Читать книгу Terras kosmische Bestimmung: SF Abenteuer Paket - Reinhard Köhrer - Страница 16
6
ОглавлениеGeneral Wilbert T. McCloud, Oberkommandierender der Star Force, hatte einen arbeitsreichen Tag hinter sich. Er legte die Papiere, an denen er bis gerade gearbeitet hatte auf die Seite und knipste das Licht der Schreibtischlampe aus.
Genau in diesem Moment klopfte es an der Tür.
"Ja, bitte?" General McCloud machte das Licht wieder an und warf einen kurzen Blick auf seine Armbanduhr. Sein Dienst war bereits seit einer halben Stunde beendet, und nun wollte er eigentlich nach Hause. Die Tür öffnete sich. Herein trat Colonel Winslow Homer, ebenfalls Angehöriger der Star Force.
"Gut, dass ich dich noch antreffe, Walter. Kommst du mit auf ein Bier?", fragte er.
Colonel Winslow Homer und General McCloud waren in jungen Jahren zusammen zur Star Force Academy gegangen. Und obwohl Walter T. McCloud schließlich den begehrten Posten des Generals zuerst bekommen hatte, waren sie auch weiterhin befreundet geblieben.
"Wins, eigentlich wollte ich nach Hause. War heute ein langer Tag. Aber was soll's? Auf ein Bier? Gut, ich komme." General McCloud löschte nun wirklich das Licht und ging zur Tür.
"Wo soll es hingehen?", fragte er während er die Tür schloss.
"Ich dachte, du kommst jetzt endlich mal mit ins HEAVENS INN, die Bar von der ich dir bereits erzählt habe. Ein paar von den Führungsoffizieren treffen sich dort in wechselnder Zusammenstellung. Wer Zeit und Lust hat, kommt dort vorbei." Walter T. McCloud erinnerte sich daran, dass Winslow Homer ihn schon einmal mit ins HEAVENS INN mitnehmen wollte, aber an dem Tag fand unerwartet eine Besprechung mit dem Präsidenten statt, so dass General McCloud seinem Freund absagen musste.
Die beiden begaben sich zum Wagen von General McCloud.
"Wir fahren mit meinem Dienstwagen", bestimmte Walter T. McCloud. "Mein Fahrer kann dich hinterher nach Hause bringen." Colonel Winslow Homer nickte.
Die beiden Männer stiegen ins Auto. Auf der Fahrt zum HEAVENS INN sprachen sie nur wenig, was nicht daran lag, dass es nichts zu reden gegeben hätte, aber General McCloud sprach nie über Privates vor seinem Fahrer.
Stattdessen hing er seinen Gedanken nach. Er dachte an die Besprechung, wegen der er den letzten Termin mit seinem Freund Wins absagen musste. Sein faltiges Gesicht hatte seitdem noch einige Sorgenfalten dazu bekommen.
General McCloud musste an dem Tag erfahren, dass John Darran, aus welchen Gründen auch immer, der Star Force und somit ihm, Walter T. McCloud in den Rücken gefallen war. All das hatte den General schwer getroffen, da er gerade John Darran für einen äußerst fähigen Commander gehalten hatte, der seinen Weg nehmen würde. Kurze Zeit später hielt der Fahrer vor dem HEAVENS INN, einer kleinen Bar. Von außen sah das Haus sehr unscheinbar aus, und Walter T. McCloud fragte sich schon, was Wins für einen Narren an dieser Bar gefressen hatte.
Doch in dem Moment als sie eintraten, verstand er seinen Freund. Leise Pianomusik von einem echten Klavier mit einem echten Klavierspieler drang zu ihnen, nicht diese synthetische Musik, die seit einigen Jahrzehnten nur noch zu hören war.
Die Bar war schlicht, aber geschmackvoll eingerichtet. Man saß an kleinen Tischen mit maximal vier bis sechs Leuten. Die Tische waren um den Klavierspieler angeordnet.
Eine weitere Besonderheit war das Gemälde an den Wänden. Es ging über zwei Wände und zeigte eine Kopie eines Gemäldes von Edward Hopper. General McCloud hatte mal eine Retrospektive der Werke dieses Künstlers gesehen. Und obwohl der Maler schon fast hundert Jahre tot sein musste, beeindruckte sein Werk noch immer. Auf dem Bild standen mehrere Personen an einer Theke. Der Barkeeper schenkte etwas zu trinken aus. Und obwohl die Leute auf dem Bild alle zusammen waren, war doch jeder für sich allein. Dieses Bild hatte Walter T. McCloud in den Bann geschlagen von dem Moment an, wo er es zum ersten Mal gesehen hatte. Und nun sah er es wieder, zwar nur eine Kopie, aber eine außerordentlich gute. Zudem war es auch viel größer, als das Original, aber gerade das intensivierte noch seine Aussage.
