Читать книгу Bon Camino - Mit 70 auf dem Jakobsweg - Reinhold Heers - Страница 9
Die Frage musste geklärt werden, was mit meiner dreckigen, verschwitzten Wäsche passieren sollte, die sich ja schon etwas angesammelt hatte. Ohne lange zu zögern, nahm der Chef die Sachen an sich, und am nächsten Morgen hatte ich, gegen ein gutes Trinkgeld, meine Wäsche sauber und trocken wieder. Ob ich wohl gut geschlafen habe? Tag 4 – 27.05.2018 Burguete–Espinal–Zubiri–Larrasoaña Unterkunft: Albergue San Nicolas Strecke: 25 km, 400 Höhenmeter, auf und ab, 9 Stdn. Gemeinsam frühstückten wir im Hotel und auch etwas umfangreicher als am Tag zuvor. Wir waren nicht die einzigen Pilger: Eine spanische Familie war unterwegs, wobei die alten Eltern mit dem Auto die Jüngeren begleitete. Offensichtlich waren die Hotels vorgebucht. Es sollte ein wirklich schöner Tag werden, die ganze Zeit war uns die Sonne hold. Gegen 08.00 Uhr starteten wir. Von einer Höhe von 900 m ging es runter auf 500 m, wobei wieder ein Pass von 800 m zu überwinden war. Der Weg führte uns durch wunderschöne Natur, herrliche Laubwälder und beschauliche Gegenden. Um die Passhöhe von Erro zu erreichen, mussten wir zunächst 900 m teilweise sehr steil und steinig bergauf gehen. Es war schon eine kleine Herausforderung, zumal man, wie so oft, das Ende nicht einsehen konnte. Immer der Gedanke: gleich geschafft! Doch dafür dann oben herrliche Ausblicke in die Landschaft. Aber auch der Abstieg war eine Herausforderung. Zum Teil gab es sehr enge Stellen, viel Geröll und Steine, und es ging sehr steil runter. Ständiges Aufpassen und Gegensteuern erforderten viel Kraft. Dazu kam, dass ich ja auch nicht mehr ganz frisch war nach etwa 20 km Pilgern. Aber es verlief alles gut, keine Beschwerden, keine Blasen. In dem kleinen niedlichen Ort Zubiri mussten wir dann einfach eine Pause einlegen. Es ging über eine mittelalterliche Brücke Richtung Café. Zubiri heißt auch auf Baskisch „Ort an der Brücke“, wobei diese den Beinamen „Puente de la Rabia“ hat, nämlich Tollwutbrücke. Die Legende erzählt, dass tollwütige Tiere, die dreimal unter der Brücke hindurchgeführt werden, von der Tollwut geheilt werden. Nun, wir sind zweimal oben drübergegangen. Und nach Kaffee und Kuchen ging es uns richtig gut. Wobei mir das erneute Lospilgern irgendwie schwergefallen ist. Die Gelenke müssen immer erst wieder in Schwung kommen. Dieser Abschnitt des Weges war nicht so schön, denn lange Zeit ging es an einer Magnesitfabrik (Magnesiumcarbobat) mit ihren großen Lagerflächen vorbei. Gegen 17.00 Uhr waren wir am Ziel in einer privaten Herberge. San Nicolas verfügt über 40 Betten in 8 Zimmern. Das Haus sehr gepflegt, und da nicht voll belegt, waren auch ausreichend Duschmöglichkeiten vorhanden. Bis zum gemeinsamen Abendessen habe ich mich auf der Terrasse aufgehalten. Dabei konnte ich beobachten, wie eine jüngere Frau ihre gymnastischen Übungen, einschließlich Yoga, auf einer Matte machte. Das wirkte irgendwie befremdlich auf mich. In gemütlicher Runde wurde das