Читать книгу Terras kosmische Bestimmung: SF Abenteuer Paket - Reinhard Köhrer - Страница 18
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ОглавлениеCommander John Darran hatte sich in seine Kabine an Bord der EXPLORER II zurückgezogen. Er sah aus einem der Sichtfenster hinaus ins All. Ein Stück des Schattens war noch zu sehen, den der Mars auf die Sonne warf. Auf der anderen Seite leuchteten die Sterne. Das Universum steht uns offen!, ging es ihm durch den Kopf. Aber es ist kein freundlicher, gastlicher Ort, der die Menschheit dazu einlädt, sich auszubreiten. Es ist ein Raubtierkäfig. Darran dachte an den gnadenlosen Kampf, der dort draußen irgendwo zwischen den Sternen tobte. Ein Kampf zwischen relativ selbständig agierenden Robotern und einem Volk, dass in den Daten-Archiven des auf dem Mars havarierten Kugelraumers als 'die Shebulaan' bezeichnet wurde. Unweigerlich würde die Menschheit in diese Auseinandersetzungen hineingezogen werden. Das war nicht zu vermeiden. Aber John Darran hatte seit jenem Augenblick, als er mit seiner Crew auf dem Mars gelandet war, um den havarierten, von Robotern bemannten Kugelraumer zu bergen und dessen technische Errungenschaften für die Menschheit nutzbar zu machen, versucht, Vorbereitungen für jenen Moment zu treffen, in dem die Fremden ins Sol-System zurückkehren. Gleichgültig, ob es nun die von Robotern bemannten TRB-Raumschiffe oder die Einheiten ihrer Gegner, der Shebulaan waren.
Die Zeit läuft uns davon, dachte Darran. Auf Pluto waren sie nun ihrem Ziel ein großes Stück näher gekommen. Unglücklicherweise hatten sie dort allerdings während ihres Aufenthaltes in der Station eine Schaltung ausgelöst. Ein Signal war vom Pluto abgestrahlt worden und offenbar auf der Erde empfangen worden.
Von wem auch immer.
Jedenfalls musste es Hinterlassenschaften der Roboter-Technologie auf dem dritten Planeten des Sol-Systems geben. Das stand fest. Ein Umstand, der noch zu erheblichen Schwierigkeiten führen konnte...
Die Tatsache, dass die Robot-Besatzung der dort befindlichen Station über keinerlei Kreativität verfügte und außerdem Teile der Station nicht mehr einsatzfähig waren, hatte dafür gesorgt, dass sie überhaupt wieder zum Mars hatten zurückkehren können. Der Zentralrechner der Pluto-Station glaubte jetzt, dass die EXPLORER II zum Mars zurückkehrte, um das zweite Beiboot des havarierten Kugelraumers soweit instand zu setzen, dass es zumindest den Flug bis Pluto schaffte und dort repariert werden konnte. In Wahrheit hatte Darran natürlich etwas ganz anderes vor. Er wollte die Pluto-Station erobern.
Die dortigen Produktionsanlagen für Raumschiffe konnten jener Rettungsanker sein, nachdem er verzweifelt gesucht hatte. Wenn alles glatt ging.
Und das war keineswegs sicher.
Denn selbstverständlich war damit zu rechnen, dass die Roboter der Invasion ihren Widerstand entgegensetzen würden.
Erbitterten Widerstand.
Nein, dachte Darran, das war nicht der richtige Begriff, obwohl er in gewisser Weise schon das ausdrückte, was vermutlich geschehen würde. Erbittert setzte ein Gefühl voraus, überlegte Darran. Und dazu waren die Roboter natürlich nicht in der Lage. Andererseits achteten sie in keiner Weise darauf, dass sie selbst im Kampf nicht zu schaden kamen und wehrten sich bis zum letzten elektrischen Impuls. Darran hatte es erlebt, als er mit seinen Leuten das Wrack des im Lowell- Krater auf dem Mars havarierten Kugelraumers erobern musste. Freiwillig hätten diese Maschinen uns nicht einmal ein Stück Metallplast-Schrott überlassen, ging es Darran durch den Kopf. Ein Signal ertönte, riss John Darran aus seinen Gedanken heraus, in die er sich für einige Momente verloren hatte.
Ein kleines Display zeigte an, dass jemand vor der Tür stand und einzutreten wünschte.
