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Im Zentrum des Epigramms, das mehrere Parallelen zu 6 aufweist, steht ein honigfarbener Stein, den Kronios geschnitten hat und der von Nikonoe an einer Kette getragen wird.


30 ξανταο̣[P ὀ̣[ρέων κατέρ]υτα ed. pr., min. : ἐ̣[φόρει κατέρ]υτα De Stefani 2003 : τα]ῦτα vel [P ̣τοια]ῦτα Casanova 2004 31 ὦκ’ [ἐφόρει ποτα]μὸϲ ed. pr., min. : ὦκ[α ῥέων ποτα]μὸϲ De Stefani 2003 32 λίθ[ον εἴκελον, ὃ]ν̣ ed. pr., min. 33 ϲφι‹γ›κτ[ὸϲ ὅδε γλυκερ]ῆ̣ι ed. pr., min. :(ἔγλυψε χρυϲῶι) ϲφι‹γ›κτ[όν· ὁ δὲ γλυκερ]ῆ̣ι Austin 2001a : ϲφι‹γ›κτ̣[ὸν ἵνα γλυκερ]ῆ̣ι (… φλέγοι) Ferrari 2005 34 ἧ]ϲ̣ Gronewald 2001, ed. min. 35 ϲυνλαμπει P

Aus den arabischem (Bergen) das gelbe (Geröll) wälzend,

(trug) ins Meer schnell der winterlich flutende (Fluss)

diesen dem Honig in der Farbe (gleichenden Stein, den) des Kronios Hand

schnitt; in Gold eingefasst […]

(erleuchtet er) Nikonoe (die durchlochte) Kette, (so dass) auf der Brust

zusammen mit der weißen Haut honigsüßes Licht leuchtet.

V. 1

ἐξ Ἀράβων: Die Präposition (‚aus‘) zeigt an, dass der Anfang des Epigramms offenbar das Herkunftsgebiet eines Steins nennt. Das Objekt des am Versende folgenden Partizips κυλίων, von dem die Präposition abhängt, ist zwar grammatisch τὰ ξάνθ{α} … κατέρ]υτα (‚das gelbe Geröll‘, zur Ergänzung vgl. das folgende Lemma); dem Sinn nach dürfte sich die Herkunftsangabe aber ebenso auf den V. 3 genannten Stein beziehen (zum Verhältnis der beiden Objekte vgl. auch das folgende Lemma). Als Bezugswort von Ἀράβων ist ὀ̣[ρέων denkbar (vgl. ed. pr.). Diese Rekonstruktion wird durch den Beginn des 16. Epigramms nahegelegt, an dem der arabische Ursprung in ähnlicher Weise beschrieben wird. Dort „wälzt“ (16.1: κυλίει) ein „arabischer Strom“ (16.1f.: Ἄραψ … ὀχετὸc), einen Kristall, den er „aus den Bergen“ (16.2: ἐξ ὀρέων) gerissen hat, „zum Strand“ (16.1: ἐπὶ θῖνα). – τὰ ξάνθ{α} ὀ[ρέων κατέρ]υτα: In der nach dem Artikel erhaltenen Buchstabenfolge ξανταο̣[ ist, wenn man das τ als Verschreibung eines θ ansieht, das Adjektiv ξανθά (‚gelb‘) zu lesen. Nicht realisierte Elision vor anlautendem |51|Vokal findet sich auch an anderen Stellen auf dem Papyrus (vgl. z.B. 11.5). Das Bezugswort des Attributs ξανθ’ dürfte auf die am Schluss des Verses erhaltenen Buchstaben υτα enden. Der Ergänzungsvorschlag, den die Erstherausgeber für die nach der Lücke erhaltene Endung ]υτα gemacht haben, ist plausibel, wenngleich das von κατερύειν (‚herunterziehen‘) abgeleitete Wort κατέρυτα (‚Geröll‘) sonst nicht bezeugt ist. Die Frage ist, in welchem Verhältnis der V. 3 genannte Stein zu dem „gelben Geröll“ stehen könnte: Entweder wird der wertvolle Stein zusammen mit wertlosem Material, das dem beschriebenen Stein nur in der Farbe ähnelt, ins Meer gerollt oder er ist einer von vielen anderen Steinen seiner Art, die summarisch als „Geröll“ dem durch seine besondere Bearbeitung und Verwendung hervorgehobenen Stein gegenübergestellt werden. Für diese zweite Deutung spricht der Vergleich mit 16, wo ein einzelner Kristall ebenfalls als Teil einer „großen Menge von Klumpen“ eingeführt wird.

