Читать книгу Terras kosmische Bestimmung: SF Abenteuer Paket - Reinhard Köhrer - Страница 55
17
ОглавлениеAuf der Mondstation
Gorey Thomas Schritte waren federnd. Das hatte aber weniger mit seinen Bewegungsabläufen zu tun als vielmehr mit der, verglichen mit dem Erdniveau, weitaus geringeren Schwerkraft auf dem Mond und die herrschte natürlich auch innerhalb der Mondstation, die die Westunion hier eingerichtet hatte.
Jene Mondstation auf der zuerst die Schiffe der Außerirdischen entdeckt worden waren, von denen schließlich eins auf dem Mars havariert war.
Gorey Thomas hielt in einer Hand eine Schnabeltasse mit Energiedrink. Ursprünglich hatte er mal angenommen, dass daraus nur alte Menschen tranken, die in irgendwelchen Altenheimen vor sich hinvegetierten und auf ihren Tod warteten. Aber damals hatte Gorey Thomas auch noch nicht allzuviel über die Details der Raumfahrt gewusst, wozu unter anderem auch die Nahrungsmittelaufnahme bei fehlender oder sehr geringer Schwerkraft gehörte.
Thomas sah seine Vorgesetzte Dr. Dr. Francoise Neuveu in sich versunken vor dem Computerterminal sitzen und auf den Bildschirm starren.
"Wie ich sehe, haben Sie jetzt für sich die 24-Stunden-Schicht eingeführt", feixte Gorey Thomas.
Neuveu achtete nicht auf ihren Assistenten. Humor war noch nie ihre starke Seite gewesen, wie Gorey Thomas fand, aber damit konnte der Assistent leben. In den langen Wochen auf dem Mars hatte er sich daran gewöhnt, an ihre manchmal knochentrockene Art. Das Musterbeispiel einer Naturwissenschaftlerin, dachte er.
"Hey, noch Leben in der Ohrmuschel?", fragte er dann. Francoice Neuveu vollführte eine ruckartige Bewegung, blickte Gorey Thomas unverwandt an. Sie schien etwas verwirrt zu sein, wirkte noch abwesend.
"Vielleicht sehen Sie sich das mal an, Thomas", sagte sie dann.
"Ich? Wissen Sie eigentlich, wie spät es ist?"
"Wissen Sie, dass das hier oben auf dem Mond überhaupt keine Rolle spielt, wie spät es unten auf der Erde ist?", erwiderte Francoise Neuveu.
"Aber für meine biologische Uhr spielt das eine erhebliche Rolle."
"Wenn Sie so sehr darauf Wert legen, warum sind Sie dann nicht längst in Ihrer Koje?"
"Touché Madame. Eins zu Null für Sie."
"Rhetorisch nehme ich es schon lange mit Ihnen auf, Thomas."
"Habe ich gemerkt."
"Ob Sie genauso gut sind im Interpretieren von Daten oder ob ich inzwischen zu einer Spinnerin geworden bin, das könnte sich gleich rausstellen. Bitte sehen Sie sich das mal an." Diesem herben Charme kann man nichts abschlagen, dachte Gorey Thomas sarkastisch.
Er näherte sich Neuveu, versuchte dabei vorsichtige Bewegungen zu machen, damit er nicht etwa das ganze Terminal herunterriss oder seine Vorgesetzte verletzte.
Gorey Thomas kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen als er auf den Schirm blickte und die Daten studierte.
"Vielleicht bin ich zu müde, Madame, aber mir fällt nichts Ungewöhnliches daran auf. Das sind Messdaten, aber..."
"Dann sehen Sie sich mal die dazugehörenden Aufnahmen an. Ich habe einige interessante Sequenzen herausgesucht." Dr. Dr. Francoise Neuveus Finger glitten über das Terminal. Mit traumwandlerischer Sicherheit geschah das. Die Anzeige wechselte. Eine Sequenz von Weltraumfotos war zu sehen. Bestimmte Stellen waren markiert.
"Sehen Sie, das ist die Strecke Erde-Mars."
"Ich sehe immer noch nichts besonderes."
"Sehen Sie dieses Objekt hier?"
"Ja, nicht zu übersehen. Kann alles mögliche sein."
"Wenn Sie genau auf die Daten geschaut hätten, dann wüssten Sie was es ist."
Gorey Thomas griff sich mit der Hand an die Stirn, dann nahm er einen kräftigen Schluck aus seiner Schnabeltasse. Etwas zu kräftig. Es gluckerte.
