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Nachkriegszeit

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Nach der Kapitulation vom 8. Mai 1945 übernahm zuerst die sowjetische Besatzungsmacht die Reorganisation der Verwaltungsgeschäfte. Durch Anweisungen ihrer Orts- und Bezirkskommandanten wurden örtliche Polizeireviere und Inspektionen wieder errichtet. Auf Befehl Nr. 1 des sowjetischen Stadtkommandanten Bersarin vom 25. Mai 1945 entstand die neue Stadtpolizei unter Leitung des Polizeipräsidenten Paul Markgraf. 44 Auch nach dem Übergang der Verwaltungskontrolle auf die Interalliierte Militärkommandantur (IMK-Befehl vom 11. Juli 1945) blieb Bersarins Befehl in Kraft. Unter Rückgriff auf die rechtlichen und organisatorischen Strukturen der Polizei vor 1933 wurden die Polizeiaufgaben wieder auf die Schutz-, Kriminal- und Verwaltungspolizei sowie auf örtliche Polizeigruppen verteilt. 45 Die Kriminalpolizei wurde in den 20 Polizeiinspektionen der Schutzpolizei unterstellt. Die Polizeiinspektionen beaufsichtigten 172 Polizeireviere (mit 18 Revierzweigstellen, sieben Revierposten und 22 Landposten). Es blieb aber bei der alten Zählung der Reviere (insgesamt 296). Die bei jedem der 20 bezirklichen Polizeiinspektionen angesiedelten Kriminalkommissariate unterstanden direkt der Kriminaldirektion beim Polizeipräsidenten. Dort wurden acht zentrale Kriminalinspektionen eingerichtet (B: Betrug; E I-E II: Einbruch; ED: Erkennungsdienst; F: Fahndung; M I: Mord, M II: Sittlichkeit, M III: Weibliche Kripo). Die Bearbeitung der Alltagskriminalität erfolgte dezentralisiert. 46

Auch die Weibliche Kriminalpolizei wurde mit zwei Kommissariaten und jeweils fünf Beschäftigten wieder eingerichtet. 47

Nach Aufgabe des provisorischen Quartiers in einem ehemaligen Gebäude der Deutschen Arbeits-Front (DAF), Linienstraße 83–85, bezog das Polizeipräsidium neue Räume in der Elsässer Straße 87. Seit dem 12. November 1945 nahm die Polizeischule im Gebäude der ehemaligen Polizeisportschule am Hohenzollernring in Spandau ihren Lehrbetrieb wieder auf. Ihr folgte bereits im Dezember 1945 die Polizeischule in der Wattstraße 69/70 in Oberschöneweide. Seit 1946 wurden auch die Kripobeamten zu zweimonatigen Lehrgängen an die Polizeischule abgeordnet. Zu Anfang des Jahres 1946 erlaubten die Alliierten die Bewaffnung von Schupo und Kripo mit Knüppeln und Pistolen. Wegen der in der Nachkriegszeit verstärkt auftretenden Bandenkriminalität richtete die Kripo-Zentrale in der Dircksenstraße 14 bereits am 21. Dezember 1945 ein Sonderkommando zur Bekämpfung der Banden in der Innenstadt ein. Im Dezember 1947 wurde ein motorisiertes Sonderkommando aus Schutzpolizei und Kripo zum Einsatz gegen den Schwarzmarkt aufgestellt. 48

