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10a/10b
ОглавлениеBei den zehn äußerst schlecht überlieferten Versen zwischen dem 9. und 11. Epigramm handelt es sich um die Überreste eines längeren (10) oder zweier kürzerer Gedichte (10a, 10b). Das Erhaltene nennt weder einen Stein, noch lässt es einen Sprecher erkennen.
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Hos versus duo epigrammata complecti verisimile est, sed divisio (post 10 vel post 12) incerta, v. ed. pr. 14 ἠέ]λ̣ιον ed. pr. : δακτύ]λ̣ιον Angiò 2007a 15 [ὃ]ϲ̣ (Ναβαταῖοϲ) Angiò 2007a 16 μ̣[ακραίω]ν̣ vel Μ̣[άλιχοϲὢ]ν̣ vel Μ̣[άλχοϲ ἐὼ]ν̣ e.g. ed. min. : μ[αλθακὸϲ ἦ]ν̣ Angiò 2007a ἀ]μ̣ὰχ̣ω̣ν vel παυρο]μ̣άχω̣ν Casanova 2004 : οὐκ ἀ]μ̣άχω̣ν Angiò 2007a
[…] Zylinder
[…]
[…] Gebirgsbachs
[…]
[…] Handwerkers
[…]
[…] durch sie
[…]
[…] nabatäischer
[…] der Araber, die auf Pferden kämpfen, König.
V. 1
κ]ύλινδρον: Im Kontext der Steingedichte dürfte diese Bezeichnung einer geometrischen Form entweder einen Stein bezeichnen, der von Natur aus zylindrisch geformt ist, oder einen Stein, der in die Form eines Zylinders geschnitten wurde. Die zweite Möglichkeit liegt insofern nahe, als zylindrisch geformte Gemmen für die Antike gut bezeugt sind (vgl. ed. pr. 118), wenn auch nicht so häufig für die hellenistische Zeit, in der aber Steine zu Prismen geschnitten wurden (Zazoff 1983, 211). Der Zylinder war eine typisch nahöstliche Form, und nahöstliche zylinderförmige Siegel waren oft mit einem Bild und Text versehen. (Petrovic 2014, 284).
V. 3
χαρ]άδρηϲ: Die erhaltenen Buchstaben am Ende des Verses lassen sich plausibel zum ionischen Genitiv von χαράδρα, „Gebirgsbach“, ergänzen (ed. pr.). Innerhalb der Motivik der Lithika ist die Herkunft des behandelten Steins aus einem Fluss, der ihn aus den Bergen herabträgt, ein wiederkehrender Topos (7.1f., 16.1f.; vgl. auch die Verneinung der Flussherkunft 15.1 und die Erwähnung eines Flusses 1.1; vgl. die Einl. zur Sektion, S. 22).
V. 5
βαν]α̣ύϲου: Austins Konjektur ist plausibel, da die Erwähnung eines „Handwerkers“ vielleicht die künstlerische oder jedenfalls handwerkliche Steinbearbeitung anzeigen könnte, die auch in den meisten anderen der ersten 15 Epigramme des Papyrus thematisiert wird.
|62|V. 9
Ναβαταῖοϲ: Das Adjektiv bezieht sich wahrscheinlich auf β̣αϲιλεύϲ am Ende des folgenden Verses. Die Nabatäer, ein arabisches Volk, dessen Hauptstadt Petra war, werden zum ersten Mal auf einem dokumentarischen Papyrus, der sich in die Jahre 260–258 v. Chr. datieren lässt, in der Form Ἀναβαταῖοι erwähnt (PSI IV 406.21 = C.Ptol.Sklav. 42). Bei der vorliegenden Stelle handelt es sich um die früheste erhaltene literarische Erwähnung der Nabatäer. Diodor (2.48f.; 19.94–100) berichtet im 1. Jh. v. Chr. über die erfolglosen Expeditionen Antigonos I. 312–11 v. Chr. in das Land dieses Volkes (vgl. ed. pr. u. Grohmann 1935, Sp. 1453–1468). Nur ein weiteres Mal in der uns erhaltenen antiken Literatur werden die Nabatäer mit Edelsteinen in Verbindung gebracht: Plinius nat. 37–121 gibt ihr Gebiet als Fundort des Amethysts an (Hackl/Jenni/Schneider 2003, 586–87). Dies mag einen Hinweis auf die Art des hier behandelten Steins geben.
