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2.4 Sind negative Erfahrungsmuster korrigierbar?

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Wir wissen aus der Beratungspraxis und der Seelsorge, dass junge und erwachsene Menschen

 die Kraft aufbringen, sich zu ändern,

 die Überzeugung gewinnen, ein anderes Leben anzufangen,

 die Arbeit auf sich nehmen, neue Verhaltensmuster einzutrainieren,

 die Geduld zeigen, destruktive Gewohnheiten abzulegen,

 lernen, Gott zu vertrauen, in seiner Kraft ein Leben in der Nachfolge führen zu können.

Für die Praxis hier einige Denkanstöße:

Denkanstoß Nr. 1:

Wir wollen bei uns anfangen!

Jede Veränderung beginnt bei uns selbst und nicht beim anderen. Jede Kurskorrektur beginnt mit meiner Selbsterkenntnis: »Was willst du, Herr, dass ich tun soll?«

Die Einsicht, das eigene Tun, die eigenen Verhaltens- und Umgangsmuster zu hinterfragen, ist ein entscheidender Schritt dahin, negative Erfahrungsmuster, die mit unserer Persönlichkeitsstruktur verbunden sind, zu verändern. Jede Persönlichkeitsstruktur hat ihre Stärken, ihre Gaben und Möglichkeiten, aber sie ist auch gekennzeichnet von Mängeln, Schwächen und negativen Erfahrungsmustern. Alle Wesenseigenarten, die uns selbst, die anderen und die Beziehung zu Christus belasten, dürfen eine positive Veränderung erfahren. Jede Kurskorrektur beginnt mit der Einsicht: Ich will an problematischen Verhaltens- und Denkmustern arbeiten.

Denkanstoß Nr. 2:

Wir reden uns nicht heraus!

Wer problematische Persönlichkeitseigenarten verändern will, darf sich nicht herausreden. Die Entschuldigung für eigene Mängel ist eine »Lieblingssünde« von Christen und Nichtchristen. Schon bei Adam und Eva im Paradies begann das Versteckspiel. Beide redeten sich heraus. Keiner von beiden hielt den Kopf für den Ungehorsam hin. Seit dem Sündenfall gehören Ausreden, Selbstrechtfertigungen, Projektionen (Schuld auf andere schieben) und Rationalisierungen (Begründungen, die uns schützen sollen) zum Verhaltensrepertoire der »gefallenen Schöpfung«.

Wer auf Gott hört und mit seiner Hilfe an einer Kurskorrektur arbeitet, wird diese »Falle« im Auge behalten. Wie lauten solche Ausreden?

 »Ich bin eben so, wie ich bin!«

 »Meine Charakterstruktur habe ich vererbt bekommen!«

 »Gott hat mich so gewollt, oder etwa nicht?«

 »Ich kann nicht heraus aus meiner Haut!«

 »Ihr müsst mich so nehmen, wie ich bin!«

Wer so denkt und handelt, wird hartnäckig an seinen Fehlern und Schwächen festhalten und kann sich und anderen das Leben schwer machen.

Denkanstoß Nr. 3:

Wir beten konkret!

In der therapeutischen Seelsorge erleben wir nicht selten »verrückte Dinge«. Greifen wir den letzten Punkt aus dem Denkanstoß Nr. 2 auf. Ein Christ ist der festen Überzeugung, er könne nicht aus seiner Haut. Gott habe ihn so und nicht anders gemacht. Es sei ihm darum unmöglich, bestimmte Persönlichkeitsmerkmale, die im Zusammenleben Komplikationen hervorrufen, abzulegen. Gleichzeitig betet er aber,

 dass Gott bei anderen diese Persönlichkeitsveränderungen bewerkstelligt,

 dass Gott beim Partner, bei den Kindern oder anderen Personen ein Wunder vollbringt,

 dass Gott auch in ihm etwas verändert, das er selbst für unveränderbar hält.

Hinterfragt man diese Gebete genau, wird deutlich, dass viele dieser Christen das Gebet als fromme Rechtfertigung ansehen, im Tiefsten aber an der Erfüllung zweifeln. Sie besänftigen Schuldempfindungen mit Gebeten, beruhigen ihr Gewissen und lassen alles beim Alten.

Eigentlich wollen sie ja auch keine Veränderung, weil die verborgenen Motive oder Ziele ihrer Verhaltensmuster unangetastet bleiben sollen.

Der Teufel müsste ein blutiger Anfänger sein, wenn er es nicht fertig brächte, ernsten Christen zu einem solchen Selbstbetrug zu verhelfen. Wer hingegen die verborgenen Ziele seines Verhaltens erkennt, kann sie konkret ins Gebet nehmen und Gott daran arbeiten lassen.

Denkanstoß Nr. 4:

Wir wollen die verborgenen Ziele erkennen!

