Читать книгу Das Miami Syndikat - Rafael di Giorgio - Страница 11

Der blonde Engel & die Freunde

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«War die Zeit unerträglich ohne mich?» fragt mein blonder Engel und schaut mir direkt in die Augen. (Was sie betrifft gibt es eine Transzendenz in meiner Beschreibung. Sie ist gleichzeitig Engel und wahre Göttin. So wie Hera: Gattin und Schwester des Zeus.) Es fällt einem schwer solche leuchtend grüne Augen zu belügen. Also sage ich nichts, weil ich spontan merke, dass ich immer noch nackt bin.

«Oh mein Gott! Ich frage mich, wie dir das andauernd passiert. Du bist fast immer bei mir und wenn nicht… Es ist wirklich schrecklich!» interpretiert sie mein Schweigen richtig. Die so schöne Erfahrung mit Isabelle mit dem Wort schrecklich zu assoziieren, finde ich aber nicht fair.

«Baby ich weiss es nicht! Es ist eine Kraft des Universums! Ich kann sie nicht kontrollieren!» sage ich scheinbar unschuldig. «Ich höre Stimmen…», versuche ich es noch mit der alten Masche, denn die Erklärung, dass die Teilchen, also meine auf Kohlenstoff basierenden Moleküle, mich zu einer Wechselwirkung (3) mit (in diesem Fall) Isabelles Molekülen zwingen (nach den Gesetzen des Universums), würde sie mir nicht mehr abnehmen.

«Ja, die Stimme deines… Ach, lassen wir das! Noch eine mehr auf deiner sehr langen Liste… Du wartest eigentlich immer noch auf mich! Das finde ich süss», sagt die klügste Frau, die ich je getroffen habe. Schaut ihr jetzt eure Alte ein bisschen komisch an, liebe Leser? Oder ist das nur meine Einbildung? Die Alte, die euch gerade anschreit, dass ihr den Müll wegschaffen sollt, ist wahrscheinlich nicht so tolerant. Könnt ihr euch vorstellen wie viel Leid der Menschheit erspart bleiben würde, wenn mehr von dieser Engelsgattung existieren würden? Man sollte das Wichtigste im Leben im Auge behalten! Sie ist die Einzige bei der ich bleibe, die Einzige, der ich das Frühstück ans Bett bringe, die Einzige, der ich die Harre wasche oder an Stellen rasiere, die an öffentlichen Stränden von der Sonne versteckt bleiben. Andere Frauen sind nur ein Schliff des Diamanten. (Meine liebe Leserinnen, bitte seid jetzt nicht verwirrt und böse! Falls wir uns jemals an Lektüreabenden treffen, werdet ihr froh sein, dass ich so viel über euch weiss. Und alles, was ich von euch weiss, kann man nicht in Büchern nachlesen. Man muss dabei gewesen sein! Denn niemand ruft grundlos den Namen des Schöpfers im Moment der Ekstase. Ihr versteht, was ich meine…)

«Wie war dein erster Tag an der neuen Uni?» versuche ich die Gesprächsrichtung zu ändern.

«Irgendwie komisch. Ich hatte das Gefühl, man kümmert sich zu viel um mich. Zu viele Fragen, Vorschläge, Lösungen. Zu nett. Zu viel. Und diese Frau, die mich herumgeführt hat, war nicht zu allen so nett. Das stört mich daran!» lässt ihre weibliche Intuition Raum für Äusserungen, die zu anderen Äusserungen führen.

«Eine Frau hat dir die Uni gezeigt?» frage ich. An Frauen bin ich immer interessiert.

«Ja, eine Art Asiatin mit einer Haut wie Schokolade, schwarzem Haar und Schlafzimmeraugen. Ich hatte das Gefühl wir haben etwas gemeinsam. Ich konnte es aber nicht ordnen. Mich hat zu sehr gestört, dass mir eine fremde Person so vertraut war, so nah… Das habe ich als bedrohlich empfunden.»

«Und ihr Name war Isabelle!» sage ich überzeugt.

