Читать книгу Die letzte gute Tat - Ralf Peter Paul - Страница 7

Оглавление

Der Tod des Vaters

August 2013

Behrens sah sich auf der Beerdigung seines Vaters umgeben von den Freunden und Vereinskollegen sowie einigen Nachbarn. Eine Einladung seitens Behrens’ Mutter zum Leichenschmaus gab es nicht und so verließen fast alle Trauergäste nach ihrer Beileidsbekundung das Friedhofsgelände.

Lediglich Norbert Kollakowski, Mitte 50, den alle im Schützenverein nur „Kolla“ nannten, blieb, um Frau und Sohn des Verstorbenen anzusprechen.

„Frau Behrens, Sie wissen sicher, dass sich Ihr Mann und ich schon lange kannten und wir mehr als nur Vereinskameraden waren. Ich bin zwar nicht besonders wohlhabend, aber wenn ich Ihnen sonst irgendwie helfen kann, lassen Sie es mich bitte wissen. Ihr Mann war immer klüger als ich und mein bester Freund, der mich mehr als nur einmal vor einer Dummheit bewahrt hat. Ich schulde ihm sehr viel.“

„Ich weiß, wer Sie sind. Mein Mann hat öfters von Ihnen gesprochen. Auch er empfand Sie als Freund. Ich danke Ihnen für Ihr Angebot, doch im Augenblick bedarf es keiner weiteren Hilfe und außerdem habe ich meinen Sohn Florian, der mir zur Seite steht“, entgegnete die Witwe.

Kolla wandte sich Behrens zu.

„Florian, wir kennen uns ja vom Fußball. Mein Angebot gilt natürlich auch für dich. Gib mir Bescheid, wenn ich irgendetwas für dich tun kann!“

Behrens war mit seinem Vater und ihm zweimal ins Olympiastadion zu Hertha BSC gegangen. Bei der Gelegenheit erzählte sein Vater ihm, dass Kolla von einfacher Natur wäre und einer der Menschen, die nie mehr besitzen würden, als sie gerade in der Tasche trugen.

„Doch ein treuer Kamerad, der für seine Freunde jede Last und Schuld auf sich nimmt, um zu helfen und anerkannt zu werden. Bei ihm liegen Dummheit und Stärke dicht beieinander. Ein eindimensionaler Mensch.“ Das waren die Worte seines Vaters, die Behrens im Gedächtnis geblieben waren.

„Ich kann mich noch gut an unsere Treffen beim Fußball erinnern, Herr Kollakowski. Wenn etwas Zeit vergangen ist, wird es sicher eine Gelegenheit geben, bei der wir auf Ihr Angebot zurückkommen“, bedankte sich auch Behrens für die angebotene Hilfe. „Sie waren nicht nur der Freund meines Vaters, sondern sind auch unser Freund“, versicherte er Kolla und wandte sich wieder seiner Mutter zu.

Er teilte ihr mit, dass er sich von der Arbeit freigeben lassen werde, um in den nächsten Tagen an ihrer Seite sein zu können.

Behrens arbeitete offiziell als Buchhalter in einer kleinen Reifenfirma. Tatsächlich war er, wie man so sagt, der Mann für alle Fälle. Er kümmerte sich um den Einkauf der Ware, stand gelegentlich hinter dem Verkaufstresen oder wurde, wenn gebraucht, vom Junior-Chef zum Auslieferungsfahrer „umfunktioniert“. Sein Gehalt war bescheiden, so wie er auch.

Nach drei Wochen, in denen Behrens nicht zur Arbeit gegangen war, machte ihm seine Mutter den Vorschlag, eine Auszeit zu nehmen und mit dem Geld, das ihm der Vater vererbt hatte, eine Weile zu ihrem älteren Bruder nach Calpe in Spanien zu gehen.

Ihr Bruder Ferdinand, den dort alle nur Nando nannten, hatte bereits seit vielen Jahren ein Restaurant mit Namen „La comadreja“ gepachtet, welches er selbst betrieb. Auf demselben Grundstück befand sich ein kleines Haus, in dem er auch wohnte. Behrens’ Familie hatte dort schon mehrfach Urlaub gemacht.

Ferdinand war nur vier Jahre älter als Behrens’ Mutter, doch sah man ihm sein Alter, im Gegensatz zu seiner Schwester, deutlich an. Seine Haut war von der Sonne gegerbt, die vormals blonden Haare hatten sich in Weiß verwandelt und mit 172 Zentimeter Größe waren 95 Kilo erkennbar zu viel.

Behrens kannte seinen Onkel nicht nur durch seine Urlaube in Spanien, sondern auch von dessen Besuchen in Deutschland. Ferdinand war Anhänger von Eintracht Frankfurt und hatte ihn schon mehrfach zum Spiel in die Commerzbank-Arena eingeladen. Sie wohnten in einem Vier-Sterne-Hotel im Stadtteil Bockenheim. Ferdinand kam drei bis vier Mal im Jahr, immer wenn die Eintracht ein Sonntags- oder Montagsspiel hatte, und blieb in der Regel bis Dienstagmorgen. Sonntag und Montag waren auch die Ruhetage in seinem Restaurant.

Ferdinand stimmte dem Besuch seines Neffen zu, genauso wie der Junior-Chef dem Wunsch von Behrens, das Arbeitsverhältnis sofort zu beenden.

Die letzte gute Tat

Подняться наверх