Читать книгу Der Neue Poseidipp - Poseidipp - Страница 22

Rekonstruktionsvorschlag

Оглавление

ἐξ Ἀράβων τὰ ξάνθ’ ὀ[ρέων κατέρ]υτα κυλίων,

εἰϲ ἅλα χειμάρρουϲ ὦκ’ [ἐφόρει ποτα]μὸϲ

τὸν μέλιτι χροιὴν λίθ[ον εἴκελον, ὃ]ν Κρονίο[υ] χεὶρ

ἔγλυψε· χρυϲῶι ϲφιγκτ[ὸϲ ὅδε γλυκερ]ῆι

Νικονόηι κάθεμα τρη[τὸν φλέγει, ἧ]ϲ ἐπὶ μαϲτῶι

ϲυλλάμπει λευκῶι χρωτὶ μελιχρὰ φάη.

Aus den arabischen Bergen das gelbe Geröll wälzend

trug der reißende Fluss schnell ins Meer

diesen Honig in der Farbe gleichenden Stein, den des Kronios Hand

schnitt; in Gold eingefasst erleuchtet dieser hier der süßen

|53|Nikonoe die mit Löchern durchsetzte Kette, auf deren Brust

zusammen mit der weißen Haut ein honigsüßes Licht erstrahlt.

Indem dieses Epigramm das Thema von 6, die Schenkung eines in eine goldene Halskette eingefassten Steins an eine Frau namens Nikonoe, aufgreift, lädt es zu einem Vergleich der beiden Epigramme ein. Beide Epigramme sind zweigeteilt. In ihrem ersten Teil unterscheiden sie sich stark voneinander, im zweiten nur im Detail. Während am Anfang von 6 der Schenker und der erstaunliche Effekt des Steins unter Sonneneinwirkung genannt werden, verfolgt die erste Hälfte des zweiten Nikonoe-Epigramms den Stein von seinem natürlichen Ursprung zur Bearbeitung durch den Steinschneider. Der zweite Teil nennt jeweils die Einfassung des Steins in die goldene Kette, seine Ankunft auf der Brust Nikonoes sowie sein Wirken auf bzw. sein Zusammenwirken mit Nikonoe. In 6 erscheinen die beiden Epigrammhälften relativ disparat: Nach der Beschreibung, wie der Regenbogen auf dem Stein entsteht, setzt die Erzählung mit der Einfassung des Steins und seiner Schenkung an Nikonoe neu an. Die Herstellung des „Bildes“ auf dem Stein ist jedoch kein Akt, der der späteren Verwendung des Steins vorausgeht, sondern ein ständiger, vom Sonnenlicht abhängiger Vorgang der Verwandlung. Eine chronologische Erzählung beginnt also erst mit dem zweiten Teil des Epigramms. Im Gegensatz dazu wird in 7 die Entwicklung des Steins von Anfang bis Ende, von seinem natürlichen Ursprung bis zu seiner „kulturellen Verwertung“ (Bing 2001, 5) dargestellt.66

Die ähnlich gestalteten Schlussverse der Epigramme 6 und 7 (zu den teils wörtlichen Übereinstimmungen vgl. 6, Interpr.) lenken den Blick des Lesers auf den Glanz, den der Stein auf dem Dekolleté einer Nikonoe entfaltet. Während die Epigramme, die dem ‚Gedichtpaar‘ 6 und 7 vorangehen, zum einen mithilfe des Glanz-Topos die Kostbarkeit des Steins hervorheben, zum anderen die Verschönerung einer Frau durch den Stein konstatieren, verbinden 6 und 7 die Aspekte ‚Glanz‘ sowie ‚Schönheit der Frau‘ miteinander. Beide Epigramme führen die Wirkung vor, die der Stein und Nikonoe aufeinander sowie zusammen auf den Betrachter haben. Die Akzentverlagerung am Ende von 7 gegenüber 6.5f. ist minimal: In der Bezeichnung des Steins als eines „süßen Glanzes der Brust“ in 6 sind Ursache und Wirkung nicht mehr voneinander zu unterscheiden (vgl. 6, Interpr.): Demgegenüber macht der Schluss von 7 deutlich, wodurch die Charakterisierung des Glanzes, der „honigsüß“ ist, zustande kommt: Der Stein, der durch seine Farbe die geschmackliche Süße des Honigs evoziert, leuchtet zusammen mit der „weißen Haut“ der Nikonoe, die „süß“, weil schön und anziehend, ist.

Der Neue Poseidipp

Подняться наверх