V. 2

χειμάρρουϲ ὦκ’ [ἐφόρει ποτα]μὸϲ: Das Adjektiv bedeutet wörtlich ‚winterlich fließend‘ und beschreibt, wie der zweite Bestandteil des Wortes nahelegt, einen Fluss, der vermutlich am Versende genannt ist (ποτα]μὸϲ, ed. pr.; für die Junktur vgl. Hom. Il. 5.87f.; 13.139 u. Theokr. eid. 22.5). Das vor der Lücke erhaltene Adverb legt nahe, dass in der Lücke vor ποταμόϲ das Prädikat zu ergänzen ist. Zu erwarten ist die 3. Ps. Sg. eines transitiven Verbs in einer Vergangenheitsform, das analog zu κυλίων die Tätigkeit des Flusses beschreibt, der den Stein befördert hat, z.B. ἐφόρει („er trug“, ed. pr.).

V. 3

τὸν μέλιτι χροιὴν λίθ̣[ον εἴκελον: Der Anfang von V. 3 nennt den Stein, den der Fluss aus den Bergen ins Meer trug (τὸν … λίθ̣[ον). Die Ergänzung εἴκελον nach λίθ̣[ον erscheint als zwingend: Der Stein ist „Honig in der Farbe ähnlich“. Dieser explizite Vergleich mit dem Honig wird am Ende des Epigramms wieder aufgenommen, wenn der Glanz des Steins als μελιχρά (‚honigsüß‘) beschrieben wird. Dazu passen einige Steinarten, die von Plinius beschrieben werden: Der goldfarbene chrysoberyllus, den die ed. pr. aufgrund der Annahme, das vorliegende Epigramm behandele denselben Stein wie 6, für den in beiden Epigrammen beschriebenen Stein hält, kommt für das vorliegende Gedicht nicht in Frage, weil er aus Indien (nicht aus Arabien) stammt (India eos gignit, raro alibi repertos, „Indien bringt sie hervor, selten wurden sie anderswo gefunden“, Plin. nat. 37.76). Gleiches gilt für die melichrysoi (Plin. nat. 37.128). Übrig bleiben lediglich die beiden Steinarten melichus und melichlorus (sofern sie nicht mit den melichrysoi identisch sind), auf deren Herkunft Plinius nicht eingeht (Plin. nat. 37.191). – ὃ]ν̣ Κρονίο[υ] χ̣εὶρ: Der Steinschneider Kronios ist bereits aus dem 2. Epigramm bekannt (vgl. den Komm. zu 2.2 Κρονίου). Nicht nur als Werkzeug, sondern als eigentlicher Urheber der Gravur erscheint hier die „Hand“ des Künstlers (vgl. 2.2: χειρὸϲ ὑ]π̣ὸ Κρονίου und 15.4: τοῦτ’ ὑπὸ Λυγκείου βλέμματοϲ ἐγλύφετο).

