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Schüleraustausch mit Frankreich

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Die Phase einträchtigen Gebens und Nehmens mit Partei und Staat währte bei mir nicht lange. Für den Sommer und die Zeit der Ferien war ein heiß erwarteter Schüleraustausch mit Jugendlichen der kommunistischen Jugendorganisation Frankreichs angekündigt. Die „roten Veranstalter“ nannten dies einen Austausch, aber ausgetauscht wurden immer nur die Franzosen – wir nie!

Erwartet wurden französische Schüler und Schülerinnen aus der Hafenstadt Dunkerque [Dünkirchen] an der südlichen Nordseeküste im historischen westflämischen Sprachgebiet Französisch Flanderns. In unserem Schulatlas, den das „allumsorgende sozialistische Volksbildungsministerium“ herausgegeben hatte, war Frankreich nicht größer als ein halber Bierdeckel. In Frankreich waren neben Paris nur noch die Großstädte Lyon, Marseille, Toulouse und Bordeaux zu erkennen. Das war‘s. Die geografische Lage von Dünkirchen konnten wir nur erahnen. Westliches geografisches Kartenmaterial kam nicht in unsere Hände und sollte es auch nicht. Damit war die politisch-ideologische Grundlage für Margot Honecker gelegt, die erst 1963 als damalige stellvertretende Ministerin für Volksbildung mitmischte. Sie übertraf die bis dato schon vorgespurte Route der künftigen Bildungspolitik der „DDR“, denn sie hatte ihr „Spatzenhirn“ schon in den zwei Jahren Schmalspur-Hochschule des Komsomol in Moskau 1953/54 mit ideologischen Ballaststoffen aufgefüllt. Die drei übrigen Synapsen ihres Hirns hatten offensichtlich keine echte Chance mehr, noch zusätzlich zu begreifen, dass Geografie nicht an der Westgrenze der „DDR“ enden kann. Zwanzig Jahre nach dem Mauerfall während einer kleinen Feier in ihrer chilenischen Exil-Wohnung meinte Margot Honecker: „Ich weiß, dass heute sehr viele Genossen sich in Deutschland zusammengefunden haben: Wissenschaftler, Lehrer, Arbeiter. Überall haben sie sich getroffen, um an die „DDR“ zu denken. Es gibt zurzeit in Deutschland einen großen Feldzug gegen die „DDR“. Aber es ist ihnen nicht gelungen. 50 Prozent der Ostdeutschen sagen, dass sie schlechter leben im Kapitalismus. Wir haben eine schöne Zeit gelebt in unserer DDR. Und sie können machen, was sie wollen: Es ist nicht totzukriegen, sondern mehr und mehr und mehr besinnen sich die Menschen darauf, was sie gehabt haben in der Deutschen Demokratischen Republik.“

Frau Honecker plant offensichtlich ein Comeback durch baldige Rückkehr ihres totalitären Unrechtsstaates. Sie deutete anlässlich des zwanzigsten Jahrestages des Falls der Berliner Mauer das Abschneiden der deutschen Linken ernsthaft als berechtigte Hoffnung. Einsicht, Reue und Schuld, all das scheint der „großen Lady“ aus der Riege der Betonköpfe fremd zu sein. Das mit ihr 2012 in ihrer Wohnung in Chile geführte Interview hinterließ bei mir den Eindruck: „Jetzt hat sie nur noch zwei Synapsen“.

Was wir an der „DDR“ gehabt hatten, konnte ich Tage später bereits erleben. Die französischen Gäste sollten zwischen fünfzehn und einundzwanzig Jahre alt sein – und Achtung - Mädchen sollten auch dabei sein. In den Ferien stand unser Jungs-Internat grundsätzlich leer. Es muss eine glückliche Fügung gewesen sein, dass ich in der Schule den neusprachlichen Bildungszweig mit Französisch, Russisch und Latein belegen konnte. Aufgrund dieser vorteilhaften Konstellation wurden wir „Pseudo-Franzosen“ gefragt, ob wir als freiwillige Ferienhelfer während der Sommermonate bereit seien, das sozialistische Projekt „Schüleraus- tausch“ mit Frankreich zu unterstützen. Ein solch aufregendes Abenteuer konnte ich nicht abschlagen. Ich sagte ohne weitere Überlegung zu.

