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Antonio van Leeuwenhoek

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(24.10.1632–27.8.1723)

Mit Hilfe selbst geschliffener Linsen baute er Mikroskope, die in ihrer Leistung seiner Zeit weit voraus waren. Damit machte Leeuwenhoek sich zum Pionier der Mikroskopie. Er beobachtete die unterschiedlichsten Mikroorganismen, entdeckte und beschrieb Bakterien im Zahnbelag. Er verfolgte, wie sich Tierarten aus einem Ei entwickeln und gelangte dadurch zu der Überzeugung, dass die damals herrschende Meinung der spontanen Entstehung von Lebewesen nicht richtig sein konnte. Seine vielfältigen Entdeckungen erregten großes Aufsehen, so dass nicht weniger als 12 Regenten bei ihm vorsprachen und durch seine Mikroskope blickten.

Der Sohn eines Delfter Korbmachers wurde am 24. Oktober 1632 als Thonis Philipszoon geboren. Trotz des frühen Todes seines Vaters im Jahr 1638 konnte er das Gymnasium in der Nähe von Leiden besuchen. Die Grundlagen in Physik und Mathematik brachte ihm sein Onkel bei. Mit 16 verließ er die Schule und ging nach Amsterdam, wo er eine Anstellung bei einem schottischen Tuchhändler fand. 1654 kehrte er nach Delft zurück und ließ sich dort dauerhaft als Tuchhändler und Kammerherr des städtischen Gerichtshofs nieder. Er wurde zudem Eichmeister für alkoholische Getränke und erhielt die Zulassung als Landvermesser. So brachte er es zu bescheidenem Wohlstand und konnte sich ein für die damalige Zeit exklusives Hobby leisten.

Die Anregung dazu erhielt er wahrscheinlich durch ein Buch des Engländers Robert Hooke (1635–1703), das 1664 unter dem Titel Micrographia erschien. Es beschreibt mikroskopische Untersuchungen. Van Leeuwenhoek, wie er sich später nach der Lage seines Geburtshauses in Delft nannte, wollte wie Hooke mit dem Mikroskop in die unsichtbare Welt der Mikroorganismen vordringen. Er ließ sich zum Glasschleifer ausbilden und begann, mit selbst geschliffenen Linsen zu experimentieren. Es gelang ihm, zwar sehr kleine aber auch sehr reine Linsen herzustellen, mit denen er die Vergrößerung und vor allem die Auflösung der ersten frei verfügbaren Mikroskope deutlich übertraf.

Leeuwenhoek hat sicher nicht das Mikroskop erfunden, wohl aber die Mikroskopie, denn vor ihm war noch keiner so weit in die Welt des mit bloßem Auge unsichtbaren Kleinen vorgedrungen. Mikroskope wurden in jener Zeit allenfalls eingesetzt, um Feinstrukturen an Insekten, Pflanzen oder Mineralien zu beschreiben. Auch Leeuwenhoek begann seine ersten mikroskopischen Untersuchungen an großen Objekten. Im Ohr des Kaninchens und in der Haut des Frosches sah er das Blut durch kleinste Kapillaren strömen. Die vom italienischen Anatomen Malpighi (1628–1694) aufgestellte Behauptung, das Blut zirkuliere im Körper, fand auf diese Weise 1668 seine Bestätigung. Leeuwenhoek lieferte in der Folgezeit die erste Beschreibung eines roten Blutkörperchens.

Dann richtete er seine Linse auf in seinem Umfeld verfügbare Flüssigkeiten. In einem Wassertropfen tummeln sich seltsame Kleinstlebewesen, die er Animalcules nannte. Auch im menschlichen Speichel fand er sie. Man lachte über seine Beobachtungen und verspottete ihn, der keine Universität besucht hatte und Latein, die Sprache der Gelehrten, nicht beherrschte. Erst sehr viel später wurde er rehabilitiert und 1680 ehrenvoll in die Royal Society of London aufgenommen. Nun rühmte man sein umfassendes Wissen auf den Gebieten der Naturwissenschaften, der Mathematik und der Philosophie.

1677 folgte die nächste Überraschung. Er entdeckte die Samenzellen in der Spermaflüssigkeit. Dann verfolgte er, wie Käfer und andere Kleintiere aus abgelegten Eiern schlüpften und heranwuchsen. Die Beobachtungen sprachen klar gegen die noch immer generell akzeptierte Vorstellung einer Spontanentstehung von kleinsten Lebewesen. Immer weiter führte ihn die Mikroskopie in eine unbekannte Welt. Er beschrieb Skelett- und Herzmuskeln und fand 1683 zu seiner Überraschung, dass der Zahnbelag voller Bakterien ist. Diese unterschied er nach ihrer Form in Bazillen, Kokken und Spirillen.

Seine Entdeckungen erregten Aufsehen. Immer mehr »Schaulustige« aus Adel, Wissenschaft und Bildungsbürgertum kamen zu ihm und ließen sich seine Entdeckungen vorführen. Leeuwenhoek stellte sich darauf ein, indem er für jedes Objekt, das er zeigen konnte und wollte, ein eigenes kleines Mikroskop baute. Es bestand im Prinzip aus einer Messingplatte, in die die von ihm geschliffene, stark vergrößernde Linse eingelegt war, und einer Halterung für das Objekt. Am Ende seines Lebens hatte er fast 500 Stück hergestellt und hielt sie fein säuberlich in Holzkistchen gelagert für die Vorführung bereit.

Neben diesen Vorführmikroskopen einfachster Bauart musste Leeuwenhoek einige sehr viel leistungsfähigere Arbeitsmikroskope besessen haben, die aber kein Besucher je zu Gesicht bekommen hat. Er gab keines seiner Geräte aus der Hand. Selbst gekrönten Häuptern, deren sich gleich zwölf bei ihm einfanden, gelang es nicht, ein Instrument von ihm zu erhalten.

Nach seinem Tod am 27. August 1723 wurden 460 Mikroskope versteigert, bis heute erhalten geblieben sind sieben Stück der einfachen Bauart.

Leeuwenhoek schrieb mehr als 350 Briefe (wissenschaftliche Kurzberichte über eigene Arbeiten) an die Royal Society of London. Die in Niederländisch abgefassten Texte wurden in London redigiert und zusammen mit einer englischen Kurzfassung in den Philosophical Transactions in der Originalsprache sowie in einer lateinischen Übersetzung abgedruckt.

Werke

Leeuwenhoek, A. v., 1686: Ontledingen en ontdekkingen: van levende dierkens in de teel-deelen van verscheyde dieren, vogelen en visschen: van het hout met der selver menigvuldige vaaten: van hair, vlees, en vis: als mede van de groote menigte der dierkens in de excrementen – vervat in verscheide brieven, geschreven aan de wyt-vermaarde Koninglijke Wetenschap-Zoekende Societeit, tot Londen in Engeland. Leiden, 75 S.

Leeuwenhoek, A. v., 1695: Arcana naturae detecta ope microscopiorum. Delphis Batavorum, Krooneveld, 568 S.

Leeuwenhoek, A. v., 1700: Part of a letter concerning the worms in sheeps livers, gnats and animalcula in the excrements of frogs. Phil. Transactions 22: 509–518

Leeuwenhoek, A. v., 1706: Microscopical Observations on the structure of the proboscis of a flea. Phil. Transactions 25: 2311–2312.

Leeuwenhoek, A. v., 1719: Epistolae physioligicae super compluribus naturae arcanis. Delphis, 446 S.

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