Читать книгу Hull Storys - Peter Empt - Страница 17
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Am Donnerstagmorgen frühstückte Robert zu Hause. Er überlegte, ein im Obergeschoß nicht benutztes Schlafzimmer als Musikübungsraum umzubauen. Der Raum war minimal mit Möbeln bestückt, sodass nur Platz für Recorder, Verstärker, Notenständer und ein Stellplatz für seine verschiedenen Bassinstrumente geschaffen werden musste. Er besichtigte den Raum und stellte befriedigt fest, dass ein Bett mit einer Breite von 1,4 Metern nur etwas zu verschieben war.
Nachdem er die Einrichtung als Übungszimmer komplettiert hatte, studierte er die Partitur von Frank, insbesondere die Bassspur, auf welche Art sie mit der Drumspur korrespondierte. Auch hörte er mehrfach das Original der Floyd-Nummer „Hey You“. Das Stück fand er in den Vocal Parts und im Gitarrenpart sehr anspruchsvoll. Er war gespannt, ob die jungen Rollers das in der erforderlichen Qualität stemmen würden. Allerdings kannte er nicht die Anforderungskriterien des Musikwettbewerbes, um den es hier ging.
Gegen 11.45 Uhr ging Robert hinüber in das Rathaus zu dem Termin mit Joshua O’Bready.
Wie fast immer telefonierte Josh, anscheinend jetzt in seiner Funktion als Reverend, denn er winke Robert durch Zeichen, draußen zu warten. Nach etwa zehn Minuten rief Josh ihn herein.
„Hi Robert, wie geht’s bei der Suche nach deiner Zukunft?“, fragte er lächelnd.
„Ja, die Erbangelegenheit habe ich geregelt, wie ich andeutete. Auch steht ein Job als eine Art Hafenkapitän oder Regionalkapitän in Aussicht und ich habe die Rollers von Jennifer O’Toole getroffen, denen ich voraussichtlich als Bassist aus einer Klemme helfen kann!“
„Wow, das hört sich gut an, ist aber ziemlich viel für den Anfang! Was hast du auf dem Herzen oder wie kann ich dir helfen, Robert?“
„Josh, mit 27 Jahren bin ich zur See gegangen. Bis zu dem Alter habe ich es verpasst, über eine Frau und über Familie nachzudenken. Danach gab es keine Gelegenheit und es machte auch keinen Sinn, eine dauerhaft feste Verbindung einzugehen. Jetzt bin ich 45 Jahre und habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wie ich als demnächst sesshafter Mann mit einer Frau zusammenleben könnte. Ich möchte aber eine bürgerliche Frau als Partnerin haben. Um es genau zu sagen, ich habe Angst vor dem Schritt in die Richtung. Deshalb lebe ich im Augenblick mit der Vorstellung: Beziehung ja, aber in einem Haushalt zusammenleben, nein!“
Josh schaute Robert nachdenklich an: „Je älter Mann oder Frau werden, umso schwieriger ist es, eine nachhaltige Beziehung zu gestalten. Die zahlreichen Hemmnisse will ich jetzt nicht aufzählen, die kennst du zum großen Teil ja selbst. Deshalb deine Ängste! Du musst für dich überlegen und entscheiden, was du erwartest von einer Beziehung und was du ausklammerst. Wenn du glaubst, diese Positionen zu kennen, hast du wenigstens schon einmal einen Festpunkt, wie einen Poller am Pier. Von der Warte aus kannst du dann die Frauen betrachten und beurteilen, die in dein Gesichtsfeld kommen. So vermeidest du sinnlose Versuchsschleifen oder romantische Ansätze, die von vornherein zum Scheitern verurteilt sind. Wir beide wissen, dass schon vom elektrisierenden Aussehen einer Partnerin oder eines Partners spontan turbulente Ströme des Verliebtseins entfacht werden. Wir reden aber von nachhaltigen Beziehungen. Nach einer Phase des Verliebtseins mit Schmetterlingen im Bauch tritt immer, oft schleichend eine Ernüchterung ein. Der Sex ist weniger aufregend und wird zur Gewohnheit. Jeder Partner lebt gezwungenermaßen seinen individuellen Alltag. Es entstehen Reibungen auch dadurch, dass die Partner die Charaktereigenschaften des anderen scheibenweise kennenlernen und ggf. Enttäuschungen anwachsen. Partnerschaften sind nur dann dauerhaft, wenn die Beteiligten den Problemen nicht ausweichen, sondern gewillt sind, die Probleme gemeinsam zu lösen und in der Beziehung ständig nachzusteuern!“ Das Robert, mag sich ziemlich klar anhören, ist es aber nicht, weil die Abläufe in einer Partnerschaft in einem Sumpf von Enthusiasmus, Enttäuschungen, Missverständnissen, Fehldeutungen, Eifersucht, Misstrauen, Egoismus, Abhängigkeit stattfinden, mehr oder weniger!“
„O. k., Josh, das Szenario, das du da aufbaust, steht wie ein unüberwindbares Hindernis vor mir!“
„Eben Robert, deshalb empfehle ich dir genau zu überlegen, was du von einer Partnerschaft erwartest, damit du für die Zeit vor und nach dem Verliebtsein einen Kompass hast!“
„Mir wird klar, weshalb ich eine Beziehung mit einer Frau möchte, aber nicht in einer häuslichen Gemeinschaft mit ihr. Ich will mir eine Hintertür offenlassen, um sozusagen das Schiff verlassen zu können, wenn ich meine, dass es sinkt!“, sinnierte Robert.
