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KAPITEL 2
ОглавлениеErfahrungen machen
Vor der Eigenverantwortlichkeit jedoch stehen die Erfahrungen, die wir gemacht haben. Diese wollen wir nun näher betrachten.
Erfahrungen spielen im menschlichen Leben eine große Rolle. Wir sagen gern: »Der Mensch wird durch Erfahrungen klug.« Er lernt mehr durch Erfahrung als durch theoretisches Wissen. Im Berufsleben, in der Wirtschaft, in der Krankenpflege, im christlichen Glauben: Erfahrung ist unverzichtbar. Und überall werden Menschen mit Erfahrungen gesucht. Erfahrungen sind der Motor für alle Initiativen, die wir ergreifen oder nicht ergreifen. Erfahrungen beeinflussen unser So-geworden-Sein, unsere Vorstellungen, unsere Entscheidungen und unsere Pläne.
Der eher aktive Mensch hat in der Regel positive Erfahrungen gemacht und traut sich etwas zu.
Er packt zu,
er traut sich,
er wagt etwas,
er bringt sich ein.
Der passive Mensch hat oft schlechte Erfahrungen gemacht. Was tut er?
Er verhält sich vorsichtig,
er wartet ab,
er riskiert nichts,
er verhält sich misstrauischer.
(Es gibt natürlich auch den gegenteiligen Effekt, dass ein vernachlässigtes Kind etwa aus der Not heraus selbst aktiv wird.)
Wie kommt es nun aber, dass Gutmütige und Opferbereite oft ihr Leben lang ausgenutzt werden, obwohl sie durch negative Erfahrungen längst hätten klug werden müssen?
Wie kommt es, dass Völker immer wieder Kriege führen, obwohl sie durch Erfahrungen aus der Vergangenheit gelernt haben müssten, dass Kriege keine Völkerprobleme lösen?
Wie kommt es, dass Millionen von Menschen gesehen, gelesen und erfahren haben, dass Drogen den Menschen ruinieren, und sie trotzdem Suchtmittel konsumieren?
Die Erfahrung allein macht Menschen offensichtlich nicht klüger. Erst dann können wir aus Erfahrungen schöpfen,
wenn wir unsere persönliche Art und Weise zu denken kennen,
wenn wir die uns eigenen Muster durchschauen,
wenn wir unsere subjektive Beobachtungsweise erkannt haben, mit der wir eigene Erfahrungen deuten und bearbeiten.