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Krebs

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Wie zuvor erörtert entsteht durch Funkstrahlung in den Zellen ein Überschuss an Freien Radikalen, also äußerst aggressiven chemischen Verbindungen. Wie in den oben beschriebenen Experimenten gezeigt wurde, zerstören sie Teile der Erbsubstanz DNA und greifen in biologische Abläufe und Schutzreaktionen ein. Daher ist zu erwarten, dass Funkstrahlung auch Krebs auslösen kann.

Ob das tatsächlich der Fall ist, interessierte die Forschung von Anfang an. Schon wenige Jahre nach der Entdeckung der Funkstrahlung wurden krebsartige Wucherungen an bestrahlten Pflanzen untersucht; später kamen Tierexperimente dazu. Die wichtigste von ihnen ist heute die NTP-Studie von 2018,98 die die US-amerikanische Regierung in Auftrag gegeben hat. Dabei wurden 3.080 Ratten und getrennt davon auch Mäuse von ihrer Zeugung bis zu ihrem Lebensende bestrahlt. Statistisch signifikant war aber nur Krebs am Herzmuskel (bösartige Schwannome, das heißt Nervenscheidentumoren) von männlichen Ratten. Zwar wurden auch andere Tumorarten beobachtet; sie waren aber wegen der ungünstigen Aufteilung der Tiere auf die einzelnen Untersuchungen in diesen Experimenten statistisch nicht signifikant. Bei weiblichen Ratten wurde ein kleiner, aber statistisch nicht relevanter Anstieg verschiedener Krebsarten gefunden („equivocal evidence“); ähnlich war es auch bei den Mäusen. Die Bestrahlung lag bei 1,5 oder 3 oder 6 W/kg. Zum Vergleich: Unser Grenzwert beträgt 2 W/kg für Mobiltelefone.

Noch im selben Jahr wurde eine ähnliche Studie des italienischen Ramazzini-Instituts veröffentlicht.99 Sie untersuchte nur 2.448 Ratten. Das Ergebnis war bei einer Bestrahlung mit 6,6 W/m2 statistisch signifikant, bei 1,7 W/m2 aber nicht mehr.

Das Problem der NTP-Studie ist, dass versucht wurde, zu viele Fragen gleichzeitig zu beantworten, und daher die Zahl der Tiere für jedes dieser Experimente zu gering war. Deshalb waren die Ergebnisse nur bei männlichen Ratten und hier nur Tumoren am Herzmuskel statistisch signifikant. Trotzdem liegt die Bedeutung dieser Experimente gegenüber allen anderen darin, dass sie im offiziellen Auftrag einer amerikanischen Regierungsstelle durchgeführt wurden.

Wenn also Funkstrahlen bei Tieren Krebs auslösen können, wie steht es dann um den Menschen? Dazu wurden mehrere groß angelegte Untersuchungen durchgeführt. Die wichtigste davon ist vielleicht die INTERPHONE-Studie der Internationalen Krebsforschungs-Agentur IARC der WHO. Sie wurde 2012 fertiggestellt. Der Endbericht100 umfasst Fall-Kontroll-Studien zu zwei Arten von Gehirntumoren, nämlich zu 2.708 Gliom- und 2.409 Meningeom-Fällen. Für Meningeome (sie sind meist gutartig) und Akustikus-Neurinome konnte selbst nach zehn Jahren Handynutzung keine statistisch relevante Erhöhung der Fallzahlen gefunden werden. Aber bei den sehr aggressiven Gliomen war das Risiko für Vieltelefonierer mit mehr als insgesamt 1.640 Stunden Telefonaten deutlich erhöht. Der Bericht nennt das „unplausibel“, stellt aber immerhin fest, dass auf der Seite, auf der gewöhnlich telefoniert wird (also für Rechtshänder meist rechts), Gliome häufiger auftreten als auf der anderen Seite.

Um mehr Klarheit zu bekommen, analysierte die Gruppe um den schwedischen Forscher Lennart Hardell101 diesen Zusammenhang weiter. Dabei wurden alle bösartigen Gehirntumoren bei langjährigen Nutzern von Mobilfunk und Schnurlostelefonen erfasst. Er konnte eindeutig nachweisen, dass bei Handynutzern vermehrt Gliome und andere bösartige Gehirntumoren auftreten. Dabei spielt die Zeit seit dem ersten Telefonat eine wichtige Rolle: Je länger sie zurückliegt, desto größer das Risiko. Nach den Bradford-Hill-Kriterien, die bei statistischen Erhebungen zwischen zufälligem Zusammentreffen und Ursachen unterscheiden helfen, muss man die Entstehung der Gliome eindeutig auf Funkstrahlung zurückführen.

