Читать книгу Lars' Diary - Rüdiger Marmulla - Страница 19
Teezeit
ОглавлениеHeute Nachmittag habe ich Lisa zum Tee eingeladen. Sturmfreie Bude. Papa ist bei der Schülernachhilfe in der Alten Nikolaikirche. Ich bin nicht wie sonst mitgegangen.
Ich weiß, dass Lisa Earl Grey mag. Ich habe den Tee ganz frisch im Teeladen an der Neuen Kräme gekauft. Dort, wo es schon vor dem Geschäft so gut nach Tee und Gewürzen riecht. Einen Beutel Frankfurter Freches Früchtchen habe ich auch gekauft. Den schenke ich Lisa. Passt irgendwie. Riecht auch sehr gut. Nach Brombeeren.
Ich habe die beiden Sitzkissen am kleinen Glastischchen in meinem Zimmer ganz nah zusammen gestellt. Der Tee ist gekocht. Alles ist vorbereitet. Lisa kann kommen.
Es klingelt.
Ich habe Herzklopfen. Heute ist der Tag. Ich prüfe den Sitz meiner Haare im Flurspiegel. Ist OK. Ich öffne. „Hallo Lisa.“
„Hi, Lars. Da bin ich.“
Ich schließe die Tür.
„Riecht gut nach Tee, Lars.“
„Ja. Ich habe Earl Grey gekocht. Und ich habe noch eine Überraschung für dich.“
„Überraschungen mag ich.“ Lisa grinst mich an. Sie betritt mein Zimmer. Bevor sie sich setzt, schiebt sie erst einmal ihr Sitzkissen von meinem fort.
Hm.
„Was für eine Überraschung ist es denn?“
Ich reiche ihr das verpackte Geschenk.
Lisa öffnet es. „Oh. Ein Frankfurter Freches Früchtchen. Das riecht gut. Danke, Lars.“
Ich schenke uns den Earl Grey ein. Ich habe seit Weihnachten ein eigenes Teeservice. Das kommt heute zum ersten Mal so richtig zum Einsatz. Es ist aus dunkelblau getöpfertem Ton.
Wir trinken.
Der Moment ist gut. Jetzt ist der Zeitpunkt. Bevor ich meinen Mund aufmachen kann, spricht Lisa.
„Unsere Konfirmation ist nächstes Wochenende. Kennst du schon deinen Konfirmandenspruch?“
„Nein. Ich habe Hannah gebeten, mir einen auszusuchen.“
„Kommen Hannah und Johannes auch nächstes Wochenende aus Heidelberg?“
„Ja. Das ist doch selbstverständlich.“
„Mein Vater sagt immer, dass Hannah früher eine ganz patente Diakonisse war. Sie konnte richtig anpacken und war sich für nichts zu schade.“
„Ja. Ich glaube auch, dass sie das Diakonissenkrankenhaus echt vorangebracht hat.“
„Ich habe mir meinen Konfirmandenspruch selbst ausgesucht.“
„Und, Lisa?“
„Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen. Psalm 18,30.“
Ich lache. „Der passt zu dir. Obwohl, wenn ich es recht überlege, dann müsste es heißen ‚Mit meinem Gott kann ich über Mauern segeln.‘“
Jetzt lacht auch Lisa.
„Lisa?“
„Ja, Lars?“
„Ich wollte dir sagen, dass…“
Plötzlich.
Die Wohnungstür wird geöffnet.
Lachen.
Papa.
Das andere Lachen – das muss Heidi sein.
Schon jetzt? Es ist doch gerade erst vier Uhr.
Es klopft an meine Tür. Papa. „Hallo Lisa, hallo Lars.”
„Ihr seid schon da?“
„Ja. Heute ist doch ab 16.00 Uhr das Konfirmandentreffen mit Pastor Albert. Seid ihr zwei da nicht dabei?“
Lisa schlägt sich auf die Stirn. „Vergessen. Total vergessen. Komm, Lars. Wir schaffen das noch.“
Wir lassen den Tee zurück. Und ich muss auch von meiner romantischen Stunde mit Lisa ablassen. Ein anderes Mal. Wir eilen zur Alten Nikolaikirche. Ich komme ganz außer Atem. Keine Zeit für Gefühle. Keine Zeit für Romantik. Keine Zeit für Lars Krönleins Herzensanliegen. Wir kommen nur wenig zu spät.