„Ja, Robert, das ist sehr realistisch gesehen, aber in der richtigen Seefahrt wäre das unehrenhaft! Jedoch lohnt es sich darüber nachzudenken, ob es Frauen gibt, seriöse Frauen, die ähnlich über Partnerschaft denken, die sich der Vor- und Nachteile deines Partnerschaftsmodells bewusst sind und daraus etwas Tragfähiges mitgestalten wollen!“
Robert dachte an Beccy Balmore. Sie lebte ein ähnliches Partnerschaftsmodell, aber nur ein ähnliches. Aus Roberts Sicht war es nicht das, was er sich vorstellte.
„Josh, ich habe von dir Stoff zum Nachdenken bekommen. Du kannst dir kaum vorstellen, wie wertvoll das für mich ist. Ich danke dir und bitte dich, mir ab und zu dein Ohr in der Angelegenheit zu leihen!“
Josh lächelte und sagte: „Mach das Robert, ich würde mich freuen!“
Sie verabschiedeten sich. Robert ging nachdenklich nach Hause.
Er schaltete sein Smartphone an. Es waren Textnachrichten von Frank: „Hi Rollers, wir haben den Übungsraum von 18 bis 20 Uhr, mittwochs, freitags, samstags und sonntags. Ich konnte eine Kollegin, sie ist Gesangstrainerin in unserer Fakultät, dafür gewinnen, mit uns die Vokalparts zu üben, und zwar mittwochs, freitags und samstags bis zum 30. Mai. Wer einen Termin nicht kann, bitte vorher SMS an mich!“ Erster Termin, morgen am 10. Mai!“
Robert rief Pete Hamilton an: „Hi Pete, wäre schön, wenn du die Termine auch kannst. Ich will dir auf dem Bass alles zeigen!“
„Ja, Robert, ich habe alle Termine freigemacht und danke für dein Angebot!“, sagte Pete.
Robert ging in sein „Musikzimmer“ und begann zu arbeiten.
Freitag. Robert frühstückte zu Hause. Mit Erleichterung fiel ihm ein, dass er heute zur Testamentseröffnung bei den Finnlys nicht anwesend sein musste. Die Wohnung im Finnly-Stadthaus beschäftigte ihn. Er beschloss, heute die Wohnung aufzusuchen, und sich genauer umzusehen. Von dort aus wollte er zu den Rollers in die UNI fahren. 10.30 Uhr startete er das Dinghy und fuhr zum Westcorner, von dort in die Westbay, weiter zur Finnly-Pier. Auf zwei der etwa fünf festgemachten DF-Yachten herrschte rege Betriebsamkeit. Es sah danach aus, dass die Yachtcrews die Decks reinigten und laufendes Gut verstauten. Bal Johnson hatte erwähnt, dass an Wochenendtagen keine Schiffsübergaben stattfänden. Das passte Robert gut ins Bild, wenn er an die Rollers-Aktivitäten dachte. Er fuhr von der Westbay in den West Channel und fand in der Nähe des Finnly-Hauses einen freien Liegeplatz.
Mit seinem Gitarrenkasten und der Sporttasche fuhr er an der Rückseite des Finnly-Hauses mit dem Fahrstuhl in die Wohnung. Später, nach der Mittagspause, wollte er bei Bal Johnson vorbeischauen.
Robert begann mit einer Bestandsaufnahme:
Die Küche war mit allen erforderlichen Geräten komplett ausgestattet. Der Kühlschrank war ausgeschaltet und leer. Es gab keine Lebensmittelvorräte, z. B. Konserven oder andere haltbare Lebensmittel.
Im Wohnraum befanden sich in der Anrichte Essgeschirr und Essbestecke sowie Tischaccessoires.
