Читать книгу Smell - Ralf Veith - Страница 8
- 5 -
ОглавлениеIsano war seit nun 4 Jahren im Repo-Werk beschäftigt und verstand sich gut mit seinen Arbeitskollegen, die fast alle auch zu seinem Freundeskreis zählten. Auch Gerano, der heute der Letzte war, der zur Arbeitsphase erschien, gehörte dazu. Er beobachtete Isano, wie dieser gedankenverloren in die Gegend schaute.
"Pass auf, dass der Regulationsregelfluß im Normalbereich bleibt. Ich glaube du müsstest etwas mehr Gol23 dazugeben", sagte Gerano zu Isano und zeigte gleichzeitig auf die Grafik, die auf dem Holo-Desk am Arbeitsplatz seines Freundes zu sehen war.
Isano schaute erst auf Gerano, dann auf sein Holo-Desk und regelte den Zufluss auf die notwendigen Werte nach. Alles lag noch vollkommen im Normal-, aber nicht ganz im Optimalbereich. Hätte die Gefahr bestanden, dass sich das Verhältnis der Nährlösung in einen kritischen Bereich in Richtung außerhalb des Normbereichs bewegen würde, hätte das Holo-Desk seinen Bediener wie immer so frühzeitig informiert, dass dieser rechtzeitig hätte einschreiten können. Die Sicherheitseinrichtung zur Überwachung war so optimiert, dass dies nie der Fall sein konnte. Manchmal hatte sich Isano gefragt, warum für diese Überwachung überhaupt Bürger gebraucht wurden, da im Grund nach auch alles hätte automatisch geregelt werden können. Und er war sich insgeheim sicher, dass es im Notfall auch diese automatische Regelung gab.
"Ich finde es gut, dass wir dadurch keinen Fehler machen können“, meinte Gerano mal in einem Gespräch zu Isano.
"Ich weiß nicht. Irgendwie komme ich mir da aber ganz schön überflüssig vor. Da könnten wir ja auch gleich zu Hause bleiben“, erwiderte Isano damals und Gerano schüttelte nur mit dem Kopf, lächelte und klopfte seinem Freund auf die Schulter.
Dass Isano zuvor nicht auf die Anzeichen seines Holo-Desk geachtet hatte, war aber nicht dieser - aus seiner Sicht - überflüssigen Kontrolle geschuldet. Vor seinem Auge erschien immer wieder diese junge Frau, die ihn anlächelte, als er ihr am heutigen Morgen nach dem gemeinsamen Zusammenstoß seine Hand reichte. Besonders waren ihm die großen, dunklen Augen, die von ein paar Strähnen der grünen Kurzhaarfrisur bedeckt waren in Erinnerung geblieben. Und entgegen seiner sonstigen, manchmal zu häufigen Erinnerungslücken, war ihm der Name der jungen Frau in Erinnerung geblieben.
"Kennst du vielleicht eine Tela, die in der Bio-Chem Abteilung arbeitet?", hatte er Gerano gefragt, der daraufhin die Augenbrauen hochzog, die Stirn runzelte und erwiderte, er habe mal eine Tela auf einer Veranstaltung des Repo-Werks getroffen. Er ließ sich von Isano beschreiben, wie diese Tela ausgesehen hatte und beide erkannten, dass es sich wohl um dieselbe Biochemikerin handeln musste. Isano erklärte Gerano, was ihm am Morgen auf dem Weg zugestoßen war.
"Diese Tela hat wohl einen ganz schönen Eindruck bei dir hinterlassen!", meinte Gerano damals schmunzelnd. Isano konnte sich noch gut daran erinnern, dass ihn sein Freund in den folgenden Tagen immer wieder mal darauf angesprochen hatte, ob er Tela wieder getroffen hätte. Tatsäch lich aber sollten mehr als zwei Wochen vergehen, bis Isano und Tela sich das erste Mal wieder trafen.
Ohne Frage konnte man Gerano als den Freund bezeichnen, mit dem Isano viele Dinge, die ihn interessierten, teilten konnte und mit dem er die meiste Zeit von all seinen Bekannten verbrachte. Gerano gehörte dabei sicherlich zu den Menschen, die den persönlichen Einsatz für eine Sache sehr ökonomisch und eher zu Gunsten seiner eigenen Lebensqualität und Entfaltungsfreiheit abwogen. Es war aber nicht so, dass er nicht auch in der Lage war, Ehrgeiz für eine Beschäftigung oder ein intensives Interesse zu entwickeln. Gerano hatte Isano mal erzählt, dass er etwa in der Zeitphase, in der Isano mit dem Spiel auf der Kitara begonnen hatte, seine Leidenschaft für die Programmierung und Modifikation von automatisierten Systemen oder Holo-Einheiten entwickelt hatte. Gerano hatte sich durch diese Leidenschaft schon früh spezifische Kenntnisse über fast jedes in der Unität vorhandene automatisierte System angeeignet und war nicht nur mit Leichtigkeit in der Lage, ein jedes zu bedienen, sondern auch in fast jeglicher Hinsicht zu modifizieren. So war es ihm damals sogar gelungen, in das Speichersystem der Institu tion für Kommunikationsverbindungen einzudringen, um Informationen über eine junge Frau zu beziehen, mit der Gerano leider mehr als einmal versucht hatte, eine Paarbeziehung einzugehen.
Als Isano damals davon erfuhr, musste Gerano ihm versprechen, dass es bei diesem einen, höchst illegalen Eindringen in ein fremdes System bleiben würde. Obwohl Isano auch über ein gutes technisches Verständnis verfügte, so übertraf Gerano ihn doch bei Weitem mit seinen Fähigkeiten.