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Kapitel 7

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Streifen von Sonnenlicht brachen strahlend durch die Fensterjalousien, während eine Krähe auf einem Baum vor dem Fenster lauthals krächzte. Ein Van fuhr vorbei, seine Reifen platschten durch Pfützen aus schmelzendem Eis. Im Hintergrund erklang das verstummende Stottern eines abgewürgten Automotors, und das Geschrei der Kinder, die auf dem Schulhof spielten, hallte fast eine Meile die Straße hinunter. Das Telefon klingelte, laut und unbarmherzig.

Dan bewegte sich vorsichtig und stöhnte, vergraben unter der Decke, die chaotisch über das Bett verteilt lag. Der Pub war mal wieder eine schlechte Idee gewesen. Er kam dort einfach nie rechtzeitig los.

»Wer auch immer das ist, lass mich in Ruhe.«

Das Telefon ignorierte ihn beharrlich in seinem Versuch, Dans Aufmerksamkeit zu erlangen.

»Zum Teufel noch mal!« Er warf die Decke zurück und schwang die Beine auf den Boden. Dan stand langsam und vorsichtig auf, stolperte zum Schreibtisch in der Ecke und griff nach dem Telefon. »Was?«

»Dan, ich bin’s, Sarah – ich brauche deine Hilfe.« Sie klang, als wäre sie außer Atem, im Hintergrund war vorbeifahrender Verkehr zu hören. Dan packte den Hörer fester und war auf der Stelle wieder nüchtern.

»Beruhige dich erst mal. Wo bist du? Was ist passiert? Geht es dir gut?«

»Der Mann, der Peter ermordet hat … Dan, ich weiß, dass er es war! Das Haus ist explodiert … da ist nichts mehr übrig!« Sarah stockte und schluchzte erstickt. »Er hat mich gesehen … hat versucht, mich zu stoppen!«, brach sie ab. »Ich glaube, er sucht nach mir.«

Dan suchte schnell nach einer Lösung: »Sarah, hör mir zu. Hör genau zu! Siebenundzwanzig Coltsfoot Street … hast du das? Richtig … ich bin da. Du kannst auf der Einfahrt parken … die ist abseits von der Hauptstraße und das Auto wird nicht gesehen.«

»Ich kann nicht!«

»Du kannst das, Sarah. Du musst. Du musst da verschwinden. Er hat auch ein Auto und er wird dich suchen. Er muss erkannt haben, dass du eine Verbindung zu diesem Haus hast.«

»Ich weiß, ich weiß. Okay, Dan. Ich fahre gleich los. Bitte bleib da, wo du bist, und warte auf mich!«

»Das werde ich. Und jetzt los.« Dan legte den Hörer auf.

Nachdem er eine halbe Minute geduscht hatte, zog er ein Paar ausgeblichene Jeans, ein schwarzes T-Shirt, einen schwarzen Pullover und seine Lieblingsstiefel an. Er ging den Flur hinunter ins Gästeschlafzimmer. Nachdem er seinen begehbaren Kleiderschrank geöffnet hatte, tastete er im obersten Fach herum, bis seine Finger fanden, was sie suchten. Er zog eine Schachtel nach vorn und holte sie herunter. Er hob den Deckel ab, nahm seinen Pass heraus und betrachtete die verblassenden Einreisestempel auf den vergilbten Seiten. Danach legte er den Ausweis zurück, hob ein Papierbündel an und warf einen prüfenden Blick darunter. Die Pistole war immer noch da – ungeladen, geölt und schussbereit. Die in Watte eingewickelten Patronen lagen direkt darunter.

Das Geräusch eines Autos, das die Kiesauffahrt hinauffuhr, unterbrach seine Gedanken. Vorsichtig legte er die Waffe in die Schachtel zurück und schloss die Schranktür, dann lief er nach unten, um die Haustür zu öffnen.

Sarah schaltete den Motor ab und stieg aus. Sie ließ ihre Wagentür zufallen und hechtete so schnell sie konnte über die Einfahrt und in das Haus hinein. Sie zitterte am ganzen Körper. Dan war sich nicht sicher, ob sie Angst hatte oder wütend war.

