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10 Bewusste und unbewusste Motivationen

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Die These, Wert und Sinn des Lebens seien durch Gefühle bedingt, führt leicht zu einem naheliegenden Missverständnis: nämlich, wir handelten immer bewusst um der Gefühle willen. Aber dann wäre unsere Suche nach dem, was das Wertvollsein begründet, überflüssig gewesen, denn wir wüssten längst, welche mentale Rolle unsere Gefühle spielen. Das Gefühl ist zwar, neben der Einsicht in Mittel, Antrieb unseres Handelns.

Doch das Ziel unserer Motivation ist in den weitaus meisten Fällen der wertvolle Gegenstand, der das Gefühl hervorruft oder der es mit sich trägt.

»Der Mensch strebt zunächst nach Gütern, und nicht nach der Lust an den Gütern«, argumentiert denn auch der Philosoph und Psychologe Max Scheler. Die Lust, wie auch alle anderen positiven Gefühle, erscheint oft nur als Nebeneffekt. Es erfordert einige intellektuelle Anstrengung, diesen eher nebensächlich wirkenden Faktor als den eigentlich bestimmenden im Leben zu entdecken.

Der Grund dafür liegt, wie Sie im Verlaufe des EQ-Trainings erkennen werden, in unserer mangelnden inneren Unterscheidungsfähigkeit. Der geübte Blick auf Ihre inneren Gegebenheiten wird es Ihnen daher schon bald ermöglichen, völlig neue Mittel zur inneren Veränderung einzusetzen.

Deshalb weisen sowohl die traditionellen östlichen Weisheitssysteme und Meditationslehren wie auch alle neueren westlichen Therapien immer wieder auf den bewusstseinsverändernden Effekt der Selbsterkenntnis hin.

Nur muss diese Selbsterkenntnis das wirklich Wesentliche im Leben erfassen – und das ist die Rolle unserer Gefühle. Auch die Psychoanalyse ist ja nach ihrem eigenen Selbstverständnis ein Aufdeckungsprozess unbewusster Motivationen, d.h. eben auch jener unbewussten Aspekte, die im Gefühl liegen. Sigmund Freud ging sogar so weit, zu glauben, die Lust sei das eigentlich beherrschende Moment unseres Lebens.

Doch diese Auffassung ist sicher nicht ganz zutreffend – unter anderem, weil Lust nur eine Form innerhalb der großen Palette positiver Gefühle in ihren vielfältigen Gegebenheitsweisen als Wahrnehmung und Gedanke, als Sinn und Wert darstellt.

In einzelnen Fällen wissen wir allerdings doch um unsere Motivation durch das Gefühl, was sich in solchen Äußerungen zeigt wie: »Ich habe keine Lust, (… das und das) zu tun«, »Meine Arbeit macht mir keinen Spaß«, »Der Film war langweilig«, »Ich kann der Versuchung einfach nicht widerstehen!« Oder wenn wir ein Schmerzmittel nehmen.

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