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Die Versuchung

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Als Hanna von ihren Patientenbesuchen gegen Mittag zurückkam, sah sie Franz, wie er sich mit dem Rasenmäher die schräge Wiesenfläche hinterm Haus hinaufmühte, und lächelte. Was nur täte sie ohne ihn? Vorsichtig bugsierte sie ihr Auto in die enge Garage und nahm den Korb Äpfel, den sie von der Frau eines Patienten bekommen hatte, aus dem Kofferraum. Sie wollte Apfelkuchen backen. Leonie war noch nicht zurück, und erste Wolken zogen am Horizont herauf. Es würde Regen geben.

Hanna war müde. Der Tag hatte bereits gegen fünf Uhr begonnen, als sie sich zwang aufzustehen. Sie wollte noch vor den ersten Hausbesuchen die Unterlagen für ihre Steuerberaterin zusammen suchen. Dann waren noch einige Arbeiten im Haus, die Einladungen für das Altenheimfest und die Pflegekassenabrechnungen der letzten Tage zu erledigen gewesen. Und gegen Sieben wartete bereits Frau Hinteregger auf sie, Pflegestufe II.

Franz hatte mittlerweile den Kampf mit dem Rasenmäher aufgegeben und war dazu übergegangen, die Beete und Blumen zu gießen, als er Hannas Rückkehr bemerkte. Sich die Hände an seiner Hausjacke abwischend ging er zur Garage, griff sich den Korb mit den Äpfeln und den Kasten Wasser, nickte nur auf den Einwand Hannas, sie kümmere sich schon um die Sachen, und trug beides ins Haus. Hanna folgte mit den restlichen Einkäufen.

»Es ist schrecklich, wie schnell es mit gestern noch gesunden Menschen abwärts gehen kann«, antwortete Hanna auf die Frage von Franz nach ihrem Tag. Er nickte nur stumm, musste er doch an die letzten Monate vor dem Tod seiner Frau denken, die eines Morgens nicht mehr aufstehen konnte, der Krebst hatte das Rückenmark erreicht. Es ging schleichend zu Ende. Seine Frau klammerte sich ans Leben, ihren Mann und die zwei Söhne, doch schließlich verlor sie gegen die Krankheit, und Franz musste Abschied nehmen.

»Leonie hat angerufen. Sie kommt zum Mittag und bringt noch jemanden aus der Uni mit. Ich habe den Namen nicht verstanden«, rief Franz aus der Speisekammer, während er die Wasserflaschen verräumte.

Leonie brachte Paul mit. Getroffen hatten sie sich in einem der Übungsräume der Uni, wo sich Paul gerade mühte, einem Fettstein die gewünschte Form abzuringen. Leonie lachte so laut, als er ihr sagte, was seine Schnitzversuche darstellen sollten, dass an ein Weiterarbeiten nicht zu denken war. So verbummelten sie den Vormittag am Campus-See und überlegten, welche Kurse sie im neuen Semester belegen würden. Leonie wollte als Hauptkurs Fotografie wählen, Paul hingegen setzte auf Bildnerisches Gestalten, einen Aufbaukurs bei Professor Heilmeier, bei dem er in diesem Jahr schon ein Seminar belegt hatte. Gegen Mittag schlug Leonie vor, zu ihr nach Hause zum Essen zu fahren. Paul war unter der Voraussetzung, dort an seiner Plastik weiter arbeiten zu können, einverstanden.

»Übrigens, Franz, ein Freund meiner Mutter, kommt auch zum Essen. Er hilft ihr gelegentlich im Haus. Aber keine Sorge, wir müssen nicht den ganzen Nachmittag mit denen verbringen. Nach dem Essen verziehen wir uns in den Garten, dort hast du das beste Licht«, instruierte Leonie Paul, als dieser nach dem Einparken im Hof gerade aussteigen wollte.

»Ich weiß, wer Franz ist«, schaute Paul nachdenklich zum Himmel und war weniger optimistisch, doch für langes Nachdenken ließ Hanna den Beiden keine Zeit.

