Читать книгу kinda bitch - Ralf During - Страница 29

Alpträume

Оглавление

Irgendetwas hatte sie geweckt. Es war dunkel in ihrem Zimmer, die Gardinen bewegten sich leicht vor dem geöffneten Fenster, während aus dem Flur Stimmen zu ihr drangen.

»Mama?«

Keiner antwortete, und sie zog sich die Decke bis über die Nase, am liebsten hätte sie sich ganz unter dieser versteckt, doch irgendetwas trieb sie dazu, die Decke wegzuschieben, aufzustehen und ins spärlich beleuchtete Wohnzimmer zu gehen. Weder wusste sie, wie spät es war, noch was all die fremden Menschen in der Wohnung ihrer Eltern suchten. Überall lagen, saßen oder standen Männer und Frauen, die einen eng umschlungen, manche dabei nackt, andere mit offenen Augen und leerem Blick. Wieder andere schienen zu schlafen, dritte tuschelten leise und lachten, aber keiner bemerkte das Mädchen, das barfuss und nur mit einem Nachthemdchen bekleidet in der Tür stand und ängstlich nach ihren Eltern Ausschau hielt.

»Mama?«

Ihr war kalt. Es roch komisch, rauchig und süß. Überall standen Flaschen und leere Gläser herum. Im Gästezimmer lagen zwei, er stöhnte. Es war ihr Vater. Erleichtert lief sie zu den beiden und berührte ihre Mutter an der Schulter. Eine unbekannte Frau drehte sich zu ihr um, lachte sie an und schloss die Augen, während ihr Vater auf ihr lag und sich bewegte.

»Papa?«

»Geh in dein Bett, mein Herz.«

»Papa, wo ist Mama?«

»Sie kommt gleich, geh schlafen Kleine.«

Unsicher und besorgt, wer die fremde Frau bei ihren Vater war und wieso ihre Mutter sie allein gelassen hatte, ging sie zurück ins Wohnzimmer und zupfte einen Mann, der im Sessel schlief, an dessen T-Shirt. Beim dritten Mal bewegte er sich und öffnete langsam die Augen, gähnte und sah sie verwundert an.

»Weißt du, wo meine Mama ist?«

»Wer ist denn deine Mama? Und was machst du hier, Süße?«

»Ich wohne hier zusammen mit Mama und Papa.«

»Dann wird deine Mutter nicht weit sein, setz dich zu mir, und wir warten gemeinsam auf sie.«

Dabei hob er sie auf seinen Schoß. Erst jetzt bemerkte sie, dass er außer einem T-Shirt unbekleidet war. Sie fror und sah sich angstvoll nach ihrer Mutter um.

»Ist dir kalt meine Kleine?«, fragte der fremde Mann mit einer tiefen ruhigen Stimme, seine Haare am Bein kitzelten sie, und sie nickte. Da nahm er eine neben dem Sessel liegende Decke und hüllte das auf seinem Schoß sitzende Kind damit ein, legte seine Arme um sie und blies ihr sanft in den Nacken.

»Fürchte dich nicht, ich werde ganz sanft sein.«

Mit einem Schrei fuhr Rebecca in ihrem Bett hoch, den süßlichen Geruch des Zimmers noch immer in der Nase, das Telefon klingelte. Wo war sie?

Mühsam versuchte sie sich auf ihren Armen abzustützen, sie fühlten sich taub an, und ein stechender Schmerz drang aus ihrem Unterleib in ihr Bewusstsein. Das Telefon klingelte noch immer, irgendwo weit weg, es war Montag, sie lag in ihrem Bett, und die Schatten der Nacht verschwanden langsam.

»Rebecca Kant.«

»Da sind Sie ja endlich. Stichlin hier, Sekretariat von Dr. Bierfang, Polizeipräsidium. Ich sollte sie anrufen.«

Rebecca musste sich sammeln, Dr. Bierfang, Alexanders Vater, das Essen, der Job. Ja jetzt erinnerte sie sich und schloss kurz die Augen, bevor sie antwortete:

»Guten Morgen, was will Herr Bierfang?«

»Herr Dr. Bierfang wünscht, dass Sie zum Ersten des nächsten Monats hier anfangen. Sie wüssten Bescheid.«

Die Stimme am anderen Ende des Telefons schien meilenweit entfernt und erinnerte Rebecca an eine Maschine. Der Anrufbeantworter ruft mich an, dachte sie und musste lachen.

»Was gibt es da zu lachen? Bringen Sie Ihre Lohnsteuerkarte und Sozialversicherungsausweis mit, um halb Neun erwartet Sie der Herr Präsident in seinem Büro. Ich wundere mich nur, dass ich keinerlei Personalunterlagen von Ihnen vorliegen habe, vielleicht können Sie diese freundlicherweise ebenfalls mitbringen.«

Letzteres schien nicht als Frage gemeint zu sein.

»Ich denke, Ihr Chef hat alles, was er von mir benötigt. Ich werde am ersten Oktober halb Neun im Büro sein. Richten Sie ihm einen schönen Gruß aus.«

Damit legte sie auf.

kinda bitch

Подняться наверх