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Das Epigramm, dessen erste vier Verse stark zerstört sind, beschreibt einen anonymen persischen Stein und nennt zwei offenbar aufeinander folgende Besitzer, deren Namen suggerieren, dass sie – wie der Stein – aus Persien stammen: Dareios und Mandene, die den Stein als Teil eines Schmuckstücks erhielt.


14 λᾶαν] ὁ̣ρ̣ῶν Austin 2001a, ed. min., De Stefani 2005 ὁ Μα̣[νδήνηϲ̣? Austin 2001a : ὁμό̣[χροον εἰπὲ θαλάϲϲηι e.g. De Stefani 2005 15 ἔγλυφ]ε̣ Δαρείου δακτυλο[κοιλογλύφοϲ Austin e.g. 2001a : ὅϲ ποτ]ε̣ Δαρείου δάκτυλο[ν ἠγλάϊϲεν e.g. De Stefani 2005 16 ἀκτῖν’]? ed. pr., min., De Stefani 2005 : πέμφιγ’] Austin 2001a : αἴγλην τ’] Ferrari 2005 ἄτ̣[ερ πυρὸϲ ἀμφὶϲ ἰάλλων e.g. De Stefani 2005 17 ἰϲοφανὴ]ϲ De Stefani 2005 παννυ̣[χίωι] φλ̣[έγεται (vel φ̣λ̣[εγέθει) De Stefani 2005

[…] den blaugrünen […]

[…] Dareios’ Finger […]

[…] leuchtend wie der Mond […]

[…] (mit?) einer Lampe […] die ganze Nacht hindurch(?) […]

|37|den persischen in Gold eingefassten Stein

hängte Mandene als Geschenk an ihren liebenswürdigen Arm.

