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2. Vorwort

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– Astrid Schillings –

16 Jahre sind nun vergangen, seitdem der Fliegende Kranich 1989 in Druck gegangen ist. Über die Jahre folgten mehrere Auflagen und ich freue mich, dass dieses Buch so viele Menschen erreicht hat und wohl immer noch erreicht. Einerseits ist es als Übungshilfe angenommen worden und andererseits, wie ich aus Zuschriften und Anrufen weiß, als Wegbegleitung selbst dann, wenn der Kranich nicht die persönliche Form der Übung ist. So erscheint mir eine neue, teilweise überarbeitete Ausgabe als stimmig.

Diesmal haben wir die alphabetische Namensfolge der Autorinnen gewählt – als Ausdruck von Veränderung. Einige Jahre nach Schreiben des Buches fing Petra Hinterthür an, den Kranich zu unterrichten. Ihre Kurse sind beliebt, was mich sehr freut, denn ich schätze den Fliegenden Kranich als ganzheitliche Übung nach wie vor.

Innerliches Lauschen, Spüren, meditatives Forschen haben mich im Laufe der Jahre aus der Form des Qi Gong hinausgeführt. Von dem Geschriebenen muss ich nichts zurücknehmen. Es ist wohl wahr so, vor allem, was das Qi Gong betrifft, und doch deutete das Geschriebene auch schon damals auf eine Seinsqualität „unter“ der Form. In den Kranichbewegungen wurde mir die Stille, das Sein sichtbar, spürbar. Aus Asien zurückkehrend nannte ich mein Anliegen: Einfach da sein, lebendig in „Stille und Bewegung“.

Bald merkte ich, dass das auch ohne Form leben will. Innerlichkörperlich lauschen, in das, was ist, jeden Tag, egal wo ich bin und was ich gerade tue oder nicht tue, egal auch wie ich gerade gestimmt bin, ohne Bewerten. Darum geht es mir. Im Gewahrsein im Moment, in der alltäglichen Lebensbewegung, findet sich Erstaunliches sowohl was die Wirkung im Immunsystem als auch im „Seelischen“ angeht. Vielleicht so eine Art Alltags-Qi-Gong ohne Namen. Was ich im Buch über äußere Praxis und inneren Weg geschrieben habe gilt auch für die einfachen Bewegungen, Haltungen des Alltags. Immer wieder loslassen, lösen, in das, was ist.

Die Entdeckung ist so unspektakulär-einfach, dass sie leicht zu übersehen ist, jedenfalls ist es mir so gegangen. Ich übte den Kranich morgens oder abends und erlebte Weite, Leichtigkeit, Klarheit, Regenerierung, wie andere Menschen auch. Und dann beobachtete ich, wie sich dieser Zustand von Leichtigkeit, Wachheit, Offenheit … die Worte sind hier nicht entscheidend, auch beispielsweise beim Gehen, Geschirrspülen, Zähneputzen entfaltete, wenn Fühlen, Körperlichkeit und Aufmerksamkeit in Einklang waren und ich mich nicht verkniffen auf irgendein Ergebnis eingeschossen hatte oder mit meinen Gedanken woanders gewesen war. Wenn das sein darf, was ist, ohne Widerstand, so öffnet sich dieser heilsame Zustand.

Ja, es hilft, wieder und wieder kurz innezuhalten, körperlich-innerlich zu spüren, zu lauschen – wie ist es gerade. Und wenn Widerstand, Ungeduld, Angst, Ärger auftauchen, da bleiben und lauschen, schmecken, forschen, wie dieses Ungeduldige, Ängstliche da ist, sich körperlich anfühlt unter den Worten. Wir können loslassen, entspannen, in das, was da in uns lebendig ist, leben will. Wir lösen es nicht einfach auf.

Die kleinen Fragen helfen, in die Tiefe zu gehen und wach zu bleiben. Sie wollen keine gedachte Antwort. Sie wollen einfach öffnen und helfen, dazubleiben mit dem, was ist. In diesem Dableiben entsteht liebevolles Mit-Gefühl mit uns selbst. Das nährt, fühlt sich wohl an im Körper und erleichtert. Energie fließt. (Ein paar Quellen habe ich hinten im biographischen Teil angegeben.)

Ich kann mir täglich eine Zeit reservieren ohne Programm von außen, eine leere Zeit, in der ich sitze, ins Lebendige lausche, da bin. … Wie weiß der Körper zu atmen? Zu sehen? Zu sitzen? Zu gehen? … Was ist es, das da atmet, denkt, fühlt? Ein Gähnen, ein Strecken. Der Körper weiß zu leben. Momente des Seins, der Einsicht … Staunen … alles geschieht von selbst … „interwirkt“ … geschieht einfach. Dieses Sosein kann eine so intensive Qualität haben, dass es die Frage nach dem Sinn oder des Wofür hinter sich lässt. Das Lebendigsein spüren, wie es ist. Einzigartig, wundersam in jedem Moment. Wir müssen nicht wissen, was das ist. Wir erleben das.

Auch finde ich es hilfreich, die Aufmerksamkeit durch den Körper wandern zu lassen, wie eine sanfte innerliche Berührung, und dann, wenn wir bereit dazu sind, jegliche Aktivität der Aufmerksamkeit loszulassen. Da sein, sitzend, liegend oder stehend – Gewahr-Sein ist da von selbst. Auch wenn wir nichts tun müssen, da ist ja nicht einfach nichts. Wir sind ja da, nur anders als wir gedacht oder uns vor-gestellt haben, ein kräftiges Gefühl von Gegenwärtigkeit. Das ist kein Gedanke. Selbst in Zuständen von Verwirrung, Frustration oder Verliebtheit ist dieses einfach Gegenwärtige spürbar, wenn wir innehalten.

Ich sehe und habe es auch selbst erlebt, dass der Kranich als Form für viele Menschen eine exzellente Hilfe sein kann, wenn in der Hektik des Alltags diese tiefgründige Einfachheit wie verschollen ist. Hier kann ich die Entdeckung dieses Einfachen nur andeuten, das sich mir aufgetan hat. Darüber zu schweigen fällt mir schwer, wenn es uns doch so erfreuen kann … und die Kreise des Kranichs nicht stört.

Astrid Schillings, 2005

Qi Gong – Der fliegende Kranich

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