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Captain Jack A. Messer war Commander des modernsten U-Bootes in der Flotte der Westunion.

Er hatte seinen Platz auf der Brücke der WUSU-2345 PRESIDENT SHARP eingenommen, wobei das Kürzel WUSU für WEST UNION SUBMARINE UNIT stand.

In seinem Schalensessel saß es sich einigermaßen bequem. Messers Blick wirkte nachdenklich.

Dies ist alles andere, als eine alltägliche Mission!, ging es ihm durch den Kopf. Selbst für einen alten Fuchs wie dich…

Seine Augen waren grau und wirkten falkenhaft.

Eine seiner buschigen Augenbrauen war fragend in die Höhe gezogen.

Er starrte zum Hauptschirm, obwohl dort nichts weiter zu sehen war, als dunkelgraues Wasser.

Die Sicht betrug nur wenige Dutzend Meter. Das einzige Licht, das bis in diese Meerestiefen gelangte, stammte vom U-Boot selbst. Ein Ort ewiger Finsternis und Kälte, dachte Messer. Und doch voller Leben. Leben, das sich perfekt an die Lebensumstände angepasst hatte.

So weit eben die Scheinwerfer der PRESIDENT SHARP reichten. Auf einem Großdisplay war eine schematische Projektion zu sehen, die die PRESIDENT SHARP und ihre Umgebung zeigte. Mit einer U-Boot-Brücke, wie man sie noch in den ersten Jahrzehnten des 21. Jahrhunderts gekannt hatte, hatte dieser Ort nicht mehr viel gemeinsam. Die PRESIDENT SHARP war bis unters Dach mit High Tech vollgestopft. Ihre Zentrale glich mehr der eines Raumschiffs, als dass man an die Brücke eines U-Boots erinnert war, wie sie im zwanzigsten Jahrhundert die Weltmeere befahren hatten. Rein äußerlich hatte die PRESIDENT SHARP aber auch nicht allzu viel mit den U-Booten der PAZIV gemeinsam, der Führungsmacht in Bezug auf Unterwassertechnologie.

Ein technologischer Sprung!, dachte der Commander der PRESIDENT SHARP. Das ist wohl die passende Bezeichnung für diese U-Boot-Einheit!

Messer saß da und lauschte dem leisen Rumoren der Triebwerke. Eine monotone Hintergrundmusik.

"Was zeigen die Ortungsgeräte?", fragte er halblaut. Eine kurze Pause entstand.

"Keine auffälligen Anzeigen", meldete Lieutenant Mara Donelli, eine hübsche Mittdreißigerin mit schulterlangen dunklen Haaren. Sie füllte an Bord der PRESIDENT SHARP die Funktion eines Ortungsoffiziers aus.

Captain Messer hob das Kinn.

"Was ist mit den PAZIV-Einheiten?"

"Nichts zu sehen, Sir."

"Was?"

"Sind von den Ortungsschirmen verschwunden, Sir."

"Was ist da los, wollen die uns eine Falle stellen?" Jack A. Messer schloss einen Augenblick lang die grauen Augen, dachte nach und fuhr sich mit einer nervös wirkenden Handbewegung über das Gesicht.

Messer war Ende fünfzig, hochgewachsen und trug einen grauen Vollbart, der ziemlich stark mit der dunkelblauen, zweireihig geknöpften Jacke der Submarine Fleet kontrastierte. Der beste U-Boot-Commander für das beste Schiff der Flotte, so hatte es Präsident Collins gesagt, als Messer vor ein paar Jahren in sein Amt eingeführt worden war. Ein alter Mann für ein neues Kommando, so hatte Messer bei sich gedacht. Und das Gefühl hatte ihn nie verlassen.

Robert Berringer, den jetzigen Amtsinhaber im Regierungssitz der Westunion, hatte Messer nie persönlich zu Gesicht bekommen. Er bedauerte diese Tatsache nicht. Um auf Auszeichnungen oder Belobigungen zu schielen, war Messer ohnehin zu alt. Was solche Dinge anging, so war er darüber erhaben. Vieles konnte man Messer nachsagen. Aber gewiss gehörte Eitelkeit nicht dazu. Edgar Monroe, seines Zeichens Erster Offizier der PRESIDENT SHARP meldete sich zu Wort.

"Sir, wir sollten diese Position so schnell wie möglich verlassen!"

"Es hat Sie niemand um Ihre Meinung gefragt, Monroe", war Messers äußerst kühle Erwiderung.

"Sir, wir befinden uns Hunderte von Seemeilen tief im Einflussgebiet der PAZIV. Sie scheinen das zu vergessen."

"Wie könnte ich, Monroe!"

"Entschuldigung, Sir, aber der Eindruck drängte sich auf!" Jack Messer atmete tief durch.

Er spürte die nervöse Grundstimmung unter seinen Leuten. Da brodelte ständig etwas unter der Oberfläche.