Die Scandaten verrieten sogar, wer es war.
Nach Ansicht des Rechnersystems handelte es sich um Net Rovan. Das Gesicht des Star Force Haudegens erschien auf dem Display.
"John, ich möchte dich unter vier Augen sprechen."
"Komm rein, Net."
Darran aktivierte das Türschloss.
Die schob sich zur Seite.
Net Rovan trat ein.
"Setz dich", forderte John Darran seinen alten Freund auf. Er deutete dabei auf den freien Schalensitz.
Aber Net Rovan schüttelte den Kopf.
"Nein danke, John. Ich stehe lieber."
"Wie du willst."
"Lieutenant Johannsen ist noch mit der Analyse dieses eigenartigen Signals beschäftigt, John. Es gibt da ein paar Schwierigkeiten mit dem Rechnersystem der EXPLORER II, aber O'Donnell hilft ihm. Das kriegen wir in den Griff."
"Ich habe da volles Vertrauen zu unseren Leuten. Sowohl zu Johannsen als auch zu O'Donnell."
"Ich auch. Johannsen glaubt übrigens nicht, dass sich irgendeine Botschaft hinter dem Signal verbirgt, obwohl das natürlich nicht ganz auszuschließen ist."
"So?"
"Er denkt, dass es sich um einen schlichten Peilstrahl handelt. Und er wird so lange weitergesendet, bis eine Antwort kommt." John Darran atmete tief durch.
"Wie lange braucht so ein Signal von der Erde zum Pluto?" Net Rovan lächelte matt. "Ich weiß, worauf du hinaus willst, John."
"Das Signal hätte längst beantwortet werden müssen."
"So ist es."
"Dass das nicht geschehen ist, könnte auf den Zustand der Station zurückzuführen sein."
"Du meinst, der Zentralrechner ist gar nicht in der Lage, das Signal zu empfangen oder zu verarbeiten."
"Genau."
Net Rovan hob leicht die Schultern. Mit der Linken kratzte er sich nachdenklich am Kinn. Seine Augenbrauen bildeten eine Schlangenlinie, als Rovan sie zusammenzog.
"Das würde einiges erklären", meinte er. "Ich mache mir über etwas ganz anderes sorgen."
"Worüber?", hakte Darran nach.
"Erstens darüber, wer außer der defekten Pluto-Station das Signal noch empfangen könnte..."
"Bis zu den Herkunftswelten der Roboter dürfte es eine Weile unterwegs sein. Es sendet ja nicht mit Überlichtgeschwindigkeit..."
"Aber wissen wir, ob sich nicht Flottenverbände der Roboter ganz in der Nähe des Sol-Systems aufhalten?"
"Nein, natürlich nicht."
"Die andere Sache betrifft die Erde. John, wir wissen doch inzwischen zu genüge, wie in den politischen Amtsstuben reagiert wird."
"Leider nicht mit besonders viel Weitsicht!", warf Darran ein.
"Genau darum geht es. Früher oder später wird man auf der Erde auch auf das Signal aufmerksam werden und dann..."
"...kann man für nichts mehr garantieren, ich weiß", vollendete John Darran mit düsterer Miene den Satz seines Kameraden.
"Auf der Erde werden alle Regierungsstellen bald völlig aus dem Häuschen sein, weil sie glauben, dass da irgendwo auf der Erde etwas ist, was sie unbedingt haben müssen. Irgendeine Hinterlassenschaft der fremden Raumfahrer, die ihnen vielleicht den Schlüssel zu ihrer überlegenen Technologie bietet! John, wenn wir Pech haben, wird dadurch ein Krieg ausgelöst! Und damit meine ich nicht diesen Sabotage-Krieg auf Sparflamme, der da unten bereits tobt, sondern die Art von Auseinandersetzungen, bei der einem der ganze Planet um die Ohren fliegen kann!"
Darran nickte.
Er verstand gut, was Net Rovan meinte.
Und im übrigen war er derselben Meinung.
"Noch dürfte auf der Erde niemand auf das Signal aufmerksam geworden sein oder begriffen haben, was es damit auf sich hat. Schließlich verwenden die Roboter andere Frequenzen."
