiche, doch das bekümmerte Dr. Miguel Gomez wenig.

Er stierte sein Opfer – wie er meinte – freundlich an, doch aus seinem Mienenspiel war nichts zu lesen. Es war einfach nicht vorhanden. Und so saß er nur da und verbreitete Furcht.

Deshalb musste er seine Worte sehr sorgfältig wählen, um Vertrauen zu erwecken.

»Ich weiß, dass ich ein hässlicher alter Mann bin«, begann er, und sein Kaulquappenmund zog sich ein wenig in die Breite. »Aber das soll Sie nicht stören, Señorita. Ich möchte Ihnen helfen. Und ich kann das, Mister Clomstock hat mir schon kurz berichtet. Können wir jetzt Einzelheiten erörtern? Ich höre Ihnen gern zu.«

Damit hatte er bei Maria Leto bereits den ersten Stein im Brett. Endlich fand sich jemand, bei dem sie ihren aufgestauten Hass in Schimpftiraden abladen konnte. Sie fand in Dr. Miguel Gomez einen geduldigen Zuhörer, auch wenn er manchmal den Eindruck machte, er sei eingeschlafen.

Dann öffneten sich die Augen wieder ein wenig, und er stellte gezielte Zwischenfragen, die Maria Letos verbalen Lavastrom immer wieder zum Fließen brachten.

Am Schluss war die Mexikanerin ihre Version der Vorgänge des vergangenen Abends komplett losgeworden.

Dr. Miguel Gomez schnaubte ein wenig.

»Das ist ja allerhand«, meinte er gespielt entrüstet. »Sie sind natürlich bereit, Ihre Aussage zu bezeugen?«

Maria Leto hatte ein äußerst getrübtes Verhältnis zur Wahrheit. Deshalb nickte sie jetzt heftig.

»Halb totgeschlagen haben sie mich. Ich habe Flecken am ganzen Körper.« Sie sprang von ihrem Stuhl auf und zerrte den Rock bis zum Schambein hinunter. »Sehen Sie nur, hier!«, ereiferte sie sich. »Das war die Peitsche von diesem Kreolenweib. Ein richtiges S hat sie mir auf den Bauch gezeichnet.«

Verständnis heischend starrte sie Gomez an.

Der nickte und dachte, dass dieses »S« auch für Saltillo stehen mochte. Damit ließ sich bestimmt etwas anfangen.

»Ich werde jetzt ein umfangreiches Protokoll aufsetzen«, fistelte Dr. Miguel Gomez. »Und das werden Sie dann vor Zeugen unterschreiben.«

»Ich kann nicht schreiben. Ich kann auch nicht lesen«, platzte Maria Leto heraus.

»Aber das macht doch nichts. Dafür haben wir doch unsere Zeugen. Es reicht vollkommen, wenn Sie in ihrer Anwesenheit Ihre Kreuzchen machen.«

»Wirklich?«, fragte die Mexikanerin misstrauisch.

»Aber ja, doch.«

»Und was wird dann mit diesem Saltillo geschehen?«

»Er wird voraussichtlich zu einem empfindlichen Schmerzensgeld verurteilt, das dann an Sie zur Auszahlung gelangt.«

»Was? Ich bekomme Pesos für die paar Klapse?« Maria Leto verbesserte sich schnell. »Ich meine, dafür, dass sie mich halbtot geprügelt haben?«

»So ist es! mein Kind. Lassen Sie das alles nur meine Sorge sein. Dann kommt schon wieder alles ins rechte Lot. Vertrauen Sie mir.«

Maria Leto kaute unschlüssig auf ihrer Unterlippe herum. Entdeckte sie auf einmal ihr Gewissen?

Doch dann straffte sich ihr junger Körper.

»Ich unterschreibe alles, was Sie wollen«, sagte sie. »Hauptsache, dieser Bastard bekommt seine Lektion erteilt.«

»Die bekommt er ganz gewiss, mein Kind.«

Aber Maria Leto war immer noch nicht ganz beruhigt.

»Muss ich dann vor einem Richter meine Aussage wiederholen?«, fragte sie vorsichtig, denn bei diesem Gedanken war ihr nicht wohl.

»Nein. Sie befinden sich hier in einer zivilisierten Stadt. Das lässt sich alles schriftlich erledigen. Es wird zu keiner Gegenüberstellung kommen, falls Sie das meinen.«

Maria Leto atmete hörbar auf.

»Kommen Sie, mein Kind. Unterschreiben Sie hier.« Gomez schob ihr einen Briefbogen hin. Er selbst saß auf einer zweisitzigen Couch ihr gegenüber. »Machen Sie rechts unten jetzt Ihre Kreuze, da, wo mein Finger hinzeigt.«

Die junge Puta wunderte sich.

»Da steht ja gar nichts.«

»Sie werden müde sein und hungrig. Warum soll ich Sie warten lassen, bis der Schriftsatz fertig ist? Sie brauchen vor allem Ruhe. Sie wirken recht erschöpft. Ich habe veranlasst, dass Ihnen ein warmes Bad bereitet wird.«

Zögernd griff Maria Leto nach dem Federkiel, den Dr. Miguel Gomez ihr hinhielt.

»Nun machen Sie schon. Ich will Ihnen ja nur helfen. Denken Sie, ich bin zu meinem Vergnügen so früh aufgestanden? Schließlich bin ich ein vielbeschäftigter Mann. Wenn Sie natürlich auf die tausend Dollar Schmerzensgeld verzichten wollen …«

Maria Leto glaubte sich verhört zu haben. Sie verschluckte sich und hüstelte.

»Was?«, stammelte sie. »Haben Sie tausend Dollar gesagt?«

»Gewiss. Das ist die übliche Entschädigung in derartigen Fällen. – Keine Sorge, Mister O'Hara wird bezahlen. Für ihn ist das nur ein Klacks. Außerdem ist er viel zu beschäftigt, um sich auf langwierige gerichtliche Auseinandersetzungen einzulassen.«

Da machte Maria Leto ihre drei Kreuze.

Dr. Miguel Gomez faltete den Briefbogen sorgfältig zusammen und ließ ihn in den Falten seines merkwürdigen Gewandes verschwinden.

»Sehr vernünftig«, lobte er und erhob sich ächzend. »Ich werde Sie jetzt für ein paar Minuten allein lassen. Bis Bad und Frühstück fertig sind«, fügte er hinzu.

Er watschelte an Maria Leto vorbei zur Tür.

»Bis bald«, sagte er noch und zog die dicke, mit Lederresten und Pferdehaar gepolsterte Tür hinter sich ins Schloss.

Auf dem kahlen Flur wartete ein Hüne, glatzköpfig, mit gewaltigen Muskelsträngen bepackt. Sein nackter Oberkörper glänzte fettig. In der Hand hielt er eine zusammengerollte Bullpeitsche.

»Du kannst jetzt zu ihr«, meinte Dr. Miguel Gomez beiläufig. »Aber vergewaltige sie nicht, Mano!«

Erbarmungslose Männer auf dem Höllentrail: Wichita Western Sammelband 7 Romane

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