»Da seid ihr ja endlich. Es steht schon alles auf dem Tisch und wird kalt. Du weißt doch, Leo, wir essen um halb eins, weil ich in einer halben Stunde zum Pflegeheim los muss.«

»Ja Mutter, ich weiß, und es ist zwei Minuten nach halb«, verdrehte Leonie die Augen und machte eine unmissverständliche Geste in Richtung Paul, der grinsend hinter ihr das Haus betrat.

Franz nahm Leonie in den Arm, reichte Paul die Hand, sie setzten sich, und gemeinsam verharrten sie kurz, während Hanna das Tischgebet sprach. Paul waren diese Momente unangenehm. Selbst ohne Glaubensbekenntnis erzogen, wusste er bei solchen Ritualen nicht, wie er sich angemessen verhalten sollte. In der Regel schaute er auf seine Hände oder den Teller vor sich und versuchte, ernst zu bleiben. Er kannte Leos Mutter und wusste, wie wichtig ihr Religion und Glauben waren. Er respektierte das ebenso, wie sie nicht müde wurde, sich um sein Seelenheil zu sorgen, da er ungetauft und damit in ihren Augen ungeschützt durchs Leben lief. Eher verdammt, dachte er noch und war froh, als Hanna ihre Andacht beendet und alle zum Zugreifen aufgefordert hatte.

»Was bedeutet ein Fotopraktikum?«, wollte Hanna wissen, als ihr Leonie von dem Treffen mit Marc erzählt hatte.

»Wie, was bedeutet das? Ist doch klar. Ich lerne bei einem Fotografen, wie man richtig fotografiert. Ich brauche das dringend, wenn ich nächstes Jahr den Hauptkurs Fotografie belegen will, und außerdem macht das mehr Spaß, als nur tröge Bücher zu lesen.«

»Ja, Hauptsache alles macht Spaß. Und was wird das kosten?«, schüttelte Hanna den Kopf.

»Oh Mann, wieso soll das keinen Spaß machen? Kann ja nicht alles so bierernst wie in deinem Leben sein.«

»Leo!«, mischte sich Franz ein.

»Das kostet gar nichts. Marc macht das umsonst und sicher gern«, sprang Paul Leonie zur Seite und versuchte die Stimmung am Tisch zu retten.

»Da hörst du’s. Ist das Thema damit erledigt?«

Leo war sauer. Paul berührte unter dem Tisch ihre Hand, drückte sie leicht und wechselte das Thema.

»Könnten wir, bevor es zu regnen anfängt, noch in den Garten, Leo? Du weißt, ich müsste noch was arbeiten.«

»Geht nur, ich mache das hier, und du Hanna, vergiss nicht wieder die Liedtexte für deine Senioren«, antwortete Franz.

»Gott, kann die anstrengend sein«, regte sich Leonie noch immer über ihre Mutter auf, als Paul schon längst seine kleine Plastik auf einem Hackklotz abgestellt und begonnen hatte, an dieser herumzuschnitzen.

»Was soll das noch mal sein?«, fragte sie schließlich, da Paul nicht auf ihren Ärger reagierte.

»Die Versuchung, aber…«, wollte Paul erklären, als Leonie erneut losprustete und sich vor Lachen fast verschluckte.

»Ach ja richtig, die Versuchung. Ich fürchte, so wären Adam und Eva nie aus dem Paradies geflogen, eher Gott, der so was zulässt. Das ist keine Versuchung, das müsste Mitleid heißen«, stieß sie, mühsam weiteres Lachen unterdrückend, hervor. Paul sah erst sie dann den halb bearbeiteten Fettstein irritiert an.

»Ok, noch ein bisschen abstrakt vielleicht. Doch wenn ich fertig bin, soll es den Akt selbst, also die Vereinigung darstellen.«

»Zwischen zwei Menschen oder einem Sofakissen mit einem Hausschwein?«, lachte Leonie abermals auf. Paul blickte missmutig auf sein Werk und ließ das Messer sinken.

»Mach dich nur lustig, aber das wird schon«, gab er sich zuversichtlich.

