Читать книгу Qi Gong – Der fliegende Kranich - Petra Hinterthür - Страница 15

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Leicht und stabil wie ein Kranich.

Siehst Du ihn dort auf einem Bein

die ganze Nacht im Wasser stehend?

– Petra Hinterthür –

In China, Korea und Japan ist der Kranich das Symbol der Langlebigkeit und des Glücks. Nach dem legendären Phönix ist er der meist verehrte Vogel in der ost-asiatischen Mythologie, in der Dichtkunst, Malerei und im Volksbrauchtum.

Der Kranich wird gerne als Begleiter der »Acht Daoistischen Unsterblichen« dargestellt, auf dem der Gott der Langlebigkeit sitzend von Ort zu Ort fliegen kann. Dem Kranich werden magische Kräfte zugeschrieben. Im Alter von 600 Jahren soll er sich nur noch von Wasser ernähren. Mit 2000 Jahren färbe sich sein Körper und Gefieder schwarz und er werde unsterblich und weise.

Der Kranich ist zusammen mit Sonne, Wolken, Felsen, Wasser, Hirsch, Schildkröte, Kiefer, Bambus, Ling Zhi (Baumpilz) und Pfirsich eines der Symbole für langes Leben. Es finden sich viele Haushaltsgegenstände, auf denen das Kranich-Emblem, gepaart mit dem einen oder anderen dieser Unsterblichkeitssymbole, abgebildet ist. Oft wird mit dem Kranich auch ein Wunschdenken nicht nur nach Langlebigkeit, sondern auch nach Erfolg, beruflichem Aufstieg, Ruhm und Stabilität ausgedrückt.

In Japan wird das Kranich-Symbol immer noch bevorzugt als Design für Hochzeits-Kimonos und Hochzeitsgeschenke jeglicher Art verwendet. Kraniche sind monogam und paaren sich fürs Leben. Sie gelten deswegen als gutes Omen für eheliche Treue, tiefe Liebe und lang andauerndes Eheglück. Weibliche Kraniche sind dafür bekannt, dass sie sehr fürsorgliche und treu sorgende Mütter sind und gute Beziehungen zu ihren Jungen haben.

Korea hatte das chinesisch-daoistische Gedankengut ebenfalls assimiliert und es in sein Kulturleben integriert. Berühmt wurde das Kranich-Symbol auf der koreanischen Celadon Keramik der Koryo Dynastie, die gegen Ende des 12. Jahrhunderts auf dem Höhepunkt ihres Schaffens stand. Die koreanischen Töpfer schufen eine Celadon Glasur, die das hochgeschätzte, chinesische Celadon aus der Nördlichen Song Dynastie (960 – 1120 n. Chr.), dem Goldenen Zeitalter chinesischer Keramik-Kunst, noch übertraf. Die Darstellung des in Wolken auf- und abfliegenden Kranichs mag Unterschiedliches ausdrücken wie ein gewisses aristokratisches Erhabenheitsgefühl der führenden Klasse, die die Aufträge an die Töpfer vergab, oder es sollte der Wunsch nach einer langen, schaffensreichen, erfolgreichen Blütezeit ausgedrückt werden. Es mag auch einen dichterischen, philosophischen Aspekt gehabt haben, dass sich beim Betrachten dieser außergewöhnlich schönen, dem koreanischen Herbsthimmel ähnelnden Celadon Keramik der Geist leert und man in den Zustand des »Nichts« gerät.12

Die Bewegungen des Kranichs sind ruhig und kraftvoll, elegant und dynamisch, gelassen, leicht und natürlich. Seine Haltung ist majestätisch, graziös und anmutig. Seine energetisch-weiche Bewegungsdynamik wirkt dennoch schwerelos und leise. Er liebt den Tanz, die Bewegung, das Spiel und den Flügelschlag. Wegen seiner kräftigen, langen und geschwungenen Stimmbänder kann er melodisch singen. In seinen anmutigen, leicht inspirierenden, entspannt konzentrierten und tänzerisch fließenden Bewegungen kann er uns allen ein Vorbild sein. Die Ost-Asiaten haben den Kranich in ihr Gedankengut integriert. Sie wünschen sich auch heute noch zu Festlichkeiten: »Mögest du so lange leben und so glücklich sein wie ein Kranich«.

Der Kranich mit der »roten Krone« wurde im Westen erst durch die Entdeckung des deutschen Wissenschaftlers P. L. S. Müller 1976 (in Japan) bekannt. Er nannte ihn » Ardea Grus Japonensis«.13 Die Heimat dieses mit einer Kappe »gekrönten« Kranichs ist in der Heilongjiang Provinz im Norden Chinas. Er kommt aber auch in Sibirien und Korea vor.

Neben allen Glückssymbolen betrachten die Chinesen den Kranich jedoch auch unter medizinischen, heilenden Gesichtspunkten. Entsprechend der Aussage eines bekannten chinesischen Textes, Materia Medica aus der Ming Dynastie (1366 – 1644 n. Chr.), kann das Blut des Kranichs das menschliche Qi aktivieren und ergänzen, Erkältungen vertreiben und die Lungen unterstützen. Sein Gehirn soll das menschliche Augenlicht verbessern, und seine Knochen sollen als Tonikum wirken.14

Qi Gong – Der fliegende Kranich

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