«Ja, woher weisst du das?» fragt sie und ihr Blick lässt die Sonne kälter scheinen. Es ist alles ein bisschen eigenartig. Isabelle rauchte Grass mit mir, machte mit mir Amore, benutzte meinen Computer, um ihre Hausaufgaben zu erledigen und danach führte sie meine Freundin durch die Uni? Allerdings nicht ganz so eigenartig, wenn das alles vorher geplant gewesen wäre und wir zusammen ein paar Nächte zu dritt verbracht hätten. Und ich denke dabei nicht an “Scrabble” oder “Mensch ärgere dich nicht” spielen. Nein, ich denke an Nächte voller Leidenschaft, voller Dynamik. Die Nationalhymne meines Landes vermittelt die unterschwellige Botschaft: einer allein ist kraftlos aber wo zwei sind, wächst die Kraft und alles klappt besser! Eine Paraphrase meiner vorherigen Idee, gewiss. Aber die Botschaft ist wichtig! Die unterschwellige. Könnt ihr euch vorstellen, was passieren würde, wenn plötzlich drei Personen das Bett teilen? Macht nicht so zufriedene Gesichter ihr Feministinnen. Ich meine immer ein Mann und zwei, drei oder eine beliebige Zahl von Frauen! Aus heutiger Sicht, eine perverse Vorstellung. Nur die heutige Sicht wurde von seelischen Sadomasochisten geprägt. In der Antike, war dieser schöne Traum Realität.

«Oh nein, Baby, sag mir sie war es nicht! Ich werde noch viel mit ihr zu tun haben und das gefällt mir gar nicht. Wenn ich sie nicht kennen würde, wäre mir alles egal, aber so werde ich leiden. Immer wenn ich sie sehen werde, werde ich an alles erinnert was dich anmacht, alles was du geküsst, alles was du geleckt hast, alles…» Die Arme tut mir leid, denn bald wird sie die ganze Welt nicht mehr anschauen können. Die weibliche Welt. Ich muss sie unterbrechen und ihr die Liebe geben, die Frauen veranlasst, von bösen Gedanken befreit, lächelnd über den Parkplatz zu laufen. Um so mehr, da ich sowieso nackt bin. Das soll euch eine Lehre sein, ihr untreuen Männer. Egal mit wem ihr gerade die Ekstase der körperlichen Liebe geniesst, seid immer für eure Frauen da und nehmt ihnen die Sorgen ab, die sie ohne euch erst gar nicht haben würden. Alles klar? Frauen sind wie Gitarren. Man kann immer das gleiche Lied spielen, aber wenn man es richtig interpretiert, klingt es nie gleich. Versteht das nicht falsch. Mein Engel ist die Frau für mich, aber als Teenager mit Prinzipien und Idealen hatte ich mir vorgenommen etwas Gutes für die Menschheit zu tun. Und mein Beitrag dazu ist alle Frauen zu lieben. Körperlich versteht sich. Und ob ihr es glaubt oder nicht, keine von den Schönheiten hat sich jemals beschwert! Wenn man in den Zwanzigern ist und noch dazu klug, muss man Ideale und Prinzipien haben. Wenn man in den Dreissigern immer noch Prinzipien und Ideale hat, ist man dumm. Die Ironie des Lebens. Und das nennt man Fortschritt.

Sie ist plötzlich ruhig, ihr Atem regelmässig. (Ihr müsst die Seite nicht noch einmal lesen, ihr habt nichts übersehen. Ich habe das Geschehen bewusst nicht beschrieben, um eure Neugier zu erhalten. Für die nächsten Seiten.)

«Weisst du, was ich so fesselnd an dir finde? Nein, sag nichts, sonst machst du alles kaputt! Du hast einen tollen Charakter! Ok, du bist das letzte Schwein, das ich je getroffen habe. Aber hinter dieser Fassade versteckt sich etwas, das ich nicht einordnen kann. Du hast ein grosses Herz und ich weiss, du würdest sogar dein Leben aufs Spiel setzen, um meins zu retten. Das fühle ich!» sagt sie leise und hat damit so recht. Denn Frauen wie sie verzeihen Männern die Seitensprünge. Wenn es darauf ankommt, würden Männer wirklich mit ihrem Leben bezahlen, um ihre Frauen zu retten. Ein Kompromiss mit dem Männer leben können. Nur wer “Seitensprünge” wissenschaftlich als Begriff definiert oder in einer Weise festgelegt hat, dass Männer, wenn sie eine Freundin haben, mit keiner anderen Frauen mehr schlafen dürfen, ist ein Mysterium, das die Wissenschaft bislang noch nicht gelüftet hat. In solchen Momenten ist es angebracht ein paar Nächte im Trio mit Isabelle vorzuschlagen. Stellt euch vor, eine mit einer Haut wie Milch und eine mit einer Haut wie Schokolade. Wenn man so was erlebt hat, braucht man nicht mehr weiterleben. Man hätte alles im Leben erreicht und sollte die Umwelt nicht mehr belasten. Ich habe den Faden verloren, aber ich bin mir sicher euer Leben wird sich jetzt zum Positiven ändern.