V. 10
’Αρ̣ά̣β̣ω̣[ν: Die ohne weiteren Kontext überlieferten Wörter Ναβαταῖοϲ/[…] ’Α̣ρ̣άβ̣ω̣[ν ἱππο]-μ̣άχ̣ω̣ν β̣αϲιλεύϲ legen nahe, dass Poseidipp die Nabatäer mit den Arabern gleichsetzt. Wie im Falle von β̣αϲιλεύϲ stellt sich die Frage nach der terminologischen Präzision des Dichters (vgl. Magnelli 2008, 49). – ἱππο]μάχ̣ω̣ν: Zwei Komposita von -μαχοϲ erscheinen an dieser Stelle sinnvoll: Zum einen ἱππόμαχοϲ (ed. pr.) in der erweiterten allgemeinen Bedeutung ‚reitend‘ (LSJ; vgl. ed. pr. u. Magnelli 2004, 154), da Strabon bemerkt, das Land der Nabatäer sei pferdelos; sie benützten Kamele anstelle von Pferden (16.3.26); zum anderen ἄμαχοϲ (bzw. παυρόμαχοϲ): ἄμαχοϲ könnte im poetisch nicht belegten Sinn ‚unkriegerisch‘ (Casanova 2004) auf ein Bild der Araber, das später bei Strabon bezeugt ist (16.3.23: ἀπόλεμοι τελέωϲ ὄντεϲ) rekurrieren; in der poetisch bezeugten Bedeutung ‚unbesiegbar‘ könnte das verneinte Adjektiv (οὐκ ἀμάχων, ‚nicht ‚mehr‘ unbesiegbar‘), um die Erfolge der Ptolemäer zu preisen, auf die Niederlage Antigonos’ I. gegen die Nabatäer verweisen (Magnelli bei Angiò 2007a, 50). παυρόμαχοϲ würde den Nachrichten über einige militärische Auseinandersetzungen Rechnung tragen, in die die Araber verwickelt waren (Arr. anab. 2.25.4; Diod. 8.6.14 u. Polyb. 5.79.3–13). – β̣αϲιλεύϲ: Es handelt sich offenbar um das Bezugswort von Ναβαταῖοϲ am Ende des vorangehenden Verses. Möglicherweise ist dies die älteste Erwähnung eines nabatäischen Königs (Graf 2006, 57–68) – namentlich sind nabatäische Könige erst für die Zeit ab 169 v. Chr. bekannt –, β̣αϲιλεύϲ könnte hier aber auch nur einen lokalen Herrscher bezeichnen (vgl. ed. pr. 119). Die Frage, ob Poseidipp an dieser Stelle terminologisch präzise ist (Magnelli 2008, 49), ist letztlich nicht zu entscheiden.
Eine sichere Aussage über den Inhalt der am schlechtesten überlieferten Verse der Lithika zu treffen, ist nicht möglich. Lediglich einige der erhaltenen Wörter lassen sich in die Topik der Lithika einordnen (vgl. den Komm.). Angesichts der Tatsache, dass der Papyrus ein weiteres Epigramm mit zehn Versen aufweist (63) und außerhalb des Papyrus zwei weitere Epigramme dieser Verszahl Poseidipp zugeschrieben werden (Didot, HE 3100f. u. 3110f.; vgl. ed. pr.), gibt es keinen Grund zu der Annahme der bisherigen Herausgeber (ed. pr.; ed. min.; CHS), dass die erhaltenen Reste II 7–16 nicht ein einziges, sondern zwei Epigramme repräsentieren.