Francoise Neuveu lächelte mild.
"Ich glaube, Sie müssen noch etwas üben, bis Sie mit dem Ding da umgehen können."
"Meinen Sie die Schnabeltasse oder den Computer?"
"Wohl beides."
"Ich glaube, ich weiß jetzt worauf Sie hinauswollen."
"Ach, ja. Wirklich?"
"Sie meinen, dass es sich um das Raumschiff von John Darran handelt."
"Exakt, Thomas. Und nun sehen Sie sich bitte an, was auf dem Weg zur Erde passiert."
"Es verschwindet."
"Sehr richtig!"
Thomas zuckte die Achseln.
"Darran und seine Leute verfügen anscheinend über so etwas wie eine Tarnvorrichtung. Aber das ist nichts Neues. Das war doch zu erwarten."
"Richtig, das war zu erwarten, aber ich frage mich, was sie vorhaben."
Gorey Thomas nickte langsam. Francoise Neuveu hatte die richtigen Schlüsse gezogen.
"Wir können das Raumschiff, das Darran und seine Leute zwar nicht mehr orten", erklärte Francoise Neuveu, "aber wir könne berechnen, wo der voraussichtliche Zielpunkt dieser Reise gelegen hat."
"Wie ich Sie kenne haben Sie das längst getan", sagte Gorey Thomas.
"Richtig."
"Und?"
"Der Erdorbit."
Gorey Thomas atmete tief durch.
"Nach allem was wir wissen, sind die Navigations- und Manövrierfähigkeiten dieser fremden Raumschiffe dermaßen überlegen, dass Ihre Berechnungen vermutlich auf sehr zweifelhafter Grundlage stehen."
"Möglich. Trotzdem liegt der Schluss nah, dass der Erdorbit das Ziel war. Möglicherweise wollen Darran und seine Leute irgendwo auf der Erde landen, aus welchem Grund auch immer. Ich habe übrigens ähnliche Messergebnisse aus Aufnahmesequenzen der letzten Zeit herausgesucht. Und meine Hypothese wird übrigens noch durch einen anderen Umstand gestützt. Sehen Sie sich diese Bildersequenz an." Neuveus Finger tippten über die Tastatur. Eine weitere Sequenz von Raumbildern erschien.
Im ersten Moment nichts weiter als eine Momentaufnahme des ständig in Bewegung befindlichen Kosmos, Sonnen, Wolken aus kosmischen Staub und so weiter.
"Das Datum sehen Sie unten eingeblendet, Gorey."
"Allerdings."
"Nun achten Sie bitte auf dieses Gebiet hier, das ich markiert habe. Ich zeige Ihnen eine Vergrößerung."
"Man sieht nichts", sagte Gorey Thomas.
"Eben", erklärte Franciose Neuveu. "Dort zieht etwas an den Sternen vorbei und verdeckt sie offensichtlich, etwas, das für unsere Ortungsinstrumente nicht sichtbar ist."
"Ein Raumschiff, das durch einen Tarnschirm geschützt wird", schloß Gorey Thomas.
"Ja, das ist anzunehmen", stimmte Francoise Neuveu zu. "Ich habe das genau verfolgt. Kurz bevor diese Sequenz aufgenommen wurde, erfolgte ein Raumschiffstart vom Mars aus. Da bin ich mir ganz sicher. Ich habe auch hier die Flugbahnen verlängert und bin zu dem Schluss gekommen, dass eine Landung stattgefunden haben muss."
"Ein regelmäßiger Pendelverkehr zur Erde? Das ist doch Unsinn!"
"Warum sollte das Unsinn sein?", fragte Dr. Dr. Francoise Neuveu.
"Das, was John Darran und seine Leute am dringendsten brauchen ist Personal. Und wo sollen sie das wohl herbekommen? Aus den Tiefen des Weltalls vielleicht. Wohl kaum!"
"Haben Sie Ihre Erkenntnisse schon jemandem mitgeteilt?", fragte Gorey Thomas.
Francoise Neuveu schüttelte den Kopf. "Nein, bislang noch niemandem."
"Warum nicht?"
"Ich war mir bis heute nicht hundertprozentig sicher."
"Und jetzt sind Sie es?"
"Ja."
"Dann werden Sie die Sache Colonel Bridger melden." Francoise Neuveu nickte langsam.
"Ich müsste es, ja."
"Ich hoffe nur, dass der alte Sturkopf auch begreift, was hier vor sich geht."
"Das wird er schon", erklärte Dr. Dr. Francoise Neuveu.