Die Sonne geht langsam unter und alles schimmert rot. Es ist nicht mehr so heiss aber die Klimaanlage läuft immer noch. Die Beobachtung, dass die Haut meiner Flamme sich ein bisschen zusammenzieht und ihre Titten kleiner erscheinen, führt dazu, dass ich angsterfüllt von der Idee, dass sie tatsächlich kleiner werden, zu der Lösung komme, die Klimaanlage abzuschalten.

«Weisst du was? Lass uns nach Hause gehen, uns ein wenig entspannen und dann auf eine Party gehen. Egal zu welcher», meint sie ohne zu bemerken, dass ihre Titten wieder die gewünschte Grösse annehmen.

«Egal zur welcher Party? Hier in Miami finden ungefähr tausend Partys statt. Und das nur in unserem Viertel. Es gibt welche, auf denen man die ganze Nacht Salsa tanzen kann. Es gibt welche, auf denen man tiefgehende Gespräche führen kann. Aber wer will schon diese oral masturbierenden Hohlköpfe treffen? Nicht wörtlich zu verstehen, mehr metaphorisch. Menschen, die mit sich selbst spielen, sind langweilig. Es sei denn, es sind Frauen und ich schaue ihnen zu. Bis ich es für nötig halte mitzuwirken und sie zu befreien. Denn Männer haben die Lösungen aller Probleme der Frauen in der Hose. Es gibt welche (Partys) wo man sich fesseln und peitschen lassen muss oder kann. Aber darauf bin ich nicht scharf. Also, nicht irgendwelche Partys!» Ich hoffte, mein kleiner, rhetorisch gestalteter Monolog macht ihr klar in welche Gefahr ich mich begeben würde, wenn “die Party” nicht genau definiert ist. Sie hatte sogar Zeit sich anzuziehen, während ich meiner Genialität freien Raum liess.

Ich starte den Motor. Wir fahren durch die menschenleere Stadt und wenn sie nicht leer ist, dann befinden sich die Menschen in Autos, Bussen, auf Strassen etc. (Sagt mir nicht, dass das keinen Sinn macht. Ich will das nicht hören! Ihr lest mein Buch und erzählt mir was Sinn ergibt und was nicht?) Jede Meile, die wir fahren ist für mich ein Genuss. Der Motor hat 5,6 l Hubraum und 280 PS. Für Europäer kaum zu glauben, dass man 25l Benzin verbraucht. Für 100 km, nicht für eine Woche. Es sei denn man fährt 100 km die Woche. (Oh nein, ihr seid doch nicht so bescheuert, dass ich euch alles auf diese Weise erklären muss?)

Die Strasse hat fünf Spuren. Es sind nicht viele Autos unterwegs aber ein Auto fällt mir auf. Es ist schwarz und der Fahrer sehr geduldig. Es scheint ihn nicht zu stören, dass ich eine Weile brauche, um die richtige Kreuzung zu finden an der ich abbiegen muss, dass ich nicht immer blinke, dass ich spontan die Spuren wechsle, so dass er andauernd bremsen muss, so dass mit jeder “Bremsung” die Chance den Preis für die besten Reifen nach 100.000 Meilen zu bekommen immer geringer wird, so dass sein Verstand im Vergleich dazu riesig erscheinen würde! (Der längste “so dass” Satz der klassischen Literatur)

Wir erreichen die Villa, in der wir seit einer Woche wohnen, schlafen, träumen, weggehen, zurückkommen und noch viele andere Sachen veranstalten, die bestimmt der Zensur zum Opfer fallen würden, würde ich sie aufzählen, also gebe ich mir nicht mal die Mühe. Das Haus ist gross, mit einem grossen Vorgarten und einem grossem Hintergarten. (Also, um es kürzer oder klarer zu machen: die Gartenanteile des Hauses sind gross, nur weil ich den Massstab nicht definiert habe. Daher bleibt es eurer Fantasie überlassen die Grösse einzuordnen. Eure Schlussfolgerungen werden unterschiedlich ausfallen. Ein Leser aus Brasilien, aus den Favelas, wird sich andere Dimensionen vorstellen als ein Leser aus Amerika, der fünf Mexikaner als Gärtner beschäftigt, natürlich alle mit Sozialversicherung und gültiger Steuernummer.)