»Lass dich nicht stören. Ich kann ja auch etwas arbeiten oder dir Gesellschaft leisten, wie du willst.«

»Kannst gern da bleiben, wenn du aufhörst, meine Kunst in Frage zu stellen. Die liegt bekanntlich immer im Auge des Betrachters.«

»Ich fürchte eher eines Blinden in diesem Fall, aber gut, Waffenstillstand. Ich hole meine Kamera und übe ein wenig. Mal sehen, ob dein Steinklumpen ein gutes Motiv abgibt.«

Als Leonie mit ihrer Kamera, dem Fotobuch von Paul und zwei Äpfeln zurückkam, unterhielt sich Paul gerade mit Franz, der sich dessen Plastik interessiert ansah.

»Hier hast du es. Ein echter Kunstkenner und kein solch neidischer Ignorant wie du«, begrüßte er Leonie und wies auf Franz.

»Franz ist halt ein unverbesserlicher Optimist, der selbst bei dir auf eine Spur Talent hofft.«

»Kinder, Kinder seid nett zueinander. Ich muss jetzt los. Hanna bat mich, den Reiserts die Ernähungstabellen vorbeizubringen. Euch noch einen schönen Nachmittag«, verabschiedete sich Franz.

»Wusstest du eigentlich, dass er mal Architekt werden wollte?«, fragte Paul, als Franz außer Hörweite war.

Leonie nickte. »Und gelandet ist er bei der Bauverwaltung, so geht das manchmal.«

»Ist er eigentlich so was wie dein Stiefvater?«

»Nein, aber er war mir mehr Vater als irgendwer sonst, doch über eine Freundschaft sind meine Mutter und er wohl nie hinaus gekommen. Dabei glaube ich, Franz hätte nichts dagegen gehabt, meine Mutter nach dem Tod seiner Frau zu heiraten, nur hat die sich seit der Scheidung von meinem Vater auf keinen Mann mehr eingelassen. Dabei wäre Franz das Beste, was sie bekommen könnte. Aber so ist das ja immer. Was man haben kann, will man nicht.«

»Oder man versaut es sich«, seufzte Paul leise, der an Nina denken musste. Schmerzhaft meldete sich der Liebeskummer zurück.

»Wann hat euch dein Vater verlassen?«, verdrängte er die Gedanken an Nina.

»Als ich fünf war und meine Schwester sieben. Für eine andere, irgend so eine Büroschlampe, die keine Kinder, keine Hypothekenschulden und keinen Vierzehnstundentag hatte wie meine Mutter damals.«

»Hatte sie da schon den Pflegedienst?«

»Schon eine Weile. Sie begann, kurz nachdem meine Eltern das Haus hier kauften und sie mit mir schwanger war. Das war Stress pur, weil meine Mutter neben Haushalt, Kindern und Renovierung den ganzen Landkreis, die Kliniken, Pflegeheime, betreute Wohnanlagen und so weiter abgefahren ist, um Kontakte zu knüpfen. Genug Zeit für meinen Vater, nebenraus zu laufen und dem ganzen Elend den Rücken zu kehren.«

»Und wo war Franz damals?«, fragte Paul, der sich neben Leonie ins Gras gesetzt hatte.

»Die lernten sich kennen, als seine Frau krank wurde und meine Mutter zur Pflegehilfe kam. Ist ewig her. Gestorben ist sie dann ein halbes Jahr später. Das war ganz schlimm, er allein mit zwei Söhnen. Seine Frau und er waren wohl schon seit der Schulzeit zusammen.«

»Und wie alt waren die Söhne damals?«

»Ungefähr sechzehn, der ältere zumindest, aber das ist eine andere tragische Geschichte.« Paul sah sie neugierig geworden an.

»Franz hatte sich nach dem Tod seiner Frau neben seiner Arbeit aufopferungsvoll um seine Söhne gekümmert, denen alles abgenommen, ihnen versucht, Vater und Mutter zu sein. Doch als er Jahre später meine Mutter besser kennen lernte und immer mehr Zeit mit ihr und damit zwangsläufig auch mit uns verbrachte, kündigten die ihm den Kontakt auf und haben sich seit ihrem Auszug nie wieder bei ihm gemeldet.«

Paul war sprachlos.

