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2.2 Welche Erfahrungen haben wir gemacht?
ОглавлениеDrei Verhaltensmuster oder Grundhaltungen haben im menschlichen Leben eine große Bedeutung: Angst, Vertrauen und Hoffnung. Auch unsere Erfahrung wird von diesen drei Faktoren bestimmt. Jeder von uns hat Angst, Vertrauen und Hoffnung erlebt, sie verarbeitet und in sein Lebenskonzept eingebaut. Betrachten wir sie im Einzelnen einmal näher: Angst »hat« man nicht nur, Angst kann auch benutzt werden. Angst ist ein Gefühl, das in Dienst gestellt wird. Ebenso ist es mit Vertrauen und Hoffnung.
Alle drei Muster sind sozusagen Werkzeuge, die von uns zur Lebensbewältigung eingesetzt werden. Diese Werkzeuge können positiv genutzt oder missbraucht werden.
Von der Mutterbrust an lernt ein Säugling, was Angst, Vertrauen, Urvertrauen und Hoffnung beinhalten. Er zieht Schlüsse und geht entsprechend damit um. Jeder Mensch hat mit diesen Grundhaltungen Erfahrungen gemacht. Verdeutlichen wir uns das an Beispielen:
Da ist ein kleines Kind, das gelernt hat, sich mit Angst durchzusetzen. Angst ist ein Mittel, auf das seine Mutter am stärksten reagiert. Die Folge davon ist:
Die Mutter schützt das Kind,
die Mutter entschuldigt das Kind,
die Mutter verteidigt das Kind.
Die Konsequenz für das Kind ist: Jetzt darf es im Schlafzimmer der Eltern schlafen. Es verhindert, dass Vater und Mutter abends ausgehen können. Geschickt versteht es, sich vor bestimmten Aufgaben zu drücken. Unbewusst, nicht boshaft, hat das Kind seine Eltern trainiert: Mit Angst regiere ich meine Familie. Auch im späteren Leben wird dieser Mensch Angst erfolgreich einsetzen.
In der Schule wird Angst in Form von Hilflosigkeit eingesetzt. Die Mutter muss einige Stunden mit dem Kind oder für das Kind Aufgaben lösen. In der Ehe wird Angst in Form von Platzangst eingesetzt. Der Partner darf den anderen nicht allein lassen. Überallhin muss er ihn begleiten. Die Angst erlaubt ihm keine selbstständigen Schritte mehr.
Im Alter kommt oft Verlassenheitsangst vor. Die Angehörigen dürfen nicht verreisen, dürfen sich nicht weit und nicht lange Zeit entfernen.
Vertrauen ist ebenso ein Verhaltensmuster, das im zwischenmenschlichen Umgang verschieden eingesetzt wird. Das eine Kind geht vertrauensvoll auf Menschen zu, es packt zuversichtlich Lebensaufgaben an, es beteiligt sich ohne Angst und voller Vertrauen im Unterricht. Später, als Erwachsener, vertraut es seinen Freunden, seinen Mitmenschen, seinen Mitchristen und lässt sich trotz Enttäuschung nicht beirren. Es heiratet und setzt Kinder in die Welt. Auch im Glauben lässt sich dieser Mensch nicht irre machen, er glaubt an Gottes Güte und Liebe.
Mit der Hoffnung ist es ähnlich. Hoffnung ist ebenfalls ein Verhaltensmuster, das man lernen muss. Hoffnung ist nicht in erster Linie eine Eigenschaft, die angeboren ist.
Hoffnung muss erfahren,
Hoffnung muss gelernt,
Hoffnung muss trainiert werden.
Hoffnung ist in erster Linie eine Haltung, eine Gesinnung und kein Gefühl. Hoffnung ist ein Wagnis, das Menschen im Vertrauen auf Gott riskieren oder sein lassen.