»Er hat mich fast erwischt, Dan! Oh, mein Gott, der Bastard hat mich beinahe auch erwischt!«

Er drückte sanft ihren Arm. »Es ist alles in Ordnung, du lebst und bist hier in Sicherheit«, sagte er.

Er schaute über ihren Kopf hinweg auf das Auto. Die Motorhaube und die Vorderseite des Fahrzeugs waren übersät mit Explosionsspuren – Stücke roten Backsteins, Glas und Holzsplitter von einem Telefonmast steckten als Schrapnelle darin. Das Fenster auf der Fahrerseite war völlig zerschmettert, Glasscherben ragten aus dem Fensterrahmen. Ein Scheinwerfer hing aus seiner Fassung, die Glasabdeckung war von der Kraft der Explosion zerbrochen worden.

Er ließ Sarah los und trat einen Schritt zurück, um sie vollständig zu betrachten. »Bist du verletzt? Ist da irgendwo Blut?«

Sarah sah an sich hinunter. »Nein … nein, ich glaube, ich bin in Ordnung. Nur ein paar Kratzer an meinem Bein.«

Dan trat wieder an sie ran. Er nahm ihr Gesicht behutsam in die Hände und sah auf sie hinunter. »Es ist alles in Ordnung. Wir tun etwas Desinfektionsmittel drauf und machen dich erst mal sauber«, fügte er hinzu, während er sie ins Haus führte und die Tür schloss.

Sarah folgte ihm in die Küche. Dan deutete auf die Küchentheke. »Nimm dir einen Stuhl und setz dich hin. Ich mache dir erst mal etwas Kräftiges zu trinken.« Er schob ihr eine Kiste mit Taschentüchern zu. »Sieht so aus, als könntest du die gebrauchen.«

Sarah versuchte sich an einem kleinen Lächeln. »Ich kann mir kaum vorstellen, wie ich aussehe«, murmelte sie und schnaubte sich die Nase.

»Nicht so schlimm für jemanden, der kurz davor war, in die Luft gesprengt zu werden.« Dan grinste. »Trink erst mal einen guten Schluck und danach kannst du dich frisch machen.«

Sarah nickte. »Das klingt gut.«

Dan stand auf. »Einen Moment. Ich mache die Nachrichten an, damit wir hören können, was sie berichten.« Er schaltete ein altes, ramponiertes Radio ein, das auf einem Regal lag und drehte die Lautstärke voll auf. Der Sender spielte eine Reihe von Werbespots. Er ging zum Waschbecken hinüber und begann, den Wasserkocher zu füllen. Nachdem er ihn eingeschaltet hatte, wandte er sich wieder an Sarah. »Die Nachrichten sollten nach den Werbespots kommen. Ich hole eben das Desinfektionsmittel. Schrei, wenn der Bericht kommt.«

Sarah nickte und beobachtete ihn, als er das Zimmer verließ. Er ging durch den Flur und eilte die Treppe zum Badezimmer hinauf. Während er aus seinem Erste-Hilfe-Kasten Watte und antiseptische Lotion herausholte, ließ er seinen Gedanken freien Lauf. Zuerst wird Peter überfallen – mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ermordet. Dann wird sein Arbeitszimmer in die Luft gesprengt, wobei fast das gesamte Haus zerstört wird und alle Dokumente, die vermutlich dort gelegen haben, gleich mit.

Er zupfte an der Watte und zog sie auseinander. »Was zur Hölle hast du herausgefunden, Peter?«, murmelte er, »und wo gerate ich gerade bloß rein?«

Ein Schrei von unten ließ ihn zusammenzucken.

