Читать книгу Erbarmungslose Männer auf dem Höllentrail: Wichita Western Sammelband 7 Romane - Pete Hackett - Страница 13

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Tortilla-Buck brabbelte unwirsch vor sich hin. Seit einer Stunde war er unterwegs mit seiner Fracht. Der Auftrag, den ihm Saltillo zugeteilt hatte, gefiel ihm nicht. Er hätte die glattere Lösung bevorzugt, lebte er doch in einer Zeit und in einem Land, da noch weitgehend das Faustrecht herrschte. Kein Hahn krähte danach, wenn irgendwo ein Viehdieb oder ein Revolverheld am nächstbesten Ast baumelte.

Nur in den größeren Städten begann sich dieses Bild allmählich zu ändern. Mit den Beamten der Regierungsstellen und dem wachsenden Wohlstand waren auch die Sternträger aufgetaucht, die sich freilich in Buck Mercers Augen nur wichtig machten und im Übrigen so notwendig waren wie eine Prise Salz auf einer Portion Pökelfleisch.

Und deshalb war Tortilla-Buck, ein Haudegen von altem Schrot und Korn, mit sich und der Welt unzufrieden. Und ausnahmsweise auch mit Saltillo, der mit all diesen verrückten Neuerungen offenbar einverstanden war.

Das Gelände war immer noch schwierig. Der Wagenkasten hinter ihm schaukelte gefährlich über die Unebenheiten des Bodens. Da griente Tortilla-Buck verbissen. Er drehte den Kopf, um einen Blick nach hinten zu werfen.

»Na, Compadres?«, fragte er. »Gefällt‘s, euch im Wagen? Ich pass auch immer schön auf, dass die Räder auch ja keine Furche auslassen!«

Gefesselt waren die Banditen immer noch nicht. Fagueras war wieder bei Bewusstsein und starrte blöde vor sich hin. Der Hieb mit dem Schaft der eigenen Waffe hatte seinen Denkapparat empfindlich durcheinandergebracht, auch wenn Buck mutmaßte, dass da nicht viel kaputt zu machen war. Fagueras war schon vorher ein hirnloser Trottel gewesen, ein stupider Befehlsempfänger dazu.

Außer Gefecht gesetzt war auch noch Rico Arragon. Die Kugel war in seinem Oberbauch stecken geblieben und verursachte krampfartige Schmerzen, nachdem der Wundschock abgeklungen war. Doch Arragon sollte durchkommen, wenn er innerhalb einiger Stunden unter das Messer eines geschickten Arztes kam.

In El Paso gab es gleich mehrere davon. Die Stadt wuchs von Monat zu Monat. Vor ein paar Wochen hatten sie sogar einen eigenen Richter eingesetzt, weil sich immer mehr lichtscheues Gesindel in der Grenzstadt sammelte. Judge Harris hieß der Mann. Tortilla-Buck kannte ihn nicht.

»Brrr«, machte Buck zu den Pferden, und der Wagen kam zum Stehen. »Sieht ganz so aus, als ob ich mich ein wenig um Mister Clomstock kümmern müsste. Holla, Amigo, du machst schon wieder einen viel zu frischen Eindruck. Soll ich dir die Nase ein wenig nachpolieren?«

Jeff Clomstock stöhnte gepresst. Er sah übel aus. Die Blutergüsse begannen eine gelblich-grüne Tönung anzunehmen.

»Siehst aus wie ein Kuhfladen«, brummte Tortilla-Buck, »aber mich täuschst du nicht. Hinter deiner Affenstirn heckst du doch bestimmt schon wieder neue Gemeinheiten aus, stimmt‘s? Ich fühl mich einfach wohler, wenn ich dir ein paar nette Hanfmanschetten verpasst hab.«

Buck sprang vom Kutschbock und kam federnd auf – eine respektable Leistung für einen Mann seines Gewichts.

Stricke lagen genügend herum. Er brauchte nur einen aus dem Wagenkasten zu holen. Dabei beugte sich Buck weit vor.

Er erkannte zu spät, dass Jeff Clomstocks Bein jäh hochschnellte. Er sah nur mehr Sohle und Absatz auf sich zukommen, ungeheuer rasch größer werden. Dann explodierte der Tritt auch schon an seiner Stirn.

Ein Funkenregen kreiselte vor Tortilla-Bucks Augen. Er verlor die Orientierung, stolperte ein paar Schritte rückwärts, fiel über einen Stein und schlug der Länge nach hin.

Ein wildes Triumphgeschrei war das letzte, was er bewusst wahrnahm.

