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Gorey Thomas war neu auf der irdischen Mondstation. Dementsprechend hatte er sich noch nicht so recht an die geringere Schwerkraft gewöhnt. Er machte einen Satz, der ihn beinahe bis zur Decke transportierte. Ein Schrei gellte durch die Station. Gorey Thomas konnte den Aufprall einigermaßen mit den Armen auffangen. Die Landung auf dem Boden war ebenso unsanft wie der vorhergehende Höhenflug.

"Verdammter Mist!", murmelte Gorey Thomas.

"Haben Sie sich verletzt?", erkundigte sich Dr. Dr. Francoise Neuveu. Sie war eine der renommiertesten Wissenschaftlerinnen auf der Station. Gorey Thomas war ihr als Assistent zugeordnet worden. Gorey Thomas rieb sich die Schulter.

"Das Leben ist ganz schön gefährlich hier auf dem Mond."

"Können Sie laut sagen."

"Ich hab's gemerkt."

"Wenn Sie etwas weniger hektisch werden, haben Sie hier aber gute Überlebenschancen, Gorey!"

"Na, wenn Sie es sagen!", grinste Thomas. "Wer könnte einer so klugen Frau wie Ihnen schon widersprechen. Ich sage nur: Nobelpreis!"

Ein verhaltenes Lächeln erschien auf Dr. Dr. Francoise Neuveus Gesicht.

Gorey Thomas liebte es, Francoise Neuveu damit aufzuziehen, dass sie seit Jahren für den Nobelpreis in Physik im Gespräch war, ihn bis jetzt noch nicht bekommen hatte.

"Ihre Zeit kommt noch, Gorey. Ganz bestimmt."

"Und Ihre auch."

"So?"

"Ich meine in Stockholm."

"Konzentrieren wir uns lieber auf die Signale, die wir aufgefangen haben, Gorey. Wir müssen die Erde darüber informieren." Gorey Thomas rappelte sich auf. Jede seiner Bewegungen war jetzt äußerst vorsichtig. Schließlich wollte er vermeiden, dass ihm ein derartiges Missgeschick noch einmal widerfuhr.

"Die Erde?", echote Gorey Thomas und kratzte sich nachdenklich im Nacken. Eine typische Geste für ihn. Francoise Neuveu hatte sie dutzendfach bei ihm beobachtet und fragte sich, warum Thomas' Nacken nicht längst wundgescheuert war. "Das heißt doch im Klartext: Die Westunion."

"Sicher."

"Ich bin Wissenschaftler geworden. Astronom, Physiker, Exo-Geologe - jemand, den die Oberflächenstrukturen des Mondes interessieren."

"Ja, und? Darum sind Sie mein Assistent. Und Ihre Doktorarbeit wird mit Sicherheit hervorragend!"

"Ich wollte damit ausdrücken, dass ich eigentlich nicht als Spion oder Agent der Star Force hier bin."

"Sie vergessen, dass es die Star Force - und damit letztlich die Westunion - ist, die diese Mondstation betreibt", gab Dr. Dr. Francoise Neuveu zu bedenken. Sie verschränkte die Arme dabei.

"Wir unterstehen dem Kommando von Colonel Bright ebenso, als wären wir selbst Angehörige der Star Force." Thomas atmete tief durch.

"Mit militärischen Hierarchien hatte ich immer schon meine Schwierigkeiten."

"In zehn Jahren werden die ersten zivilen Siedlungen auf dem Mond errichtet werden. Davon bin ich überzeugt."

Ja, dachte Gorey Thomas, möglicherweise sogar schon früher. Jedenfalls wenn man den Faktor einbezog, der im Moment dabei war, die Lage im gesamten Sonnensystem komplett zu ändern. John Darran und seine Leute, deren Aktivitäten von der Erde und ihren Außenposten aus mit großem Argwohn beobachtet wurden.

Aber Gorey Thomas behielt diese Bemerkung für sich. Er wollte auf keinen Fall in den Verdacht geraten, möglicherweise mit John Darran zu sympathisieren. Das hätte ihn hier auf dem Mond in große Schwierigkeiten bringen können. Und so war er äußerst vorsichtig, was seine Meinung zur Meuterei dieses Star Force Commanders anging.

Denn genau das war es in den Augen der Regierung der Westunion, was Darran und seine Getreuen begingen.

Meuterei, Obstruktion, Sabotage.

