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2. Statische Zustände oder „Natürliche Gleichgewichte“ gibt es nicht.

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Erläuterung: Eine Kulturlandschaft ist weder konservierbar, noch kann sie einen Endzustand erreichen. Der Grund dafür liegt in ihrer Zusammensetzung ausschließlich aus variablen Elementen. Die Bevölkerungsdichte beispielsweise kann sich äußerst kurzfristig ändern, Pflanzengesellschaften unterliegen einem steten Wandel und selbst das Bodenrelief wird langfristig durch Erosion und Akkumulation verändert.

Statisch ist allein der Wandel

Der Begriff des „natürlichen“ oder „ökologischen“ Gleichgewichts setzt eine Stabilität in der Interaktion der Biosphäre voraus, die es nicht geben kann. Selbst wenn eine einzige Tierart immer genauso viele Beutetiere oder Pflanzen frisst, dass deren Bestände immer gleich bleiben, werden äußere Faktoren dieses (ausgesprochen unwahrscheinliche) Gleichgewicht limitieren; etwa klimatische Veränderungen durch Varianzen in der Sonnenaktivität. Angesichts der Komplexität der Bio- und Geosysteme unseres Planeten ist das einzig Statische der Wandel.

Ökologische und natürliche Gleichgewichte sind allerdings wichtige gedankliche Modelle der Menschen. Sie helfen ihnen, angesichts ihrer relativ kurzen Lebensspanne Veränderungen zu bemerken und Tendenzen in der sie umgebenden Biosphäre erkennen zu können – die falsche Annahme statischer Zustände ist dabei ein Hilfsmittel. „Früher waren die Winter kälter“ kann dazu führen, weniger Ressourcen auf die Heizung der Häuser zu verwenden und die freiwerdenden Mittel sinnvoller einzusetzen. Die Erkenntnis der veränderten Winterkälte basiert jedoch auf dem Empfinden eines gestörten Gleichgewichts, nämlich der Illusion, alle Winter sollten immer gleich temperiert sein, und früher wäre es so gewesen.

Sinkt die Erntemenge, ist offenbar durch eine Störung einer Rahmenbedingung ein postuliertes Gleichgewicht gestört worden. Lässt sich die Ursache nicht konkret erkennen oder erscheint sie ungreifbar, kann auch die Störung eines Gleichgewichtes in der Beziehung Mensch-Gottheit gesucht werden.

Statische Zustände und die Versuche, solche zu bewahren, stellen eine Grundkonstante menschlichen Denkens dar. Ihre Annahme simplifiziert unbegreifbare Komplexität und hilft damit der Optimierung der Lebensverhältnisse durch Anpassung.

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