Читать книгу KALTE GIER - Rachel Amphlett - Страница 10

Оглавление

Kapitel 2

»Der steigende Ölpreis ist erst der Anfang. Berücksichtigen Sie bitte, dass, wenn die Ölpreise ansteigen, dasselbe mit den Preisen von Gold und Platin geschieht. Viele Gründe sind dafür verantwortlich – der schwache Dollar, die globale Inflation … speziell die Ölpreise schwanken je nachdem, was gerade in der Welt los ist. Der Goldpreis jedoch ist stetig gestiegen und zeigt auch keine Anzeichen dafür, dass das jemals aufhören könnte …«

Auszug aus der Vortragsreihe von Doktor Peter Edgewater, Paris, Frankreich

Paris, Frankreich

Nach einer weiteren erfolgreichen Präsentation stand Peter aufgeregt und voller Adrenalin in der Tür, die aus dem Vorlesungssaal hinausführte. Das Risiko ist es wert gewesen. Das Publikum brauchte eine Weile, um den Saal zu verlassen, einige schüttelten ihm die Hand, andere hielten auf ihrem Weg nach draußen kurz an, um zu plaudern.

Peter entschuldigte sich bei seinen Zuhörern und schritt zum Podium zurück. Er nahm einen Schluck Wasser aus dem Glas und fing an, seine Notizen zusammenzupacken. Dann drückte er seinen Aktenkoffer zu, bevor er das Podium wieder verließ.

»Doktor Edgewater?«

Peter wandte sich dem Mann zu seiner Linken zu. »Ja?«

Der Mann trat näher und reichte ihm die Hand. »Ein beeindruckender Vortrag, Doktor Edgewater … ich sehe, Sie kommen offensichtlich gut an.«

Peter stellte das Glas ab und schüttelte die angebotene Hand. »Danke … ja, es scheint so. Obwohl ich mir nicht ganz sicher bin, wie viele Zuhörer das Thema nur für eine weitere Verschwörungstheorie halten, anstatt es für das zu nehmen, was es tatsächlich ist.«

»Und das wäre?«, fragte der Mann. Er passte sich Peters Schrittgeschwindigkeit an, als dieser den Hörsaal verließ und durch den kunstvoll verzierten Flur ging.

Peter blieb abrupt stehen und dachte kurz über die Frage nach, bevor er antwortete. »Die organisierte Übernahme der weltweiten Edelmetallressourcen durch große Konzerne, die es hervorragend verstehen, ihre Interessen und Hintergedanken zu verbergen, wäre zum Beispiel ein guter Anfang … Entschuldigung, haben wir uns schon einmal getroffen?«

»Nein, verzeihen Sie mir bitte meine Unhöflichkeit. Mein Name ist David Ludlow … ich habe die Kritiken zu Ihrer Vortragsreihe mit Interesse verfolgt. Sie scheinen an höherer Stelle in ein Wespennest gestochen zu haben.«

»Ach, wirklich? Könnten Sie das etwas näher erläutern?«

David schaute den Flur entlang, bevor er Peters Ellenbogen packte und ihn in eine kleine Nische schob. »Hier … wo wir nicht belauscht werden können.«

Peter folgte seiner Führung verwirrt. »Haben Sie mir eigentlich schon gesagt, für wen Sie arbeiten?«

»Nein, habe ich nicht«, antwortete David ausweichend.

Peter verschränkte die Arme vor der Brust. »Und warum sollte ich Ihnen dann zuhören?«

Der andere Mann sah ihn eindringlich und taxierend an. »Weil Ihr Leben in Gefahr ist.«

»Drohen Sie mir etwa?«

»Nein, Peter, das mache ich nicht.« David warf erneut einen prüfenden Blick in den Gang, bevor er fortfuhr. »Ich arbeite für eine Agentur, die, sagen wir mal, die Regierung bei Bedrohungen der nationalen Sicherheit berät.«

Er hob seine Hand, bevor Peter ihn unterbrechen konnte.