"Jetzt tut es mir richtig leid", sagte General McCloud zu seinem Freund Winslow Homer.
"Was, dass du nun doch mitgekommen bist?", erwiderte Wins.
"Nein, dass ich nicht eher mal auf ein Bier mitgekommen bin", gab Walter T. McCloud zur Antwort.
"Wusste ich doch, dass ich deinen Geschmack getroffen habe. Du hattest doch schon immer etwas für die nostalgischen Dinge übrig gehabt, Walter."
Winslow deutete auf einen Tisch, der so stand, dass sowohl der Klavierspieler als auch das Gemälde gut zu sehen waren. Walter T. McCloud nickte und die beiden setzten sich.
Beim Reinkommen hatte Winslow kurz den Barkeeper begrüßt und zwei Bier bestellt, die ihnen jetzt gebracht wurden.
"Es tut mir wirklich leid, dass ich deine Einladung nicht eher angenommen habe", nahm Walter T. McCloud den Faden wieder auf, "aber ich hatte in letzter Zeit wirklich viel um die Ohren."
"Du sprichst sicher von den verschwundenen Star Force Angehörigen, die zu John Darran übergelaufen sind?", hakte Winslow Homer nach.
Walter T. McCloud nickte. "Das auch, wobei mich persönlich noch immer die Frage beschäftigt, warum er das gemacht hat. Darran hatte eine glänzende Karriere in der Star Force vor sich. Er ist einer der fähigsten Commander, die ich kenne. Warum hat er seine ganze Zukunft aufs Spiel gesetzt? Ich verstehe das nicht." General Walter T. McCloud strich mit einer fahrigen Geste durch sein schlohweißes, streichholzkurzes Haar, das einen starken Kontrast zu seiner sonnengebräunten Haut bildete. Seine ansonsten hellwachen, stahlblauen Augen wirkten müde, aber nicht weil er einen langen Tag hinter sich hatte, sondern weil ihn die Ereignisse der letzten Wochen stärker mitgenommen hatten als er es sich selber eingestehen würde.
"Du hast John Darran immer wie einen Sohn betrachtet?", erkundigte sich Winslow Homer.
Walter T. McCloud nickte. "In gewisser Weise habe ich mich als einen väterlichen Freund gesehen. Aber gerade deshalb verstehe ich nicht, warum er sich nicht an mich gewandt hat?"
"Ich kann dir darauf nur eins sagen: Ich glaube inzwischen gar nicht mehr und das bleibt unter uns, dass John Darran der Verräter ist, für den ihn alle halten." Wins letzte Worte waren nur noch sehr undeutlich zu verstehen, da er seine Stimme stark gedämpft hatte.
"Was macht dich da so sicher?" Walter schaute ihn erwartungsvoll an.
"Ich habe mit einigen Leuten gesprochen, die von John Darrans Leuten angeworben wurden, die sich aber entschieden haben hier auf der Erde zu bleiben. Ich wollte mir selbst ein Bild machen, was ihnen versprochen wurde. Sobald der Geheimdienst die Berichte der Verhöre bearbeitet hat, besteht ja keine Möglichkeit mehr, sich ein eigenes Urteil zu bilden." Winslow Homer nahm einen kräftigen Schluck von seinem Bier.
"Und? Welches Bild hast du dir gemacht?" McCloud trank ebenfalls von seinem Bier.
"Wenn alles stimmt, was ihnen erzählt wurde, dann wollen John Darran und seine Leute die außerirdische Technologie nicht an den PAZIV verkaufen. Und es geht ihnen auch nicht um persönliche Bereicherung. Sie wollen vielmehr eine Raumstation auf dem Mars errichten, um die Erde vor außerirdischen Angriffen zu schützen." General McClouds Gesicht hatte sich zunehmend aufgehellt. Das würde zu Darran passen,dachte er. Darran ist nicht der Abtrünnige, zu dem ihn alle stempeln.
"Nur, falls das so ist, warum nimmt er keinen Kontakt zur Westunion auf? Er würde doch alle Unterstützung bekommen, die er für sein Vorhaben bräuchte", erwiderte Walter T. McCloud.
Winslow Homer schaute seinem langjährigen Freund nun genau ins Gesicht.
"Würde er die wirklich bekommen?", fragte er.