"Es ist nur eine Frage der Zeit, wann man auf dem blauen Planeten begreift, was die Stunde geschlagen hat", erwiderte Net Rovan. "Und dann beginnt das Hauen und Stechen, darauf kannst du Gift nehmen, John."
"Was schlägst du vor?"
"Wir könnten im Schutz des Tarnschirms zur Erde fliegen und das Ding herausholen - was immer es auch sein mag. Und wahrscheinlich erledigen wir das besser früher als später! Die EXPLORER II ist für den Weltraum gebaut, aber Meerestiefen, wie sie im Pazifik vorkommen, dürften für das Schiff eigentlich kein unüberwindbares Hindernis sein. Was meinst du?" John Darran musste unwillkürlich lächeln.
Das ist ein Vorschlag, wie er nur allzu typisch für Net Rovan war. Alles auf eine Karte und los! Hindernisse nahm er zwar zur Kenntnis, maß ihnen aber keine besondere Bedeutung zu.
John Darran schüttelte den Kopf.
"Erstens wissen wir gar nicht, was dort unten zu finden ist und ob wir es mit der EXPLORER II überhaupt mitnehmen könnten..."
"Das werden wir ja sehen, wenn wir da unten in dieser Pfütze namens Pazifik sind, John!", war Rovans Erwiderung.
"Net, uns läuft die Zeit davon! Wir müssen zum Pluto zurückkehren und schnellstmöglich dafür sorgen, dass wir die Produktionsanlagen der Pluto-Station nutzen können. Möglicherweise hängt davon das weitere Fortbestehen der Menschheit ab, denn wenn die Robot-Raumer das Sol-System erreichen..." Net Rovan hob die Hände.
"Schon gut, schon gut, ich verstehe vollkommen, was du meinst, John. Aber wir sollten nicht aus den Augen verlieren, was auf der Erde passiert."
"Natürlich nicht."
Das Interkom meldete sich.
Marc Johannsen war am Apparat.
"Sir, das Signal ist entschlüsselt."
"Auf Ihre Analyse bin ich gespannt", meinte Commander John Darran.
"Die Schwierigkeiten, die wir hatten, sind durch das verwendete Codierungsverfahren entstanden, das wohl nicht mehr dem neuesten Stand der Roboter-Technik entsprach..."
Darran runzelte die Stirn.
"Ein älterer Code?", fragte er zurück. "Heißt das, dass der Sender sich schon sehr lange auf der Erde befindet?"
"Genau das. Unser Bordsystem hat es mit der Verwendung des gegenwärtig geltenden Updates versucht und dabei natürlich Schiffbruch erlitten. Und ein selbständig operierendes Robotgehirn, das darauf von allein gekommen wäre, gibt es ja nur auf den Kugelraumern selbst, nicht auf den Beibooten."
"Verstehe."
"Die Analyse ergab, dass an einer ganz bestimmten Stelle auf dem Meeresboden des Pazifiks sich eine alte robotische Sonde befinden muss, die wohl irgendwann auf der Erde havarierte."
"Kann von dieser Sonde irgendeine Gefahr ausgehen, wenn sie in die Hände der Westunion oder der PAZIV gerät?"
"Ich glaube kaum, Commander."
"Ich danke Ihnen, Lieutenant Johannsen." Commander Darran unterbrach die Interkom-Verbindung und wandte sich an Net Rovan. "Fürs erste sehe ich das als Entwarnung an, Net. Wir sollten den Orbit verlassen und in Port Mars landen. Schließlich haben wir Vorbereitungen für die Pluto-Mission zu treffen."
"Wie Sie meinen, Sir", sagte er jetzt förmlich. "Aber meine Bedenken habe ich ja bereits mitgeteilt."
"Um die Sonde kümmern wir uns, sobald die Pluto-Mission erledigt ist."
Net Rovan hob die Augenbrauen.
"Ich hoffe nur, dass das nicht zu spät ist."
"Pluto hat Priorität, Net."
"Wahrscheinlich hast du recht. Aber wir sollten trotzdem genau beobachten, was sich auf der Erde tut."
John Darran nickte leicht. Er stellte erneut eine Interkom-Verbindung zur Brücke her - diesmal zu Lieutenant Rollins, dem Piloten der EXPLORER II.
"Alles fertigmachen zum Landeanflug", befahl Darran. "Wir kehren nach Port Mars zurück."
"Aye, Sir", sagte Rollins.