Читать книгу Bon Camino - Mit 70 auf dem Jakobsweg - Reinhold Heers - Страница 5

Teil I Meine Vorbereitung Der erste Weg führte mich in meine Buchhandlung. Hier wurde mir klar, dass ich offensichtlich nicht der Einzige war, der sich für den Jakobsweg interessierte, denn die Auswahl an begleitenden Büchern war groß. Ich entschied mich aus praktischen Gründen für einen Führer in Taschenbuchformat, und die Wahl fiel auf das Outdoorhandbuch „Camino Francés“ von Raimund Joos, das gerade frisch überarbeitet worden war. Übereifrig fing ich an, mir Gedanken zur Umsetzung der Idee zu machen. Doch nach dem Lesen der allgemeinen Anmerkungen wurde ich auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt: Es braucht Vorbereitung, es braucht Zeit, und es braucht eine gute Planung! Hier erschien mir ein Vorbereitungsseminar hilfreich, das im Oktober in Oberdischingen bei Ulm stattfinden sollte, durchgeführt von dem Autor des Buches, der schon seit 1992 regelmäßig auf den Jakobswegen unterwegs ist. Zunächst als Pilger, später auch als Herbergsvater, ist der studierte Pädagoge und Theologe jetzt als Autor unterwegs und macht regelmäßig Updates seiner Bücher. Bei dem Versuch einer Anmeldung kam vom Anrufbeantworter: „Bin auf dem Jakobsweg, melde mich nach meiner Rückkehr.“ Und so war es auch. Das Seminar im Cursillo-Haus St. Jakobus fand in einer ganz familiären Umgebung statt. Sechs Teilnehmer, davon drei schon mit Erfahrungen auf dem Camino. Viele gute Tipps und Empfehlungen, interessante Vorträge mit vielen Bildern, die eindrücklich die Schönheit, aber auch die Belastungen des Weges aufzeigten. Und gute Gespräche, die verdeutlichten, dass auch so etwas zum Pilgern gehört. In dieser kleinen Gruppe sind wir ein kleines Teilstück des deutschen Jakobsweges gepilgert – und ich hatte meinen ersten Stempel im Pilgerausweis, dem Credencial. Aufgrund der Hinweise, was etwa Wetter und Belegung des Weges anging, hatte ich meine Reisezeit von Mitte Mai bis Ende Juni 2018 vorgesehen. Und so begann ich Anfang des Jahres mit den konkreten Vorbereitungen. Da ich vorher noch nie über mehrere Tage wandernd unterwegs war, mussten alle notwendigen Ausrüstungsgegenstände einschließlich der Bekleidung gekauft werden. Besonderes Augenmerk hatte ich auf die Wahl der Schuhe gelegt. Und das hat sich ausgezahlt: Die Trekkingstiefel saßen gut am Fuß, aber nach der ersten längeren Wegstrecke um den Werdersee herum schmerzte der linke Außenknöchel. Selbst der Gang zum Orthopädieschuhmacher mit dem Versuch zu weiten oder die Anfertigung einer kleinen Einlage änderten nichts an dem Problem. Also: Schuhe tauschen, was relativ problemlos ging. Eine kleine Eigenbeteiligung wurde verrechnet, und jetzt hatte ich Halbschuhe von derselben Marke, die den Außenknöchel frei ließen. Ein erneuter Wanderversuch über 22 Kilometer, diesmal sogar mit dem ganzen Gepäck im Rucksack, verlief reibungslos. Die Wanderstrecke führte durch meine alte Heimat: Aschwarden – Rade – Meyenburg – Hinnebeck – Stellerbruch. Zur weiteren Vorbereitung hatte ich mir aus dem Netz ein Verzeichnis der Unterkünfte, und nicht nur Herbergen, runtergeladen und ausgedruckt, was sich später auf dem Weg als überaus hilfreich herausstellen sollte. Eine Nacht zu Hause im Schlafsack habe ich als nicht sehr problematisch empfunden, und das gab mir die Sicherheit, auch solche Nächte auf dem Weg zu überstehen. Da Lufthansa Biarritz nicht anfliegt, erfolgte die Buchung bei Air France, und HOP! flog mich hin. Das Hotel in Bayonne, die Zugfahrt nach Saint-Jean-Pied-de-Port und die Übernachtung in Orisson waren vorgebucht, alles andere musste dann vor Ort entschieden werden. Die Post und die Zeitung waren abbestellt, Ingrid vom Nachbarhaus in die Pflege der Pflanzen eingewiesen, bei Freunden hatte ich mich telefonisch verabschiedet und der Familie die Nummer des Telefons übermittelt. Nachdem nun die Ausrüstung zusammen war, die Schuhe eingelaufen, die Vorbuchungen erledigt waren: Es konnte losgehen!

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Bon Camino - Mit 70 auf dem Jakobsweg

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