Keiner von uns konnte sich so richtig vorstellen, was sich wie und wohin entwickeln würde. Etwas mulmig war es mir schon. Unser schulischer Französischunterricht grenzte fast an sprachliche Inzucht. Wir hatten ja niemanden – außer der Lehrerin – mit dem wir alltagstauglich Französisch sprechen konnten. Wie sollte das überhaupt mit unserem spärlichen Vokabular gehen? Wir trösteten uns damit, dass wir nicht mit Russisch antreten mussten. In dieser slawischen Sprache mit den sechs grammatischen Fällen war die sprachliche Abgrenzung noch viel schlimmer. Der organisierte Briefverkehr mit russischen Pionieren flachte nach dem zehnten Brief im Allgemeinen wieder ab und löste sich in nichts auf, weil sich die so unterschiedlichen Briefpartner nichts mehr zu sagen hatten – eventuell noch etwas zu zeigen. Das aber war aus finanziellen Gründen von kaum einem Elternpaar zu stemmen. Also begnügten wir uns mit jährlichen Wiederholungen über die siegreichen sowjetischen Rinderoffenställe, in denen nach der Übernahme durch die „DDR“ in einem harten Winter die Kühe mit den Füßen eingefroren waren. Von der Sowjetunion lernen hieß eben siegen lernen!

Im Russischen ging es nur um Nina, die Agraringenieurin, den Traktor, die Elektrifizierung der siegreichen Sowjetunion und den unsterblichen Genossen Stalin. Sich mit russischen Schülern zu treffen wäre zu einem sprachlichen Desaster ausgeartet. Zum Glück forcierte die sowjetische Parteinomenklatura keine Schüleraustausche. Die russischen Besucher hätten feststellen müssen, dass sie gar nicht besser leben als die Ostdeutschen, und wir wären uns bewusst geworden, dass die „DDR“-Losung: „Von der Sowjetunion lernen heißt siegen lernen“ erneut ein „Schuss ins Knie“ war.

Immerhin beinhalteten französische Sprachtexte im Lehrbuch noch Passagen für Touristen über einen Ausflug nach Paris zum Louvre, zum Hügel des Montmartre mit der Basilika Sacré Coeur, der Notre Dame und einem Spaziergang auf der Avenue des Champs-Élysées bis zum Arc de Triomphe. Dass ich erst zweiundzwanzig Jahre später eine Möglichkeit hatte, mir diese bislang nur erträumten und unerreichbaren Ziele persönlich anzusehen, war zu dieser Zeit nicht zu erahnen.

Einen Tag vor der erfreulichen Ankunft der „echten“ Franzosen erfolgte eine spezielle Gehirnwäsche. Es wurde uns u. a. bei angedrohter Strafe untersagt, mit einem andersgeschlechtlichen französischen Jugendlichen irgendeinen persönlichen Kontakt aufzubauen. Wer das täte, hätte mit ernsthaften Konsequenzen zu rechnen und müsse das Internat sofort verlassen. Großes Schweigen. Als die Franzosen kamen, staunten wir nicht schlecht. Es waren viel mehr Mädchen als Jungs. Kaum hatten wir die „Franzosensichtung“ beendet, war mir klar: da war ein bildhübsches, kleines und zierliches Mädchen dabei, das mich unglaublich faszinierte. Ich war hin und weg. Ich weiß nicht mehr, wie es mir gelang, an ihren Namen zu gelangen. Die Franzosen unterstützten mich irgendwie, als sie bemerkten, dass sich da etwas anbahnte. Offensichtlich hatte die internationale Solidarität doch etwas Gutes an sich. Die männlichen Dünkirchner hatten ihr etwas gesteckt, und ich erfuhr bald, dass sie Marceline hieß. Unser beider Chemie stimmte trotz unterschiedlicher Gesellschaftssysteme von Anbeginn. Ein, zwei Tage später hatten wir uns unabhängig zu den organisierten Ausflügen bereits mehrfach verabredet. Weil wir nicht gemeinsam gesehen werden durften, mussten wir das Internat einzeln verlassen und uns erst in einigen hundert Metern Entfernung treffen.

