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Ka und scheinheilige Leichensteine
ОглавлениеManche Entdeckungen machen deshalb fassungslos, weil absolut gar nichts gefunden wurde. Sollten dreiste Grabräuber den Forschern zuvorgekommen sein, wäre die würdelose Situation erklärbar. Wie aber verhält es sich bei unversehrten Grabkammern und Pyramiden, wo die Mumie des Verstorbenen fehlt?
Viele Ägyptologen meinen, dass es „Kultpyramiden“ mit „Scheinkammern“ waren, die als „symbolische Wohnstätten des Königs“ dienten. Andere vermuten rituelle „Begräbnisstätten für Ka“. Über die Bedeutung von Ka sind sich die Fachexperten wiederum nicht einig. Die gängigste Interpretation erkennt in dem Ausdruck die „seelisch-geistige Kraft“ eines Menschen. Sie wird als Hieroglyphe mit der „Zaubergeste“ zweier erhobener Arme dargestellt. Dazu gibt es in der ägyptischen Mythologie die Verknüpfung zum Schöpfergott Chnum, der auf einer Töpferscheibe zu gebärende Kinder formt und ihre identischen Doppelgänger gleich mit. Stirbt ein Mensch, lebt dem Glauben nach das Ka-Double weiter. Eine vorausgedachte Idee der modernen Biotechnik, bei der im Kloning-Verfahren identische Lebewesen reproduziert werden? Dienten mögliche „Kultpyramiden“ wirklich als symbolische Ruhestätten für die Ka-Seele eines Verstorbenen? Die 105 Meter hohe „Knickpyramide“ von Daschur nahe bei Sakkara gilt als die älteste Pyramide, die nicht zu Bestattungszwecken genutzt wurde, sondern nach ägyptologischer These als Kenotaph (Leergrab) gedient haben soll. Für einen imaginären Doppelgänger ein erstaunlich gewaltiger Aufwand.
Eigenwillige Bauform aus der Zeit 2650 v. Chr.: die Knickpyramide von Daschur. Ägyptologen vermuten, dass sie nie als Grabstätte genutzt wurde.
Schacht des Südgrabes im Pyramidenkmomplex von Sakkara.
Die Auffindung eines „Scheingrabes“ kann tragisch enden. Das zeigt der Fall der 1952 geöffneten Sechemchet-Pyramide, die nur wenige Hundert Meter südwestlich vom Monumentalbau Pharao Djosers entfernt liegt. Am 31. Mai 1954 durchbrach der Ägyptologe Muhammad Zakaria Goneim eine drei Meter dicke Verschlussmauer und legte die Grabkammer frei. Die Sensation schien perfekt, denn der aufgefundene Sarkophag war noch unberührt und versiegelt. Als der hermetisch abgeschlossene Sarg im Beisein von Journalisten und Regierungsvertretern geöffnet wurde, waren alle Anwesenden perplex: Die Königsbahre enthielt weder Mumie noch Schätze, sondern nur „heiße Luft“. Goneim wurde in der Folge von den Medien und der Kollegenschaft mit Spott und Hohn überschüttet. Der Demütigung nicht genug, wurde ein antikes Gefäß vermisst und man beschuldigte den Pyramidenentdecker, die Antiquität unterschlagen zu haben. Völlig verzweifelt, stürzte sich Goneim 1959 von einer Nilbrücke in den Tod. Das doppelt Tragische: Einen Tag später fand man das vermeintlich gestohlene Exponat im Ägyptischen Museum in Kairo! Es war falsch katalogisiert worden …
Der Schöpfergott Chnum formt den Leib eines Kindes und seinen Klon gleich mit.