Schon höre ich die Stimmen unserer Freunde. Und da sind sie! Ihn kenne ich schon seit meiner Kindheit. Sein Name ist Joe und er hat mich mehrmals in diesem Leben vor der finanziellen Pleite bewahrt. Zum Glück konnte ich ihm immer alles zurückzahlen, sonst wäre er jetzt mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr mit mir befreundet. Seine Freundin Joena, eine tolle Frau, Anwältin, bestand darauf mit uns in die Staaten zu kommen, um mit uns ein Jahr zu verbringen und nichts zu tun, anstatt nach ihrem Studium loszulegen und zu verteidigen, zu verklagen, Menschen in Gefängnisse zu stecken, aus Gefängnissen zu befreien, sich bestechen zu lassen, Unschuldige als schuldig und Schuldige als unschuldig zu verurteilen. Nichts zu tun als in der Sonne zu liegen. Als zu saufen. Als zu lieben und sich lieben zu lassen. Nichts zu machen als Grass zu rauchen. Anders gesagt, eine entspannte Zeit zu verbringen, ohne Probleme, Rechnungen, zu laute oder zu leise Nachbarn (auf jeden Fall Idioten), die Listen über deinen Lebensstil, deine sexuellen Neigungen und Wünsche und dein ungesundes Essen führen. Die zwei, Joe und Joena, sind immer gut gelaunt und für jede Schweinerei zu haben. Die Hütte ist von riesigen Bäumen umrahmt. Die roten Fliesen, die zum Haus führen, ein Pfad des Glücks, verschmelzen mit der weissen Fassade. Die Fenster sind geschlossen, um das Haus vor der Hitze des Tages zu schützen. Wir gehen durch das Wohnzimmer zum Pool. Unsere Freunde hören laute, schrille Musik, die man irgendwann, vor hundert Jahren, als Heavy-Metal bezeichnet hat. Das Wasser im Pool ist so blau und kühl, dass es uns zwingt, uns, Rico und meine Flamme, in zwei Augenzwinkern nackt reinzuspringen. Das kühle Wasser bringt die erwartete Erfrischung und es würde mich nicht wundern, wenn ich nichts mehr zu zeigen hätte. Von dem Teil, von dem Männer annehmen, dass es Frauen so fasziniert. Vor Allem die Grösse. Ich werde in meinen Gedanken unterbrochen.

«Komm raus und lasst uns eine Party aussuchen», sagen die zwei weiblichen Kreaturen des Teufels, die sich jetzt wieder zusammengeschlossen haben. Entweder haben die beiden keine Ahnung, was kaltes Wasser bei nackten Männern bewirkt oder sie sind so pervers, dass es an Zynismus grenzt und sie wollen mich blossstellen.

Ich bleibe noch im Pool, um meine Schande zu verstecken. Nach einer schnellen manuellen Prüfung habe ich nämlich herausbekommen, dass mein Schwanz tatsächlich geschrumpft ist. Ich bin bestimmt in den Bereich von 10 bis 15 cm zurückgefallen. Im schlappen Zustand versteht sich.

Joe und ich kommen aus der gleichen Stadt, aus dem gleichen Land, das ein bisschen kommunistisch hätte werden sollen und in dem vor hunderten von Jahren Graf Dracula seinen Miezen das Blut ausgesaugt hat. (Höre ich Polen? Kein Wunder, dass deine Frau mit deinem Nachbar rummacht! Nein, es ist nicht Polen!) Es ist ein Land in dem Kindern klar gemacht wurde, dass der Feind des Kommunismus die Amerikaner wären. (Wer denn sonst? Andersrum betrachtet, waren die Amerikaner auch die Feinde der Kommunisten… damals. Jetzt ist es irgendwie die ganze Welt.) Deswegen wurden wir mit Bussen zu Schiessplätzen gefahren, um mit Luftgewehren auf Vögel zu schiessen. Um den Ernstfall zu üben. Falls die Amerikaner kämen und uns bedrohten. Mit Fastfood, Talkshows und Massenverblödung. Darauf wurde verzichtet als unser Lehrer umgefallen war, ohnmächtig wurde und ein wenig später in seiner Ohnmacht weinte als ihm klar wurde, dass es gefährlich war seinen Schwanz an einem Schiessplatz aus der Hose zu holen und gedankenlos zu urinieren. Eine Kugel verirrte sich… und traf den Feind. Es blieb unklar wer geschossen hatte, aber ich vermute, dass eine unaufgeklärte Kollegin den Unterschied nicht gesehen oder eingesehen hatte. Den Unterschied zwischen dem Feind, in Form des Kapitalismus, und dem Schwanz, im übertragenen Sinne versteht sich. Aber Frauen reagieren immer instinktiv. Meistens richtig. Danach brauchten wir keine amerikanische, Kommunismus-feindliche Fantasietruppen mehr angreifen. Mit Luftgewehren. Und wenn man so etwas zusammen erlebt hat, verpflichtet es ein Leben lang zur Freundschaft. So wie Adel, ein Leben lang verpflichtet. Zu Blödheit und Inzest. Das sind wir, Joe und ich: Freunde.