»Vermutlich nahmen sie ihm übel, plötzlich nicht mehr alles vom Papa hinterher getragen zu bekommen oder hatten Angst um ihr Erbe. Totale Idioten, wenn du mich fragst, aber Franz spricht nicht gern davon.«

»Kann ich verstehen, also dass er das lieber totschweigt. Mein Gott, da habe ich ja richtig Glück. Meine Eltern sind vielleicht nicht ganz normal, aber wenigstens zusammen, und wir haben ein akzeptables Verhältnis. Hast du eigentlich zu deinem leiblichen Vater noch Kontakt?«

Leonie zögerte.

»Kontakt ja, aber das sind eher Pflichtbesuche von ihm zu meinem Geburtstag und Weihnachten. Meist gehen wir Pizza essen, er gibt mir ein bisschen Geld und erkauft sich das nächste halbe Jahr seine Ruhe. Dabei könnte er auch ganz wegbleiben, wenn es nach mir ginge, doch Mutter legt Wert darauf, dass wir in Kontakt bleiben.«

»Deine Mutter?«

»Ja, sie meint, dass er unser Vater ist und egal, wie zerrüttet das Verhältnis zu ihr sei, wir müssten als seine Kinder den Kontakt aufrechterhalten. Total daneben, aber es lohnt den Streit nicht. Zum Glück bemüht sich mein Vater erst gar nicht, irgendwas gut zu machen und akzeptiert, dass wir ihn nur zwei Mal im Jahr sehen wollen. Ich denke, ihm ist das ganz lieb und seiner Schnalle erst recht.«

»Kennst du sie auch?«, fragte Paul, unsicher, ob er nicht ein wenig zu viel im Privatleben von Leonie stocherte.

»Flüchtig, ich vermeide ein Treffen und denke, ihr geht es genauso. Egal, sag mal, haben wir Marc mit dem Praktikum überfahren, oder will der das wirklich machen? Ich hatte nach eurem Besuch in der Villa ein ganz schlechtes Gewissen, weil das alles so schnell ging und er gar nicht dazu kam, nein zu sagen«, wechselte Leonie das Thema.

»Ach was, der ist froh, wenn sich mal jemand für seine Arbeit interessiert. Levi und ich gähnen schon, wenn er wieder irgendwelchen Fotokram anschleppt. Dabei ist er wirklich gut, und ich denke, er kann dir eine Menge zeigen, wenn ihr mal zum Arbeiten kommt.«

»Wie meinst du, wenn wir mal zum Arbeiten kommen? Und grins nicht so.«

Dabei legte Leonie ihren Kopf schief, als ob sie damit Pauls Gedanken leichter lesen könnte.

»Naja, man muss blind, taub und doof sein, wenn es da nicht geknistert hatte, als ihr euch über die Poesie beim Fotografieren unterhalten habt. Das Praktikum ist doch nur ein schöner Vorwand, sich zu treffen. Hab ich Recht?«

Leonie errötete.

»Quatsch, ich kenn den Typ doch kaum, und du weißt, ich möchte nächstes Semester Foto als Hauptkurs belegen, und da kommt das Praktikum gerade recht. Aber meinst du, Marc hat mit mir geflirtet?«

Paul lachte. »Naja, der hätte sicher gern noch ganz anderes mit dir gemacht, aber wenn du es flirten nennst, dann ja, und du schienst auch nicht gerade uninteressiert, oder?«

»Ich fand es nett, dass er sich Gedanken macht und seine Art, Fotografieren nicht nur als Handwerk, sondern auch als Kunst zu sehen. Meine Mutter zum Beispiel findet, dass Bilder machen nichts mit Kunst zu tun hat, denn das kann ja jeder«, versuchte Leonie, Pauls Frage auszuweichen.

Natürlich hatte sie sich über das Angebot von Marc gefreut, aber so konnte sie auch ohne vorgeschobene Gründe öfter in der WG und damit in Pauls Nähe sein. Marc war nett, ja er schien sogar interessant, aber sie kannte ihn kaum und hatte ihrer Ansicht nach seine Versuche, mit ihr zu flirten, unbeantwortet gelassen. Paul sah das anscheinend anders. Ob es ihn ärgerte?, grübelte sie, als Paul fortfuhr.