»Bitte lassen Sie mich ausreden. Vor zwölf Monaten fingen wir damit an, eine Organisation intensiver zu beobachten, die im Verlauf von zwei bis drei Jahren Bergwerksbetriebe für den Goldabbau entweder regulär erworben oder aber gewaltsam übernommen hatte. Australien, Südafrika, Osteuropa, Südamerika … Sie verstehen. Eine ganze Zeit lang ahnten wir nicht, warum sie das taten … das waren nicht die üblichen Fusionen und Akquisitionsstrategien eines gewöhnlichen Bergbauunternehmens, aber auch keine Geldwäsche, die wir mit Drogenhandel oder Terrorismus in Verbindung bringen konnten. Trotzdem setzten wir die Organisation auf unsere Beobachtungsliste.«

Er räusperte sich leise. »Dann begannen Sie mit Ihrer Vortragsreise durch Europa. Und der Nachrichtenverkehr nahm dramatisch zu – bestimmte Ausdrücke tauchten immer häufiger auf – Weißes Gold, supraleitende Edelmetalle.«

Peter runzelte die Stirn. »Nun, ich will nicht klingen, als hätte ich ein gewaltiges Ego, aber ich kann mir als möglichen Grund vorstellen, dass ein Großteil der von mir präsentierten Fakten hochbrisant ist … insofern habe ich schon erwartet, ein paar Steine im Internet ins Rollen zu bringen.«

David schüttelte den Kopf. »Das, wovon ich hier spreche, kann man wohl kaum als ein paar Steine bezeichnen, Peter. Es ist vielmehr eine grollende Lawine unvorstellbaren Ausmaßes … ein Teil davon verborgen gehalten, doch nicht durch uns.«

»Trotzdem verstehe ich immer noch nicht, warum deswegen mein Leben in Gefahr sein sollte«, meinte Peter gereizt. »Alles, was ich mache, ist, die Menschen dafür zu sensibilisieren, was da gerade passiert … so, wie jeder Journalist auch.«

»Und wie geht es Sarah derzeit?«, fragte David.

»Was?« Peter war verdutzt. »Was meinen Sie?«

»Nun, sie ist eine Journalistin … welcher der Ruf vorauseilt, genau solche Geschichten auszugraben. Was denkt sie über Ihre Vorträge?«

»Lassen Sie Sarah gefälligst da raus! Wir sind seit achtzehn Monaten getrennt, wie Sie eigentlich wissen sollten, da Sie mich ja anscheinend ausspionieren – und sie weiß nichts über diese Forschung.« Peter trat näher an den anderen Mann heran und senkte seine Stimme. »Und wenn Sie mich oder meine Familie bedrohen wollen, dann verpissen Sie sich am besten gleich.« Peter setzte an, sich abzuwenden.

»Doktor Edgewater, es tut mir leid, dass Sie das so auffassen«, sagte David und griff erneut nach Peters Arm. »Ich wurde lediglich gebeten, Ihnen mitzuteilen, dass Sie sehr vorsichtig sein sollten. Einige der Kommentare, die Sie während Ihrer Vortragstour gemacht haben, könnten von anderen als hochexplosiv aufgefasst werden.«

»Das ist ja auch die Absicht.«

»Sind Sie in den letzten Wochen bedroht worden?«

Peter entwand sich kurzerhand seinem Griff. »Sie meinen, außer gerade von Ihnen? Nein.«

David sah ihn eindringlich an. »Ich hoffe, Sie erzählen mir die Wahrheit, Peter. Ich bin keine Bedrohung, allerdings mag ich es nicht, wenn man mich belügt … meine Vorgesetzten sind derzeit sehr um Ihre Sicherheit besorgt. Falls Sie sich selbst in Schwierigkeiten bringen, bevor wir bereit sind, etwas gegen diese Organisation zu unternehmen, dann geschieht das auf eigene Faust … ich kann in diesem Fall nicht für Ihre Sicherheit bürgen. Wir würden viel lieber mit Ihnen zusammenarbeiten als gegen Sie.«

»Danken Sie Ihren Vorgesetzten dafür, David. Aber wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, ich bin noch verabredet.« Peter hastete an dem anderen Mann vorbei und stolperte beinahe die ausstaffierten Stufen zur Tür hinunter, während sein Herz raste.

Wuchtig stieß er die Tür auf und trat auf die belebte Straße hinaus. Er spähte nach links und rechts und zwang sich, nicht in Panik zu verfallen. Die Vorlesungsunterlagen und die Forschungsergebnisse befanden sich in einem Umschlag in seinem Aktenkoffer.

