Читать книгу Das Handbuch gegen den Schmerz - Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Thomas R. Tölle - Страница 17

Schmerz als Begleitsymptom

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Schmerz ist aber nicht nur ein Warnsignal, sondern oft auch ein Begleitsymptom von Erkrankungen. So (und nur so) wurde er lange von der medizinischen Forschung eingeordnet und damit in vielerlei Hinsicht bagatellisiert. Das vermeintlich Schöne an dieser Definition: Sie ist einfach und beinhaltet gleich eine Lösung. Bekämpft man erfolgreich die Schmerzursache, ist der Schmerz weg. Ist der kariöse Zahn saniert, sind die Zahnschmerzen Vergangenheit, ist die Bandscheibe operiert und wieder gerichtet, ist der Patient von den quälenden Rückenschmerzen befreit. Das kann oftmals der Fall sein, insbesondere bei kleineren Blessuren, aber bei weitem nicht immer.

Erschwerend kommt hinzu, dass Schmerzen nicht nur eine Begleiterscheinung körperlicher, sondern auch seelischer Erkrankungen sein können – und diese sind manchmal schwer zu erkennen. Hat jemand infolge eines Unfalls eine Gehirnerschütterung und deshalb Kopfschmerzen, ist der Zusammenhang ganz einfach herzustellen. Sind die Kopfschmerzen Begleiter einer nicht diagnostizierten Depression, wird die Ursache weder erkannt noch behandelt. Es besteht die Gefahr, dass der Schmerz chronisch wird, sich also dauerhaft festsetzt. Dass „chronische Schmerzzustände“ seit wenigen Jahren als eigenständige Erkrankung anerkannt sind, ist in der Öffentlichkeit bisher kaum bekannt – weshalb die Betroffenen einer großen sozialen Stigmatisierung ausgesetzt sind. Ihnen wird häufig unterstellt, sich vor der Arbeit drücken zu wollen, eingebildet krank zu sein, sich nicht zusammenzureißen oder nicht ganz richtig im Kopf zu sein. Sie erleben, wie Menschen sich von ihnen abwenden, was nicht selten zur kompletten sozialen Isolation führt. Sie sind dann allein mit ihrem Schmerz.

Das Handbuch gegen den Schmerz

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