Mit der Einsicht, an den inneren und zwischenmenschlichen Problemen zu arbeiten, ist ein weiterer Schritt verbunden. Es geht darum, die unbewussten und in der Regel nicht verstandenen Ziele dieser problematischen Verhaltensmuster zu erkennen.

Im Alten Testament heißt es in den Sprüchen: »Der Mensch hält alles, was er tut, für richtig; Gott aber prüft die Beweggründe« (Sprüche 16,2). Im Klartext heißt das:

 Wir rechtfertigen uns,

 wir reden uns heraus,

 wir verstehen es, uns reinzuwaschen,

 wir sehen als richtig an, was wir uns angewöhnt haben.

Gott stellt sich uns in den Weg. Er prüft unsere Rechtfertigungen. Er nimmt die Beweggründe und Motive unter die Lupe. Um uns selbst und unseren Motiven auf die Spur zu kommen, helfen vielleicht folgende Fragen weiter:

 Wozu tue ich das?

 Was will ich mit dieser Einstellung erreichen?

 Wer reagiert wie und auf welche Weise auf meine Strategien?

 Wann setze ich diese problematischen Muster ein?

 Wo demonstriere ich Überlegenheit, Rechthaberei, Macht, Zwang, Manipulation, Vergeltung, Hilflosigkeit, Schwäche oder Erpressung?

 Welche fehlerhaften und sündhaften Ziele erkenne ich selbst?

 Welche Sünde verdeutlicht meine Persönlichkeitsstruktur am ehesten?

Können wir eine oder zwei negative Verhaltensweisen präzise benennen, dann können wir sie auch konkret ins Gebet nehmen. Ein Umwandlungsprozess kann beginnen.

Denkanstoß Nr. 5:

Gott schenkt Wollen und Vollbringen!

Im Philipperbrief wird die Veränderung in der Kraft Gottes hilfreich formuliert:

»Arbeitet an euch selbst in der Furcht vor Gott, damit ihr gerettet werdet! Ihr könnt es, denn Gott gibt euch nicht nur den guten Willen, sondern er selbst arbeitet an euch, damit seine Gnade bei euch ihr Ziel erreicht« (Phil. 2, 12.13).

Deutlich wird hier der eigene Wille und die eigene Arbeit an der Persönlichkeit angesprochen. Dieses Wollen wird gestärkt und belohnt. Gott ist mit seinem Geist am Werk, damit wir aus ihm und in ihm leben und eine Gesinnungsänderung auf vielen Gebieten Frucht bringt.

Therapeutische Seelsorge deckt fragwürdige Motive, lieblose Interaktionsmuster, sündiges Denken und Schuld im Umgang mit Mitmenschen auf. Wer dann Sünden erkennt und bekennt, der erfährt auch eine Befreiung von schlechten Gewohnheiten und problematischen Denkmustern.

Denkanstoß Nr. 6:

Gott hat Geduld mit uns!

Es gibt Veränderungen, die sich von heute auf morgen durchschlagend auswirken. Die Erkenntnis von Schuld und das Bekenntnis vor Gott verändern Menschen radikal. Eine einschneidende Umgestaltung ist sichtbar.

Es gibt aber auch viele Persönlichkeitsveränderungen, die Monate und Jahre in Anspruch nehmen. Rückfälle gehören zur Tagesordnung. Der viel zitierte »alte Adam«, der durch »tägliche Reue und Buße ersäuft werden muss«, wie der Reformator Luther beschrieb, ist ein zäher Bursche. Er erwacht immer wieder zu neuem Leben und tyrannisiert unseren Alltag. Martin Luther charakterisiert diesen »Schweinehund« so: »Sieh an, das Biest kann schwimmen!«

Bestimmte Gewohnheiten und Erfahrungsmuster sind so feste Bestandteile unserer individuellen Persönlichkeit geworden, dass wir sie brauchen wie das tägliche Brot. Wir wollen sie gern ablegen und können gleichzeitig nicht auf sie verzichten. Wir wollen sie korrigieren und sind doch an sie gebunden. Jesus fragt nicht umsonst einen Langzeitkranken: »Willst du gesund werden?« Gesundheit und ganzheitliche Heilung verlangen ein rückhaltloses Ja zur Veränderung. Jede Einschränkung dieser Willensentscheidung stellt eine Umkehr in Frage.

Paulus weiß um diesen inneren Kampf, wenn er schreibt: »Denkt daran, wie ihr euch früher bewährt habt, gleich nachdem ihr die Wahrheit kennen gelernt hattet. Damals musstet ihr einen langen und harten Kampf bestehen … Werft euer Vertrauen nicht weg; denn eine große Belohnung wartet auf euch, wenn ihr treu bleibt. Ihr müsst standhaft bleiben und tun, was Gott will« (Heb. 10,32.35–36).

Typen und Temperamente

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