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Der Traum und das Unbewusste

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Träume steigen aus dem Unbewussten hoch. Was heißt das eigentlich? Die Tiefenpsychologen sprechen übereinstimmend vom Unbewussten, doch es gibt Unterschiede in der Bewertung dieses menschlichen Bereichs. Die meisten gehen davon aus,

 dass das Unbewusste durch Verdrängung entstanden ist;

 dass verdrängte sexuelle Impulse, die dem Über-Ich (dem Gewissen) unangenehm sind, ins Unbewusste gerutscht sind;

 dass diese verdrängten Impulse dem Bewusstsein entrissen, aber noch in der Erinnerung vorhanden sind. Sie sind nicht ausgelöscht und können in Träumen, verkleidet in Bildern und Symbolen, wieder an der Oberfläche erscheinen;

 dass eine Grenzziehung zwischen Bewusstem und Unbewusstem fast unmöglich ist.

Die Vorstellung der Individualpsychologie Adlers ist eine andere. Er grenzt das Unbewusste nicht scharf gegen das Bewusste ab. Aufbauend auf Adler lässt sich über das Unbewusste Folgendes sagen:

 Der Mensch ist eine unteilbare Einheit. Seelisches und Körperliches, Unbewusstes und Bewusstes gehen nahtlos ineinander über. Die Aufspaltung wird dem Menschen nicht gerecht. Auch die Bibel lässt diese künstliche Aufteilung nicht zu.

 Das Unbewusste ist kein Ort, kein unheimlicher Dschungel, kein gefüllter Raum mit verdrängten und abgestellten Gedanken und Wünschen.

 Der Mensch denkt, fühlt und handelt im Sinne seines Lebensstils. Das heißt, er lässt Dinge, die ihm angenehm erscheinen, vor dem Bewusstsein zu, andere Dinge, die ihm unlieb sind, denen er ausweicht, lässt er im so genannten Unbewussten verschwinden.

 Wir haben uns so an die Unterscheidung zwischen Bewusstem und Unbewusstem gewöhnt, dass wir in der Tat an zwei verschiedene Bereiche glauben. Im Prinzip gibt es sie nicht. Nach Freud ist das Unbewusste das Verdrängte. Da für Adler im Gegensatz zu Freud das Ich keine Instanz neben Es und Über-Ich ist, sondern gleichbedeutend mit der Person, lehnt er den Gegensatz zwischen bewusst und unbewusst ab. Das Unbewusste meint nach unserer Sicht nicht versteckte Winkel unserer Seele, sondern Teile des Bewusstseins, die wir nicht verstanden haben.

 Das Unbewusste ist also das Nicht-Zugelassene, das Vergessene, das Ausgeblendete, das dem Lebensstil nicht entspricht. Das Unbewusste ist die unverstandene Seite unseres Lebensstils; die unverstandenen Lebens-Grundüberzeugungen, Selbstannahme, Beziehungs- und Umgangsmuster verkörpern den Lebensstil. Dieser Lebensstil bleibt den meisten Menschen unbewusst bzw. unverständlich.

 Der Lebensstil als unbewusster Lebensplan verfolgt Zwecke und Ziele, die dem Bewusstsein weitgehend unbekannt sind. Der Mensch verhält sich so, als ob er über seine Ziele bestens informiert ist.

 »Der Mensch weiß mehr, als er versteht!« (Dies war ein Lieblingssatz Adlers.) Der Mensch weiß unermesslich viel über sich zu berichten, auch im Traum. Aber er versteht es nicht. Seine verborgenen Absichten sind ihm unbewusst. Er kann dieses Wissen verstehbar machen. Mithilfe eines Seelsorgers oder Beraters kann er diese verborgenen Schätze ins Licht des Bewusstseins heben.

 Das Unbewusste ist also das Unerkannte, Unverstandene, Unverdaute und Ungeklärte. Das Unbewusste ist nicht die schweinische Rumpelkammer unserer Persönlichkeit, wo beschämende Wünsche und unsaubere Begierden verstaut werden.

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