Und das aus purer Machtgier, wenn man den offiziellen Erklärungen zu dieser Sache Glauben schenken durfte.

Aber Gorey Thomas wusste nur zu gut, wie leicht die Medien zu manipulieren waren.

Und ein geschickter Public Relations-Taktiker wie Präsident Robert Berringer kannte sich auf dieser Klaviatur bestimmt bestens aus. Gorey Thomas ging davon aus, dass nur ein kleiner Teil der Fakten veröffentlicht worden waren und auf diese Weise ein Bild erzeugt wurde, dass nicht der vollen Wahrheit entsprach.

Dr. Dr. Francoise Neuveu ging an ihre Konsole zurück, betrachtete die verschiedenen Anzeigen.

"Die Sache ist eigentlich klar", sagte sie. "Ein Impuls ist von Pluto ausgegangen. Mit einer gewissen Zeitverzögerung hat eine weitere Impulsquelle auf der Erde angefangen zurückzusenden. Das Signal erfolgt auf einer sehr ungewöhnlichen Frequenz, und wir können es auch unmöglich entschlüsseln..."

"Sie glauben, dass es codiert ist?", unterbrach Gorey Thomas sie. Dr. Dr. Francoise Neuveu zuckte die Achseln.

"Ich halte es für möglich. Wir auf der Erde stehen ja noch am Anfang, was die Komprimierung von großen Datenmengen in derartigen Impulsen angeht. Aber jemand anderes könnte da viel weiter fortgeschritten sein..."

"Sie meinen..." Gorey Thomas sprach nicht weiter. Francoise Neuveu nickte.

"Das Signal stammt zwar unzweifelhaft von der Erde, muss aber keineswegs ein Erzeugnis irdischer Technik sein." Gorey Thomas strich sich über das Kinn. Er hatte sich seit zwei Tagen nicht rasiert, weil er und Francoise Neuveu mehr oder weniger pausenlos über ihrer Arbeit gesessen hatten. Verschiedene Forschungsprojekte und Experimente mußten nebeneinander betreut und ausgewertet werden. Die wissenschaftliche Crew war - im Gegensatz zur Star Force Mannschaft, die hier stationiert war - personell völlig unterbesetzt. Gorey Thomas' Finger glitten über ein Terminal. Er aktivierte eine 3-D-Projektion der Erde und ließ sich den genauen Herkunftsort des geheimnisvollen Signals anzeigen.

Ein Punkt mitten im Pazifik wurde farbig markiert, blinkte unruhig auf.

"Das ist ein Gebiet, das ganz unzweifelhaft der PAZIV gehört", meinte er. Thomas wählte ein Menue an, das weitere Features für ihn bereithielt. Beispielsweise eine Überlagerung der Darstellung mit politischen Grenzen.

Francoise Neuveu betrachtete interessiert, was er tat. Der Blick ihrer dunkelbraunen Augen ruhte ebenso auf der Projektion wie Gorey Thomas' Aufmerksamkeit.

"Was bedeutet die giftgrüne Markierung?", erkundigte sich die Wissenschaftlerin schließlich.

"Das ist ein PAZIV-Sperrgebiet."

"Ich glaube dennoch nicht, dass das Signal durch Technologie der PAZIV erzeugt wurde. Es ähnelt eher jenen Impulsen, die wir auffingen, als diese beiden Alien-Raumer ins Sonnensystem vordrangen und sich über dem Planeten Mars eine kleine Raumschlacht oder etwas in der Art lieferten..." Sie vollführte eine ruckartige Bewegung mit dem Kopf, starrte Gorey Thomas einige Augenblicke lang nachdenklich an.

Was geht jetzt in ihrem Kopf vor sich?, fragte sich Gorey Thomas. Francoise Neuveu schien mit sich in irgendeiner Form um eine Entscheidung zu ringen. Worin auch immer die bestehen mochte. Schließlich brach sie das Schweigen.

"Wir warten noch, bis wir Colonel Bridger informieren", entschied sie. "Ich möchte erst genauer wissen, was los ist."

"Und wenn Sie Colonel Bridger informieren, dann..."

"Sie wissen doch, was dann passiert, Gorey! Tun Sie nicht so! WIR werden dann jedenfalls nicht mehr an der Auswertung der Daten beteiligt sein, darauf können Sie Gift nehmen!"

Terras kosmische Bestimmung: SF Abenteuer Paket

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