Wir gingen im nahen Wald lange spazieren. Es dauerte auch nicht lange und wir küssten uns. Ich war unglaublich in sie verknallt. An ein Mehr konnten wir aber damals im Alter von siebzehn - sie vielleicht sechzehn - Jahren nicht denken, weil medizinisch gestützte Schwangerschaftsverhütung für die sozialistische Jugend noch kein Thema war. Fest stand jedenfalls: ich war über beide Ohren in sie vernarrt, wie man es in diesem Alter eben sein konnte. Marceline – so empfand ich - war es auch. Unsere geschickte Taktik, unbemerkt dem staatlichen Überwachungssystem en miniature des Internats zu entziehen, war tagelang sehr erfolgreich. Eines Abends bat ich sie wieder mit meinen dilettantischen französischen Sprachkenntnissen, bei der Rückkehr den vorderen Eingang des Internats zu nutzen. Ich wollte inzwischen - wie mehrfach erprobt - mit einer lockeren Flanke den hinteren Holzzaun zum Hof überspringen.

Leider verlief diese Aktion unglücklich. Während ich im meisterlichen Flugansatz über den alten Zaun ansetzte, trat vorn der von der Partei eingesetzte Leiter des Austauschprojektes aus der Tür. Er hatte auf der Eingangsseite die kleine Marceline allein kommen sehen und ahnte, dass sie unmöglich ohne Begleitung spazieren gewesen sein konnte. Bestimmt hatte er sich schon ausgemalt, wie ihm die Parteileitung wegen seiner beispielhaften Wachsamkeit anerkennend auf die Schultern klopfen würde. Also stürmte er auf die Rückseite des Hofes und betrachtete triumphierend meine erfolgreichen turnerischen Fähigkeiten beim Satz über den Zaun. Sofort war ihm alles klar.

Am gleichen Abend wurde mir erklärt, dass ich als Betreuer nicht mehr tragbar wäre und deshalb unverzüglich das Internat zu verlassen habe. Mir war es, als würde man mir mit einer Keule die Beine wegschlagen. Ich hatte weder die Zeit, mich über unsere gemeinsame weitere Situation klar zu werden, noch hatte ich die Chance, Marceline noch einmal zu sehen und ihr das unlösbar scheinende Dilemma zu beschreiben. Ich musste sofort los, holte mein Fahrrad aus dem Schuppen des Internats und radelte nach Hause - 30 Kilometer über den steilen Anstieg des Hexentanzplatzes bis nach Stolberg/Harz am Rande des Südharzes. Unterwegs konnte ich meine Tränen nicht zurückhalten. Ich glaubte, sterben zu müssen und machte mir wütend Gedanken darüber, was das nur für eine irre Ideologie und rücksichtslose Staatsführung sein muss, bei der liebende junge Menschen auf diese Weise voneinander getrennt werden.

Leider habe ich Marceline nie wiedergesehen und konnte ihr auch niemals schreiben. Ich gelangte einfach nicht in den Besitz ihrer Adresse. Handys existierten noch nicht. Wir mussten auch ohne SMS auskommen. Meine Wut war nicht nur grenzenlos, sie hielt auch dauerhaft an. Mir kamen in diesem Moment erste ernsthafte Gedanken, die todbringende Staatsgrenze Richtung Westen zu überwinden, um diesem Staat den Rücken zu kehren. Was aus dieser Zeit für mich blieb, war ein unsäglicher Schmerz und bleibender, täglich wachsender Hass auf dieses Staatssystem, seine Parteibonzen, Stasi-Angehörigen und überzeugten Marionetten. Wenn ich auch ansonsten – wie viele Jugendliche – noch kein rechtes Ziel vor Augen hatte, schwor ich mir damals, aus diesem Staat irgendwann – wie wir es nannten - abzuhauen. Die erste und beste gefahrlose Möglichkeit, die sich böte, würde ich nutzen. Dass sich erst ca. zwanzig Jahre später eine solche gefahrlose Chance ergeben würde, konnte ich kurz vor dem Bau der Berliner Mauer noch nicht ahnen.

