Читать книгу Der Wiener Kongress - Reinhard Stauber - Страница 10
Legitimität, Recht, Gleichgewicht, Ordnung
ОглавлениеDas „durch Tradition gehärtete Prinzip dynastischer Legitimität“ spielte in Wien eine zentrale Rolle;10 ins Spiel gebracht werden konnte es von den Bourbonen-Königen von Frankreich, Spanien und Neapel, die nie mit der Revolution oder Napoleon paktiert hatten. Die (keineswegs selbstverständliche) Durchsetzung der Rückkehr des Thronprätendenten Louis Stanislas aus dem angestammten Herrscherhaus nach Frankreich als Ludwig XVIII. ermöglichte es Talleyrand, auf dem Kongress „die monarchische Legitimität im allgemeinen zum Gegenprinzip gegen die Revolution zu erheben und dem Konzert der Mächte auf diese Weise einen Leitbegriff für seine Politik der Friedenssicherung an die Hand zu geben.“11
In dem wichtigen Schreiben Talleyrands an Metternich vom 19. Dezember 1814, das den Schulterschluss Österreichs und Großbritanniens mit Frankreich im Konflikt um Polen und Sachsen vorbereitete, sind die wichtigsten Programmbegriffe und Prinzipien der Kongresspolitik genannt. Von „Restauration“ ist nicht die Rede (lediglich vom „Werk der Wiederherstellung für ganz Europa“ („l’œuvre de la restitution … pour toute l’Europe“)), sehr wohl dagegen von der „Gerechtigkeit“ als „erste[r] Tugend“ („la vertu première est la justice“), von „Legitimität“ [<<14] („légitimité“), „Gleichgewicht“ („équilibre“) und der wichtigen Rolle des „öffentlichen Rechts Europas“ („le droit public de l’Europe“).12 In der Sicht Metternichs gehörten auch „Ruhe“ (als „erste[s] Bedürfniss[es] für das Leben und Gedeihen der Staaten“) und „Ordnung“ zu diesen Grundprinzipien. Der Staatskanzler qualifizierte sie in seinem um 1850 geschriebenen „Politischen Testament“ als zentrale Gegengewichte zu den von der Revolution entfesselten Freiheitsvorstellungen: „Nur auf dem Begriff von ‚Ordnung‘ kann jener der ‚Freiheit‘ ruhen.“13