Und vermutlich würde das so lange anhalten, bis die Mission erfüllt war - oder zumindest in ihre nächste und entscheidende Phase trat. Captain Messer erklärte ruhig: "Wir haben strikte Order, die Position zu halten und auf weitere Befehle zu warten! Und daran werden wir uns peinlich genau halten."

Monroe ließ noch nicht locker.

Etwas anderes hatte Messer allerdings auch nicht erwartet. Schließlich kannte er seinen Ersten Offizier.

"Unsere Mission besteht in der Beobachtung von unterseeischen PAZIV-Einheiten, das ist ein Routineauftrag", sagte Monroe. Messer nickte.

"Sehr richtig, also machen Sie nicht so viel Aufhebens darum!"

"Warum dringen wir dann derart tief in das PAZIV-Gebiet ein?" Messer hob die Schultern, machte eine kurze Pause, ehe er antwortete.

"Ich werde das nicht mit Ihnen diskutieren, Monroe!" Seine Worte hatten eine Bestimmtheit, die normalerweise keinen Widerspruch geduldet hätte.

Normalerweise...

Aber offenbar war Monroes psychische Verfassung längst oberhalb jenes Adrenalin-Pegels angelangt, den man als 'normal' bezeichnen konnte.

"Ich möchte Sie darauf aufmerksam machen, dass wir riskieren, in Kämpfe verwickelt zu werden", sagte Monroe aufgebracht. "Und Sie wissen, wie angespannt die gegenwärtige politische Großwetterlage ist."

Messer nickte, seufzte hörbar.

"Ja, das weiß ich. Und ich hoffe bei Gott, dass das oberste Flottenkommando das auch weiß!"

Captain Jack A. Messer sprach in einem sachlichen, verhältnismäßig gelassenen Tonfall.

Nur kein Öl ins Feuer gießen, dachte er. Messer kannte sich aus. Auf derartigen Missionen voller Ungewissheit war es immer dasselbe. Schweigen herrschte.

Ein unangenehmes, drückendes Schweigen.

Nicht zum ersten Mal auf dieser Mission.

"Sie können es mir glauben oder auch nicht", sagte Messer schließlich gedehnt.

Man hätte in dieser Sekunde eine Stecknadel fallen hören können.

"Ich weiß ebenso wenig wie Sie den Grund dafür, weshalb man uns hier her geschickt hat. Ich weiß nur das, was auch Sie wissen - nämlich, dass es sich um eine Mission mit Alpha-Priorität handelt. Dementsprechend sollte sich jeder an Bord verhalten. Ich denke, ich habe mich klar ausgedrückt."

Irgendwann während ihrer Mission würde eine verschlüsselte Botschaft die PRESIDENT SHARP erreichen, gut getarnt als harmloses Datensignal, das im Wirrwarr des weltweiten Kommunikationsnetzes kaum auffallen würde.

Allenfalls dann, wenn jemand genau wusste, wonach er suchen musste...

Aber das war angesichts der Geheimhaltung, mit der diese Mission bereits im Vorfeld belegt worden war, extrem unwahrscheinlich. Wenn dieses Signal kommt, überlegte Messer, dann wissen wir vielleicht endlich, worin der wahre Grund unseres Hierseins liegt. Jack Messer war ein Routinier. Er brachte die größte Erfahrung mit, deshalb machte ihm die Unwissenheit am wenigsten aus. Es war schließlich nicht die erste Mission der Prioritätsstufe Alpha, die er auszuführen hatte.

Aber einigen aus der Crew ging das Ganze ziemlich an die Nerven. Ich werde auf der Hut sein müssen, dass der Kessel nicht platzt!, ging es dem U-Boot-Kommandant durch den Kopf.

Da Schlimmste war die Warterei.

Es muss sich um eine verdammt wichtige Sache handeln, überlegte Messer. Anders war diese Art strengster Geheimhaltung nicht zu erklären.

Messer erhob sich, machte einen Schritt auf Lieutenant Spiros Kalopoulos zu, den Feuerleitoffizier der PRESIDENT SHARP.

"Lassen Sie alle Gefechtsstationen unter allen Umständen alarmiert, Lieutenant", ermahnte der Commander Kalopoulos. Dessen Antwort kam prompt.

"Aye, Sir!"

Ein flüchtiges Lächeln glitt über Messers Gesicht. Dann wurden seine Züge sofort wieder ernst. Fast wie aus Stein gemeißelt wirkten sie.

"Hier kann sich jederzeit eine Situation entwickeln, in der wir von unseren Waffen Gebrauch machen müssen."

Jack A. Messer wandte sich an den Ersten Offizier. Monroe wirkte etwas verkrampft.

"Übernehmen Sie bitte für mich die Brücke."

"In Ordnung, Sir."

"Ich brauche dringend etwas Schlaf. Sollte sich nur die kleinste Lageveränderung ergeben oder das Signal mit dem Befehlscode eintreffen, so möchte ich sofort geweckt werden."

"Aye, Sir."

Jack A. Messer steckte eine Hand in die Hosentasche, was ihn fast lässig erscheinen ließ.