Im Badezimmer gab es in geschlossenen Schrankfächern Handtücher, Badetücher, Reinigungsmittel.
Ein Test bestätigte, dass warmes und kaltes Wasser lief. In den Schlafräumen gab es Betten mit Matratzen, mit Staubschutztüchern abgedeckt. In den Schränken befanden sich Bettbezüge und wärmende Decken. Etwas enttäuscht registrierte Robert, dass keine Kleidungsstücke seiner Eltern vorhanden waren. In allen Räumen funktionierte die Beleuchtung.
An türlosen Wandabschnitten der großen Diele gab es Wandschränke. Robert machte sich daran, die Schränke nach Akten, seine Eltern oder die Wohnung betreffend, zu durchsuchen. Er wurde fündig! Es gab zahlreiche Akten, die eindeutig persönliche Unterlagen seiner Eltern enthielten. Ein unbestimmtes Gefühl ermahnte ihn, sobald wie möglich die Akten einzusehen.
Robert verließ die Wohnung und suchte Bal Jonson im Geschäftsbereich des Hauses auf. Mit Bal klärte er seinen freien Zugang zur Wohnung. Eine Anmeldung war nicht mehr erforderlich.
Aufgrund der Entwicklung bei den Rollers musste er Bal erklären, dass ein Einarbeitungstermin mit der Dauer von zwei Tagen für ihn im Mai nur montags und dienstags möglich war. Bal registrierte das mit ruhiger Miene und sagte: „O. k., Mr. Finnly, ich schaue, was sich machen lässt! Aber vielen Dank, dass Sie mich früh informieren!“ Robert verabschiedete sich und ging zurück in seine Wohnung. Online schaute er nach, ob es in der Nähe der Wohnung Einkaufsmöglichkeiten gab. Etwa in der Mitte des West Channel gab es auf der Nordseite des Kanals einen Store. Robert überlegte, wie er die Termine bei den Rollers organisieren konnte. Vom UNI-Campus nach Boganson-Cottage benötigte er mit dem Dinghy etwa eineinhalb Stunden. Vom Campus zum Finnly-Haus benötigte er dreißig bis vierzig Minuten auf nachts beleuchteten Kanälen. Wahrscheinlich war es sinnvoll, nach den Meetings mit den Rollers im Finnly-Haus zu übernachten.
Robert nahm das Dinghy und fuhr im West Channel 400 Meter Richtung Central-Place. Nach geraumer Wartezeit wurde am Store ein Bootsplatz frei. Er kaufte nach einer Liste ein und fuhr über den C1 zum Finnly-Haus, zu seinem Liegeplatz, zurück.
Das Dinghy bestückte er mit einem Sixpack Mineralwasser, mit Zahnpflegeset und elektrischem Rasierer sowie mit zwei Hand- und Frottiertüchern. Das Erste-Hilfe-Set beinhaltete neben einer Bordapotheke zwei Wärmedecken und eine aufblasbare Liegefläche. So ausgerüstet konnte man ggf. auf dem Dinghy übernachten.
Den restlichen Einkauf brachte Robert in die Wohnung. Den Kühlschrank reinigte er mit Essigreiniger und bestückte ihn mit Butter, Käse, pasteurisierter Milch, Dauerwurstsorten und Luna in Halbliterflaschen. Er hatte auch einen Pad-Kaffeeautomaten gekauft. Mit dem Automaten bereitete er einen ersten Kaffee, nahm Platz an einem runden Tischchen am Westfenster und genoss das Gefühl, hier in der Stadt eine zweite Basis zu haben.
Etwas nach 17 Uhr startete Robert in Jeans, Shirt, schwarzer Weste und Cap mit seiner Bassgitarre Richtung UNI. Gegen Abend gab es an der UNI-Pier freie Bootsplätze. Im Übungsraum waren die Rollers alle versammelt. Frank erklärte, dass sie um diese Tageszeit auch andere kleine Räume benutzen durften. Er schlug vor, Kim und die Gesangstrainerin in einem Nebenraum die Vocals bearbeiten zu lassen. Im Übungsraum sollten Bass und Drums als Basisbesetzung zur Verfügung stehen für die Übungssequenzen der anderen Instrumente. Frank fragte Jenny und Robert, ob sie mit ihren Parts zurechtkommen? Beide bestätigten das. Robert bat darum, einen zweiten Bass einzusetzen, damit Pete mittrainieren konnte. Alle Instrumente waren gleichzeitig eingesetzt, wobei die Konzentration nacheinander auf jeweils einen der Instrumentalparts gerichtet war. Frank erklärte die Tempi, die Betonungen, die Soundziele. Robert hatte den Eindruck, dass alle gearbeitet hatten. Natürlich war das Ergebnis noch weit vom Ziel entfernt. Um 20 Uhr schaltete Frank den Strom von den Anlagen ab und erklärte, dass der Schlusstermin strikt einzuhalten sei, um nicht die großzügige Raumzusage zu gefährden. Mit vor Konzentration roten Köpfen beendeten die Rollers maulend die Übungssession. Sie hätten weitergearbeitet, wahrscheinlich bis in die Morgenstunden.