Männer brauchen genau hundert Sekunden, um sich für eine Party fertigzumachen. Frauen hundert Minuten. Aber wenn die Frauen endlich fertig sind, dann kann man von ihre Schönheit erblinden. Wie auch vom Masturbieren. Meine Flamme trägt ein blaues, eng anliegendes Kleid, das mir die Sprache und den Atem verschlägt. So eine blaue Farbe hilft mir bestimmt nie wieder Depressionen zu bekommen. Und der Inhalt des Kleides macht mich für eine lange Zeit glücklich. Stöckelschuhe, die ausser der Sohle nur zwei kleine Riemen haben, die (ihr werdet es nicht erraten!) nicht blau sondern silbrig glänzen. Joena trägt ein enges Irgendetwas, das von oben bis unten ihren Körper umhüllt und Hose, Bluse, BH und sonst alles, was eine Frau braucht. In so einem Anzug ist eine schnelle Nummer nicht möglich. Hat aber auch Vorteile. Für Joe! Sie trägt Stiefel aus Krokodilleder und ich sage euch, es ist egal, dass das Krokodil für die Stiefel mit seinem Leben bezahlen musste. Es hat sich gelohnt! Ich bin immer noch im Pool und Joe sitzt am Rand. Ich bin nackt und Joe trägt die Badehose seines Großvaters. Wir sind bei weitem noch nicht fertig!

«Wir gehen schon mal vor», sagen die Damen mit göttlichen Stimmen.

«So geht ihr nicht mal alleine bis zum Briefkasten! Ohne uns ist die Öffentlichkeit für euch verboten. So wie ihr angezogen seid, seid ihr vor keinem Mann sicher. Das ist eine Einladung!» Meine Empörung ist eindeutig zu hören. Unmissverständlich. Und steht im Konflikt mit meiner früheren These, was die Freiheit des Bumsens betrifft. Aber es ging ja um die Freiheit der Männer… jetzt ist wieder alles klar, oder?

«Wer sagt euch, dass wir sicher sein wollen? Lass die Jungs nur kommen!» piepsen die zwei. «Ihr habt zwanzig Minuten um euch umzuziehen. So lange wir einen Kaffe trinken. Wenn ihr dann nicht fertig seid, habt ihr Pech gehabt und wir sind weg!»

Ich weiss nicht was das soll, aber ich habe das Gefühl, die Frauen wollen testen wie cool wir sind. Und wenn wir den Test nicht bestehen, werden sie auch all das machen wollen, was für uns selbstverständlich ist. Ausgehen, anmachen, abschleppen und… Manche sind der Ansicht, dass Frauen in die Küche gehören. Ich bin der Meinung man hätte sie erst gar nicht vom Bett entfesseln sollen. Metaphorisch, sadomasochistisch gesehen. Aber bei nüchterner Überlegung konnte nicht mal der debile Adam, der direkten Kontakt zu Gott hatte, diese Kreaturen unter Kontrolle halten. Nicht die erste, Lilith. Und auch nicht die zweite, Eva. Was können wir also von der Situation erhoffen? Wir einfachen Männer… Nun ja, jetzt ist es zu spät das Mysterium zu lichten und wir haben nur noch zwanzig Minuten Zeit.

Männer brauchen für eine Party zwei Sachen: ein weisses Hemd, giftgrüne Jeans und ein teueres Aftershave, das mindestens hundert Dollar kosten sollte. (Waren das mehr als zwei? Und das mit der giftgrünen Jeans muss ich mir noch mal überlegen.) Sonst haben wir keine Chance. Wenn Frauen etwas gut können, dann ist das riechen. Wir brauchen zehn Minuten, um den Frauen zu beweisen, dass wir die stärksten, die besten und die schnellsten sind. Nur ist mir nicht ganz klar worauf sich mein Vergleich bezieht. Schneller, besser, stärker als unsere Frauen, oder schneller, besser, stärker als andere Männer, um so die Entscheidung unserer Frauen uns auszuwählen auf Richtigkeit zu bestätigen? Schöne Gedanken, eines Mannes, der die Welt zu verstehen beginnt. Ich frage mich ob die brennende Hitze auf meiner ungeschützten Kopfhaut meine Gedanken beeinflusst.