»Dan, die Nachrichten … es geht los!«

Dan nahm das Desinfektionsmittel und sprang die Treppenstufen nach unten zurück in die Küche. Die sonore Stimme eines Radiosprechers war zu hören, der gerade seinen Text beendete »… und jetzt geben wir ab an unseren Reporter, Jan Newbury, der für uns live vom Schauplatz berichtet.«

»Danke, John. Die Straße hier ist eine Szenerie der absoluten Verwüstung. Die ersten Feuerwehrmannschaften kamen bereits kurz nach der Explosion beim Haus an und brachten den Brand sehr schnell unter Kontrolle. Die Polizei unterstützte sie dabei und ein forensisches Team untersucht derzeit die Räumlichkeiten nach der Brandursache. Es wurde bestätigt, dass sich zum Zeitpunkt der Explosion niemand im Gebäude aufgehalten hat und keine Verletzten gemeldet wurden.«

Der Nachrichtensprecher unterbrach den Bericht. »Jan, hat die Polizei denn schon irgendwelche Vermutungen, was die Explosion verursacht haben könnte?«

»John, in diesem frühen Stadium der Untersuchung kann die Polizei noch nicht viel sagen, aber die Beweise scheinen auf ein Gasleck hinzudeuten.«

»Bullshit!«, rief Dan. »Das war keine Gasexplosion!« Er schaltete wütend das Radio aus und reichte Sarah Watte und Lotion.

»Wie kommst du darauf?«, fragte sie.

»Es war zu kontrolliert.«

Sie hielt seinem Blick stand. »Und weiter?«

»Wenn es eine Gasexplosion gewesen wäre, wäre die gesamte Vorderseite des Hauses nach außen gesprengt worden. So wie du die Szene beschrieben hast, hätte eine Gasexplosion das gesamte Obergeschoss zum Einsturz bringen müssen. Es hätte viel mehr Schutt und größere Schäden geben müssen. Was du gesagt hast deutet eindeutig auf eine kontrollierte Explosion hin. Ich würde allerdings meine Hand dafür ins Feuer legen, dass unser Bombenleger das Gas aufgedreht hat, um den Eindruck zu erwecken, das das die Ursache gewesen wäre.«

Er setzte sich Sarah gegenüber und beobachtete sie dabei, wie sie die Kratzer an ihren Beinen abtupfte und zusammenzuckte, als das Desinfektionsmittel auf ihr rohes Fleisch traf.

Sarah schaute Dan in die Augen. »Nachdem du zum Militär gegangen bist, hat Peter die Tageszeitungen durchforstet, um sicher zu sein, dass dein Name nicht irgendwo auftaucht. Er war krank vor Sorge, als du dich freiwillig für das Bombenentschärfungskommando gemeldet hast.« Sie seufzte, setzte die Kappe auf das Desinfektionsmittel zurück und stand vorsichtig auf. Dann packte sie die Verbandswatte zusammen und schritt langsam in Richtung Küchenmülleimer.

»Denkst du, dass die Polizei die Gasexplosion wirklich abkauft?«, fragte sie ihn, als sie sich wieder hinsetzte.

Dan stand auf und begann den Kaffee zuzubereiten. »Ich bin mir sicher, dass sie das jedem als Ursache mitteilen werden, selbst wenn sie eigentlich etwas anderes vermuten. Nach der Geschichte wollen sie die Einwohner Oxfords bestimmt nicht mit dem Verdacht in Panik versetzen, dass bei ihnen ein wahnsinniger Bombenleger umgeht.«

Er griff in ein Küchenregal und nahm eine Flasche heraus. »Sehr gut«, sagte er und drehte sich zu Sarah um, wobei er die Flasche hin und her schwenkte. »Ich weiß, dass es noch ziemlich früh ist, aber das sollte unter diesen Umständen klar gehen.«

Sarah lächelte. »Von mir wirst du keinen Widerspruch hören.«

Dan kippte einen großzügigen Schluck des Brandys in jeden Kaffeebecher und kam zum Tisch zurück.

»Der ist für dich. Falls dir kalt werden sollte oder du Schüttelfrost bekommst, sag mir bitte sofort Bescheid. Macht auf mich zwar den Eindruck, als ob du in Ordnung wärst, aber ich habe schon zu viele verzögerte Schockreaktionen gesehen. Glaub mir – das ist nicht gerade angenehm.«

Sarah nahm einen Schluck von ihrem Kaffee und würgte leicht, als der Brandy ihren Rachen reizte. »Ich glaube nicht, dass das passieren wird. Meine Güte, wie viel hast du denn da reingetan?«, prustete sie.

Dan grinste. »Gerade genug.«

KALTE GIER

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