Читать книгу Die wichtigsten Biologen - Ralf Klinger - Страница 13

Georges-Louis Leclerc, Comte de Buffon

Оглавление

(7.9.1707–16.4.1788)

Mit seinem wissenschaftlichen Lebenswerk prägte dieser französische Gelehrte den Zeitgeist des ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts. Seine umfassende allgemeine und spezielle Naturgeschichte gilt als einer der ersten Versuche, die Natur außerhalb religiöser Vorstellungen zu verstehen und zu beschreiben. Er beschäftigte sich eingehend mit der Entwicklung des Lebens auf der Erde und suchte nach wissenschaftlichen Erklärungen für den Wandel der Lebensformen im Laufe der Erdgeschichte. Seine Thesen dienten zahlreichen nachfolgenden Wissenschaftlern, allen voran Charles Darwin, als Orientierung für den eigenen wissenschaftlichen Weg.

Georges-Louis Leclerc, das erste der fünf Kinder, wuchs in Montbard rund 70 km nordöstlich von Dijon in beschaulicher Umgebung auf. Durch das von der Mutter eingebrachte Vermögen hatte die Familie keine Geldsorgen. Der bürgerlich geborene Vater war Jurist und für die Salzsteuer zuständig. Er nahm Buffon, ein kleines Dorf in seine Besitzungen auf und zog als de Buffon 1917 von der Provinz in die nahe gelegene Stadt Dijon. Hier fand er bald Eingang in die gehobene Gesellschaft und brachte es schließlich bis zum Mitglied des Parlaments. Sohn Georges-Louis erhielt eine gründliche Ausbildung im Jesuitenkolleg der Stadt. Wie auch sein Vater studierte er nach seinem Schulabschluss Jura und legte 1926 sein Examen ab. Danach zog er nach Angers, um hier Medizin, Mathematik und Pflanzenlehre zu studieren. Nach einem Duell musste er Angers fluchtartig verlassen und reiste nach Nantes, wo er dem jungen Duke of Kingston begegnete, der ihn mit den Schriften des Britischen Gelehrten Isaac Newton (1643–1727) bekannt machte. Gemeinsam unternahmen die beiden jungen Männer die in diesen Kreisen übliche Bildungsreise (die Grand Tour), die sie über Südfrankreich nach Italien führte. 1732 erreichten sie die »Ewige Stadt« Rom. Anschließend besuchten sie England, wo Buffon in London zum Mitglied der Royal Society gewählt wurde.

Der Tod seiner Mutter rief ihn nach Frankreich zurück, wo er sich als Privatgelehrter in Paris niederließ. Das von seiner Mutter ererbte Vermögen half ihm, sich in der Gesellschaft zu etablieren. Am 9. Januar 1734 wurde er als Adjoint-mécanicien in die Académie Royale des Sciences aufgenommen. Beeinflusst von der Lehre Newtons beschäftigte er sich mit verschiedenen Fragen zur Gravitation und zur Ballistik. Außerdem begann er spezielle forstwirtschaftliche Studien mit dem Ziel, die Marine mit besser geeignetem Bauholz zu versorgen. In seinem Geburtsort Montbard, der ihm von da an als Sommersitz diente, ließ er eine Versuchsbaumschule anlegen.

Dank seiner guten Beziehungen zu politischen und wissenschaftlichen Kreisen in Paris wurde er 1739 von König Louis XV. zum Superintendenten der Königlichen Gärten und zum Verwalter der naturhistorischen Sammlungen ernannt.

In seiner neuen verantwortungsvollen Position arbeitete er mit großer Disziplin. Schon morgens um 5:00 Uhr saß er an seinem Schreibtisch und arbeitete täglich im Durchschnitt zehn Stunden. Für seine großen Verdienste um den Jardin des Plantes wurde seine Besitzung vom König zur Grafschaft erklärt und er selbst durfte sich fortan Comte de Buffon nennen. Eine weitere große Würdigung seiner Verdienste war die Aufnahme in die Académie Française am 25. August 1753. Zudem war er Mitglied der Akademien der Wissenschaften zu Berlin und St. Petersburg.

Seine privaten Besitzungen führte er mit eiserner Hand, errichtete in Buffon ein Hüttenwerk und beschäftigte dort als erfolgreicher Unternehmer schließlich 400 Arbeiter.

Sein wissenschaftliches Lebenswerk, die Histoire Naturelle, basierte auf dem Plan, den gesamten Bestand der königlichen Sammlungen zu katalogisieren. 1749 begann er mit den Arbeiten zu dem ersten Band. 55 Jahre später war das gewaltige Werk abgeschlossen. Buffon konnte 37 Bände eigenhändig beisteuern.

Im Alter von 45 Jahren heiratete er die 20-jährige Francoise de Saint-Belin-Malain. Er hatte sie zwei Jahre zuvor im Ursulinenstift von Montbard kennengelernt. Ihr einziges Kind, ein Sohn, kam 1762 zur Welt. Das Eheglück war nur von kurzer Dauer. Francoise starb 1769. Bis zu seinem Tod am 16. April 1788 in Paris lebte Buffon allein und widmete sich seinem wissenschaftlichen Werk. Sein Sohn galt als hochintelligent und der Vater wünschte sich, dass sein Werk einmal von ihm weitergeführt werden würde. So bat er den jungen Jean-Baptiste de Lamarck (1744–1829), er möge Buffons Sohn auf seinen botanischen Studienreisen durch Europa mitnehmen. Doch der gerade 17-jährige Buffon Junior zeigte keinerlei Interesse an diesen Studien. Er bevorzugte das verschwenderische Leben in der feinen Gesellschaft, was ihn schließlich 1794 auf dem Schafott enden ließ.

