Читать книгу Smell - Ralf Veith - Страница 7

- 4 -

Оглавление

"Hey, pass doch auf!", sagte die junge Frau, die Isano angerempelt hatte. Wie so oft hatte Isano morgens den Beginn seiner Arbeitsphase verschlafen, hastig ein Vitalgetränk heruntergestürzt und musste den Weg zur Arbeit im schnellen Laufschritt auf dem Fußweg zurücklegen. Gedankenversunken war ihm die junge Frau, die seinen Weg kreuzte, nicht aufgefallen. Ihrer beiden Ellenbogen stießen so fest aneinander, dass die junge Frau ins Wanken geriet und gestürzt war. Isano war schon zwei Schritte weiter auf seinem Weg gewesen, kehrte aber sofort um, um seine Hilfe anzubieten.

"Tut mir wirklich leid. Ich habe dich einfach nicht gesehen, weil ich so in Eile war. Meine Arbeitsphase fängt gleich an!", erwiderte Isano, während er gleichzeitig der jungen Frau seine Hand reichte und sie nach oben zog.

"Ja, heutzutage sind alle in Eile", erwiderte die junge Frau und schaute ihr Gegenüber mit prüfendem Blick an. Der junge Mann, der sie umgestoßen hatte, war etwa einen Kopf größer als sie, von eher schlanker Statur und hatte haselnussbraune Augen, über die teilweise Strähnen einer ebenfalls braunen, zerzausten Kurzhaarfrisur glitten. Mit seinen leicht muskulösen Oberarmen erinnerte er sie an die jungen Männer, die sie oft im Kletterdom antraf. Seit ein paar Monaten hatte sie dort mit dem Klettern angefangen.

"Ich heiße übrigens Tela!", hörte sich die junge Frau sagen, hielt Isano die andere Hand hin und war selbst etwas verwundert darüber, dass sie spontan diesem fremden jungen Mann ihren Namen verriet.

"Ich bin Isano!", erwiderte dieser und reichte Tela seine weitere Hand, so dass sie sich nun gemeinsam an ihren beiden Händen hielten. Isano schaute Tela kurz an und dann aber eher schüchtern auf den Boden. Isano kannte sich mittlerweile ganz gut und wusste, dass dies ein ziemlich untrügliches Zeichen dafür war, dass sein weibliches Gegenüber bei ihm durchaus positive Gefühle erregte. Obwohl es ihm sehr missfiel, konnte Isano nicht vermeiden, dass sein Gesicht eine gesteigerte rote Farbe annahm und er stammelte: "Ich arbeite hier im Repo-Werk ... bin leider zu spät aufgestanden. Ich musste mich so beeilen.... Meine Arbeitsphase..."

"Ich arbeite auch dort, in der Biochem-Abteilung und bin auf dem Weg nach Hause. Meine Arbeitsphase ist gerade zu Ende. In welchem Bereich arbeitest du denn?", fragte Tela, merkte, dass sie sich immer noch an den Händen hielten und ließ diese los.

"Bei den Technikern", erwiderte Isano. Er wollte eigentlich nicht gehen, aber gab Tela dann doch zu verstehen, dass er sich beeilen müsste. "Tut mir leid. Ich muss weiter. Ich hoffe, dir ist bei dem Sturz nichts passiert.“

"Ist alles gut", sagte Tela, schnallte ihren Umhängerucksack, der sich etwas gelockert hatte, wieder fester und strich sich reflexartig den nicht vorhandenen Schmutz von der blauen Arbeitshose. Isano merkte, dass seine Gesichtsröte noch nicht ganz verflogen war, schaute daher Tela nur kurz in die Augen und rief im Gehen: "Komm' gut nach Hause. Man sieht sich!"

"Oder auch nicht!", dachte Tela bei sich. Schon oft genug hatten Begegnungen mit einem Spruch in dieser Art geendet, als dass sie sich der unrealistischen Illusionen hingab, dass es diesmal anders seien sollte.

Beide setzten ihren Weg in die jeweils entgegengesetzte Richtung fort, wobei Isano lief, da er sich bemühen wollte, es eventuell noch pünktlich zum Beginn seiner Arbeitsphase zu schaffen. Eine kleinere Verspätung stellte kein Problem dar, aber Isano wollte den anderen Technikern keinen Grund geben, ihn wieder tagelang deswegen mit witzigen Bemerkungen zu überhäufen. Seine Sorge stellte sich als unbegründet dar. Er war gar nicht der Letzte, der zur Arbeitsphase eintraf. Sein Freund Genado traf gerade erst ein, als Isano schon an seinem Pult Platz genommen hatte.

Während dieser Tagesarbeitsphase, die sich nur unwesentlich von den an anderen Tagen unterschied - ein Brutregelprozessor hatte die erwartete Lebensdauer erreicht und konnte, noch bevor der Ersatzprozessor anspringen musste, ersetzt werden - bemerkte Isano an sich wieder diese leichte Unachtsamkeit, von der er wusste, dass sie nicht mit seinem etwas geringeren Schlafpensum zu tun hatte. Er war 24 Jahre alt und hatte - wie die meisten in seiner Altersklasse - mit 20 eine eigene kleine Wohnung im Wohnquartier in der Nähe des Repo-Werks bezogen.

Schon in seiner frühen Jugend hatte sich Isano immer für die technischen Details aller Dinge um ihn herum interessiert, was auch seinen Eltern auffiel. Er konnte sich stundenlang damit beschäftigen, technische Geräte auseinanderzunehmen und dann wieder zusammenzubauen. Selbst schon im Alter von 10 Jahren war es ihm nicht nur einmal gelungen, kleinere Reparaturen an Haushaltsgeräten vorzunehmen. Seine Mutter erzählte bei Familientreffen immer wieder gerne, wie ihr Sohn Isano es geschafft hatte, den Thermodal - ein standardmäßig in jedem Haushalt vorhandener, programmierbarer Essensautomat - an einem Tag vollständig auseinanderzunehmen, zu reinigen und eine defekte innere Verdrahtung durch eine neue zu ersetzen. So konnte die Familie ihr beliebtes Haushaltsgerät noch am selben Tag wieder nutzen, und Isano bekam damals endlich wieder sein Lieblingsessen serviert: gebackene Sojafladen mit Plumo, ein nicht nur bei vielen Kindern beliebter süßer Nachtisch.

So war es fast natürlich, dass sich Isano nach dem Abschluss der Meta für eine Ausbildung zum Techniker einschrieb, die er dann nach 3 Jahren erfolgreich beenden konnte. Er hatte sich zwar zeitgleich auch weiterhin im Spiel der Kitara weitergebildet, hatte dann aber doch mehr Freude daran gefunden, zunächst seiner Leidenschaft für technische Dinge in seinem Beruf nachzugehen.

In dem fast vollautomatisierten Arbeitssystem der Unität, das unter vollkommener staatlicher Obhut stand, war es normal, dass ein Bürger mehrfach seine berufliche Ausübung in Richtung seiner gerade vorherrschenden Neigung und seiner Interessen wechselte. Es war jedem freigestellt sich jederzeit neu zu orientieren, solange er oder sie eine wöchentliche Arbeitszeit von mindestens 15 Stunden erfüllte.

Smell

Подняться наверх