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D.C.

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Ich sende Lisa einen kurzen Call, dass ich in Washington eingetroffen bin. Ich schicke nur eine knappe Sprachnachricht. Heute Mittag ist meine Prüfung. Ich bin gut in der Zeit. Was werden die mich wohl examinieren? Und warum wollen John und der Dekan, dass ich vorzeitig mein Examen ablege?

Ich fahre über den George Washington Boulevard in den Bridgefield Way. Die Enterprise Hall ist am 44983 Knoll Square.

Da steht das mir so vertraute Gebäude, halb aus roten Ziegeln, halb aus Betonelementen gebaut. Ich laufe zum Eingang. Meine Prüfung wird in Johns Büro stattfinden. Erstes Stockwerk. Zimmer 132. Ich klopfe an.

„Herein“, ruft John von innen. Außer ihm und dem Dekan, Professor Williams, ist noch eine mir unbekannte Frau anwesend.

Der Dekan bemerkt meinen irritierten Blick und klärt mich gleich auf. „Das ist Professor Young, die Rektorin der George Washington University.“

Mannomann. Was ist das nur für ein Aufgebot. Was haben die vor?

„So, Herr Krönlein. Dann kommen wir gleich zur Prüfung. Berichten sie uns einmal über die Modellbildung, Simulation und Organmodellierung in der Biomedizin.“

Gut, dass ich mich so sorgfältig vorbereitet habe. „In der biomedizinischen Simulation werden biologische Organe, Gewebe und Zellen nachgebildet. Die Funktionsabläufe des Körpers können zum einen so besser verstanden werden. Zum anderen werden mit dem Nano-3D-Drucker Gewebe modelliert, die ihrerseits Körperfunktionen übernehmen können. Das erste Gewebe, das hier nachgebildet wurde, war Lungengewebe, das bei Patienten mit fortgeschrittenen bösartigen Tumoren erfolgreich implantiert werden konnte. Das modellierte Lungengewebe wird über artifizielle Bronchien an der Luftröhre angeschlossen und übernimmt den Gasaustausch im Thorax. Kurz nach dem Lungengewebe gelang es auch, Myokard nachzubilden, um künstliche Herzen zu implantieren.“

John bittet mich, am Medienboard die Formel für den Gasaustausch von Sauerstoff und Kohlendioxid in den Lungenbläschen herzuleiten. Das ist mein Steckenpferd. Ich liebe die Integral- und Differentialrechnung. Schnell habe ich die Formel anhand von Perfusion und Ventilation skizziert. Ich schaue in drei zufriedene Gesichter.

John schließt die Prüfung ab. „Ja, Lars, das haben sie mal wieder exzellent gemeistert. Aber ich habe auch nichts anderes erwartet. Haben sie noch Fragen?“ John schaut den Dekan und die Rektorin der Universität an. Die beiden schütteln den Kopf.

Kurz darauf empfange ich vom Dekan das Diplom meines Masterabschlusses. Das Diplom ist in einer übergroßen schwarzen Mappe.

Und dann zieht Professor Young noch eine weitere Urkunde hervor. „So, Herr Krönlein. Das ist ihre Ernennungsurkunde zum Professor an der George Washington University.“ Professor Young nickt mir zu.

Ich kann es gar nicht fassen. Eine Ernennungsurkunde zum Professor? Ich bin ja noch nicht einmal promoviert. Ja, geht denn so etwas? Mir scheint, die werfen hier alle Regeln über den Haufen.

John steht als erster auf und gratuliert mir mit einem freundschaftlichen Handschlag. Der Dekan und die Rektorin schließen sich an. Professor Williams heißt mich als neues Mitglied der Fakultät willkommen.

„Kommen jetzt Vorlesungsverpflichtungen auf mich zu?“

„Ja, Lars“, sagt John, „aber seien sie unbesorgt. Sie dürfen die Vorlesungen und Kurse auch von Deutschland aus mit ihrem Avatar bestreiten.“

„Und wie viele Stunden muss ich da pro Woche vorlesen?“

„Es sind fünfundzwanzig Stunden pro Semester.“

„Pro Semester? Ach. Das geht ja.“

„Was werden sie forschen, Herr Krönlein?“ Die Rektorin schaut mich interessiert an.

„Ich kann es noch nicht sagen. Ich bin noch ganz überwältigt. Ich vermute, ich werde mich mit den fachübergreifenden Inhalten zwischen Mathematik, Medizin und Physik befassen.“

„Und ihre Antrittsvorlesung halten sie dann zum Beginn des neuen Semesters.“

Ich nicke. „Ja. Aber erst einmal muss unser Kind zur Welt kommen. Meine Frau und ich werden nämlich gerade zum zweiten Mal Eltern.“

John strahlt viel Ruhe aus. „Das Persönliche geht da erst einmal vor. Und das mit der Antrittsvorlesung besprechen wir dann, wenn ihr Kind geboren ist.“

Lisa wird Augen machen, wenn ich ihr das alles erzähle.

The Fulfillment

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