Zunächst wenigstens, denn Tortilla-Buck besaß den härtesten Schädel zwischen Mexico City und Washington. Dazu verfügte er über das Reaktionsvermögen einer Klapperschlange.

Als er wieder klar war, sah er das Messer aufblitzen. Der Stahl raste auf ihn zu, darüber das hassverzerrte Gesicht Jeff Clomstocks.

Gedankenschnell drehte Buck den Kopf zur Seite. Die Klinge barst wenige Inches neben seinem Ohr an jenem Stein, über den er gestolpert war.

Klebrig rann es ihm über den Hals. Buck hatte noch nicht wieder all seine Sinne beisammen. Doch sein sechster Sinn für die Gefahr funktionierte bereits wieder brauchbar:

Er ließ ihn blind zuschlagen. Wie Keulen kreisten seine Arme. Irgendwie geriet Jeff Clomstock zwischen diese blindwütend geführten.Hiebe. Er jaulte auf. Der Schrei hatte kaum mehr etwas Menschliches. Dabei musste es ihm schon weh tun, wenn er nur versuchte, die Stirn zu runzeln, so zerschlagen war sein Gesicht.

Jäh ließ Clomstock von seinem Opfer ab. Er sah wohl ein, dass er in seinem derzeitigen Zustand auch nichts gegen einen angeschlagenen Buck Mercer ausrichten konnte. Wie der Glöckner von Notre Dame schlurfte er wimmernd zu den Pferden.

Eines der Zugtiere hatte er schon ausgeschirrt. Ächzend schwang er sich auf den ungesattelten Pferderücken, packte die Trense und klopfte schwächlich mit den Fersen gegen den Pferdebauch.

Das Tier setzte sich in Bewegung. Langsam erst, dann immer schneller. Wie durch ein Wunder hielt sich Clomstock auf dem Tier, bis er Bucks nur allmählich wieder klarer werdendem Blickfeld entschwand. Er tauchte zwischen den Bäumen des Kiefernwäldchens unter, das zusammen mit einigen Sumpfeichen einen schmalen Bachlauf säumte.

Buck stützte sich auf die Ellbogen. An eine Verfolgung war nicht zu denken. In seinem Kopf ging es zu wie in einem Ameisenhaufen. Er tat sich schwer, überhaupt einen klaren Gedanken zu fassen. Der Schädel schien auf die doppelte Größe angeschwollen. Er hätte jetzt nicht gewagt, eine normal breite Tür zu passieren aus Furcht, sich dabei die Ohren abzureißen.

Trotzdem zwang sich der Hüne in die Höhe, schöpfte tief Atem und schüttelte unwillig den Kopf.

Das hätte er nicht machen sollen.

Jetzt kribbelten die Ameisen Amok.

Ihm wurde übel. Der massige Mann schwankte wie ein Schilfrohr im Wind. Der Boden unter seinen Füßen gab sich alle Mühe wegzurutschen, aber der zähe Tortilla-Buck blieb auf den Beinen.

Ganz langsam bekam er wieder Ordnung in sein Denken, in sein Fühlen und in das Gedächtnis.

Jeff Clomstock war geflohen. Nun, daran war nichts mehr zu ändern. Buck war derzeit nicht imstande, die Verfolgung aufzunehmen. Er zweifelte ernsthaft daran, dass er im Lauf der nächsten Tage dazu in der Lage sein würde.

Doch da waren ja noch die anderen beiden Banditen.

Tortilla-Buck walzte los wie ein vorsintflutliches Ungeheuer, stampfte durch Büsche und Sträucher zur Rückfront des Wagens.

Dann stieg ihm süßlicher Geruch in die Nase. Er kannte ihn nur zu gut. So roch nur frisches Blut.

Tortilla-Buck konnte ein kleines Fass Whisky leeren, ohne dass ihm davon übel wurde, doch nach einem Blick in das Innere des Kastens packte ihn das Grauen mit eisiger Faust, brachte ein Würgen seinen Adamsapfel zum Hüpfen. Und schließlich übergab er sich.

Jeff Clomstock hatte dafür gesorgt, dass es außer ihm und den Mädchen keine Zeugen mehr für die Entführung gab. Der bärtige Bandit hatte seinen beiden Kumpanen kurzerhand die Kehle durchschnitten.

Rico Arragons Stiefel lagen neben dem rechten Knie des Leichnams. Sie waren umgestülpt. Einer hatte eine versteckte Scheide im Schaft. Da wusste Buck Mercer auch, woher Jeff Clomstocks Messer stammte.

Erbarmungslose Männer auf dem Höllentrail: Wichita Western Sammelband 7 Romane

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