Während des Fahnenappells nach dem Ende der Ferien erfolgte eine knappe Auswertung des Austauschprojektes mit den Franzosen. Natürlich wurde erwähnt, dass ein Schüler der Goethe-Oberschule in unerlaubter Weise Kontakt zu einer Französin aufgenommen hatte und deshalb das Lager verlassen musste. Das war mir zu diesem Zeitpunkt schon schnurzegal. Allerdings auch sehr peinlich. Vor dem Appell hatte es sich unter den Schülern bereits herumgesprochen, dass ich das war. Dummerweise wusste es dann auch meine damalige Schulfreundin. Ich hatte Verständnis dafür, dass sie in diesem Moment begann, das Fundament unserer Beziehung - wie 1989 die Berliner Mauer - mit Hammer und Pickel einzureißen.

Mit dem Thema Französischunterricht wurde ich Wochen später noch einmal unangenehm konfrontiert. Meine innerliche Wut über diesen Staat und alle, die ihn hofierten, brodelte unaufhörlich unter der Decke weiter. Die Französischbücher mussten wir uns in den meisten Fällen selbst kaufen. Ich betrachtete deshalb mein Buch als mein persönliches Eigentum. Einer meiner Mitschüler hatte aus Langeweile und wohl auch ohne zu überlegen, an den nicht zur Vermehrung bestimmten Schwanz eines französischen Löwen, der ein Brückendenkmal in Paris schmückte, eine rote Fahne der Sowjetunion gemalt. Seine künstlerische Leistung an dieser Stelle war „reif für den Gulag“ [Besserungslager in der Sowjetunion, Arbeitslager. Ein monumentales historisches Werk lieferte Aleksandr Solschenizyn mit seiner autobiographischen Beschreibung des sowjetischen Lagersystems in seinem Archipel GULAG. Seine Erzählungen über politische Zwangslager und Verfolgung in der UdSSR bedeuteten für ihn die Ausweisung aus seiner Heimat. Gleichzeitig brachte es ihm aber auch eine große internationale Anerkennung. Solschenizyn erhielt 1970 den Nobelpreis für Literatur. Erst zwanzig Jahre später wurde Solschenizyn rehabilitiert und erhielt seine sowjetische Staatsbürgerschaft zurück. Vier Jahre später kehrte er nach Russland zurück. Angepasst entnommen: aus Wikipedia].

Während des Unterrichts stand nun urplötzlich unsere Lehrerin zuerst hinter und dann neben dem „Maler“. Sie sah das „antisozialistische Machwerk“ [so pflegten die Führer des Proletariats derart banale Dinge zu benennen] in seinem Lehrbuch und wusste im Moment nicht, sollte sie warten, bis sich ihr hochrot angelaufenes Gesicht wieder normalisiert hatte oder sollte sie gleich losbrüllen. Sie entschied sich für Letzteres. Der Mitschüler sank sichtbar auf seinem Stuhl zusammen und versuchte ansatzweise zu argumentieren. Es war sinnlos und provozierte die junge Dame umso mehr.

In dieser gereizten Atmosphäre konnte ich es wieder einmal nicht lassen und meldete mich. Nervös wollte sie von mir wissen, was es denn dazu noch zu sagen gäbe. Ich erklärte in etwa der gleichen Reiztonhöhe: „Wenn das Buch meines ist, kann ich dort hineinschreiben, was ich will – und wenn ich „Scheiße“ hineinschreibe!“

Der Vorgang hatte mich in meinem Gerechtigkeitsempfinden unglaublich provoziert, so dass ich mich zu dieser nicht ganz stubenreinen Bemerkung hinreißen ließ. Ich fühlte mich mit meinem vorlauten Kommentar wie ein späterer 68er Student der einsetzenden Studentenproteste im Lande des „Klassenfeindes“. Wenn ich damals schon gewusst hätte, dass der Mörder des Studenten Benno Ohnesorg, der die Studentenproteste anführte, ein IM der „STASI“ war und der Mord dem „dekadenten Klassenfeind“ in die Schuhe geschoben wurde, wäre mein Engagement noch heftiger ausgefallen. Glücklicherweise vermochten wir nicht in die Zukunft zu schauen.

