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II. Baby What’s Wrong – Zwischen Nachahmung und Neuerfindung

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»Wie wichtig wird ein ›heulender Wolf‹, wenn man in einer hässlichen Vorstadt wie Surbiton aufgewachsen ist?« Chris Dreja erinnert sich der geheimnisvollen Aura, die für die britischen Jungs anfangs alle Blues-Musiker umgab. Seltsam klingende Pseudonyme wie ›Howlin’ Wolf‹, ›Lightnin’ Slim‹ oder ›T-Bone Walker‹ befeuerten die Fantasie britischer Blues-Verfechter und halfen ihnen, den grauen Alltag hinter sich zu lassen und sich in eine Welt gefährlicher Versprechen hineinzuträumen. In geduckten Vorortsiedlungen aus rotem Backstein und qualmenden Kaminen im Süden von London, in der Nähe des lärmigen London Airport (später Heathrow), der vielbefahrenen Autobahn A3, wo die Ufer der Themse von Schlammbänken gesäumt sind und die permanent ratternden Züge nach Waterloo Station die Nachtruhe stören: In dieser trostlosen Gegend liegen die Wurzeln der Yardbirds.

Der älteste Yardbird, Keith Relf, wurde 1943 in Richmond, in der Grafschaft Surrey geboren. Auch der zwei Jahre jüngere Chris Dreja wuchs im Südwesten Londons auf. Durch seinen Bruder Stefan lernte er Anthony ›Top‹ Topham kennen. Zusammen verbrachten die beiden Freunde Tage und Nächte damit, sich durch die vielen raren Import-Blues-Platten zu hören, die Mr. Topham Senior zusammengetragen hatte. Vom Studieren bis zum Nachspielen war es nicht weit, und so machten sich die beiden Hobby-Gitarristen auf die Suche nach einem Schlagzeuger und einem Mundharmonika-Spieler. Irgendwann schlug jemand Jim McCarty als Drummer vor, der wiederum mit Paul Samwell-Smith und Keith Relf gut bekannt war, die damals beide im Metropolitan Blues Quartet spielten. Also raufte man sich Mitte 1963 »zu einer All-Electric-Band« zusammen, so Dreja. Ihr Repertoire bestand aus Coverversionen, am wichtigsten vielleicht Howlin’ Wolfs »Smokestack Lightnin’«, eine Hommage an die Kraft der Dampflokomotive. Der Song wurde in Birmingham ebenso verstanden wie in Chicago: ihre Dampfpfeife und ihre mächtigen rotierenden Räder versprachen Bewegung. Schon bald entwickelte sich der Sänger Keith Relf trotz angeborener Asthma-Erkrankung zu einem stilsicheren Mundharmonika-Spieler. Daran änderten auch die mehr als 40 Zigaretten nichts, die er täglich rauchte.

Eric Clapton. Ein Leben für den Blues

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