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FÜNF

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Das Wetter zeigte sich auch in dieser Wochenendsiedlung des Mansfelder Landes wieder seine freundliche Seite. Störmer genoss die klare Luft, die Ruhe des Waldes. Er hockte sich hin, versuchte, jedes Stück Waldboden in sich aufzunehmen. Anschließend fotografierte er die Fundstelle abermals aus mehreren Perspektiven. Die Bilder würde er später an die Glaswand im Büro heften.

Der Frühlingswind erzeugte ein beruhigendes Bäumerauschen. Ansonsten herrschte absolute Stille. Der Boden war satt dunkelbraun. Junge Farne stießen durch angesammeltes Laub. Einige Käfer krabbelten in das aufgewühlte Fundloch, Ameisen zogen Stöckchen hinein. Dass sich die Natur das Stückchen Erde zurückholen würde, wusste Störmer. Er ging im Kreis um die Fundstelle, wühlte nochmals mit einem dicken Ast und entfernte dann das Polizei-Absperrband, warf es als zusammengerolltes Knäul in den Kofferraum, schob die Hände in die Taschen und beschloss, noch ein wenig durch die angrenzende Wochenendsiedlung zu spazieren.

Der Weg gabelte sich. Zwei Wege markierten die Innenringe der Siedlung, die er nacheinander ablief. Dabei traf er niemanden. Die idyllischen Häuser waren zum Wochenbeginn verlassen. Heruntergelassene Rollos und zusammengeklappte Sonnenschirme schienen auf die Rückkehr der Besitzer zu warten. Die meisten Rasenflächen sahen sehr gepflegt aus. Ab und zu war ein Klettergerüst zu sehen. Ansonsten hatten die Bewohner mit Naturhecken eine kleine Abgeschiedenheit geschaffen. Selbst wollte Störmer kein Wochenendhaus. Eigentum verpflichtet, und er hätte keine Lust, jeden Besuch mit Gartenarbeit zu beginnen.

Als er von seiner Runde zurückkam, sah er von weitem eine Gestalt, die direkt an der Fundstelle stand. Störmer beschleunigte seine Schritte. Schließlich erkannte er das geparkte Auto und auch Staatsanwalt Nagel.

»Herrliche Gegend hier.«

Störmer nickte nur, stellte sich neben ihn.

»Ich wollte mir selbst ein Bild vom Fundort machen. Meine Chefin ist krank, da kann ich mir den Tag einteilen.« Der Staatsanwalt zog ein Päckchen Zigaretten heraus. Von Waldbrandgefahr schien er noch nichts gehört zu haben.

Sie schwiegen beide, bis Nagel aufgeraucht hatte.

»Fünf Jahre. Sehr ruhige fünf Jahre. Und nur durch einen Zufall haben wir die Leiche gefunden.«

»Hm, hier ist wirklich eine ideale Gegend zum Ausruhen oder Aussteigen. Leider können uns die Bäume nicht erzählen, was in all den Jahren passiert ist. Auch wenn sie sicherlich das eine oder andere gesehen haben.«

»Aber es muss etwas geben, was den Täter dazu veranlasst hat, die Überreste ausgerechnet genau an dieser Stelle zu vergraben.«

Nagel steckte sich erneut eine Zigarette an. »Du wirst es herausfinden.« Die beiden Freunde betrachteten weiterhin schweigend die Fundstelle. Dann schob Nagel die Kippe mit der Fußspitze in die Erde und sah auf seine Uhr.

»Ich muss los, das Autohaus will den geliehenen Wagen bis Mittag zurück. Bleibst du noch?«

»Noch einen Moment.«

»Dann ruf mich an, okay? Ach so, was machst du eigentlich am kommenden Wochenende?«

»Mit dir BMW fahren?«

Nagel lachte. »Klar, das auch, aber ich meine abends. Hast du Zeit?«

»Eigentlich schon. Kommt darauf an.«

»Dann komm doch mit, ich lade dich ein, sei meine Begleitung. Drüben auf Schloss Mansfeld haben wir ein Klassentreffen.«

»Auf dem Schloss?«

»Klar, das passt, eine wunderbare Mischung aus Jugendherberge und Seminarunterkunft. Wird dir gefallen.«

»Ich weiß nicht …«

»Mensch Richard, nun stell dich doch nicht so an. Wir gehen hin, du musst mal raus. Und vielleicht hast du ja bis dahin den Grablampen-Fall bereits gelöst.«

»Schön wäre es. Also das mit dem Fall und so. Trifft sich dort deine ehemalige Studiengruppe?«

»Nein, die zehnte Klasse. Ich selbst bin in der Neunten dazugekommen, als unsere Familie hierher gezogen ist. Meine Eltern sind immer der Arbeit hinterher. Aber egal, es wird dir wirklich gefallen, ich kann mich an die Mädels erinnern. Die sind alle deine Zielgruppe!« Er gab Störmer einen Schlag gegen den Oberarm. Nun lachten sie beide.

»Na gut. Holst du mich ab?«

»Geht klar, wir zwei alten Junggesellen.«

Nagel ging sichtlich guter Laune zum Cabriolet zurück.

Amüsiert beobachtete Störmer ihn. Junggeselle und Nagel, das waren Ausdrücke, die sich definitiv nicht vertrugen.

Ich schenke dir den Tod

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