Meine verbale Intervention passte der Lehrerin überhaupt nicht, weil sie die rote Fahne am Schwanz des Löwen bereits politisch eingeordnet hatte. Offensichtlich musste beides für sie zu viel gewesen sein. Sie schoss im Stile von Speedy Gonzales zurück zu ihrem Pult und raunzte mir aber noch schnippisch zu: „Wir sprechen uns noch!“ Ein Glück für mich, dass die Pausenklingel der Schule schrillte.

Als Ergebnis meiner kameradschaftlichen Einsprache verpasste sie mir später in meinem Abschlusszeugnis der 12. Klasse einen „androhenden Verweis von der Schule“. Das verstärkte aber nur mehr meinen Willen, mir künftig von keinem sozialistischen Apparatschik oder eine Schleimspur hinterlassenden Natschalnik [russischer Begriff für Leiter, Vorgesetzter oder Chef] mein individuelles Denken und Handeln vorschreiben zu lassen.

Möglicherweise hatte das dazu beigetragen, dass ich mich in dieser Zeit schon oft zu einem provokanten Bürger der „DDR“ entwickelte. Wie man heute zu sagen pflegt, empfand ich mein provozierendes Tun von damals als „cool“ –. Jedenfalls erinnere ich mich heute so, wenn ich daran denke, wie ich eine ganz liebe Mitschülerin nicht ganz sinnfrei geärgert hatte.

Unsere Bänke hatten im oberen Bereich der Kante in die Schulbank eingelassene Tintenfässer für unsere Füllfederhalter. Uns Jungs motivierten die Tintenfässer häufiger als die Mädchen dazu, ausufernden Fantasien freien Lauf zu lassen. Was lag z. B. näher, als die nächste im Landeanflug befindliche Fliege blitzartig entgegen ihrer geplanten Flugrichtung zu fangen. Den aufgeregt zappelnden Störenfried in der hohlen Hand packte ich zwischen Daumen und Zeigefinger meiner Rechten an seinen Flügeln und tunkte ihn in das Tintenfass. Dann drehte ich mich - für meine Mitschülerin unverhofft - um und setzte die tiefblau getränkte und kurzzeitig am Fliegen gehinderte Musca domestica [Stubenfliege] auf die leere Seite des Schreibheftes meiner hinter mir sitzenden Banknachbarin. Die Fliege vermochte in dieser Situation noch nicht wieder zu starten und zog in einem unkontrollierten Zick-Zack-Kurs, der Schräge der Bank folgend, auf dem Heft eine verschmierte blaue Bahn nach unten. Die Mitschülerin quietschte erschreckt und wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte. Andere Mitschüler, die erst nach und nach die Ursache erkannten, waren vollauf begeistert, und ich konnte mich vor Schadenfreude nicht mehr halten. Um nicht den Unterricht zu unterbrechen und unseren Lehrer zu reizen, blieb mir nichts weiter übrig, als meine Federmappe mit einem Platsch auf das ahnungslose Tierchen fallen zu lassen. Es erinnerte mich an Wilhelm Busch: „Da holt er aus mit voller Kraft, die Fliege wird dahingerafft“. Ganz wohl war es mir dabei ja nicht, weil ich wusste, was in der folgenden Pause auf mich zukommen würde, wenn ich mit weiblicher Verstärkung rechnen musste. Es ging noch einmal glimpflich ab, weil sich die begeisterte Klassenmehrheit auf meine Seite schlug und mir durch ihren Beifall Unterstützung zollte.

Die STASI nannte ihn

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