„Hauen wir uns noch ein, zwei Luna rein?“, fragte Cliff.
Ossy rief: „Klar, drüben im E4, im,Backstreet‘!“
Frank ermahnte: „Freunde, ich darf daran erinnern, dass wir morgen und übermorgen auch hier sind und Fortschritte erkennbar sein müssen!“
Jenny unterstützte die Argumentation: „O. k., sehe ich ein. Heute mache ich Schluss. Schlage vor, dass wir am Sonntagabend zusammen abhängen!“
Damit waren alle einverstanden. Robert fragte Frank, welche Rolle er bei den Rollers habe?
Frank erklärte: „Eigentlich nur die des Keyboarders. Aber ich bin hier in der Fakultät für Jazz und populäre Musik wissenschaftlicher Assistent. Cliff und Kim sind Studenten und ich bin praktisch ihr Trainer im Studium. Mein Vater, Eduard Colomba, ist Professor und besetzt den Lehrstuhl.
Ich habe klassische Musik am Klavier studiert und bin nach dem Studienabschluss in unsere Fachschaft gewechselt.“ Robert staunte, aber es war klar, dass Frank ehrenamtlich als musikalischer Leiter der Rollers fungierte.
Robert fragte: „Was hältst du von Pete, Frank?“
„Pete ist ein talentierter Junge, ehrgeizig und geduldig. Ich glaube, dass wir ihn so weit bringen, dass er bei den Rollers bald mitarbeiten kann!“
„Das würde mich sehr freuen für den Jungen! Aber wie kommt es, dass du dich bei den Rollers engagierst?“
„Die Mädels und Jungen sind die talentiertesten, die mein Vater und ich in Hull zurzeit sehen. Unsere Fakultät benötigt dringend einen in der Öffentlichkeit gut sichtbaren Ausbildungserfolg bei der Jugend und den sehen wir bei den Rollers.“
„O. k., verstehe! Ich habe noch eine Bitte an dich, Frank. Schreibe für Pete einfache Bassspuren, und zwar für die beiden Story-Ville-Titel. Ich möchte, dass Pete den Basspart am 30. Mai spielt. Es geht um einen Talentwettbewerb für junge Nachwuchsmusiker. Wenn Ihr mich an den Bass stellt, ist das unglaubwürdig. Der Erfolg der Rollers könnte daran scheitern!“
„An dieses Problem habe ich auch schon gedacht. Mit Pete geht das meiner Meinung nach nur, wenn sich jemand mit viel Zeit intensiv um ihn kümmert!“, sagte Frank.
„Bis zum 30. Mai könnte ich einiges an Zeit investieren. Siehst du mich denn geeignet für diese Aufgabe?“, fragte Robert.
„Ich habe bemerkt, dass du deine Bassspur ständig variierst. Das klingt immer richtig und ansprechend, wird aber von unseren Rollers nicht bewusst wahrgenommen. Also ich würde dir Pete gerne anvertrauen!“ Morgen bringe ich vereinfachte Bassspuren mit!“
Robert dankte Frank und sie verabschiedeten sich.
Pete räumte mit den anderen den Übungsraum auf.
Robert sprach ihn an: „Na, Pete, kommst du mit, hier bei unserem speziellen Training?“
„Ich mache mit, so gut ich kann, aber keiner ist da, der mich kontrolliert und korrigiert. Ich weiß also gar nicht, ob ich alles richtig mache!“
Robert erklärte: „Ich habe mit Frank gesprochen und wir machen dir einen Vorschlag! Frank schreibt für dich neue Bassspuren, die du mit meiner Hilfe einspielst. Frank und ich wissen, dass du die Bassparts bis zum 30. Mai draufhast!“
„Ehrlich? Wissen das auch die anderen?“
„Nein, wir sagen es den anderen, wenn du den Bass perfekt vorführst. Bis dahin spiele und übe ich den Basspart weiterhin mit. Also, nicht drüber reden, immer alles mitmachen! O. k.?“
Die beiden klatschten ab und Pete ging mit leuchtenden Augen nach Hause.