V. 1

].ρ̣ων τὸν γλαυκὸν ομ.[: Das Bezugswort des erhaltenen Adjektivs ist vermutlich das in der kleinen Lücke am Anfang des Verses zu ergänzende generische λᾶαν (Austin 2001a; vgl. 19.13), das in V. 5 durch das metrisch hier nicht mögliche λίθον variiert wird. γλαυκόϲ ist zum einen in der Bedeutung ‚funkelnd‘, ‚glänzend‘ belegt (Hom. Il. 16.34; Hes. theog. 440; Soph. fr. 371, 476 Radt; Eur. Kykl. 16, Hel. 1501; Mesom. Sol. 21; Tryph. 514; Him. ecl. 13.37; Theokr. eid. 16.5); zum anderen bezeichnet es eine Reihe von recht verschiedenen farblichen Nuancen, die von einem „bläulichen“ Ton (Xenoph. 21 B16 Diels-Kranz; Hippokr. aër. 14; Emp. 31 A91 Diels-Kranz; Plat. Phaidr. 253e; Tim. 68c; Aischyl. Pers. 81; Pind. Ol. 8.37; Pyth. 4.249) bis zu einem „grünlich-grauen“ reichen (Emp. 93; Pind. Ol. 3.1; Bakchyl. 11.29; Soph. OK 701; Trach. 703; Eur. Iph. Taur. 1101; Tr. 802; AP 9.87 [Marc. Arg.] (LSJ; Frisk 1960, 310; Leumann 1950, 148f.). Für die Deutung von γλαυκόν an der vorliegenden Stelle ist die Verwendung des Adjektivs zur Beschreibung von Steinen von besonderer Bedeutung: Dionysios Periegeta beschreibt damit zum einen den Beryll (1119), dessen „meergrüne“ Varietät Plinius als die beste hervorhebt;51 zum anderen charakterisiert er durch das von γλαυκόϲ abgeleitete γλαυκιόων den Topaz (1121), von dem Plinius behauptet, dass er seine Berühmtheit v.a. seiner grünen Varietät verdankt,52 deren Farbton er an anderer Selle als „lauchgrün“ spezifiziert;53 Nonnos verwendet γλαυκόϲ vom Smaragd (5.178),54 der laut Plinius besonders wegen seiner (meer-) grünen Farbe geschätzt wird.55 Zwar ist nicht klar, welche der diversen Varietäten der drei Steine und entsprechend, welchen Farbton Dionysios und Nonnos bei ihrer Verwendung von γλαυκόϲ im Blick hatten; es liegt aber nahe, dass sie, da sie keine Fachleute für Steine sind, tatsächlich an die jeweils berühmteste Form denken. Aus diesen späten Belegstellen könnte man schließen, dass γλαυκόν den Stein des vorliegenden Epigramms als grünlich bzw. blaugrün (‚meergrün‘) beschreibt (zur Hervorhebung der Farbe als wiederkehrendem Element der Steinbeschreibung in den Lithika vgl. die Einl. zur Sektion, S. 22). Entsprechend könnte es sich bei dem beschriebenen Stein entweder um einen der genannten Steine oder um einen anderen Stein, der eine vergleichbare Färbung aufweist, handeln: z.B. um die Varietät des Achat (ἀχάτηϲ), deren dominierender Farbton an den Smaragd erinnert (smaragdachates, Plin. |38|nat. 37.139; Blümner 1884, 260); um den callaina (callais), der nach Plinius 37.110 in seiner Farbe (viridi pallens, „blassgrün“) dem Topaz und Smaragd ähnelt und öfter als die ebenfalls in Frage kommende himmelblaue Jaspis-Varietät aerizousa (auch: boreia; vgl. den Komm. zu 14.1 ἠερόεccαν ἴαcπιν) mit dem heute Türkis genannten Stein identifiziert wird (Blümner 1884, 248); um den oft als „falschen Smaragd“ bezeichneten Malachit (Caley-Richards 1956, 103), dessen grünlichen Ton Plinius ebenfalls im Vergleich mit dem Smaragd bestimmt;56 oder um den „lauchgrünen“, mit dem Topaz verglichenen chrysoprasus57 oder den ebenfalls „lauchgrünen“58 heliotropium;59 schließlich erscheint es mit Blick auf diejenigen der o.g. Belege, an denen γλαυκόϲ mit der Farbe κυανόϲ (‚dunkel-/tiefblau‘) verglichen wird, gut möglich, dass es an der vorliegenden Stelle einen der beiden Steine beschreibt, die offenbar zwei Erscheinungsformen der heute als Lapis lazuli bezeichneten Steinart entsprechen (Caley-Richards 1956, 126): entweder den im folgenden Epigramm behandelten ϲάπφειροϲ, der durch seine Pyrit-Einschlüsse goldgefleckt aussieht, aber im Grundton blau ist (vgl. den Komm. zu 5.1 ϲάπειρον), oder den κυανόϲ, der nach seiner dominierenden Farbe benannt ist und, wenn überhaupt, nur sehr leicht wie mit Gold bestäubt erscheint.60 Als passendes Gegenstück zu dem aufgrund seiner stark hervorgehobenen Goldhaltigkeit offenbar ‚hellen‘ und daher ‚weiblichen‘ ϲάπφειροϲ (vgl. den Komm. zu 5.1) könnte 4 den kyanosfarbenen „männlichen“ ϲάπφειροϲ61 oder eine Form des κυανόϲ beschreiben:62 Die „männliche“ kommt laut Theophrast farblich dem ϲάπφειροϲ (d.h. offenbar dessen „männlicher“ Form) nahe,63 die „weibliche“ dürfte ins Hell- oder Grünblaue spielen.64 Als Ausschlusskriterium zur Reduzierung der dargelegten |39|Auswahl von farblich passenden Steinen könnte die zweite explizite Charakterisierung des Steins in diesem Gedicht (Πέρϲην) dienen (vgl. das zugehörige Lemma). Nicht auszuschließen ist, dass in dem Adjektiv neben der farblichen Denotation auch seine ursprüngliche Bedeutung ‚glänzend‘, ‚funkelnd‘ mitschwingt, zumal ein zweites Adjektiv, dessen Bezug jedoch unklar ist, ein „mondgleiches Glänzen“ hervorhebt (vgl. das Lemma ἀντιϲέληνον). Möglicherweise lassen sich die Buchstaben vor dem Adjektiv zu ]ὁ̣ρ̣ῶν ergänzen (vgl. ed. pr.; ed. min.), das dann auf das von Austin in V. 2 konjizierte Subjekt des Satzes δακτυλο[κοιλογλύφοϲ zu beziehen wäre. Dass der Steinschneider den Stein ‚sieht‘ und dann graviert, ist allerdings nicht zwingend. Der auf γλαυκόν folgende Rest des Verses ist bis auf zwei erhaltenen Buchstaben verloren und bislang nicht überzeugend rekonstruiert worden.