Weil der größte Teil der Bevölkerung Mobiltelefone, Smartphones und Schnurlostelefone nutzt, erwartet man ein Ansteigen der relevanten Gehirntumoren in der gesamten Bevölkerung, speziell der besonders aggressiven Glioblastome. Das ist leider der Fall. Eine Statistik für die „Metropol-Region“, die den größten Teil Frankreichs umfasst, zählt 823 Neuerkrankungen an (histologisch bestätigten) Glioblastomen im Jahr 1990 und 3481 im Jahr 2018.102 Diese Zahl hat sich also seit Beginn der massenhaften Nutzung von Handys und Schnurlostelefonen mehr als vervierfacht. In der Diskussion am Ende dieser amtlichen Statistik werden als mögliche Ursachen elektromagnetische Felder und Pestizide angegeben; es wird aber darauf hingewiesen, dass das umstritten sei. Mehr Klarheit bringt die offizielle britische Krebsstatistik, weil dort zwischen den einzelnen Regionen im Gehirn unterschieden wird. Der Frontal- und die Temporallappen liegen beim Telefonieren unmittelbar neben dem Handy und bekommen daher besonders viel Strahlung ab. Das trifft auch auf den Parietallappen zu, der sich in der Nähe der Antenne(n) eines Handys befindet. Deshalb wurde in einer Studie103 der Anstieg der Glioblastome im Frontal- und Temporallappen mit den Glioblastomen im restlichen Teil des Gehirns verglichen. Während es dort keinen wesentlichen Anstieg gibt, hat sich die Zahl in den besonders bestrahlten Regionen des Gehirns mehr als verdreifacht. Auch im Parietallappen stieg die Häufigkeit der Glioblastome stark an.

Bild 9 Veränderung der Häufigkeit von Glioblastomen pro 100.000 Einwohner in England, bezogen auf das Jahr 1995. Die Daten sind altersstandardisiert nach der europäischen Bevölkerung. Man sieht, dass die Neuerkrankungen an Glioblastomen im Frontal- und Temporallappen zwischen 1995 und 2015 auf das 3,5-Fache angestiegen sind.

Zum Glück sind die absoluten Zahlen für diese sehr bösartige Krankheit noch gering; es erkrankt nur etwa eine von zehntausend Personen daran. Aber Bild 9 zeigt, dass die Kurve ständig nach oben ansteigt – wie weit, lässt sich jetzt noch nicht abschätzen.

Eine Auswertung britischer Daten104 von 1985 bis 2014 ergibt, dass die Neuerkrankungen an Glioblastomen im Frontal-, Temporal- und Parietallappen seit etwa 1992 anstiegen. Das muss mit der Einführung der Schnurlostelefone 1987 und mit der Einführung des D-Netzes 1992 verglichen werden, die Mobilfunk für die breite Masse erschwinglich machte. Eine erschreckende Konsequenz dieser Tatsache ist der steile Anstieg der Glioblastome bei 15- bis 19-jährigen Männern und bei älteren Personen seit dem Jahr 2000.105 Das wäre bei der Auswertung der Daten in der Altersstandardisierung zu berücksichtigen, ist aber heute kaum noch möglich. Wir halten fest: Wenn Funkstrahlung Krebs hervorruft, dann erwartet man einen Anstieg dieser Tumorarten seit den 1990er-Jahren, den man tatsächlich auch sieht. Das ist aber für sich gesehen noch kein Beweis, dass Funkstrahlung die oder wenigstens eine Ursache ist, auch wenn einige andere Daten wie zeitlicher Verlauf und Altersverteilung das plausibel machen. Es ist aber eine notwendige Konsequenz der Aussage, dass Funkstrahlung Krebs auslösen kann.

Natürlich sind Glioblastome nicht die einzige Krebsart, die durch Funkstrahlung entstehen kann. Hier wird sie deshalb diskutiert, weil gerade durch die Darstellung in Bild 9 viele andere Ursachen ausgeschlossen werden können, die sonst alle Teile des Gehirns schädigen müssten. Eine davon ist die Belastung durch das natürlich vorhandene radioaktive Gas Radon, dessen Konzentration seit einigen Jahrzehnten in vielen Häusern wegen der besseren Isolierung der zwei- oder dreifach verglasten Fenster und wegen ungenügenden Lüftens ständig ansteigt.

Es sollte noch erwähnt werden, dass 80 % der Studien, die die Folgen von Funkstrahlung in der Bevölkerung untersuchten und vor 2010 erschienen, in einem Umkreis von 500 Metern um Funkmasten eine erhöhte Anzahl von Krebsfällen und Schädigungen des Nervensystems feststellten.106 (Eine Auswertung der Studien nach 2010 ist uns nicht bekannt.)

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