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3. Kapitel

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Captain Leander McNelly faltete die Hände zusammen und sah Brazos McCord aus seinen hellen Augen durchdringend an. Der Captain war ein Mann, der eine eingeschworene Einheit der Texas-Ranger befehligte, und dem bereits sein Ruf als Eisenfresser vorausgeeilt war.

McNelly und seine Truppe hatten schon so manch hartgesottenem Desperado im Nueces-Streifen die heilige Mannesfurcht beigebracht. Brazos McCord hatte bereits genug Geschichten über diesen Mann gehört, um zu wissen, mit wem er es jetzt zu tun hatte.

»Ich will es kurz machen. Meine Zeit ist knapp. Als ich hörte, was mit Sergeant Owen Carrick passierte, bin ich sofort hergekommen, um nach dem Rechten zu sehen. Nun, ich bin heilfroh, dass sich der Sergeant langsam auf dem Weg der Besserung befindet. Aber weniger froh bin ich darüber, dass er noch für eine Weile ausfällt. Verdammt, McCord, meine Einheit der Ranger ist ohnehin schon unterbesetzt. Und noch einen Ausfall kann ich mir nicht erlauben. Ich habe jeden Mann eingesetzt, um für Ordnung in diesem Land zu sorgen. Und ich könnte noch hundert weitere gebrauchen, damit‘s hier endlich mal etwas ruhiger wird. Aber es gibt nicht genug geeignete Männer … Um es deutlich zu sagen.«

Brazos McCord steckte sich seine fertig gerollte Zigarette zwischen die Lippen. Er entfachte ein Streichholz an der Tischkante und führte es in der hohlen Hand an den Glimmstängel heran, um ihn anzuzünden. Er paffte ein paar Züge. Qualmwolken zogen wie Nebelschwaden zur Decke, durch die er McNellys durchdringende Blicke erwiderte.

Die ganze Haltung des Captains zeigte den unverkennbar militärischen Charakter. Sein bärtiges Gesicht wirkte wie das eines Aristokraten, was er nicht war. Aber diese Züge täuschten nicht über die Krankheit hinweg, die ihn belastete.

Leander McNelly litt bereits seit Jahren an Tuberkulose, und eine Heilung war nicht in Sicht.

»Sie benötigen also händeringend Männer für Ihre Einheit. Habe ich das richtig verstanden, Captain McNelly?«

McNelly nickte, wobei er sich durch seinen dunklen Bart strich. »Sie haben‘s erfasst. Und das am besten seit gestern. Nun, durch Ihren Einsatz ist es gelungen, einem meiner besten Männer das Leben zu retten. Das verdient einen Respekt, den man nicht in Worte fassen kann. Oh, lächeln Sie nicht. Ich meine es ernst.« Er beugte sich über die Tischplatte zu Brazos McCord vor, und beschwörender fuhr er fort: »McCord, ich habe über Sie nachgedacht. Einer wie Sie wäre genau der richtige Mann für unsere Truppe. Texas ist voll von zwielichtigen Elementen und bösartigem Abschaum. Dem muss ein Ende gesetzt werden. Und, zur Hölle, ich habe die besten Männer in meiner Truppe, die das auch vollbringen. All diese King Fishers, Cortunas, Fletchers oder Taylors haben meine Männer schon das Fürchten gelehrt. Ja, Typen wie diese werden bald Geschichte sein. Texas soll ein sauberes Land werden. Bei Gott, dafür stehen meine Leute ein. Ja, Männer wie Sie einer sind, werden dafür dringend gebraucht.«

Brazos fuhr sich unschlüssig übers unrasierte Kinn. »Hm, McNelly … ich weiß nicht so recht. Sie machen aus mir ‘nen Helden, der ich wahrhaftig nicht bin. Bislang habe ich auf verschiedenen Ranches gearbeitet, bin auf einigen Rindertrails dabei gewesen. Ich kenn‘ mich also prima mit Lasso, Rindern und Pferden aus. Aber das Viehzeug, das Sie jagen, sieht doch etwas anders aus.«

McNelly machte eine unwirsche Handbewegung: »Unsinn, Mann! Machen Sie mir doch nichts vor! Als ich Sergeant Carrick vorhin in der Missionarskirche besucht hatte, sprach er in den höchsten Tönen von Ihnen. Ich weiß Bescheid, wie Sie die verfluchten Haskins in die Hölle geschickt haben! Ganz bestimmt nicht mit einem Lasso!«

»Nein, das nicht gerade, aber …«

»Aber Sie sind jetzt im Augenblick ohne Job, nicht wahr?« McNelly beugte sich weiter zu Brazos vor und sah ihm eindringlich in die Augen. »Hören Sie, McCord! Ich biete Ihnen einen Job. Nicht nur das, sondern eine ehrenhafte Aufgabe! Treten Sie in den Dienst der Texas-Ranger. Ich brauche Sie. Nehmen Sie an. Von mir aus so lange, bis Carrick wieder dienstfähig ist. Hölle, ich beschwöre Sie, Mann.«

Dieser Captain war in höllischer Not, das konnte Brazos sehen und hörte es klar heraus. Brazos befand sich im Zwiespalt seiner Gefühle. Er verspürte augenblicklich keine Lust, sich an einen Job zu binden. Zum anderen aber mochte er den ehrgeizigen Captain McNelly nicht im Stich lassen, der das Kommando über ein Ranger-Bataillon hatte, das an akutem Personalmangel litt.