Vielleicht war es ja Instinkt, aber er hatte bereits zu Beginn seiner Vortragsreise durch Europa entschieden, dass er einen Notfallplan brauchte. Er hatte zwar damit gerechnet, dass die Konzerne und Organisationen, die die Forschung bisher verhinderten, aufwachen und von ihm Notiz nehmen würden, aber die Geschichte wurde plötzlich wesentlich extremer, als er erwartet hatte.

Als er die Straße entlang hastete, hob er seinen Schirm und drängte sich an Fußgängern vorbei, die in der Mittagspause unterwegs waren. An einer Kreuzung wandte er sich nach links, vorsichtig bemüht, nicht auf dem nassen Pflaster auszurutschen. Sein Blick fiel auf eine Postfiliale auf der anderen Straßenseite, und während er darauf wartete, dass die Fußgängerampel auf Grün schaltete, wippte er nervös mit dem Fuß. Er machte einen ausweichenden Schritt zurück, als vor ihm ein Bus durch eine Pfütze fuhr. Er konnte es sich nicht verkneifen, einen kurzen Blick über die Schulter zu werfen.

Peter war davon überzeugt, dass ihn David Ludlow zusammen mit einer Frau aus der Ferne beobachtete, doch die lebhafte Menschenmenge um ihn sorgte dafür, dass er sie aus den Augen verlor. Das elektronische Geräusch, mit dem die Fußgängerampel auf Grün schaltete, lenkte ihn von den beiden ab und er überquerte schnell die Fahrbahn. Danach eilte er die Straße bis zur Post hinunter und öffnete die Tür, wobei er den Regenschirm senkte und fast in eine junge Mutter mit Kind hineinlief. »P-Pardon, Madame«, stotterte er, während er die Tür für sie offen hielt. Frau und Kind starrten ihn mit dem gleichen Gesichtsausdruck an. Peter schloss die Tür und wandte sich zur Theke um. Er atmete erleichtert auf … der mittägliche Andrang hatte noch nicht begonnen.

Er öffnete die Aktentasche auf seinem Oberschenkel, holte einen Briefumschlag heraus und überprüfte, ob er zugeklebt war. Danach nahm er einen Stift aus seiner Jackentasche und kritzelte eine Adresse auf den Umschlag.

Während er das Briefporto bezahlte, wandte sich Peter um und beobachtete durch das Fenster, wie vor dem Postgebäude eine Frau vorbeiging. Er war sich sicher, dass es die gleiche Person war, die er zusammen mit David Ludlow gesehen hatte.

Er schluckte und fühlte einen Schweißtropfen seitlich an seinem Gesicht entlanglaufen. Das war real. Das passierte tatsächlich. Ein Gedanke schoss ihm durch den Kopf … Ich hatte recht! Diese Erkenntnis beruhigte ihn jedoch keinesfalls. Wenn ihm diese Leute wirklich folgten, bedeutete das, dass er mit seiner Forschung richtig lag und er sich schützen musste.

Peter zog sich in eine Ecke des Raumes zurück, weg von der wachsenden Kundenschlange, und nahm sein Handy heraus. Während er durch die Kontaktliste scrollte, schaute er erneut aus dem Fenster. Niemand zu sehen. Er fand den Namen, den er gesucht hatte, drückte auf das Anrufsymbol und wartete auf die Verbindung.

Verdammt! Er war direkt bei der Mailbox gelandet.

»Dan, hier ist Peter. Ich befürchte, ich bin in Schwierigkeiten. Und ich habe keine Ahnung, wen ich sonst anrufen könnte. Im Moment bin ich noch in Paris. Aber heute Nachmittag fahre ich mit dem Zug nach Ashford und dann weiter nach Oxford, wo ich morgen den letzten Vortrag halte. Danach rufe ich dich wieder an. Ich weiß nicht, wo du steckst, aber ich habe Sarah ein paar Unterlagen geschickt … die erklären alles. Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob ich dazu noch in der Lage sein werde. Falls ich es nicht schaffen sollte, geh bitte zu ihr … und sei vorsichtig, wem du die Informationen gibst oder wem du davon erzählst. Ich habe zwar schon so einige Drohungen erhalten, die ich bisher nicht für voll genommen habe, aber seit heute befürchte ich, dass mein Leben wirklich in Gefahr sein könnte. Sobald ich kann, rufe ich dich wieder an.«

Peter beendete das Telefonat und bemerkte dabei, dass seine Hände zitterten.

KALTE GIER

Подняться наверх