V. 2

]. Δαρείου δακτυλο[: Während es sich bei dem 8.3 erwähnten Dareios relativ sicher um Dareios III. handelt, gibt der stark fragmentarische Text des vorliegenden Epigramms keinen eindeutigen Aufschluss darüber, welcher der persischen Großkönige hier gemeint ist: Dareios I. (522–486 v. Chr.), der zunächst den so genannten Ionischen Aufstand der kleinasiatischen Griechen (510–499) niederwarf, dessen Heer aber 490 bei Marathon vernichtend geschlagen wurde, Dareios II. (423–405) oder der letzte Achämenidenkönig Dareios III. (336–330). Theoretisch kommen auch zwei Prinzen der Achämenidendynastie in Frage: der älteste Sohn Xerxes’ I. (486–465) und der älteste Sohn Artaxerxes’ II. (405–359). Ein Indiz dafür, dass es sich um den berühmtesten der genannten, Dareios I., handelt, könnte die Erwähnung einer Mandene V. 5 sein, da uns eine Tochter Dareios’ I. dieses Namens bekannt ist (vgl. das Lemma Μανδήνη). Darauf, dass Dareios hier wie in 8 das Motiv einer Kamee oder eines Intaglios ist, geben die erhaltenen Fragmente keinen Hinweis. Er könnte eher als vormaliger Besitzer des Steins, den später eine Mandene, also vielleicht seine Tochter, trug (V. 5f.), genannt werden. Diese Überlegung wird durch die nach dem Namen erkennbare Buchstabenfolge δακτυλο[ gestützt, die darauf hindeutet, dass Dareios den Stein als Teil eines Rings am Finger trug (zur Behandlung eines alten Ringsteins, der einst einem berühmten Herrscher gehörte, vgl. 9). Plausibler als De Stefanis Ergänzung des Verses (ὅϲ ποτ]ε Δαρείου δάκτυλο[ν ἠγλάϊϲεν, „der einst den Finger des Dareios schmückte“), die explizit den „Finger“ des Dareios analog zu dem V. 6 erwähnten „Arm“ (πήχεοϲ) der Mandene nennt, ist Austins Vorschlag: ἔγλυφ]ε̣ Δαρείου δακτυλο[κοιλογλύφοϲ, „(als er den blaugrünen […] sah), schnitt ihn der Ringsteinschneider des Dareios“. Für diese Variante spricht außerdem, dass sie Formen des terminus technicus γλύφειν (zu deren Bedeutung in den Lithika vgl. die Einl. zur Sektion) sowie den Steinkünstler, der auch 2.2, 3.1, 5.1, 7.3, 14.2 und 15.4 genannt wird, in den Text integriert. Das bislang nur einmal belegte δακτυλοκοιλογλύφοϲ („Gravierer von Ringsteinen“, GV 437.2 = SGO 1998, I 04/24/09, 482 [II]) könnte darauf hindeuten, dass Dareios anders als Mandene den Stein in einem Ring am Finger trug. Es wäre aber ebenso möglich, dass Dareios den Stein nicht selbst getragen, sondern bei seinem „Ringsteinschneider“ für einen Armreif seiner Tochter Mandene in Auftrag gegeben hat. Aufgrund der extremen Lückenhaftigkeit der ersten vier Verse sind aber auch Austins Konjekturen unsicher.

|40|V. 3

ἀντιϲέληνον: Das nur in Aischyl. fr. 204c6 Radt = P. Oxy. XX 2245 III 6 bezeugte Adjektiv hat offenbar die Bedeutung ‚leuchtend wie der Mond‘. Der inhaltliche und grammatische Bezug des einzigen in V. 3 erhaltenen Wortes ist unsicher.