Die Histoire Naturelle fasste das Wissen des 18. Jahrhunderts zusammen. Es steckt im Grunde voller Merkwürdigkeiten, weil es einerseits noch weit weg war von modernen biologischen Erkenntnissen, sich andererseits aber so weit von der kirchlichen Lehre entfernte, dass man darin durchaus Ansätze der Evolutionstheorie erkennen kann. Nicht mit den Dogmen der Kirche vereinbar war, dass Buffon das Alter der Erde auf 75.000 Jahre errechnete, sie sogar auf ein Alter von mehr als 100.000 Jahre schätzte, vielleicht wäre sie sogar älter als 300.000 Jahre. Dass ihn dies in Schwierigkeiten mit der Kirche brachte, ist nicht verwunderlich, galt doch zur jener Zeit das von Theophilus von Antiochia aus den Angaben der Bibel errechnete Datum 5529 vor Christi Geburt als das Schöpfungsjahr der Erde.

Seine These gründete dennoch auf der Schöpfungsgeschichte der Bibel, indem er den Schöpfungsakt nicht in Tagen sondern in Epochen vollzogen sah. In der ersten Epoche sei die Erde flüssig gewesen, in den folgenden Epochen habe sich das heutige Bild der Erde unter allmählicher Abkühlung mehr und mehr geformt. Die ersten Großsäugetiere wie Nilpferd und Elefant hätten in der fünften Epoche auf der noch warmen Erde gelebt. In der kühleren sechsten seien Mammuts und andere eiszeitliche Tiere aufgetreten. Die siebte und letzte Epoche schließlich gehörte dem Auftreten des Menschen.

Buffon genoss allerhöchstes Ansehen, die Histoire Naturelle gehörte zur Pflichtlektüre gebildeter Stände und war in allen bürgerlichen Stuben zu finden, so wie später das Konversationslexikon. Es förderte und prägte das unabhängige Denken im Zeitalter der Aufklärung. Für viele Wissenschaftler des 19. Jahrhunderts, allen voran Jean-Baptiste de Lamarck und Charles Darwin, war es Orientierung und Anregung zugleich.

Sein Hauptwerk, zu dem er die ersten 37 Bände selbst oder zusammen mit den Koautoren, Louis-Jean-Marie Daubenton (1716–1800), Gabriel Léopold Charles Aimé Bexon (1748–1784) und Philibert Abbé Guéneau de Montbéliard (1720–1785) beisteuerte, erfuhr posthum zahlreiche Neuauflagen und Erweiterungen. Die Bände 38 bis 45 der ersten Ausgabe stammen aus der Feder von Bernard Germain Etienne Comte de Lacépède (1756–1825) und behandeln die Reptilien (Bände 38 & 39), die Fische (Bände 40 bis 44) und die Wale (Band 45). Zwischen 1799 und 1808 entstand eine 65-bändige Ausgabe, die erstmals auch Insekten, Krebstiere, Mollusken (Schnecken, Tintenfische u.a.) und Pflanzen einschloss. Die 80-bändige Ausgabe schließlich, die zwischen 1801 und 1803 herausgegeben wurde, stellt eine von weiteren Wissenschaftlern stark erweiterte und teilweise neu bearbeitete Ausgabe von Buffons Werk dar. Die deutsche Übersetzung erschien zwischen 1750 und 1788 in Leipzig und entsprach in ihrer Bandzählung weitgehend der ersten französischen Ausgabe.

Werke

Buffon, G.-L. L., Comte de, 1749–67: Histoire Naturelle, Générale et Particulaire: avec la Description du Cabinet du Roy. Paris, Bde. 1: Théorie de la terre, 2 & 3: Histoire naturelle de l’homme, 4–15: Histoire naturelle des aniamux quadrupèdes.

Buffon, G.-L. L., Comte de, Daubenton, L. J.-M., Montbeillard, Ph. G. de & l’abbé Bexon, G. L. Ch. A., 1770–1786: Histoire Naturelle, Générale et Particulaire, avec la Description du Cabinet Du Roi. Paris, Histoire Naturelle des Oiseaux I–IX. Bde. 16–24.

Buffon, G.-L. L., Comte de & Daubenton, L. J.-M., 1749–1767: Histoire Naturelle, Générale et Particulaire: avec la Description du Cabinet du Roy. Paris, Bde. 25: Théorie de la terre, introduction à l’histoire des minéraux, 26: Théorie de la terre, parties expérimentale et hypothétique, 27: Animaux quadrupèdes, 28: Histoire naturelle de l’homme, 29: Des époques de la nature, suite à la théorie de la terre, 30 & 31: Animaux quadrupèdes.

Buffon, G.-L. L., Comte de, 1766–1785: Histoire Naturelle, Générale et Particulaire, avec la Description du Cabinet Du Roi. Paris, Histoire Naturelle des Minéraux I–V. Bde. 32–37.

Die wichtigsten Biologen

Подняться наверх