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Rekonstruktionsvorschlag

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τῶιδε λίθωι πᾶϲιν δ[οκίμωι μεγαλύν]εται Ἥρωϲ,

ἕλκει δὲ γραπτὴν ἶριν [ἀπ’ ἠελίου

τοῦτο τὸ μαρμαῖρον β[ηρύλλιον· εὖ] δ’ ἐπεδήθη

Νικονόηϲ ὁ κύβοϲ χρύϲε[ον εἰϲ κάθε]μα,

καὶ δωρητὸϲ ὑπῆλθ[ε ………]η κατὰ μαϲτὸν

κλίνεϲθαι ϲτηθέων π[αρθένου ἡ]δὺ ϲέλαϲ.

Mit diesem von allen bewunderten Stein prahlt Heros;

er zieht einen gemalten Regenbogen von der Sonne an,

dieser funkelnde kleine Beryll; gut aber wurde er befestigt,

der Würfel, an einer Goldkette der Nikonoe,

und großzügig geschenkt kam er […] auf der Brust

zu liegen, er, der Brust der Jungfrau süßer Glanz.

Das fragmentarische Epigramm gleicht in seinem Aufbau den Epigrammen 3–5 sowie 7, deren erster Teil jeweils mehrere Aspekte eines Steins benennt, während der zweite die Einfassung dieses Steins in ein Schmuckstück und die Schenkung an eine Frau thematisiert. Die Verse 1–3a des vorliegenden Epigramms scheinen den Auftraggeber (V. 1), die Verzierung (V. 2) sowie den Glanz und die Art des Steins (V. 3) zu nennen. Der Name der Beschenkten (‚die auf das Siegen Bedachte‘) könnte wie im vorangehenden Epigramm sprechend sein: Während Νικαίη in 5 andeuten könnte, dass die Schenkung des Steins aus Sicht der Frau als „Sieg“ zu werten ist (vgl. die Interpr. von 5), bildet Νικονόη vielleicht das Ansinnen der Frau ab, den Schenker zu „besiegen“ bzw. ihn zu „gewinnen“.

Insbesondere in seinem zweiten Teil weist das Gedicht starke Parallelen mit dem Schluss des folgenden Epigramms auf: Der Stein, den Nikonoe erhält (V. 5), wird auf zweierlei Weise als erotisches Geschenk ausgewiesen: Zum einen wird die Brust der Frau als derjenige Körperteil hervorgehoben, den der Stein ziert (V. 5f.: κ̣α̣τὰ μαϲτὸν … ϲτηθέων̣, „auf der Brust … der Brust“; vgl. 7.5: ἐπὶ μαϲτῶι); zum anderen wird die Schönheit der Frau impliziert, wenn der Stein als „süßer Glanz der Brust“ (V. 6: ϲτηθέων … ἡ]δ̣ὺ ϲέλαϲ) bezeichnet wird (vgl. an gleicher Versposition 7.6: μελιχρὰ φάη). Diese Formulierung legt nicht nur durch den genitivus subiectivus nahe, dass der Glanz des Steins nun auf den Körper der Frau übergegangen ist, sondern durch das Attribut ἡ]δ̣ὺ auch die umgekehrte Wirkung. Während der Fokus an der vorliegenden Stelle auf der wechselseitigen Affizierung des Steins und der Frau liegt, betont das Schlussdistichon des 7. Epigramms eher das Zusammenwirkung des Glanzes beider (vgl. 7, Interpr.).

Die Besonderheit des vorliegenden Epigramms gegenüber dem folgenden dürfte in dem Effekt liegen, den der unvollständig erhaltene, Rätsel aufgebende V. 2 andeutet. Offenbar produziert der Stein im Sonnenlicht entweder auf sich selbst oder von sich ausgehend auf |50|gegenüber befindlichen Gegenständen einen gemalt erscheinenden Regenbogen. Keiner dieser Effekte ist in der antiken Fachliteratur für den Beryll bezeugt (vgl. das Lemma γραπτὴν Ἶριν [). Für die Deutung, dass der Regenbogen den Stein selbst schmückt, spricht die Position des Epigramms innerhalb der ersten Gruppe der Lithika (1–15), die vornehmlich Epigramme über gravierte Steine versammelt (vgl. die Einl. zur Sektion), und insbesondere die enge inhaltliche Verbindung zum 7. Epigramm, das einen von Kronios geschnittenen Stein behandelt: Wenn der Stein des vorliegenden Epigramms das Bild eines Regenbogens auf sich zeigt, ignoriert es den Topos der Gravur nicht, sondern spielt auf originelle Weise mit ihm.

Der Neue Poseidipp

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