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Tollkühne Spekulationen

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Domenico Rossetti: Pyramiden-Entdecker oder Bauherr im Auftrag der Freimaurer?

Über das Alter und den Zweck des Bauwerkes wurden viele kühne Thesen verbreitet. Fantasten glaubten, es handle sich um das Grab eines ägyptischen Pharaos, der in Südfrankreich im Exil lebte. Andere erklärten, römische Legionäre wären die Bauherren gewesen und hätten im Inneren der Grotte einen Tempel zur Einweihung und Anbetung des Sonnenheros Mithras errichtet. Im Mittelalter soll die Stätte Leprakranken und Eremiten als Zufluchtsort gedient haben. Erzählt wird, der heilig gesprochene Ordensgründer Étienne de Muret alias Stephan von Thiers (um 1044 – 1124) hätte in der Höhle als Einsiedler gelebt. Da im 12. Jahrhundert angeblich Tempelritter in Falicon gewohnt haben sollen, wurde auch darüber spekuliert, die Felsgrotte beherberge geheime Verstecke mit einem Schatz des Ordens. Bis heute hält sich das Gerücht, im Untergrund seien Einweihungsriten für Geheimbünde und esoterische Mysterienkulte zelebriert worden.

Nichts von alldem lässt sich stichhaltig belegen. Und doch ist die Bestimmung der Stätte bis heute ungeklärt. Als historisch gesichert gilt, dass der italienische Literat, Anwalt und Forscher Domenico Rossetti (1772 – 1816) – nicht zu verwechseln mit seinem Namensvetter Graf Domenico Rossetti de Scander – bei seinem Aufenthalt in Nizza die Stätte entdeckt und erforscht hat. Das war anno 1803. Die Begeisterung darüber hat der Gelehrte im Gedicht „La Grotta di Monte Calvo“ zu Papier gebracht und 1811 in Turin veröffentlicht. Darin enthalten ist eine Grafik, die Rossetti mit der Pyramide (damals noch unversehrt mit Spitze) zeigt. In dieser Zeit wurde der Fundort in regionalen Reiseführern aufgelistet. Historische Dokumente belegen, dass Einheimische damals interessierten Besuchern Leitern vermietet hätten, damit diese ins Innere der Grotte Ratapignata steigen konnten. Frühere schriftliche Aufzeichnungen sind nicht bekannt. Für die meisten Archäologen steht daher fest: Das Denkmal kann nicht viel älter sein und wurde vermutlich in den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts errichtet. Anders die Höhle selbst: Sie ist uralt und könnte bereits Menschen der Vorzeit als Unterschlupf gedient haben.

Manche Forscher unterstellen, Rossetti sei selbst der Architekt der Pyramide gewesen. Der Italiener war Logenbruder der Freimaurer, studierte Hebräisch und Griechisch und könnte – so wird spekuliert – mit dem für den Männerbund bedeutsamen Pyramidensymbol den Höhleneingang markiert haben.

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