Mit der BK/O (46)391 vom 4. Oktober 1946 setzte die Alliierte Kommandantur Sektorenassistenten ein, die sowohl dem jeweiligen Polizeichef der Militärregierung als auch dem Polizeipräsidenten unterstanden. Es handelte sich um Bruno Bliemeister für den amerikanischen Sektor, Paul Wurm im britischen Sektor, Werner Ladwig im französischen Sektor und Willy Schubert im sowjetischen Sektor. 49 Außerdem durfte der Polizeipräsident leitende Beamte nur noch mit Genehmigung der Alliierten anstellen, ernennen, versetzen oder entlassen. Eine sektorenübergreifende Arbeit wurde somit fast unmöglich. Andererseits endete damit die Phase der Durchdringung des Polizeikörpers mit KPD-Anhängern. So wurde der seit Mai 1945 amtierende Leiter der Kriminalpolizei Heinz Wagenschütz im September 1945 durch Paul Kuckenburg abgelöst, ebenso die Leiterin der Weiblichen Kriminalpolizei Grünsteudel durch Klara Schlesinger-Thury. Weiterhin war es der KPD gelungen, Helmut Klein als stellvertretenden Leiter der Polizeischule in Oberschöneweide einzusetzen und durch die im Polizeipräsidium für Personalfragen bei der Kripo zuständigen KPD-Mitglieder Fruck und Binder 15 von 21 Dezernaten und fast alle Kriminalkommissarstellen mit KPD-Mitgliedern zu besetzen (unter anderem Loll als Inspektionsleiter in Neukölln und Mielke als Inspektionsleiter in Lichtenberg). 50

Obwohl der Polizeipräsident eine Wiederverwendung von belasteten Kripo-Beamten ausgeschlossen hatte, wurden aus Mangel an geschultem Personal auch Beamte bei der Kripo eingestellt, die in der NSZeit aktiv gewesen waren, insgesamt waren das im April 1946 zwölf Prozent. 51

Im Tauziehen um die Vorherrschaft in Berlin verhängte die sowjetische Besatzungsmacht ab 24. Juni 1948 eine totale Blockade aller Verkehrswege von und nach Westberlin. Die auf verschiedenen Ebenen geführten Auseinandersetzungen betrafen auch die Polizei. Wegen Missachtung von Weisungen des Magistrats und eigenmächtig ausgesprochenen Entlassungen enthob Bürgermeister Ferdinand Friedensburg den Polizeipräsidenten Paul Markgraf am 26. Juli 1948 seines Amtes und setzte als kommissarischen Vertreter Dr. Johannes Stumm ein. Stumm war 1920 in die Kripo eingetreten und später zuständig für die Bekämpfung des Rechtsradikalismus bei der Abteilung I (heute dem Staatsschutz vergleichbar) des Polizeipräsidiums. 52 Da ihm der Zutritt zum Präsidium in der Elsässer Straße verwehrt wurde, verlegte er seinen Amtssitz in die Friesenstraße 16 im Bezirk Kreuzberg. Seiner Aufforderung an die Angehörigen der zentralen Polizeidienststellen, ihren Dienst am neuen Amtssitz aufzunehmen, andernfalls drohe Kündigung, folgten 70 Prozent der Mitarbeiter. Durch die BK/O (49)23 stimmte die Alliierte Kommandantur der Ernennung Stumms am 12. Februar 1949 rückwirkend zu. 53

Während die traditionelle Einteilung der Kripo in zentrale Inspektionen (B, E I-II, ED, F, M I-II, WKP, KTU) sowie zwölf örtliche Kriminalinspektionen in den Westbezirken mit Revierkriminalbüros von der Polizeiführung in der Friesenstraße beibehalten wurde, stand im Ostteil Berlins die Angleichung der Kripostrukturen an die Verhältnisse in der neu gegründeten DDR ab Ende 1950 auf der Tagesordnung. Bereits im Oktober 1948 verlegte der Präsident der Volkspolizei seinen Sitz von der Elsässer Straße in die Neue Königstraße 27-37. Zum 1. April 1949 wurde die Kriminalinspektion Weibliche Kriminalpolizei aufgelöst und in die Dienststelle KD 5 (Jugendkriminalität) eingegliedert. 54

Die neue Struktur sah unter dem Präsidium der Volkspolizei (PdVP) den Aufbau der Abteilung K mit den Dezernaten A1-4 (Statistik, Berichtswesen, Schulung, Organisation), B 1-3 (Schutz und Sicherung der Wirtschaft und des Volkseigentums, Falschgeld), C 1-4, 6, 10 (Bekämpfung sonstiger Straftaten), E 1-8 (Erkennungsdienst, Technische Ausrüstung), F 1-4 (Fahndungswesen), und G 1-2 (Bekämpfung von Bränden und Explosionen) vor. Die bisherigen VP-Inspektionen erhielten die Bezeichnung VP-Ämter. Zu ihnen gehörten die Kommissariate B-F. 55