»Also ich glaube, er freut sich auf dein Kommen und hat mich den ganzen Heimweg gelöchert, wer du bist und ob du einen Freund hast und so weiter. Ich habe ihm aber nichts gesagt. Das kannst du gern selbst machen.«

»Danke, dass du dir solche Sorgen um mein Beziehungsleben machst. Aber das kann ich schon ganz gut allein, und Marc soll sich ausschließlich Gedanken machen, was er mir beibringen will. Sonst bin ich genauso schnell wieder weg, wie ich in der Villa zugesagt habe.«

»Das kriegt ihr schon hin, keine Sorge, und zur Not bin ich ja auch noch da und vermittele im Ehedrama Herbst gegen Harburg«, lachte Paul, der annahm, dass es Leonie ebenso wie Marc erwischt hatte.

»Harburg? Heißt Marc so?«

»Ja, steht zumindest auf dem Klingelschild.«

»Ach ja, richtig. Aber mal was anderes. Was war eigentlich mit dir los in der Villa? So schlecht drauf hatte ich dich noch nie erlebt. Außer vielleicht in der Mensa, wo du Hals über Kopf verschwunden bist. Gibt’s etwas, worüber ich mir Sorgen machen müsste?«

Paul zögerte. Er hatte bislang nur Levi und Marc von Nina erzählt und wollte gegenüber Leonie nicht als der Idiot dastehen, als der er sich nach der SMS-Attacke fühlte.

»Du musst dir keine Sorgen machen. Jeder hat mal einen schlechten Tag, und am Donnerstag fiel mir eine Verabredung ein, die ich fast verschwitzt hätte.«

»Das freut mich, dachte schon, dir geht’s nicht gut, und ich könnte irgendwas für dich tun.«

»Danke, das ist lieb, aber mir geht’s ganz gut«, hoffte Paul, das Thema damit zu beenden.

»Ganz gut? Also so richtig perfekt ist das noch nicht, oder?«

»Perfekt? Naja, welches Leben ist schon perfekt, und wäre das nicht langweilig?«

»Kommt darauf an. Wenn ich Liebeskummer habe, wäre mir ein perfekteres Leben lieber, selbst auf die Gefahr hin, dass die Langeweile dann weniger weh tut«, provozierte sie Paul, der nachdenklich auf seine Finger schaute und den halb gegessenen Apfel in der Hand drehte.

»Mag sein, aber auch das vergeht«, antwortete er schließlich leise.

»Was ist los Paul?« Leonie legte ihre Hand auf seinen Arm und hoffte, er würde jetzt nicht weinen. Doch Paul stand abrupt auf und sah sie ernst an.

»Ich bin ein Idiot, das ist los, und damit muss ich selbst klar kommen.«

»Wie du magst, aber wenn du irgendwas los werden willst, ich höre dir gern zu«, rief sie ihrem davon eilenden Freund hinterher. Sie wusste, sie hatte den Finger in seine Wunde gelegt und spürte selbst einen kleinen Schmerz bei dem Gedanken, dass Paul verliebt war. Wenn auch unglücklich, so doch in eine andere Frau.

Paul hatte nicht vor, Leonie hier und heute von Nina zu erzählen, auch wenn es ihn interessiert hätte, was Leo als Frau dazu meinte, und ob sie ihm eine zweite Chance gegeben hätte. Doch noch waren die Wunden zu frisch und er sich unsicher, ob Nina überhaupt jemals Interesse an ihm gehabt hatte. Von Leonie gesagt zu bekommen, dass er in den Abschiedskuss zu viel hineininterpretiere, hätte ihm das letzte bisschen Hoffnung genommen. So nahm er seine Plastik und ging zurück ins Haus, als erste Regentropfen zu fallen begannen.

Doch egal, was Leonie geantwortet hätte, Nina plagten ähnliche Gedanken, und auch sie spürte, dass sie Pauls getippte Liebesbeichte nicht einfach ignorieren konnte, nein wollte. Er hatte ihr Angst gemacht, aber Paul war nicht der Typ, vor dem sie Angst haben musste. Stattdessen ahnte sie, dass er gerade mehr litt, als sie mit ihrem Schweigen erreichen wollte. Sie saß vor ihrem Telefon und überlegte, ob sie ihn anrufen und was sie ihm sagen sollte. Zögernd nahm sie den Hörer, wählte seine Nummer, doch noch bevor das Freizeichen ertönte, legte sie wieder auf.

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