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Seit Maria Leto die Hazienda verlassen hatte, war gerade eine knappe Stunde vergangen.

Layla Sheen kam von selbst darauf. Sonst hätte Saltillo sie entsprechend motiviert. Sie saßen noch im Zimmer, denn schlafen konnten sie nicht. Die Kreolin kaute an ihren Nägeln, ohne sie jedoch abzubeißen. Das tat sie manchmal, wenn sie ein schlechtes Gewissen hatte.

»Vielleicht waren wir doch etwas zu streng mit ihr«, begann sie. »Die Kleine hat schließlich einiges hinter sich. Sie kann nichts dafür, dass sie so geworden ist. Wir hätten mehr Verständnis aufbringen sollen und ein wenig mehr Geduld.«

»Wir?«, wunderte sich Saltillo, stichelte dann aber nicht weiter. Er wollte Layla nicht mehr reizen, als ihr hitziges Temperament es vertrug.

Layla blitzte ihn dann auch nur kurz aus ihren dunklen Kohleaugen an.

»Ja«, sagte sie fest. »Wir Frauen reagieren nun mal empfindlich darauf, wenn ihnen ein Mann den Hintern versohlt. Besonders dann, wenn eine andere Frau Zeugin ist.«

»Sie tut dir auf einmal leid?«

»Ja, verdammt noch mal. Als ob du das nicht genau wüsstest. Du denkst doch dasselbe wie ich.«

»Allerdings. Ich wollte nur abwarten, bis du meine Entscheidung auch zu der deinen machst. Letzten Endes hat sie ja dich angegriffen. – Sie kann noch nicht sehr weit gekommen sein. Nicht einmal Schuhe trägt sie.«

»Sie hat nie welche besessen. Durchkommen wird sie wahrscheinlich auch ohne unsere Hilfe. Doch ich fühle mich einfach wohler, wenn sie noch ein paar Tage auf der Hazienda bleibt. Bis El Paso ist es weit, und es treibt sich zu viel Gesindel herum in der letzten Zeit. Ich müsste mir Vorwürfe machen, wenn ihr nun etwas zustieße.«

»Du hast recht. Ich bin froh, dass du dich so entschieden hast. Ich werde Joaquin hinter ihr herschicken.«

»Ob sie freiwillig zurückkehren wird?«

»Maria Leto denkt ziemlich einfach, aber sie ist nicht dumm. Sie wird an unsere Schuldgefühle appellieren und dabei ihren Schnitt zu machen versuchen. Ein paar hübsche Kleider werden immer für sie herausspringen. Du hast doch schon an etwas Ähnliches gedacht.«

Layla Sheen errötete.

»Ich habe ganze Schränke voll davon«, meinte sie. »Und sie hat nichts.«

Frauen!

Saltillo würde nie hinter diese Denkweise kommen. Noch vor einer Stunde hätten sich die beiden liebend gern umgebracht. Und jetzt entdeckte Layla auf einmal ihre gemeinsame Weiblichkeit.

»Rufst du jetzt nach Joaquin?«

Saltillo stand auf und küsste Layla auf die Stirn.

»Du weißt, dass ich dir keinen Wunsch abschlagen kann, mein Engel.«

»Aber wenn sie dann auf der Hazienda bleibt, wirst du ihr aus dem Weg gehen und nachts die Tür verschließen und die Fenster verrammeln.«

»Selbstverständlich. Deinen Zorn halte ich nicht auch noch aus. Ich bin schließlich nur ein Mann.«

Layla Sheen lächelte leicht.

»Vor allem bist du mein Mann«, sagte sie. »Und ich bin eifersüchtig.«

Erbarmungslose Männer auf dem Höllentrail: Wichita Western Sammelband 7 Romane

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