V. 4

λύχνωι παννυ̣[χ: Die konkrete Funktion der im Dativ erscheinenden ‚Lampe‘ in diesem Epigramm ist aufgrund des zerstörten Kontexts unklar. Möglicherweise steht ihre Erwähnung mit dem im vorangehenden Vers erwähnten mondartigen Leuchten in Verbindung. Als Ergänzung der im Anschluss erhaltenen Buchstabenfolge παννυ̣[χ wäre eine Form von παννυχίϲ, eines nächtlichen Festes im Rahmen des Aphrodite-Kultes, möglich, das in den Epitymbia (53.2) und in einem Epigramm von Meleager (AP 6.162) erwähnt wird, in dem Aphrodite ausgerechnet eine „Lampe“ (λύχνον) „als eine in ihren nächtlichen Kult Eingeweihte“ geweiht wird (Ἄνθεμά ϲοι Μελέαγροϲ ἑὸν ϲυμπαίϲτορα λύχνον,/Κύπρι φίλη, μύϲτην ϲῶν θέτο παννυχίδων (vgl. Rampichini u.a. 2008, 94). Plausibler erscheint jedoch die alternative Ergänzung von παννυ[χ zu einer Form von πάννυχοϲ/παννύχιοϲ (‚die ganze Nacht lang‘); zum einen könnte sich das Adjektiv direkt auf λύχνωι beziehen; vgl. Herodot 2.130. Zum anderen wäre auch das adverbielle Neutrum παννύχιον möglich, das ebenfalls in einer Passage bei Herodot (2,62) im Zusammenhang mit „Lampen“ (λύχνα) erscheint. Eine Entscheidung kann anhand des fragmentarischen Textes nicht getroffen werden; ein Bedeutungsunterschied zwischen παννυχίωι/παννύχωι und παννύχιον wäre aber ohnehin kaum vorhanden, da sowohl die adjektivische, auf λύχνωι bezogene, als auch die adverbielle Form die durch die „Lampe“ implizierte Verbalhandlung („brennen“) beschrieben.

V. 5

Πέρϲην: Als ‚persisch‘ werden auch zwei andere Objekte, die in den Lithika behandelt werden, bezeichnet, zum einen der im folgenden Epigramm beschriebene ϲάπειροϲ (‚Lapis lazuli‘ bzw. ‚Lasurstein‘), zum anderen die Perlmuttschale des 11. Epigramms (vgl. 5.2 u. 11.2: Περϲικόν). Einen weiteren persischen Stein behandelt vielleicht 14. Von den Steinen, welche die offenbar durch γλαυκόϲ bezeichnete Farbe aufweisen (vgl. das Lemma ].ρ̣ων τὸν γλαυκὸν ομ.[), wären die persische Jaspis-Varietät aerizusa (vgl. 14) und möglicherweise der Achat denkbar. Allerdings muss Πέρϲηϲ nicht einmal unbedingt auf die Herkunft des Steins verweisen; es könnte auch zur Beschreibung desjenigen Steins dienen, der einmal dem bekanntesten aller persischen Herrscher oder jedenfalls einem Mann, dessen Name mit Persien auf engste verbunden ist, gehörte und der durch seine Schenkung an Mandene offenbar in persischem Besitz verblieben ist. – χρυϲῶι ϲφι‹γ›κτὸν: Die Einfassung des behandelten Steins in ein (meist goldenes) Schmuckstück wird auch in 4–8 und 11–12 erwähnt (vgl. die Einl. zur Sektion, S. 22). In 12.2 gebraucht Poseidipp hierfür ebenfalls den Terminus ϲφίγγειν, in 7.4 sogar die vorliegende Junktur (χρυϲῶι ϲφι‹γ›κτ̣[; für weitere Belege der Auslassung des γ im 3. Jh. v. Chr. vgl. ed. pr. mit Verweis auf Mayser/Schmoll 1970, 164). Das jeweils durch χρυϲῶι angedeutete Schmuckstück ist in 7 eine Halskette, hier ein Armreif (vgl. das Lemma πήχεοϲ ἐκρέμαϲεν). – ἐ̣ξ ἀγ[απ]ητ[οῦ: Das relativ sicher rekonstruierbare Adjektiv beschreibt den Arm der Mandene (V. 6). ἀγαπητόϲ (‚geliebt‘) kann sich auf alle möglichen Dinge oder Menschen, u.a. auch auf den Liebhaber (Plat. Alk. I.131e) beziehen, findet sich aber seit Homer häufig für Töchter und Söhne, insbesondere für Einzelkinder (vgl. u.a. Hom. Il. 6.401: Ἑκτορίδην ἀγαπητόν; Od. 2.365: μοῦνοϲ ἐὼν ἀγαπητόϲ; 4.817: παῖϲ ἀγαπητόϲ; 4.727; 5.18; 3.817; Hes. fr. 326 Merkelbach-West; Sapph. 132.2: Κλέιϲ ἀγαπάτα; Aristoph. Thesm. 761: ἀγαπητὴν παῖδά ϲου; Demosth. 21.165; Arist. EE 1233b2; DGE; Lee 2010, 119–138). An der |41|vorliegenden Stelle beschreibt das Adjektiv den offenbar vom Schenker des Schmuckstücks „geliebten“ Arm der Mandene. Der grammatische Bezug auf den Körperteil könnte nahelegen, dass ἀγαπητοῦ hier erotisch konnotiert ist und das Schmuckstück als Geschenk an eine begehrte Person ausweist. Im Hinblick auf die zitierten Belegstellen von ἀγαπητόϲ erscheint es aber plausibler, ἀγαπητοῦ dem Sinn nach nicht auf πήχεοϲ, sondern auf Mandene zu beziehen, die als „geliebte“ Tochter das Schmuckstück möglicherweise vom Vater erhalten hat (vgl. das Lemma Μανδήνη).