Was tun?, fragte er sich, während er einen tiefen Zug aus der Zigarette machte und sie anschließend im Aschenbecher auf dem Tisch versenkte.

Er sah zu McNelly herüber und traf eine Entscheidung. »Okay, Captain. Ich bin dabei. Wir können‘s versuchen. Zu mindestens so lange, bis Owen Carrick wieder im Sattel sitzt.«

McNelly hätte ein zufriedenes Gesicht machen sollen. Das tat er nicht. Denn er hätte sich gewünscht, Brazos McCord für länger als Texas-Ranger binden zu können.

So nickte er, stieß ein leichtes Seufzen des Bedauerns aus, und räumte schließlich ein: »Einverstanden, McCord. Vielleicht gelingt es mir, Sie zu einem späteren Zeitpunkt umzustimmen, Sie länger bei der Truppe halten zu können. So habe ich Sie jedenfalls für eine Weile im Sattel der Ranger-Kompanie. Und weil das so ist, habe ich auch gleich einen Auftrag, der dringend erfüllt werden muss.«

Und genau damit begann für Brazos McCord eine Geschichte, die ihn mächtig in Atem halten sollte. Denn schon recht früh am nächsten Morgen saß Brazos McCord im Sattel seines Schecken und ritt gemächlich über die menschenleere Hauptstraße von Rosita. Er passierte Sanchez Domingos kleine Bodega. Im ersten Stock war ein Fenster geöffnet, Juanas hübscher Kopf lugte heraus. Sie warf ihm einen Handkuss zu und rief zu ihm herunter: »Wenn du wieder in Rosita bist, komm mich besuchen. Es war schön mit dir, Caballo Brazos McCord. Ich warte auf dich.«

»Natürlich werde ich das, du schwarze Teufelin«, rief er zu ihr auf, hob winkend den Arm und drehte sich dann sich im Sattel nach vorn. Er stattete einen kurzen Besuch in der spanischen Mission ab. Da sich Owen Carrick aber noch in tiefsten Träumen befand, wie ihm Padre LeFavre versicherte, trug er dem Gottesmann ein paar Grüße an den Patienten auf und ließ Rosita hinter sich. Mit dem Anflug leichten Bedauerns, denn er wäre gern noch ein paar Tage geblieben, woran die schwarze Teufelin gewiss nicht ganz unschuldig war.

Er schmunzelte bei den Gedanken an das Mädchen. Die hatte es wahrhaftig faustdick hinter den Ohren. Ein Mädchen, feurig und leidenschaftlich und zugleich süß und bezaubernd. Ganz nach seinem Geschmack. Sogleich kam ihm seine neue Aufgabe in den Sinn, und das Schmunzeln zog sich aus seinem Gesicht. Mit zwei Fingern der Rechten langte er in die Brusttasche seines Flanellhemds und angelte einen Gegenstand heraus, den er jetzt zum ersten Mal so richtig bewusst betrachtete. Es war das Abzeichen der Texas-Ranger.

Er hatte in seinem Leben schon einiges hinter sich gebracht, kannte sich aus und hatte viel erlebt.

Aber Texas-Ranger?

Teufel, das fehlte noch in der Sammlung meiner Erfahrungen, stellte er fest. Obgleich er den Stern nur zögerlich angenommen hatte, bemerkte er nun, dass ihm die neue Aufgabe sogar gefiel. Eigentlich hatte er nur dem leidgeprüften Captain McNelly helfen wollen. Nun, er mochte den Captain und zollte ihm eine gehörige Portion Respekt. Männer wie Leander McNelly waren das Salz der Erde. Jedenfalls in Brazos McCords Augen, und es erfüllte ihn mit Stolz, unter McNelly dienen zu dürfen.

Aber ging es nicht nur um McNelly, gestand er sich ein. Denn da gab es noch Owen Carrick, dem er sich aus unerklärlichen Gründen sehr verbunden fühlte.

Freund, hatte Padre LeFavre gesagt.

Nun, fast schien es tatsächlich so. Wieder erhellte ein Schmunzeln sein unrasiertes Gesicht. »Wenn alle in dieser Ranger-Truppe so sind, wie diese beiden Heldenväter, wird’s bestimmt ‘ne spaßige Sache werden, was, Pedro?«

Der Schecke antwortete mit einem lauten Wiehern, als hätte er genau die Worte seines Herrn verstanden. Brazos strich über dessen Mähne hinweg, ließ das Abzeichen wieder in der Brusttasche verschwinden und lenkte Pedro nach Süden. In Richtung Louisiana.

Wichita Western Sammelband 4016 - 5 Romane um Colts, Cowboys und Banditen

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