"Sergeant Leslie!", wandte er sich anschließend an Norbert J. Leslie, den Steuermann, der PRESIDENT SHARP. "Programmieren Sie bitte eine Reihe von Ausweichmanövern, die sofort ausgeführt werden müssen, sobald sich ein Feindschiff nähert. Wir werden einer Konfrontation unter allen Umständen ausweichen."

"So fern man uns diese Chance lässt, Sir", gab Norbert J. Leslie zu bedenken.

"Ich verlasse mich auf Sie, Leslie!"

"Danke, Sir."

Captain Messer verließ die Brücke durch den dafür vorgesehenen Zugangsschott.

Wenig später erreichte er einen der Aufenthaltsräume. Achtundvierzig Stunden ununterbrochener Dienst lagen hinter ihm. Die Müdigkeit war ihm kaum anzusehen.

Mit den Jahren hatte Messer gelernt, sie gut zu verbergen. Denn es gab nichts Schlimmeres, als wenn eine Crew den Eindruck hatte, dass ihr Kommandant im Stehen einschlief oder zumindest kurz davor war. Achtundvierzig Stunden Dienst am Stück.

Eigentlich hätte der Commander dringend ein paar Stunden Schlaf nötig gehabt. Aber es war nicht leicht, einfach so abzuschalten. Und selbst nach all den Dienstjahren, die Jack Messer inzwischen auf dem Buckel hatte, fiel ihm das nicht immer leicht. Zumal er nicht wusste, was auf ihn und seine Crew zukam.

Gib es zu, auch an dir nagt die Gezwungenheit, ging es ihm durch den Kopf.

Lieutenant Marvin Zimmer, der Computerspezialist der PRESIDENT SHARP saß an einem der Tische. Er trug eine Datenbrille und grinste ziemlich blöd.

Messer konnte nur darüber spekulieren, was Zimmer gerade vor sich sah.

Allerdings waren es mit Sicherheit nur Angebote aus der Datenbank der PRESIDENT SHARP und nicht etwa aus dem World Wide Web, denn jeglicher Datenverkehr mit außerhalb unterlag auf Missionen wie dieser natürlich striktesten Einschränkungen.

Zimmer maulte: "So ein Mist!"

Er schlug mit der flachen Hand seitlich gegen den Bügel der Datenbrille.

Dann nahm er sie ab.

Als er den Commander sah, erstarrte er für einen Augenblick.

"Probleme, Lieutenant?"

"Minderwertige Technik!", war Zimmers Antwort. "Da hat mal wieder jemand am falschen Ende gespart - nämlich beim Wohlfühlfaktor der Besatzung. Ist doch immer dasselbe." Ein mattes Lächeln ging über Messers Gesicht.

"Langsam komme ich zu der Überzeugung, dass Sie Recht haben, Zimmer."

"So?"

"Hier scheint eine Art Koller auszubrechen, der mir gar nicht gefällt."

"Kein Wunder, Captain. Es genügt ein Funke, und der große Krieg wird ausbrechen. Nicht so ein Geplänkel wie 2031. Nein, etwas ganz anderes."

Messer nickte.

"Und wir werden mittendrin sein", ergänzte er die Worte des Computerfachmanns.

"Richtig."

"Eine Aussicht, die mir auch nicht gefällt."

"Wir haben wohl keine andere Wahl, was?"

"Nein."

"Dachte ich mir doch."

Etwas missmutig betätigte Zimmer ein paar Schalter an der Datenbrille. Die Anzeige blinkte auf, spiegelte sich in einer seitenverkehrten Projektion auf Marvin Zimmers Gesicht.

"Der Krieg ist doch längst in Gang", meinte Messer düster. "Denken Sie nur an diese unglaubliche Welle der Sabotage, die durch die gesamte Westunion gefegt ist wie ein Wirbelwind! Sabotage, hinter dem unsere Feinde stecken. Das ist auch eine Art Krieg zu führen." Marvin Zimmers Gesicht wurde düster.

"Meine Schwester und ihre Familie wohnten in Minneapolis", meinte er mit belegter Stimme. "Sie wurden bei dem Candermere Zwischenfall verstrahlt. Wie Hunderttausende anderer auch. Keiner aus der Familie meiner Schwester wird das nächste Jahr erleben, Captain."

Zwischenfall war ein sehr verharmlosendes Wort für das, was im Reaktor von Candermere bei Minneapolis stattgefunden hatte. Es war Sabotage des Gegners gewesen, darauf deuteten alle Erkenntnisse hin. Sabotage, die aus einem Atomkraftwerk so etwas wie eine Bombe gemacht hatte.

"Ich hätte große Lust ein paar von diesen PAZIV-Einheiten abzuschießen", fügte Marvin Zimmer noch hinzu. Captain Jack Messer hob die Augenbrauen - diesmal alle beide.

"Ich glaube, Sie brauchen ebenso dringend Schlaf wie ich, Lieutenant."

Terras kosmische Bestimmung: SF Abenteuer Paket

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