Wenn man dunkle Haare hat, wie ich, und eine gebräunte Haut, dann ist es Pflicht ein weisses Hemd zu tragen. Die oberen drei Knöpfe offen, so dass man die goldenen Ketten gut sehen kann. Bläulich schimmernde, schwarze Satinhose. Geile Brille. Sonnenbrille. Mitten in der Nacht. Denn das lässt dich introvertiert erscheinen. Und dann braucht man nur noch viel, viel Energie, um ein Charisma auszustrahlen, dass die Frauen wahnsinnig macht und sie dazu bringt von dir zu träumen. Obwohl es ganz einfach für sie wäre. Wenn sie ihren Brust-, danach Taillen- und danach Arschumfang messen würden und sie auf ein Ergebnis von 90/60/ab 90 (Zentimeter nicht Meter…) kommen würden und sich sofort bei mir melden würden, würde ich für sie jeden Traum Wirklichkeit werden lassen. Im ersten Gebüsch, Auto, Zimmer, Platz, der, die, das frei zur Verfügung stehen würde. Nur sie gehen natürlich den komplizierteren Weg. Charme, Komplimente, Unterhaltungen machen die Sache so kompliziert. Es könnte alles so einfach sein… Und wer versucht Männer davon zu überzeugen, dass Frauen weniger auf Äusserlichkeiten stehen und die Erregung mehr auf intellektueller Ebene entwickeln, liegt total falsch.

«Wir haben etwas gefunden. Eine Party an der 16th Street. Etwas supercooles, aber wir sagen euch nicht, was es ist!» Wir gehen zum Van, der inzwischen bis zur Strasse gerollt ist, weil ich immer vergesse die Handbremse zu ziehen. Aber die Tatsache, dass die Türen weit offen sind wirft Fragen auf, die Antworten suchen.

«Ich glaube, sie haben mir die Volksmusik CDs geklaut. Wenn wir die Müllcontainer durchsuchen, werden wir sie wiederfinden», singe ich.

«Du hast aber gar keine CDs mit Volksmusik!» singen sie die zweite Stimme.

«Fuck! Das ist schade. Dann haben sie etwas anderes geklaut. Es fehlt aber nichts. Mein Handy ist da, mein Laptop ist da, nur die Listen sind nicht mehr da. Ha, ha, ha… Ich habe sie im Computer gespeichert», lache ich geheimnisvoll.

«Was für Listen?» fragen sie dreistimmig.

«Keine Ahnung. Sie enthalten eine Menge Namen und ich will ein paar für die Kinder aussuchen, die ich noch zeugen werde. Man muss sich rechtzeitig darauf vorbereiten!» antworte ich unisono.

Wenn man viel labert, merkt man nicht, was eigentlich in so einer Situation wichtig wäre. Und wichtig wäre das schwarze Auto mit schwarzen Scheiben gewesen, das gerade um die Ecke biegt. Langsam, unauffällig, erneut mysteriös. Ihr solltet nie etwas alkoholisches in dieser Hitze trinken, sonst werden eure Gedanken auch so unklar wie meine. Obwohl ich seit Isabelles Besuch nichts mehr getrunken habe… hmm! Und ich dachte es liegt am Alkohol.

Wir erreichen die Party und sind froh endlich all das machen zu können, was uns zwingen wird am Ende der Veranstaltung ein Taxi zu nehmen, wenn wir unsere Führerscheine behalten und uns eine Nacht im örtlichen Gefängnis ersparen wollen, in dem ich den dicken Mexikaner heiraten würde, der nur mit dir bumst wenn er auch mit dir verheiratet ist. Und wie ich sein Gewicht einschätze (abgeleitet aus meiner Fantasie, die auf Erfahrungen mit der Polizei in Amerika basiert, die besoffene Autofahrer erwischt, sie ins Gefängnis steckt und sie dadurch zu Bräuten der dicken Mexikaner macht), wird er mich über die Türschwelle tragen, denn ich werde mit Sicherheit seine Braut sein. Ich Rico. Er wird mich aber Rica nennen.