V. 4

ἔγλυψε: Zum terminus technicus für das Steinschneiden und seine Prominenz in den Lithika vgl. die Einl. zur Sektion, S. 20f. Auf die Art der Gravur geht das Epigramm nicht ein (vgl. das Epigramm 5, das den Steinschneider und seine Tätigkeit nennt, aber kein Gravurmotiv spezifiziert). – χρυϲῶι ϲφι‹γ›κτ̣[ ±11 ]ηι: Die Junktur ‚in Gold eingefasst‘ bezeichnet in 4.5 (χρυϲῶι ϲφιγκτὸν) und wahrscheinlich in 12.2 (χρυϲίτ]αιϲ ϲφιγχθεὶϲ) die Einfassung des Steins in ein goldenes Schmuckstück (für diesen Topos der Lithika vgl. auch 6.3f. u. 8.2f.). An der vorliegenden Stelle dürfte sich das Verbaladjektiv prädikativ auf ein in der folgenden Lücke zu ergänzendes Demonstrativpronomen ὅδε beziehen, das Subjekt eines in der Lücke |52|von V. 4 zu vermutenden Prädikats wäre (ϲφι‹γ›κτ̣[ὸϲ ὅδε …/… [φλέγει], „in Gold eingefasst [erleuchtet] dieser“; ed. pr.). Die am Versende erhaltenen Buchstaben η̣ι könnten die Endung eines auf Nikonoe bezogenen Adjektivs sein. Der Vorschlag der Erstherausgeber γλυκερ]ῆ̣ι würde gut zu dem Vergleich der Farbe des Steins mit Honig (V. 3) und der daraus folgenden Charakterisierung des Glanzes als „honigsüß“ (V. 6) passen. γλυκερ]ῆ̣ι könnte zum einen proleptisch die Wirkung des Steins auf Nikonoe nennen und zum anderen die Qualität der Nikonoe anzeigen, die die Wirkung des honigsüß glänzenden Steins im letzten Vers verstärkt, ähnlich wie Nikonoe in 6 den Glanz des Steins „süß“ zu machen scheint.

V. 5

Νικονό̣η`ι´: Zu Bedeutung, Verbreitung und berühmten Trägerinnen des Namens vgl. den Komm. zu 6.4 Νικονόηϲ. – κάθεμα τρη[τὸν φλέγει, ὡ]ϲ̣ ἐπὶ μαϲτῶι: κάθεμα (‚Kette‘), das von hier ausgehend auch in 6.4 mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ergänzt werden kann, ist das goldene Schmuckstück, in das der honigfarbene Stein eingefasst ist (für eine weitere Kette in den Lithika vgl. 8.2: ἅλυϲιν). Sie wird offenbar als ‚durchlöchert‘ (τρη[τόν) beschrieben, womit die ineinandergreifenden, „Löcher“ enthaltenden Glieder gemeint sein dürften. – In der verbleibenden Lücke ist ein transitives Verb zu ergänzen, das die unmittelbare Wirkung des Steins auf die Kette, die mittelbare auf Nikonoe beschreibt. Den Sinn trifft das von der ed. pr. konjizierte φλέγει („erleuchtet/lässt leuchten“). Am Versende ist mit ἐπὶ μαϲτῶι („auf der Brust“) analog zu κατὰ μαϲτόν (6.6) der Körperteil benannt, auf dem der Stein als Teil einer Kette liegt. – Das vor ἐπὶ μαϲτῶι schwach erkennbare ϲ kann entweder zu der Konjunktion ὡϲ (‚so dass‘, ed. pr.) oder besser mit Gronewald zu dem Relativpronomen ἧϲ, das die Brust als diejenige der Nikonoe ausweist („auf deren Brust“), vervollständigt werden.

V. 6

ϲυλλάμπει: Das Verb war bislang nur bei christlichen Autoren belegt (vgl. ed. pr. 116). Während der Schluss des 6. Epigramms, indem er den Stein als „süßen Glanz der Brust“ bezeichnet, das Zusammenwirken des Steins und seiner Besitzerin nur subtil andeutet (vgl. 6, Interpr.), zeigt ϲυ‹λ›λάμπει (‚er leuchtet zusammen‘) explizit den Beitrag an, den der Stein und die „weiße Haut“ zu dem „honigsüßen Licht“ leisten (vgl. das folgende Lemma); zum Topos des Glanzes in den Lithika vgl. die Einl. zur Sektion, S. 22 – μελιχρὰ φάη: In μελιχρὰ könnten sich die honigähnliche Farbe des Steins und die Süße, d.h. die Anziehungskraft, der Frau (vgl. die Konjektur γλυκερ]ῆ̣ι) verbinden.

Der Neue Poseidipp

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