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Fortpflanzung und Entwicklung

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Auch hinsichtlich des Fortpflanzungsverhaltens zeigen Steinkorallen eine erstaunliche Vielfalt an unterschiedlichen Strategien.

Die meisten Arten sind durch schlichte Teilung des Polypen oder der Kolonie in der Lage, sich zu vermehren und neue Tochterkolonien zu bilden. Insbesondere verzweigte Arten besitzen ein sehr hohes Regenerationspotenzial. Bruchstücke, die durch Stürme oder mechanische Beschädigungen entstehen, können unter günstigen Bedingungen wieder mit dem Untergrund verwachsen und so eine neue Kolonie bilden. Voraussetzungen hierfür sind jedoch, dass das Fragment ausreichend Zeit bekommt, sich mit einer Kalkbasis am Meeresgrund festzusetzen, dass es in dieser Zeit nicht erneut bewegt wird und dass der Untergrund aus stabilem Hartsubstrat besteht. Diese vegetative Fortpflanzung aus Fragmenten heraus stellt für manche Riffregionen den Hauptvermehrungsmodus dar. Diese Fähigkeit zur Regeneration macht man sich bei der Zucht von Korallen sowie bei der Rehabilitation geschädigter Riffabschnitte zunutze (siehe Kapitel 13).

Für einen sessilen Organismus ist es jedoch von entscheidender Bedeutung, auch über größere Distanzen hinweg neue Lebensräume zu erreichen und damit eine Verbreitung der Art sicher zu stellen. Zudem ist der genetische Austausch im Zuge einer sexuellen Fortpflanzung ein entscheidender Evolutionsvorteil. So erklärt sich, dass neben der oben beschriebenen vegetativen Fortpflanzung zusätzlich auch immer Wege der sexuellen Reproduktion entwickelt wurden.

In den Mesenterien liegen die Gonaden, in denen die Geschlechtsprodukte heranreifen. Es gibt sowohl getrenntgeschlechtliche als auch zwittrige Arten. Bei zwittrigen Arten werden Eier und Spermien nicht gleichzeitig reif, sodass eine Selbstbefruchtung weitgehend ausgeschlossen werden kann. Manche Arten setzen ihre Eier und Spermien frei ins Wasser ab (Broadcast spawner), wo dann die Befruchtung stattfindet und sich die winzige, freischwimmende Larve entwickelt. Andere Arten sind larvipar (Larven werden abgesetzt), d.h. die ins Wasser abgegebenen Spermien gelangen, wie auch das andere Plankton, mit dem Wasser in den Gastralraum anderer Polypen und befruchten dort die Eier. Die befruchteten Eier entwickeln sich im Mutterpolypen zu Larven. Diese Brooder-Spezies setzen dann bereits fertige Larven ins freie Wasser ab. Oft werden keine einzelnen Larven sondern Larvenpakete (bundle) ins Wasser abgegeben.


Die Bruchstücke mancher Korallenarten wie die hier gezeigte Acropora können sich durch Wachstum an der Kontaktzone mit dem Untergrund wieder Verankern. Diese Fähigkeit ist die Voraussetzung, sich vegetativ über Bruchstücke (Fragmente) zu vermehren.


1+2 Korallenpolypen kurz vor dem Absetzen der Larven.


3 Larvenpakete werden aus Polypen entlassen.


4 Larvenpakete von Acropora humilis.


5 Die Pakete haben sich aufgelöst und die einzelnen spindelförmigen Planula-Larven sind sichtbar.


Roter Gametenteppich an der Meeresoberfläche.

Um die Verluste durch Räuber gering zu halten, ist es eine sinnvolle Strategie, die Freisetzung der Geschlechtsprodukte zu synchronisieren. In manchen Regionen entlassen alle Kolonien mondphasengesteuert gleichzeitig bei einem spektakulären Massenlaichen ihre Geschlechtsprodukte. So ist sichergestellt, dass Eier und Spermien sich finden. Zudem hat die synchrone Freisetzung von Abermilliarden von Eiern und Larven den Vorteil, dass potenzielle Laichräuber angesichts der schieren Masse an plötzlich verfügbarer Nahrung anteilig weniger Beute machen und so mehr Larven überleben. Die Ei- bzw. Larvenpakete treiben zunächst an die Wasseroberfläche. Ihre Menge ist so groß, dass sich ein rötlicher Film bildet, den die japanischen Fischer als „Menstruation des Meeres“ bezeichnen.

Die etwa birnenförmigen Larven der Steinkorallen ähneln in ihrer Form einem Pantoffeltierchen. Sie sind je nach Art etwa 0,5 bis 2,5 mm groß und rundum bewimpert. In der ersten Phase ihrer Entwicklung driften die Larven als Teil des Planktons frei im Wasser. Nach einigen Stunden bis Tagen beenden die Larven ihre Reise in der Strömung und setzen sich auf einem geeigneten Untergrund fest.

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