V. 6

Μανδήνη: Der iranische Name (Justi 1963 [1895], 189f.) der beschenkten Frau deutet wie die Erwähnung eines Dareios (V. 2) und die Charakterisierung des Steins (V. 5: Πέρϲην) auf Persien hin. Zwei Trägerinnen des Namens in der Form Μανδάνη sind uns durch die griechische Literatur aus der Geschichte Persiens bekannt: zum einen die Tochter des Astyages, die die Frau Kambyses’ I. und Mutter Kyros’ II. war (Hdt. 1.107–130; Xen. Kyr. 1.2.1; Diod. 9.22.1; vgl. Fiehn 1931), zum anderen die Tochter Dareios’ I., Xerxes’ Schwester (vgl. Obst 1928). Wenn man davon ausgeht, dass Dareios der vormalige Besitzer des Steins ist (vgl. das Lemma Δαρείου), kommt aus chronologischer Sicht als nachfolgende Eigentümerin nur die Diod. 11.57.1–5 erwähnte Dareios-Tochter in Frage. Die Annahme, dass Poseidipp im vorliegenden Epigramm auf diese direkte familiäre Verbindung eines Dareios und einer Mandene rekurriert, erscheint äußerst attraktiv. Dagegen plädiert die Mehrzahl der Interpreten dafür, dass es sich bei Mandene (anders als bei Dareios) nicht um eine historische Figur, sondern um eine unbekannte Zeitgenossin Poseidipps handelt, die den alten Stein im 3. Jh. als erotisches Geschenk erhielt. Da der Name Μανδήνη/Μανδάνη u.a. auch für das griechische Ägypten (Huyse 1990, 67; Robert 1964, 217; Poljakov 1989, 66; vgl. ed. pr. 113) bezeugt ist und es für die jahrhundertelange Bewahrung antiker Steine Parallelen gibt (Plin. nat. 37.4; Plantzos 1999, 108; vgl. ed. pr. 113), kann diese Überlegung nicht ausgeschlossen werden. Für die Annahme, dass die Tochter Dareios’ I. gemeint ist, spricht jedoch, dass das vorliegende Epigramm anders als die übrigen, in denen der betreffende Stein einer Frau geschenkt wird (vgl. 3, 5, 6, 7), keine Hinweise auf ein (anvisiertes) erotisches Verhältnis zwischen dem Schenker und der Frau gibt; vielmehr deutet die Wahl des Adjektivs ἀγαπητοῦ (vgl. das zugehörige Lemma) darauf hin, dass es sich bei Μανδήνη wohl um die Tochter des Schenkers, offenbar Dareios I., handeln dürfte. – πήχεοϲ ἐκρέμαϲεν: Der Schluss des Epigramms führt den V. 5 durch ἐ̣ξ ἀγ̣[απ]η̣τ̣ [οῦ begonnenen Ausdruck zu Ende, der anzeigt, dass das goldene Schmuckstück, in das der beschriebene Stein eingefasst ist, ein Armreif oder Armband ist: Mandene „hängte“ den Stein „an den geliebten Arm“.

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