Die Salsa Band gibt ihr Bestes, damit wir den Abend in Erinnerung behalten. Musik voller Rhythmus, Leidenschaft, Liebe und Schmerz. Schon bewegen wir uns eng umschlungen, ich und die unbekannte Lady, und das nur, weil ich meine Flamme nicht finden kann und ich unbedingt das Bild des dicken Mexikaners aus dem Kopf bekommen muss. Sie ist ein wenig schüchtern und sehr still. Kein Wunder, denn ihr würdet auch nicht reden können, wenn eure Zunge mir den Hals ablecken würde. Auf eine Art und Weise, die mich dazu bringt den dicken Mexikaner für einen Moment zu vergessen. Ich bedanke mich für den Tanz, gebe ihr einen Kuss und gehe weg. Es gab Zeiten, da wären wir irgendwo im Gebüsch gelandet und ich hätte für ihren Proteinvorrat gesorgt. Nachdem ich ihr alle erotischen Träume erfüllt hätte. Alle. Denn das ist eigentlich meine Bestimmung auf diesem Planeten. Diese Zeiten sind vorbei. Wenn ich mit meinem Baby ausgehe, sind andere Frauen für mich fast tabu. (Ich würde euch raten mir noch keine Statue aus Marmor zu meisseln und euch noch ein bisschen zu gedulden. Es könnte sein, dass die Zungensport betreibende junge Frau todkrank ist und unbedingt ihren letzten Wunsch mit mir erfüllen will. Und das wäre nicht Händchen halten!)

«What´s up?» höre ich hinter mir. Eine Frage, die nichts sagt, und kein Interesse äussert, und nur eine Antwort hervorruft: “Fuck you!” Denn wenn man nichts zu sagen hat, sollte man die Umwelt nicht mit Lärm belasten. Aber dann erkenne ich die schöne Stimme einer Frau, die ich so schnell nicht mehr vergessen werde. Und die mich sehr schnell wieder beruhigt.

«Hier finden tausend Partys statt und das nur in dieser Strasse, und wir treffen uns so zufällig hier? Das ist Schicksal, Prinzessin!» spule ich mein philosophisch, romantisches Programm ab.

«Ich muss mit dir reden», stöhnt sie leise.

«Wenn das Gespräch die gleiche Form wie heute im Van annehmen soll, muss ich dich enttäuschen. Ich bin nicht alleine hier», versuche ich stark zu sein, mir Prinzipien einzureden und mich in Demut zu üben.

«Es ist wichtig! Nicht nur für dich oder mich, sonder auch für deine Freundin!» sagt sie und ich spüre ein komisches Kribbeln im Bauch.

«Nein Babe, mach das nicht! What happens in the van of love, stays in the van of love!» antworte ich verwirrt über mich selbst, denn die Geschichten aus dem Van sind legendär. Und die Welt hat ein Recht darauf sie zu erfahren. Sonst ist das als ob man Sporttrophäen im Keller verstecken würde… oder Geld in der Matratze. Man tut bestimmte Sachen im Leben nicht nur für sich selbst, sondern auch um die anderen eifersüchtig und stinkig zu machen. Denn es heisst: geteilte Freude, doppelte Freude!

«Darum geht es nicht. Und wir sind nicht im Kindergarten! Ausserdem geht es mich nichts an, was du machst und vor allem mit wem. Ich hoffe nur, du wirst es wieder mit mir tun. Ich will euch helfen, dann könnt ihr mir helfen.» Aus diesen vielen verwirrenden Infos höre ich nur eins heraus: “Ausserdem geht es mich nichts an, was du machst und vor allem mit wem. Ich hoffe nur, du wirst es wieder mit mir tun…” Denn Männer haben die fantastische Eigenschaft Aussagen zu filtern und nur das zu hören, was für sie wichtig ist. Dass das Rätsel immer rätselhafter wird entgeht mir natürlich. Sie springt zur Seite, versteckt sich hinter mir und sagt:

«Ich werde dich anrufen, aber sei vorsichtig. Ich mag dich, mehr als du glaubst!» Und mit diesem einfachen Satz, der einen Haupt und einen Nebensatz enthielt, ohne stilistische Mittel, ohne komparative Metaphern und metaphorische Semantik, bringt sie mich dazu mich mindestes fünf bis sieben Zentimeter besser zu fühlen. Ihre Lippen berühren meine, ich fühle ihren Atem, ihre Wärme… Die Spitze ihrer Zunge findet meine für einen kurzen Augenblick, der Erinnerungen in mir erweckt. Vor meinen Augen spielen sich Szenen mit ihren Lippen ab, die auch ganz andere Teile meines Körpers geküsst haben und mich viel näher an die immanente, absolute, fortwährende Wahrheit brachten. Dann verschwindet sie. Es ist so gerammelt voll, dass ich nicht merke, ob jemand gekommen oder weggegangen ist. Sobald ich über all das, was, passiert, war, nachdenke, (die neue Regel der Schreibreform: nach jedem Verb kommt ein Komma - es scheint etwas futuristisch, aber die Zeit vergeht und morgen wird sie Realität...) scheint mir die Häufigkeit der Geschehnisse, die nicht zu einem normalen Tagesablauf gehören, gross zu sein. Zu gross! Draussen auf der Terrasse drehe ich mir einen Joint und versuche Ordnung in meine Gedanken zu bringen. Aber mitten in einem Wirbelsturm ist das schwierig. Und mein Blut befindet sich an anderen Stellen, nur nicht im Gehirn, was das Denken auch nicht gerade erleichtert.

«Du bist so ruhig und traurig, ich hätte dich fast nicht erkannt, bis ich dein weisses Hemd gesehen hab», sagt mein blonder Engel. Sie hält zwei Gläser Wein und gibt mir eins davon. «Sag mir, was dich beschäftigt und ich nehme dir die Sorgen ab!»

Ich muss wohl ziemlich blass sein, wenn sie in dieser Dunkelheit meine traurige Miene wahrnimmt.

«Ich fühlte mich sicher hier. Bis ich angefangen habe, nur noch ein Drittel von dem was hier passiert zu verstehen. Das macht mich unruhig», muss ich leider zugeben.

«Morgen sind alle deine Sorgen verschwunden», summt sie verständnisvoll. «Sorgen, die du nicht hättest, könntest du dich zurückhalten und nicht alles flachlegen, was sich so anbietet!» Sie kann es einfach nicht lassen. Denn Frauen sind generell klüger, weil sie zuerst von der Frucht der Erkenntnis gekostet hatten. Und obwohl sie danach den nackten Adam sahen und die Erkenntnis verstanden, hatten sie keine andere Wahl und sie behielten ihn.

«Ich glaube, du hast recht», versuche ich zu lachen. «Meine Lebensphilosophie war immer: “Liebe lieber alle, und bereue es danach, als zu bereuen, dass du sie nicht alle geliebt hast!” Also, let´s dance!» Sie rollt mit den Augen, denn diesen Bullshit versteht sie nicht.

Ihr wisst hoffentlich, dass der Verstand eines Mannes in der Regel nicht höher als sein Hosenschlitz ist. Der Grund: man braucht ihn nicht ununterbrochen. Oder kennt ihr Frauen, die es mit der Intelligenz treiben wollen? Nein? Ich auch nicht! Sicher, das Qualifikationsspiel bei den Frauen basiert auf einer kognitiven Ebene, danach muss aber alles stimmen. (Vielleicht steht das im Gegensatz zu meinen früheren Aussagen, aber es sind ein paar Stunden vergangen und meine geistige Entwicklung findet statt. Ego cogito, ergo sum. “Ich denke, also bin ich!” (4) Die Grösse, die Dauer, jede ins Ohr geflüsterte Liebkosung, jeder tief in die Augen gezielte Blick, einfach alles. Es ist die Kunst zu wissen, wann man die Nippel küsst und wann man sie beisst. Es ist die Kunst sie so zu lieben, dass sie auf dem Weg nachhause, im Taxi, immer noch lächeln. Denn sie, die Frauen, sind viel komplexere Wesen als wir Männer. Wir sind aber lernfähig und geben uns Mühe, weil wir sie zufrieden lachen sehen wollen. Dann kommt der Zeitpunkt wenn der Mann die Intelligenz wieder braucht. Sie wird wieder hochgefahren, wie ein Notebook. Dessen Betriebssystem nicht Windows ist, denn das würde öfters abstürzen. Glaubt ihr nicht? Das macht nichts, ich bin euch nicht böse. Denkt nur daran, wie viel Blut dem Gehirn fehlt, wenn wir selbstlos, sie, die Frauen glücklich machen.

Wir haben noch viele Seiten vor uns! Ihr werdet euch entschuldigen müssen, nachdem ihr das ganze Buch gelesen habt. Denn ihr werdet nicht nur eine andere Weltanschauung haben, ihr werdet andere Menschen sein. Auf jeden Fall nicht bessere…

Das Miami Syndikat

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