Seit 1952 übernahm die DDR das sowjetische System der Abschnittsbevollmächtigten (ABV), die in ihrem Abschnitt politische Überwachungen durchführten. Sie konnten VP-Helfer als Hilfspolizisten zur Unterstützung heranziehen. 56 Angaben von politisch Verdächtigen wurden an die Hauptabteilung IX des Ministeriums für Staatssicherheit weitergeleitet. Auf dem Reichsbahngelände im Westteil Berlins trat die Bahnpolizei als Ableger der Transportpolizei (Trapo) auf.

Die Ausbildung der Offiziere der mittleren Laufbahn (heute: gehobener Dienst) erfolgte für die DDR und Ostberlin zentral an der Fach- beziehungsweise Offiziersschule des MdI in Aschersleben. Die Ausbildung der Offiziere in der höheren Laufbahn (heute höherer Dienst) erfolgte an der Hochschule der DVP in Biesdorf. An der Humboldt-Universität zu Berlin konnte das Fach Kriminalistik als Vollstudium absolviert werden.

Die Anwärter der Kriminalpolizei für die Laufbahn des leitenden Dienstes im Westteil der Stadt nahmen ab 1953 an Kursen an der Polizeischule in Hiltrup teil. Nachdem seit Anfang 1966 die Kommissars-Lehrgänge an der Polizeischule Joachim Lipschitz abgehalten worden waren, verlagerte man im Rahmen der großen Polizeireform ab 1974 die theoretische Ausbildung an die Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege außerhalb der Polizeibehörde. 57

Im Jahre 1956 zogen die zentralen Kriminaldienststellen in das Gebäude des ehemaligen Schöneberger Polizeipräsidiums in der Gothaer Straße 19. Dort begann man auch mit dem Wiederaufbau einer Lehrmittelsammlung. 58 Zur Erfassung und Analyse der Delinquenz von Jugendlichen diente die neu eingerichtete Jugendkartei. 59

Seit 1958 unterstellten die Alliierten durch die BK/O (58) 3 die Polizei wieder der Aufsicht durch den Senat. Sie ressortierte zwischen 1958 und 1962 vom Senator für Inneres, zwischen 1963 und 1967 vom Senator für Sicherheit und Ordnung. Die Alliierten behielten sich aber weiterhin die Ernennung und Suspendierung des Polizeipräsidenten sowie die Ernennung von höheren Beamten ab Oberkommissar vor.

Am 31. März 1962 trat Polizeipräsident Johannes Stumm in den Ruhestand. Zu seinem Nachfolger wählte das Abgeordnetenhaus Erich Duensing. Er führte die Geschäfte bis 1967. Von 1969 bis 1987 hatte Klaus Hübner das Amt des Polizeipräsidenten inne.

Überlegungen zur Neugliederung der Kripo ab Juli 1960 führten zur Bildung der zentralen Kriminaldirektion in der Abteilung K, dem K-Referat A mit den Inspektionen F und ED, Referat B mit den Inspektionen BI und BII, Referat E mit den Inspektionen E I und E II, dem Referat M mit den Inspektionen M I, M II, M III (Weibliche Kriminalpolizei) mit neuem Sitz in der Keithstraße 28-32 seit 1966 und dem K-Referat Ö mit zwölf bezirklichen Kriminalinspektionen, aufgeteilt in die Referate Nord/West (Bezirke Charlottenburg, Reinickendorf, Spandau, Tiergarten, Wedding und Wilmersdorf) und Referat Süd (Kreuzberg, Neukölln, Schöneberg, Steglitz, Tempelhof und Zehlendorf).

Mit der Polizeireform vom 1. Oktober 1974 gab die Polizei die Identität der Grenzen der Polizeibezirke mit denen der Verwaltungsbezirke auf. Die 112 Polizeireviere wurden aufgelöst. Stattdessen entstanden fünf Polizeidirektionen mit 31 Polizeiabschnitten. Den fünf örtlichen Polizeidirektionen wurden jeweils Kriminalreferate mit je zwei Inspektionen (Sofortdienst und Sachbearbeitung) angegliedert.

In zwei weiteren Direktionen innerhalb der Landespolizeidirektion wurden kriminalpolizeiliche Aufgaben konzentriert: Direktion Zentrale Verbrechensbekämpfung (deliktbezogene Kriminalitätsbekämpfung, unter anderem auch Staatsschutz, Zentralstelle für Fahndung und Erkennungsdienst und Gewerbeaußendienst) sowie die frühere kriminaltechnische Untersuchungsstelle als Direktion Polizeitechnische Untersuchungen. 60

Kernstück der Reform war die Einführung der Kontaktbereichsbeamten (KoBB) in 756 Bereichen. 61 Zum Zuständigkeitsbereich der Landespolizeidirektion als erste Säule des Polizeiaufbaus gehörten neben dem Dezernat Verbrechensbekämpfung (Grundsatzdienststelle der Kriminalpolizei) das Dezernat öffentliche Sicherheit, das Dezernat Dienstleistung, das Dezernat Straßenverkehr sowie ein Lagedienst. In der Säule 2 waren die Zentralen Dienste zusammengefasst (Organisation, Bauwesen, Fernmeldewesen, Datenverarbeitung, Polizeiklinik, Ausund Fortbildung). Säule 3 betreute die Ordnungsaufgaben (Einwohnermeldewesen, Passwesen, Asylund Ausländerfragen, Fahrerlaubnisse).

Die Kritik an diesem Modell der Zusammenfassung von Schupo und Kripo unter einheitlicher Führung, bei der wirkliche Kriminaldienststellen erst auf unterer Ebene erkennbar wurden, führte 1994 zur Wiedererrichtung eines Landeskriminalamtes. 62

Dem Nachfolger Hübners im Amt des Polizeipräsidenten, Georg Schertz, fiel die schwere Aufgabe zu, die Polizeiorganisationen beider Stadtteile nach der Wiedervereinigung zusammenzuführen. 63

Die Organisationsstrukturen des Westteils der Stadt wurden auf Senatsbeschluss vom 16. Juli 1991 auf den Ostteil übertragen, im Wesentlichen durch die Bildung zweier neuer örtlicher Polizei-Direktionen. Die örtlichen Volkspolizeiämter (VP-Inspektionen) wurden zu Abschnitten im Aufbau umbenannt. Insgesamt gliederte man das Gebiet Ostberlins in 18 Abschnitte. Am 1. Oktober 1990 übergab der Volkspolizeipräsident Dirk Bachmann seine Dienstgeschäfte an den Polizeipräsidenten in Berlin, Georg Schertz. Durch ein Schreiben des Innensenators vom 5. Juli 1991 fiel die Entscheidung zur Bildung einer Zentralen Ermittlungskommission für Regierungs- und Vereinigungskriminalität (ZERV), zu deren Leiter Manfred Kittlaus bestellt wurde. Die in der Direktion VB bereits bestehenden Spezialreferate erhielten teilweise neue zusätzliche Aufgaben, teils wurden sie neu geschaffen (Referat Umwelt- und Gewerbedelikte).

Mit der Wiedererrichtung eines Landeskriminalamtes (LKA) am 1. Juni 1994 gliederte sich der Polizeiapparat unter dem Polizeipräsidenten mit einer Stabsabteilung in fünf Säulen: Landeskriminalamt (LKA), Landesschutzpolizeiamt (LSA), Landespolizeiverwaltungsamt (LPVA), Landespolizeischule (LPS) und Zentrale Ermittlungsstelle Regierungsund Vereinigungskriminalität (ZERV, zum 3. Dezember 2000 aufgelöst). Seit 1998 wird die Schutzpolizei verstärkt zur Bekämpfung der mittleren Kriminalität herangezogen, wodurch sich das Landeskriminalamt stärker auf die Ahndung besonders schwerer und sozial schädlicher Straftaten spezialisieren kann.

Berliner Kriminalpolizei von 1945 bis zur Gegenwart

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